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Native Olivenöle extra miserabel

Der CICLO CONTINUO der Olivenöl-Fälschungen kennt kein Ende


Anlieferung von Oliven mit vorprogrammierten Defekten am Endprodukt
bioPress, 7.01.2012  |  Am Tag vor Weihnachten ist die Olivenöl-Bombe in Italien geplatzt. Die jahrelange Praxis des Fälschens und Panschens von NATIVEN OLIVENÖLEN EXTRA hat einen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Das Giornale LA REPUBBLICA hat über Verstöße ungeheuren Ausmaßes gegen die EU-Vorschriften für Olivenöle berichtet. Voraus gegangen waren Ermittlungen der Olivenverbände COLDIRETTI, UNAPROL und SYMBOLA, Italienischen Zollbehörden (La DOGANA)  und dem Italienischen Landwirtschaftsministerium (CORPO FORESTALE DELLO STATO).
Gegen zwei Funktionäre der in Italien weithin bekannten Firma Carapelli wird wegen des Verdachts auf betrügerische Handlungen vorgegangen. Als eine Betrüger-Hochburg für Native Olivenöle Extra mit gefälschten Dokumenten wurde die Firma La Basile snc in Andria (Bari) entlarvt. In Bari verhaftete die Guardia di Finanza zwei Unternehmer wegen Ölfälschungen. Über 2.300 Tonnen aus dem Ausland wurden beschlagnahmt.
Insgesamt stehen mehr als 250 Ölmühlen unter Beobachtung und über 20 Landwirtschaftliche Betriebe sollen in illegale Geschäfte verwickelt sein. Unstrittig handelt es sich hier nicht um Einzeltäter sondern um organisierte kriminelle Fälscherbanden, die die Preise kontrollieren und bestimmen. Sie sind der Kern der Olivenöl–Mafia.

Verbrecher, Betrüger, Kriminelle, Mafiosi sind die Ehren-Titel, die einigen Herstellern von vorgetäuschten NATIVEN OLIVENÖLEN EXTRA in Italien anhängen. Italien ist weltweit der Mittelpunkt von allem, was mit Olivenöl zu tun hat. Zwar liegt es in der Produktionsmenge nach Spanien auf Platz zwei, aber doch an erster Stelle bei der Anlage der Olivenhaine, der Zucht von Olivensorten,  der Ernte- und Herstellungsmethoden in der Ölmühle, im Handel aber auch im Fälschen von Olivenölen.

Ein ungeheurer Dschungel von Olivenölen mit ranzigen, muffigen, vergorenen, schmierigen und weiteren Defekten tut sich auf. Dies zeigen mehr als 40 Prozent der unter die Lupe genommenen Öle. Weltweit werden durchschnittlich 3.000.000 Tonnen an Olivenöl hergestellt. Davon hochgerechnet lediglich fünf Prozent Native Olivenöle Extra (1.Kategorie), 70 Prozent hingegen Lampantöle (3.Kategorie), zirka 20 Prozent  Native Olivenöle (2.Kategorie) und rund 5 Prozent an Tresterölen (6.-8. Kategorie).

Im Handel jedoch befinden sich plötzlich zirka 55 Prozent Native Olivenöle Extra (1.Kategorie) und 35 Prozent Olivenöle (5.Kategorie). Man kann sich fragen, wohin sonst mit den seit der Elektrifizierung überflüssigen Lampenölen? Die Fälscher-Hochburgen Italiens liegen in Calabria, in Puglia, in der Toscana und in Liguria.  Betrügerische Vorgänge im höchsten Ausmaß.

In Italien wurden im Jahre 2010 über 470 Tausend Tonnen Olivenöle importiert – aus Griechenland, Spanien und Tunesien. Davon allein 93 Prozent aus Tunesien. Auf den Flaschenetiketten stehen dann unleserlich klein die Herkunftsbezeichnungen, aber umso lesbarer die angebliche 100 prozentige Herstellung in Italien. Daß dies gegen Verordnungen der EU verstößt, die eine lückenlose Transparenz bis zum Hersteller fordern, interessierte niemanden. Das Motiv, diese enormen Ölmengen zu importieren, liegt in der irreal hohen Gewinnspanne von mehr als 100 Prozent! 

Ein Kilo Natives Olivenöl Extra kostet in Tunesien rund € 2,30. In Italien bewegen sich schon die Herstellungskosten zwischen € 3,50 und € 7,00.

Bei den Importeuren wurden zehn zum Teil sehr bekannte italienische „Markenfirmen“ entdeckt, die es auf diese dubiosen Öle abgesehen hatten. Sie standen dann im Laden zu erheblich billigeren Preisen für den Verbraucher als die einheimischen ehrlichen Öle. Dem hintergangenen Verbraucher wird dabei vorgegaukelt, ein Natives Olivenöl Extra 100 prozentig italienisch in der Flasche vorzufinden.


Auf dem Boden sammelt sich eine vom falschen Lagern verursachte übelriechende Brühe. Mit Sicherheit kann hiermit kein Extra Vergine mehr hergestellt werden.{_umbruch_}{_umbruch_}
Die große Mehrheit der zum Verschnitt – besser zum Fälschen – eingekauften offenen Öle sind von übelster Qualität. So zeigen sich viele Öle unerträglich bitter auf Grund von Wassermangel in den Olivenhainen, oft vergoren und ranzig, da die Oliven als verfaultes Fallobst aufgelesen und zu Öl verarbeitet wurden.
Auch, weil die übel riechenden Oliven in Plastiksäcke eingenäht werden und zwanzigfach übereinander gestapelt in der heißen afrikanischen Wintersonne in den Höfen der Ölmühlen dahin schimmeln. Dort liegen sie 6, 7, 8 Tage in immer größer werdenden jaucheartigen Pfützen und warten auf die Mühlräder.

Die daraus gewonnenen Öle sind für den menschlichen Verzehr ungeeignet. Der Säuregrad ist zu hoch und ihr Geruch ist unerträglich. Mit Wasserdampf bei 80 Grad werden sie in Tanks von diesem Gestank befreit und der Säuregehalt mit Chemikalien dezimiert. Man macht auch keinen Halt davor, viele dieser Öle als Bio-Öle zu deklarieren. So soll die Firma La Basile snc die ausländischen Native Olivenöle Extra als 100 Prozent Italienisches Öl umdeklariert und auch Bio-Olivenöl verkauft haben.

In Italien sind weitere zahlreiche Verhaftungen und Vorladungen seitens der Staatsanwaltschaften im Gange. Eine Veröffentlichung der Delinquenten in der Presse steht kurz bevor.

Die von den Fälscherringen in Verkehr gebrachten Produkte zählen zu den meist verkauften Olivenölen in unseren Supermärkten. Ein Großteil Schuld liegt auch am System des Einzelhandels, wo der enorme Preisdruck die Einkäufer dazu führt, dass zu oft nur der günstigste Preis zum Zuge kommt und die Qualität der Öle keine Beachtung findet.

Wir bewegen uns hier auf den strafrechtlichen Gleisen des Unlauteren Wettbewerbs und des Strafrechts. Jeder Inverkehrbringer muss wissen, daß diese defekten Billigöle nicht mehr als NATIVE OLIVENÖL EXTRA verkauft werden dürfen. Und die Konkurenz der Billigprodukte schädigt Millionen von ehrlichen Olivenöl-Bauern weltweit, die aufgeben oder sich den betrügerischen Kartellen unterordnen müssen.
Auch in Deutschland sind die Zollbehörden, die Finanzämter, die Staatsanwaltschaften und die Lebensmittelkontrollstellen zur Überwachung der EU-Vorschriften verpflichtet. Mithilfe der in neuerer Zeit entwickelten Untersuchungsmethoden ist es heute möglich, Fälschungen zu entlarven und diesem kriminellen Treiben ein Ende zu bereiten.

Horst Schäfer-Schuchardt

 

mehr zu Extra nativen Olivenölen:

 http://www.biopress.de/Mambo/index.php?option=com_content&task=view&id=3167&Itemid=105

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