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Bio aus der Ukraine

Hürdenlauf auf der Zielgeraden

Bio aus der Ukraine © Tom Kagawa, SECO

Die Entwicklung der Ukraine zu einem wichtigen Herkunftsland für Biorohstoffe gestaltet sich als langfristiges Projekt mit großen Herausforderungen - und zukunftsweisendem Potential für ganz Osteuropa.

Das FiBL fördert seit einigen Jahren das Bewußtsein zum Thema Bioproduktion in der Ukraine mit der Organisation von Konferenzen zum Thema Organic Integrity. Auch der Austausch zwischen Behörden der EU, EU-Mitgliedsstaaten und der Ukraine ist ein Teil der Zusammenarbeit sowie die Unterstützung europäischer Behördenvertreter in 2018 bei einer Reise in die Ukraine, die sich ein eigenständiges Bild über Produktion, Lagerhaltung und logistische Prozesse im Biolandbau machen wollten.

Dies vor dem Hintergrund von Bio-Betrugsfällen, mit denen die Ukraine vor einigen Jahren für Schlagzeilen sorgte. Von Seiten der EU wurden mit der Einführung der Import-Guidelines für Bioprodukte die Kontrollmaßnahmen für Importe aus der Ukraine verschärft. Dazu gehören zusätzliche unangemeldete Kontrollen auf allen Exportbetrieben, Proben auf Rückstände bereits auf dem Feld und eine doppelte Beprobung von Export-Lots vor Ausfuhr der Ware und nach Einfuhr der Ware in die EU.

Der FiBL-Mitarbeiter Toralf Richter wirkt als einer der FiBL-Verantwortlichen seit einigen Jahren an den Ukraine-Projekten mit. Nach seiner Einschätzung zeigen die getroffenen Sicherheits-Maßnahmen positive Resultate: „Aus Sicht des FiBLs  haben vor allem die unangemeldeten Kontrollen und eine frühzeitige Beprobung von Pflanzen während der Vegetationszeit eine wichtige Wirkung, um die Spreu vom Weizen zu trennen.“

Gute Kontakte und verlässliche Bio-Regelwerke

Toralf Richter betont die Bedeutung guter persönlicher Kontakte vor Ort: „Der Produzent und nicht nur der Händler sollte persönlich bekannt sein und durch mehrjährige erfolgreiche Exporttätigkeit seine Integrität und sein Qualitätsbewusstsein unter Beweis gestellt haben.“ Importeure können einen Erstkontakt zu Exporteuren und Service-Providern auf der Biofach oder auf einer der zahlreichen Biotagungen in der Ukraine suchen. Zu beobachten ist auch, dass einzelne exportorientierte DienstleisterInnen in der Ukraine exklusiv mit einzelnen Importeuren zusammenarbeiten.

Entscheidend für die Biovermarktungsfähigkeit ist jedoch letztlich die verlässliche und sichere Bio-Qualität. Richter zählt die wichtigsten Punkte auf: „Die Zertifikate von exportierenden Betrieben sollten auf Richtigkeit und Aktualität überprüft werden, zum Beispiel durch Rücksprache bei der entsprechenden Kontrollstelle oder bei einem Blick auf die Zertifikatedatenbank bioC.“

Der erfolgreiche Biohandel mit der Biobranche in der Ukraine besteht demnach in der Verbindung von guten persönlichen Kontakten und professionellen Zertifizierungsabläufen. Genau hier wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt dank der FiBL-Begleitung entscheidende Fortschritte gemacht. Toralf Richter zeigt auf, wo die relevanten Informationen erhältlich sind: „Die Kontrollstelle Organic Standard hat eine Liste mit glaubwürdigen und kompetenten Dienstleistern in diesem Bereich herausgegeben. Importeure können entsprechende Informationen dort einsehen oder bei den Kontrollstellen erfragen.“

Eine große Hürde stellt noch immer die mangelhafte Rechtssicherheit dar. Im Gegensatz zur EU und den meisten wichtigen Bioexportländern fehlt bisher eine gesetzliche Regelung für Bioprodukte in der Ukraine. Hier ist nun endlich ein Ende des Tunnels absehbar. Nach zehn Jahren Arbeit am Gesetz scheint nun der Durchbruch nahe. Das Biogesetz wurde im Parlament angenommen, muss aber noch die Zustimmung der zweiten Kammer finden. Das sollte dieses Jahr erfolgen.

Peter Jossi

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