Ausland
Bio-dynamisch und einzigartig
Wein als kleiner Teil eines kompletten Bauernhofes

Auf nur 200 Hektar wird beim chilenischen Weingut Valdeperillo nicht nur Wein angebaut. Mit dem zusätzlichen Viehbestand hält sich der Besitzer Rodrigon Torre an den Demeter-Grundsatz der Kreislaufwirtschaft.
„Bienensterben? Nie gehört“, sagt Arturo Labbe, Weinbauberater in Chile. Er weiß nur, was Roundup ist, und das ist tabu für ihn. Neo-Nikotinoide kennt er nicht. Labbe koordiniert zehn bio-dynamisch arbeitende Weingüter. Valdeperillo ist eines davon.
Der 200 Hektar große Hof ist ein bio-dynamischer Betrieb mit einem Weinberg, Rindern, Pferde, Schafen und Hühnern. Ganz nach der Lehre Rudolf Steiners, mit Vieh als notwendigem Teil eines landwirtschaftlichen Betriebs. Telekommunikationsingenieur Rodrigo kaufte 2012 als Quereinsteiger das Gut. Zur Begrüßung schenkt Patron Rodrigo Torre ein Cuvée aus Syrah und Malbec ein, den beiden Sorten die auf Valdeperillo wachsen.
Für Rodrigo ist der Kompost der wichtigste Teil des Hofes: „Kompost ist der Beginn. Er bringt das Alte zurück in den Kreislauf des Lebens und formt etwas Neues daraus“, sagt der Gutsbesitzer. 60 Kräuter baut der bio-dynamische Landwirt an, die er für die bio-dynamischen Präparate braucht. Die dann auf den Feldern versprüht werden.
Wachstum mit Maß
2013 pflanzte er auf zwei Hektar Reben. „Wir werden uns vergrößern mit der Zeit. Aber mehr als fünf, sechs Hektar sollen es nicht werden“, blickt Rodrigo in die Zukunft. Das Gut liegt 30 Kilometer entfernt der Pazifik-Küste und bekommt am Abend die kühle Ozean-Luft. Das schafft ein Mikroklima mit breitem Temperatur-Fenster, das dem Wein ein einzigartiges Geschmacksprofil verleiht.
2016 war die erste Lese. Alles wird noch von Hand gemacht. Geerntet wird bei Nacht mit Stirnlampe. Aber nicht aus biologisch-dynamischen Gründen. Bei Tag sind die Trauben zu heiß zum Keltern und umschwärmt von Bienen. „Man kann bei Tag nicht arbeiten bei der Plage von Bienen“, klärt Labbe auf.
Das Weingut liegt am Hang. Unweit davon ist die Kellerei. Die zwei Gebäude mit Kelter und Lager sind Neubauten, wie ihnen unschwer anzusehen ist. Hier werden die Trauben zu Wein veredelt. Der bio-dynamische Wein muss selbst zünden, die Gärung erfolgt spontan. Reinzuchthefen sind bei dieser Methode, im Unterschied zum Rest der Wein-Welt, nicht vorgesehen. Die Eigengärung der Trauben birgt Gefahren, bringt aber auch eigenständige Weine hervor.
Lagerung im Barrique
Während der Gärung lagert der Wein einige Wochen in einem ovalen Fass. Es ist unten breiter als oben. Unten wird der Wein wärmer und steigt nach oben, so dass er in Bewegung bleibt und das Aroma des Sediments im gesamten Inhalt des Fasses gleichmäßig verteilt wird.
Ausgebaut wird im Barrique, dem 225 Liter Eichenfaß, ganz in der französischen Tradition. Am Ende steht die Cuvée aus Syrah und Malbec. Je nach Jahrgang wird in unterschiedlichem Verhältnis gemischt und abgefüllt. Nach der Lagerung in der Flasche gelangt er zum Kunden.
Anton Großkinsky