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Mehr Vielfalt bei pflanzenbasierten Lebensmitteln!

Es fehlt an Auswahl und an Kundenkommunikation jenseits von vegan & Co.

Mehr kulinarische Vielfalt und eine bessere Verfügbarkeit pflanzenbasierter Lebensmittel, vor allem im vertrauten Supermarkt – das wünschen sich die Kunden laut einer europäischen Verbraucherumfrage. Gleichzeitig seien vertrauenswürdige Informationen zu schwer zu bekommen und das übliche Marketing gehe an der großen Gruppe der Flexitarier vorbei.

Das sind erste Ergebnisse einer Studie zu Einstellungen und Informationsbedürfnissen von Konsumenten zu pflanzenbasierten Lebensmitteln, koordiniert vom Forschungszentrum für Bioökonomie der Uni Hohenheim. In ihr sollen die entscheidenden Faktoren für Kaufentscheidungen bei pflanzenbasierten Lebensmitteln untersucht werden, genau wie der Informationsbedarf von Verbrauchern in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Polen.

Boom bei pflanzenbasierten Lebensmitteln – aber keine Vielfalt

Der Markt der pflanzenbasierten Lebensmittel boomt und ein Ende des Wachstumstrends sei nicht abzusehen. Doch der Studie nach gibt es noch viele Wünsche bei den Verbrauchern: Es werde eine größere Vielfalt erwartet – nicht nur an Zutaten und Fertigprodukten. Neben mehr Imitaten sollten auch mehr eigenständige neue Lebensmittel auf den Markt kommen, die dabei deutlich stärker Nachhaltigkeits- und Gesundheitsaspekte berücksichtigen.

Zurzeit sei das Angebot an pflanzlichen Milchalternativen am vielfältigsten, doch auch hier fehle es zum Beispiel an einer größeren Auswahl an Käsealternativen. Bei den pflanzlichen Fleischalternativen wird die Vielfalt zumindest von den befragten Fachleuten als mittel bis gering eingestuft. Hier prägten vor allem Burger-Patties und Geschnetzeltes sowie Wurstwaren das Angebot. Eher eintönig sei das Angebot vor allem bei Würstchen, Fleisch- und Schinkenalternativen, auch gebe es wenig länderspezifische Rezepturen.

Genauso würden pflanzenbasierte Alternativen für Eier und Fisch vermisst.
Fachleute erwarten der Umfrage nach für die Zukunft viele Verbesserungen und Änderungen, etwa einen stärkeren Fokus auf Bio- und Regionalprodukte. Sie gehen auch von einer starken Verbesserung der sensorischen und geschmacklichen Qualität aus.

Mehr Wissen gefragt

Die Studie zeigte auch einen hohen und vielfältigen Bedarf an Informationen rund um pflanzenbasierte Lebensmittel auf. Dabei gelten bei den Verbrauchern als glaubwürdige Informationsquellen vor allem staatliche oder wissenschaftliche Einrichtungen. Und die Verbraucher wollen mit Informationen dort abgeholt werden, wo sie sich bereits aufhalten: Im Internet, den sozialen Medien, in Apps oder am Point of Sale, also im vertrauten Lebensmittelmarkt vor Ort.

Gründe gegen pflanzenbasierte Lebensmittel seien zum Beispiel neben zu hohen Preisen auch fehlendes Wissen um die Zubereitung. Dazu befürchten die Kunden gerade bei Fleischalternativen, die versuchen das Original zu imitieren, einen zu hohen Verarbeitungsgrad und zu viele Zusatzstoffe – eine Sorge, die Experten für berechtigt halten.

Dabei ist gerade der Wunsch, sich gesund zu ernähren, ein wichtiger Grund für den Kauf pflanzenbasierter Lebensmittel. Nahrungsmittel-Intoleranzen spielen eine Rolle, die gewünschte Reduktion von Übergewicht oder einfach eine Förderung des individuellen Wohlbefindens. Dazu kommt der Wunsch nach Nachhaltigkeit, es würden Tier-, Umwelt- und Klimaschutzmotive genannt.

Flexitarier fühlen sich nicht angesprochen

Werbung für pflanzenbasierte Lebensmittel findet sich passend zu ihrem wachsenden Marktanteil immer häufiger, doch es sei noch Luft nach oben bei der Vermarktung der Produkte. Vor allem die große Zielgruppe der Flexitarier werde aktuell nicht erreicht. Viele Menschen, die ihre Ernährung nachhaltig gestalten und darum den Konsum tierischer Produkte reduzieren wollten, fühlten sich von der auf Veganer und Vegetarier ausgerichteten Werbung nicht angesprochen.
Elke Reinecke

 

Was sind pflanzenbasierte Lebensmittel?
In der Studie sind mit pflanzenbasierten Lebensmitteln alle Produkte gemeint, die rein pflanzlichen Ursprungs sind, jedoch tierischen Lebensmitteln, wie beispielsweise Fleisch, Milch, Eier oder anderen Produkten, in Textur, Geschmack oder Aussehen ähneln und diese ersetzen sollen. Darunter fallen unter anderem Milchalternativen wie Haferdrinks und andere pflanzenbasierte Drinks oder Fleischalternativen wie Sojageschnetzeltes und Burger Patties. Unverarbeitete oder wenig verarbeitete Produkte wie Obst- und Gemüse und deren Verarbeitungen zählen nicht zu den pflanzenbasierten Lebensmitteln.

 

Projekt The V-Place
In dem Kommunikationsprojekt ‚The V-Place - Enabling consumer choice in Vegan or Vegetarian food products‘ nimmt eine zweistufige europäische Verbraucherstudie die entscheidenden Faktoren für die Kaufentscheidung bei pflanzenbasierten Lebensmitteln unter die Lupe. Gleichzeitig wird der Informationsbedarf der Verbraucher aus sechs europäischen Ländern ermittelt.
Begleitet wird das Projekt mit Hintergrundartikeln und Social-Media-Aktionen in Kooperation mit der EIT Food Web-Plattform FoodUnfolded, wo Informationen und Unterhaltung rund um das Thema Lebensmittel und Ernährung geboten werden.
Kooperationspartner sind unter anderem die Universitäten Hohenheim, Aarhus, Turin, die Unternehmen Danone und Doehler sowie die Nichtregierungsorganisation ProVeg International.
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