Pestizidverbot
Weg von der Nadel!
Zehntausende Bauern zeigen, wie es ohne Glyphosat geht

Berlin, 12.05.2016 | Der umstrittene Herbizidwirkstoff Glyphosat soll nach Willen der EU-Kommission für weitere neun Jahre und mit nur wenigen Auflagen zugelassen werden. Voraussichtlich am 19. Mai sollen die EU-Mitgliedsstaaten über eine Zulassungsverlängerung entscheiden. Die Stimme Deutschlands könnte in Brüssel von größter Bedeutung sein
Der Totalherbizidwirkstoff Glyphosat beseitigt alle grünen Pflanzen und schädigt als Nebenwirkung viele Bodenorganismen und damit die Fruchtbarkeit sowie die Stabilität von Böden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Glyphosat als ´wahrscheinlich krebserregend´ ein. Die Europäische Chemikalienagentur und die Pestizidexperten der WHO haben ihre Bewertung zu Glyphosat noch nicht abgegeben. Bereits veröffentlichte Gutachten zu Glyphosat zeigen keine eindeutigen Ergebnisse. Heute Abend steht im Bundestag ein Antrag der Fraktion B90/Die Grünen auf der Tagesordnung, in dem sie die Bundesregierung auffordern, bei der Abstimmung in Brüssel mit nein zu stimmen. Die Regierungskoalition plant, den Antrag in die Ausschüsse zu verweisen, womit das Parlament vor der Abstimmung in Brüssel nicht mehr zum Zug käme.
„Die Landwirtschaft muss weg von der Glyphosat-Nadel und kann das auch. 25.000 Bio-Betriebe und eine große Zahl konventioneller Bauern in Deutschland zeigen, wie Pflanzenschutz ohne Glyphosat funktioniert. Bio-Bauern halten Unkräuter mit innovativen Verfahren erfolgreich ohne Risiken für Mensch und Umwelt und ohne externe Kosten im Zaum.
Glyphosat beeinträchtigt die Artenvielfalt und schädigt damit die wichtigste Ressource der Landwirtschaft. Es ist deshalb gut, dass Umweltministerin Hendricks gegen eine Zulassungsverlängerung des Unkrautvernichters stimmt.
Wer für Glyphosat stimmt, torpediert den notwendigen Umbau der Landwirtschaft Richtung Nachhaltigkeit. Im Koalitionsvertrag hatte die Bundesregierung noch angekündigt, nachhaltige Pflanzenschutzverfahren zu stärken. Ein Votum von Agrarminister Schmidt für die Zulassung des Unkrautvernichters wäre genau das Gegenteil,“ so Felix Prinz zu Löwenstein, der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).
Was der Pestizideinsatz an Folgekosten verursacht, hat das Schweizer Institut Infras in einer Pilotuntersuchung errechnet. Demnach lagen im Studienzeitraum die volkswirtschaftlichen Kosten des Pestizideinsatzes – Gesundheitsschäden, Ökosystemschäden, Regulierungsaufwand – bei 40 bis 80 % der Gesamtausgaben für Pestizide. Die Studie lesen Sie auf http://www.infras.ch/d/news/displaynewsitem.php?id=5160 und eine Zusammenfassung in der BÖLW-Broschüre „Zahlen, Daten, Fakten“ (Kapitel 10), s. http://www.boelw.de/fileadmin/Veranstaltungen/BIOFACH/ZDF/BOELW_ZDF_2016_web.pdf.
Wie Glyphosat das Bodenleben beeinflusst, lesen Sie unter anderem in der Studie „Glyphosate and glyphosate-resistant crop interactions with rhizosphere microorganisms“, Abstract auf http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1161030109000641
Mehr Infos zu Glyphosat lesen Sie im Dossier „Gentechnik & Glyphosat ("Roundup")“ des Informationsdienstes Gentechnik auf http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/gift-und-gentechnik/glyphosat-roundup-herbizide/.