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Wir haben es satt

Tausende fordern neue Agrarpolitik 

Schulterschluss von Bauern und Bürgern bei der siebten „Wir haben es satt“-Demonstration in Berlin

Tausende fordern neue Agrarpolitik 
Rüdolf Bühler, Vorsitzender der BESH Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, hält eine engagierte Rede gegen Agrochemie und Agro-Imperialismus.

Berlin, 23.01.2017  |  Rund 18 000 Demonstranten sind am Samstag (21. Januar) anlässlich der Internationalen Agrarministerkonferenz in Berlin in einem Protestzug vom Potsdamer Platz vor das Brandenburger Tor gezogen. Angeführt wurde die siebte „Wir haben es satt“-Demonstration von mehr als mit 130 Traktoren, die aus dem ganzen Bundesgebiet angereist waren. Transparente wie „Land braucht Bauern“ oder „Baysanto Nein Danke“ machten die Anliegen des lautstarken Protests deutlich. Gefordert wurde eine neue Agrarpolitik, die konsequent an den Leistungen der Bauern für Umwelt- und Tierschutz ausgerichtet ist.

"Wir fordern ein Ende der Subventionen für die Agrarindustrie und den Stopp von Mega-Fusionen im Agrar­sektor. Stattdessen brauchen wir Anreize für Bauern, die Tiere besonders artgerecht halten und umwelt­schonend wirtschaften", sagt Jochen Fritz, Sprecher des "Wir haben es satt!"-Bündnisses, dem mehr als 100 Organisationen aus Landwirtschaft, Imkerei, Natur-, Tier- und Verbraucherschutz, Entwicklungsorga­nisationen und dem Lebensmittelhandwerk angehören. Fritz weiter:

"Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt muss endlich dafür sorgen, dass die bäuerlichen Betriebe vom gesellschaftlich gewollten Umbau hin zu einer ökologischeren, tierfreundlicheren Landwirtschaft profitieren. Herr Schmidt darf nicht noch mehr Zeit verlieren und muss Agrarpolitik für Bauern statt Agrarindustrie machen!" Außerdem fordern die Demonstran­ten im Wahljahr unter anderem die konsequente Förderung von Bauernhöfen sowie die drastische Reduzie­rung von Pestiziden und Antibiotika.

Rund 18 000 Menschen versammeln sich vor der Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin.

Rudolf Bühler, Vorsitzender der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, eröffnete die Abschlusskundgebung mit einer engagierten Rede gegen die Machenschaften der internationalen Agrochemiekonzerne, welche Saatzucht und Tierzucht zu ihrem Geschäftsmodell machen wollten zu Lasten der bäuerlichen Landwirtschaft. „Wenn die Fusion von Bayer und Monsanto von den behördlichen Instanzen genehmigt werden sollte, wird dieses globale Monopol auf Saatgut das Ende der bäuerlichen Landwirtschaft weltweit bedeuten“, sagte Bühler und weiter: „Bauern, welche über Generationen und seit Jahrtausenden unsere Nutztiere und Nutzpflanzen entwickelt haben, werden damit auf kaltem Wege enteignet! Was bisher Allgemeingut der Menschen in den ländlichen Regionen war, kommt nun in den Besitz des imperialistischen Großkapitals!“         

Kritisiert wurde, dass aufgrund fehlgeleiteter Agrarpolitik in den vergangenen zehn Jahren mehr als 100 000 Bauernhöfe in Deutschland aufgeben mussten. Wie dem Höfesterben begegnet werden kann, zeigt die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, der sich rund 1450 Landwirte in Hohenlohe angeschlossen haben. Das starke Bündnis sichert die Existenz auch kleiner Höfe im Nebenerwerb. Die Verbraucher zahlen für die ausgezeichneten bäuerlichen Erzeugnisse höhere Preise, die den Landwirten direkt zugute kommen.
 
An der Spitze des Demonstrationszuges liefen zahlreiche junge Bäuerinnen und Bauern, die einen Hof grün­den wollen. Ihnen fehlt aber vielfach der Zugang zu landwirtschaftlich nutzbarem Boden. Julia Rupp, 26-jährige Bäuerin aus Honhardt in Baden-Württemberg, sagte: "Als junge Generation wollen wir eine Zukunft auf dem Land, uns werden aber zu viele Steine in den Weg gelegt. Wir brauchen dringend ein Agrarstruktur­gesetz, das Landkauf- und Pachtrechte bevorzugt an junge Bäuerinnen und Bauern gibt, nicht an Investo­ren. Wir müssen den Niedergang der bäuerlichen

Landwirtschaft und des Lebensmittelhandwerks aufhalten, sonst kommt es zum Strukturbruch. Unsere Lebens- und Ernährungsgrundlage lassen wir uns nicht von Ag­rarkonzernen wegnehmen!"

Die Demonstration richtet sich gegen die Agrarindustrie, nicht aber gegen konventionelle Landwirte. Seit sie­ben Jahren praktiziert "Wir haben es satt!" den Dialog zwischen Zivilgesellschaft, konventionellen und Öko-Bauern sowie Lebensmittelhandwerkern, um gemeinsam Wege für eine bäuerliche Zukunftslandwirtschaft zu finden. www.wir-haben-es-satt.de

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