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Bio-Marktumfrage

Umfrage Bio-Rohstoff- und -Handels-Preisentwicklung 2022

Die Ergebnisse zeigen interessante Einblicke

bioPress konnte in seiner Online-Umfrage einen Blick auf die Stimmung im Biomarkt werfen. Die Beteiligung war bei der Anzahl der Angesprochenen bescheiden. Aber das kann sich ja bei weiteren Fragerrunden ändern. Die Zahlen ergeben dennoch ein Stimmungsbild.

Die MArktbeteiligten wurden im August und September gefragt nach der Umsatzentwicklung im Einzelhandel, nach der Preisentwicklung bei Rohstoffen, Verpackungen, Transport, Logistik und der Produkt-Preisentwicklung.

Außerdem gab es Fragen über den Umgang der Handelspartner mit den Lieferanten und die Lust auf Neueinlistungen. Und zum Schluss sollte noch die Verteilung auf die unterschiedlichen Absatzwege beleuchtet werden.

Es gab einige wenige Ausrutscher, denen man die Unglaubwürdigkeit ansehen konnte. Antworten wie 1,2,3,4,5 wurden heraus gerechnet. Ob es professionell ist oder nicht, offensichtlich nicht glaubwürdige Angaben einfach heraus zu nehmen, ist mit unserer noch geringen Umfragen-Erfahrung nicht ganz klar. Die Autoren der Umfrage haben sich dennoch an eine Interpretation der Antworten gewagt.

Wer liefert an wen und wie hoch sind die Umsatzanteile

Weniger als 20 Prozent der Teilnehmer hatten nur einen Absatzweg, also beispielsweise 100 Prozent Fachhandel oder GV. Weitere 20 Prozent bedienen alle Absatzwege, nach denen die Teilnehmer befragt wurden.  Acht von Zehn Befragten bedienen mehr als einen Absatzweg.

Im Einzelnen waren die durchschnittlichen Umsatzanteile im Naturkostfachhandel 54%, im Lebensmittelhandwerk 23%, bei den Nahversorgern 12%, den Lieferdiensten 6%, im LEH 14%, im SEH 20%, bei den GV 40% und für Private Label 12%. 

Die meisten Teilnehmer (71%) gaben an, auch den Fachhandel zu beliefern, davon die Hälfte mit mehr als 80 Prozent Anteil. Das Lebensmittelhandwerk beliefern 43 Prozent, die Nahversorger 36 Prozent, die Lieferdienste 35 Prozent, den LEH 43 Prozent, den SEH 50 Prozent, Großverbraucher (GV) 43 Prozent und für Private Label produziert jeder zweite der Befragten.

Verhalten bei Neueinlistungen und Erfahrungen mit dem Handel

Bei den Neueinlistungen ergeben sich fast ausgeglichene Werte: Mit klarem Nein antworteten im Durchschnitt aller Befragten 32 Prozent, Schwierig 39 Prozent und mit ja 29 Prozent. Das Lebensmittelhandwerk ist bei den Ablehnungen am schlechtesten weg gekommen (50% Nein), sonst waren die Meldungen ausgeglichen (30% bis 33%), der SEH und GV sind mit jeweils nur 20 Prozent Ablehnern am positivsten gestimmt.

Schwierig sind Einlistungen bei den meisten mit 40 bis 44 Prozent, einen Ausrutscher nach oben mit 50 Prozent gab es beim Fachhandel und zwei nach unten beim Handwerk mit 33 und GV mit 20 Prozent.

Interessant sind natürlich die Ergebnisse bei den befragten Einlistungen. Hier schwanken die Erfahrungen am stärksten. Den geringsten Wert mit nur 8 Prozent Ja-Sagern war beim Handwerk zu vezeichnen, gefolgt vom Naturkostfachhandel, der mit 17 Prozent wenig Lust an neuen Produkten hat. Wahrscheinlich liegt das an der bereits vorhandenen Sortimentbreite und -tiefe. Mit je 22 Prozent zeigen sich auch Lieferdienste und der LEH wenig begeistert von Neuem. Dann steigt das Interesse bei Nahversorgern auf 30 Prozent, das der Selbstständigen Lebensmittelkaufleute auf 40 und im GV auf 50 Prozent.

Nimmt man die Nahversorger und den SEH zusammen, erscheinen sie als die offensten Interessenten für Neueinlistungen im Handel. Der hohe Wert bei den Großverbrauchern überrascht weniger, beginnen die doch gerade erst mit dem vermehrten Einsatz von Bio. Sie haben also einen hohen Nachholbedarf.

bioPress fragte auch nach der Beurteilung der Preisverhandlungen. Es gab bei der Benotung von 1 bis 6 Werteausrutscher, die als Sympathie- / Antipathiebewertungen erkannbar waren. Einmal ein Durchschnittswert eines Teilnehmers von 1,67 für dennree, alnatura und Biogroßhandel und einmal eine glatte 6 für Rewe, Kaufland, Dohle/Hit. Womit die Bewertungsspanne zwischen 1,67 und 6 bereits gezogen wäre.

Um keinem der Absatzwege bei dem geringen Teilnehmerpotenzial ungerecht zu werden, fassen wir drei Bewertungskategorien zusammen. Die Durchschnittsnoten von unter 3, über 3 und über 4. Benotungen besser Zwei gab es einige, wie auch Fünfen und Sechsen. Wir geben hier die Durchschnittswerte aller Antworten wieder.

Mit der Durchschnitts-Bestnote von 2,22 schnitt der Naturkostgroßhandel ab, gefolgt von Aldi und Lidl, was die größte Überraschung ist. Im Mittelfeld tummeln sich (in der Reihenfolge der Wertungen) Dennree, Netto, Wasgau, Drogerie Müller, Globus, penny, dm, Alnatura und Buenting. Abgeschlagen in den Sympathiewerten sind Kaufland, Edeka und Dohle /Hit gleich auf, dann Rossmann und Rewe.

Preis-Entwicklung

Bei den Preisen waren Erhöhungen und mögliche Senkungen gefragt. Vorweg: Die Umfrage ergab keine einzige Preissenkung. Die 
Antworten zeigten keine allzu starke Schwankungen. Eine 999 bei der Steigerung im Transport haben wir auf den Wert 100 gekürzt. Uns erschien die Wertangabe unrealistisch. Die Antwort war allenfalls der Ausdruck allergrößter Enttäuschung.

Die fünf Kategorien geben wir hier in der Reihenfolge der durchschnittlich angegebenen Höhe wieder: Logistik mit 15 Prozent plus, gefolgt vom Verkaufspreis mit 21 Prozent, den Kosten der Verpackung mit 25 Prozent und dem Transport mit 27 Prozent. Mit den größten Preissteigerungen von durchschnittlich 30 Prozent waren die Rohstoffe dabei.

Die Antworten im einzelnen schwankten auch hier deutlich von 6 Prozent bis 39 Prozent. Der Durchschnittswert lag bei plus 24 Prozent über alle befragten Kategorien hinweg. Nimmt man die durchschnittliche Erhöhung der Verkaufspreise in Höhe von 21 Prozent, dann zeigt das, dass bisher scheinbar nicht die gesamten Kostensteigerungen auf die Verbraucher abzuwälzen waren.

Unsere Umfragerunde betraf nicht das reine Eigenmarkengeschäft. Die Antworten bei der Umsatzentwicklung konzentrierten sich auf vier von 6 Kategorien: LEH, SEH, Fachhandel und Direktvermarktung. Für die Industrie (+50%) und Gastronomie (+10 %) gab es zu wenige Antworten, so dass allenfalls ein Aufwärtstrend mit schwacher Aussagekraft zu erkennen ist.

Bestätigt hat sich der Abwärtstrend beim Fachhandel. Unsere Umfrage ergab einen Wert von 10,55 Prozent weniger Umsatz. Auch der LEH hat Federn gelassen mit minus 2,5 Prozent. Zulegen konnte scheinbar der SEH mit 4,75 Prozent und der Direktabsatz mit 20 Prozent. Der Run auf die Diskounter konnte mit dieser Umfrage nicht nachvollzogen werden, weil nach deren Werten nicht gefragt wurde.

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