ISM
Bio-Süßwaren haben einen Markt
Nachhaltigkeit und Fairtrade war ein Thema auf der ISM in Köln
Vier Tage lang war Köln die Hauptstadt der internationalen Süßwarenwirtschaft: 35.000 Einkäufer aus 150 Ländern kamen zur Internationalen Süßwarenmesse (ISM). „Nur die ISM bringt alle weltweit relevanten Marktteilnehmer aus Indu-strie und Handel in dieser Größenordnung zusammen und bestätigt damit ihre Funktion als wichtigste Drehscheibe und Plattform für die Süßwarenwirtschaft.“, bestätigt Katharina C. Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse.
Mit 1.402 Ausstellern aus 67 Ländern blieb das Ausstellungsangebot der ISM in Köln auf konstant hohem Niveau. Die Bio-Aussteller berichteten von guten Gesprächen. Die Ausrichtung war international, von Osteuropa bis China kamen Interessenten auf die Stände. Der qualitätsorientierte Handel fragt nach hochwertigen Bio-Süßwaren. Es gibt einen Markt jenseits von übersüßt, bunt und billig.
Die Trends der ISM sind vielseitig. Produkte für Verbraucher mit besonderen Bedürfnissen, wie lactose- und glutenfrei, vegan und vegetarisch sind gefragt. So war Valpiform Bio aus Frankreich mit acht Sorten glutenfreiem Süßgebäck vertreten.
Fett- und zuckerreduzierte Süßwaren spielten auf der ISM eine Rolle. Bio-Süßwarenhersteller Rösner Vertrieb aus Straubing sieht diesen konventionellen Trend kritisch. „Zuviel Zucker und zuviel Fett steht negativ im Fokus. Weniger Kalorien erreicht man durch Füllstoffe.
Durch Zucker-Austauschstoffe treibt man aber den Teufel mit Belzebub aus. Sie wirken abführend und dadurch zu Mineralienverlust im Körper“, warnt Geschäftsführer Georg Rösner vor vermeintlich gesunden kalorienreduzierten Süßigkeiten.
Bio setzt auf authentischen Geschmack durch natürliche Rohstoffe. „Wir müssen weg vom Junk-Food hin zu Produkten mit wertvollen Inhaltstoffen. Wenig Süßigkeiten mit Geschmack in kleinen Mengen genießen ist besser als große Mengen kalorienarmer Süßwaren auf Basis ungesunder Zucker-Austauschstoffe“, rät Rösner.
Fair gehandelte Süßwaren sind von immer größerer Bedeutung. Rösner Vertrieb aus Straubing setzt fair gehandelten Bio-Zucker und -Saft ein, sieht aber auch die problematischen Punkte im Fairtrade-Zertifizierungssystem.
So profitieren bei der Prozentkalkulation die nachgelagerten Handelsstufen vom Fair-Aufschlag mehr als die Urproduktion. Die Verfügbarkeit fairer Rohstoffe für die Süßwaren-Industrie ist ebenfalls noch nicht gegeben, wie Bio-Hersteller Rösner selbst schon erfahren hat.
Neben dem fairen Preis für die Bauern der dritten Welt ist die Abschaffung der Kinderarbeit ein Anliegen des Fairtrade. „Das Verhindern von Kinderarbeit ist ein zentraler Punkt. Die Fairtrade-Zertifizierung mit ein- bis zwei Kontrollen im Jahr kann die Vermeidung von Kinderarbeit weder durchsetzen noch garantieren“, sagt Rösner.
190 der insgesamt 1.400 Aussteller zeigten Bio-Süßwaren oder Knabberartikel. In Richtung Bio bewegt sich Dr. Quendt mit seinen feinen Dresdner Backwaren. Immer mehr seiner Produkte stellt das Traditionsunternehmen aus Sachsen in Bio-Qualität her. So sind die Meisterstücke hochwertige Backwaren aus Bio-Rohstoffen.
Bekannt aus der Linie ist der geschützte Dresdner Christstollen. Neue Rezepturen hat Dr. Quendt für die Dominosteine und Sahne-Nougat-Oblaten entwickelt.
Schokoladenhersteller Ecofinia war mit iChoc und der Marke Björnsted präsent. Mit der Marke Vivani ist das Unternehmen Marktführer im deutschen Naturkostfachhandel.
Schweizer Schokolade genießt einen Weltruf. Maestrani führt eine Bio-Marke für den Export und hat auf dem deutschen Markt bereits eine beachtliche Präsenz.
Die Benelux-Länder sind auf der ISM traditionell stark vertreten. Aus Belgien war zum Beispiel Dimabel mit Fairtrade und Bio-Waffeln vertreten. Süßwaren sind noch nicht so beliebt wie die Bio-Monoprodukte Obst, Gemüse, Milch oder Eier. Aber die Erkenntnis, das natürlich besser schmeckt, setzt sich auch hier langsam durch.
Anton Großkinsky