Bio-Fleisch ist ein SB-Produkt
Lieferanten erwarten wachsenden Markt
Der Verbraucher kann Bio-Rot- und Weißfleisch flächendeckend im Lebensmittelhandel kaufen. Naturkostfachhandel, Discount und LEH führen Bio-Fleisch. Der Unterschied liegt in der Sortimentsbreite und -tiefe. Die Verarbeiter sind leistungsfähig und haben sich auf einen wachsenden Markt eingestellt. Die Sortimente sind aber relativ schmal. Darum ist die Auswahl für die Fleischliebhaber gering.
Bio-Fleisch wird überwiegend in Selbstbedienung angeboten, ob im Naturkosfachhandel oder im LEH. Beim Verkauf in Bedienung ist Fleisch- und Bio-Kompetenz gefragt. Der LEH hat Fleischkompetenz, aber oft keine Bio-Kompetenz. Der Naturkosthandel hat Bio-Kompetenz, aber da fehlt dann mitunter die Fleischkompetenz.
Ein gangbarer Weg ist SB. Hier erklärt die Verpackung das Produkt. Erhältlich sind Rotfleisch vom Schwein, Rind und Kalb. Lammfleisch spielt eine untergeordnete Rolle. Beim Bio-Geflügel sind Hähnchen und Pute ganzjährig verfügbar. Gans und Ente sind Saisonprodukte.
Bio-Fleischqualität gefragt
Der qualitätsorientierte Handel muss seinen anspruchsvollen Kunden hochwertiges Bio-Fleisch anbieten. Beim aufgeklärten Verbraucher rangiert Tierschutz vor dem Preis. Die Fleischportionen auf dem Teller der Verbraucher werden kleiner: Qualität geht vor Quantität. Das alles spricht für Bio-Fleisch im Regal.
Der Discount hat natürlich die geringste Auswahl an Bio-Fleisch: Rinderhack und Gulasch bei Netto; Hackfleisch gemischt dauerhaft und saisonal Nackensteaks bei Aldi. Bio-Geflügel ist beim Discounter nicht zu finden. Der Preisabstand zu den herkömmlichen Produkten ist in diesem preisempfindlichen Vertriebskanal zu groß. Bei dem wenig verarbeiteten Produkt schlägt sich der hohe Rohwaren-Preis im Endverbraucher-Preis stärker nieder als in hoch verarbeiteten Produkten.
Bei den nationalen Vollsortimentern Edeka und Rewe zählt ein kleines Bio-Fleischsortiment in Selbstbedienung zur Pflicht, um das gehobene Segment abzudecken. Ein halbes Dutzend bis ein Dutzend Produkte stehen je nach Standort im Kühlregal. Die wichtigsten Edelteile sind zu haben. Ein Kaufhindernis ist die fehlende Kontinuität. An einem Tag gibt es Putenschnitzel, am nächsten Tag nicht.
Die Auswahl lässt noch zu wünschen übrig. In Klein- und Mittelstädten ist nicht jedes Teilstück wie im konventionellen Angebot verfügbar. Die Qual der Wahl hat der Kunde hier nicht. So gesehen ist der Bio-Fleischeinkauf einfach. Es kommt das in die Pfanne, was der Händler für den Kunden ausgewählt hat.
Nachfrage und Angebot wachsen
Leistungsfähige Anbieter für Fleisch stehen bereit. Altdorfer Bio-Fleisch und Hermannsdorfer Landwerkstätten in Bayern, Bio-Bühler und die BESH im Südwesten, kff und Alsfelder Bio-Fleisch in Hessen, in Nordrhein-Westfalen ist Thönes und im Nordosten ist Ludwigsluster Fleischwaren zu Hause und im Norden Friland Jürgen Hansen, um nur einige zu nennen.
Beim Geflügel sind die Freiland Puten Fahrenzhausen ein nationaler Lieferant für den Naturkostfachhandel. Die Geflügelschlachterei Stauß hat in Süddeutschland eine starke Position. Marktführer ist Biofino aus Emstek in Niedersachsen mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent. Rund 5.000 Tonnen verarbeitet und verpackt das Naturland-Unternehmen jährlich.
Bis 2020 sollen es doppelt soviel sein nach Aussage des Geschäftsführenden Gesellschafters Christoph Reents. Durchaus realistisch auf einem doppelt wachsenden Markt: Steigender Verzehr von Geflügelfleisch und von Bio-Produkten machen die Prognose realistisch.
Die Lieferanten schätzen den Bio-Fleischmarkt positiv ein. „Die Nachfrage nach Bio-Fleisch hat sich in der Vergangenheit positiv entwickelt“, erklärt Mario Michel von der kff in Fulda.
Die Geflügelschlachterei Stauß aus Ertingen schätzt die Marktsituation als gut ein und rechnet damit, dass vermehrt SB-Fleisch in den herkömmlichen Handel Einzug hält.
Das Unternehmen hat eine eigene Schlachtung und Verarbeitung. Stauß verarbeitet nur Verbandsware. Die Geflügelschlachterei beliefert Großhandel, Großverbraucher und Naturkostläden mit Bio-Hähnchen, -Pute, -Gans und -Ente. Im Sommer gibt es zusätzlich ein Grillsortiment.
Bei Geflügel sind nur noch Teilstücke im Handel vermarktbar. Kleine Haushalte und geringes Zeitbudget führen den Kunden hin zur Bio-Hähnchenbrust zum Kurzbraten. Bei den Zerlegebetrieben entsteht dadurch Bio-Verarbeitungsfleisch, das zu Geflügelwurst verarbeitet oder an Hersteller für Babynahrung und Fertiggerichte weiterverkauft wird.
Bio-Fleisch in allen Vertriebswegen
Zum Sortiment von Altdorfer Bio-Fleisch zählen biologisches Rind- und Schweinefleisch für SB. Altdorfer bedient alle Vertriebsschienen des Handels vom Naturkostgroßhandel bis zum LEH. Auch Private Labels werden verpackt. Altdorfer vermarktet ausschließlich Naturland-Fleisch.
Bio Bühler aus Steinhausen in Baden-Württemberg bietet ein Vollsortiment an Fleisch an. Rotfleisch einschließlich Lamm ist im Sortiment. Beim Weißfleisch gibt es Hähnchen und Pute. Convenience ist ein Thema, dem sich Bio-Bühler angenommen hat.
Für die Grillsaison gibt es marinierte Steaks. Panierte Schnitzel in Bio-Qualität sind im Sortiment. Ganz neu herausgebracht hat das Unternehmen die Kombinationsartikel gekochtes Sauerkraut mit Blut- und Leberwurst und gekochtes Sauerkraut mit Kassler. Bio-Bühler beliefert Hersteller, Großhandel, Großverbraucher und den selbstständigen Einzelhandel (SEH). Bühler vermarktet Fleisch von Bioland- und Naturland-Bauern.
Die kff aus Fulda, das Fleischwerk des Mittelständischen Lebensmittelfilialisten tegut, liefert ein Vollsortiment an Schwein, Rind, Kalb und Geflügel in Bio-Qualität und vertreibt das Bio-Sortiment auch extern.
Bei der Verpackung hat sich das MAP-Verfahren mit modifizierter Atmosphäre etabliert. Inzwischen hält die modernere Skin-Verpackung bei Fleisch Einzug. Sie bietet längere Haltbarkeit und den Erhalt der natürlichen Farbe. Altdorfer hat gerade auf die neue Verpackung umgestellt.
Erst- und Gelegenheitskäufer kaufen Bio-Fleisch
Bei Bio-Fleisch spielt der Absatzkanal LEH eine große Rolle wie einige Hersteller bestätigen. „Wir denken, dass Bio-Erst- und Gelegenheitskäufer ihre Erfahrungen mit Bio-SB-Fleisch im herkömmlichen Handel sammeln werden“, meint Petra Möller von Bio Bühler.
„Zielgruppe für Bio-Fleisch sind in erster Linie Genießer, die bereit sind, für gute Qualität den einen oder anderen Euro mehr auszugeben. Der Kunde will sich bewusst ernähren und hat hierzu meistens eine natürliche und ökologische Grundeinstellung. Zudem ist der Verbraucher mit Recht der Meinung, mit Biofleisch ein positives Zeichen gegen Massentierhaltung und für das Tierwohl zu setzen“, teilt Christoph Schupp von Altdorfer Biofleisch mit.
Der Handel erwartet von den Bio-Lieferanten Fleischkompetenz und Qualität. Bei SB-Fleisch heißt das Frische, Warenverfügbarkeit und Service mit schneller Lieferung.
Anton Großkinky