Start / Ausgaben / BioPress 65 - November 2010 / Grüner Pilotmarkt in Mainz

Grüner Pilotmarkt in Mainz

Zweiter Green Building Supermarkt zur DGNB-Zertifizierung angemeldet

Nach der Eröffnung des ersten Green Buildings der Rewe Group in Berlin-Rudow im vergangenen Herbst hat die Gruppe jetzt ihren zweiten Green-Building-Markt zur Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) in Stuttgart angemeldet. Erste Erkenntnisse aus dem Berliner Pilot-Projekt wurden genutzt und entsprechende Konzepte in einem Rewe-Markt in Mainz umgesetzt.

Das richtungweisende Konzept des CO2-neutralen Supermarkts in Berlin (o.) wurde mit einem Neubau verwirklicht. Der Markt in Mainz gilt alt Pilotprojekt für Umbauten an bestehenden Standorten.

Rewe Markt, 55131 Mainz

Geschwister-Scholl-Straße 2a

Eröffnet:             25.8.2010
Verkaufsfläche:  1.600 qm
Artikelzahl:        16.000
Bio-Produkte:    1.000
Öffnungszeiten: 
Mo-Sa:             7 – 22 Uhr
Marktleiter:       Christian Märker
Parkplätze:       131

Das Green Building (Grünes Gebäude) in Mainz in der Geschwister Scholl Straße verbindet nachhaltige Bauweise mit umweltschonender Gebäudetechnik. Für den Bau wurden weitgehend nachhaltige und schadstoffarme Baustoffe gewählt. Auf die Nutzung fossiler Brennstoffe für die Raumheizung kann verzichtet werden, dank der Rückgewinnung der Abwärme aus der Gewerbekälteanlage und dem Einsatz einer Wärmepumpenanlage. Glastüren an den Kühlregalen, LED-Beleuchtung und energiesparende Ventilatoren verringern zusätzlich den Strombedarf, den die Rewe für alle 3.300 Rewe-Märkte in Deutschland mit Strom aus erneuerbaren Energieträgern deckt. Auf dem begrünten Dach produziert eine 650 Quadratmeter große Photovoltaikanlage mit einer Gesamtleistung von 88 KWp (Spitzenleistung) Strom für rund 20 Vier-Personen-Haus­halte im Jahr.

Grünes Bauen begann in Berlin

Mit dem Grünen Gebäude in Berlin starteten die Kölner die Nachhaltigkeitskampagne. In Mainz stellte der Handelskonzern das zweite grüne Gebäude vor. Der Markt in Berlin ist ein Neubau. Anders als beim Rudower Green Building handelt es sich beim Gebäude in Mainz um einen konventionellen Bau, in dem zahlreiche Nachhaltigkeitsaspekte integriert wurden. Mit dem Gebäude in Mainz will das Unternehmen vor allem Erkenntnisse für die Modernisierung der vielen Bestandsbauten gewinnen. So gibt es zwei Modelle für zwei unterschiedliche Anforderungen.

„Derzeit konzipieren wir mehrere Varianten unserer Green Buildings, damit wir für jeden Standort das passende Konzept anbieten können. „Wir wollen die Erfahrungswerte aus den Pilotmärkten nutzen, um später solche Konzeptteile umzusetzen, die am jeweiligen Standort sinnvoll sind. Denn je nach örtlicher oder baurechtlicher Situation müssen standortspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden“, erklärt Martin Orterer, Geschäftsleitung Vertrieb.

Bereits mit dem ersten Green Building in Berlin-Rudow, das als weltweit erster Supermarkt von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit dem Prädikat in Gold ausgezeichnet wurde, hat der Handelskonzern Maßstäbe gesetzt für den nachhaltigen Bau und Betrieb von Handelsimmobilien. „Mit dem Green Building unterstreicht die REWE Group ihre Vorreiterrolle im Lebensmittelhandel“, hatte Vorstandsvorsitzender Alain Caparros anlässlich der Eröffnung des Marktes in Berlin gesagt.

Dieser Strategie folgend, wird einer der nächsten Green-Building-Märkte in Frankfurt am Main entstehen. „Die Bauweise wird nahezu identisch mit der in Berlin sein und über das Gesamtkonzept in einigen Teilen sogar noch hinaus gehen“, erklärt Martin Orterer. Der Baubeginn sei für das kommende Jahr geplant, weitere Projekte befinden sich bundesweit in Vorbereitung. Einzelmaßnahmen, die sich schon jetzt bewährt haben, setzt die Rewe darüber hinaus bereits standardmäßig in allen Neu- und Umbaumaßnahmen um. So befinden sich etwa das Beleuchtungskonzept sowie große Teile der Kältekonzeption schon im nationalen Rollout.

Grüne Lebensmittel im Supermarkt

In einen grünen Supermarkt gehören auch grüne Lebensmittel. Eine Einschätzung, wie hoch das Potenzial für nachhaltige Produkte sei, konnte Caparros nicht geben. Bei den Lebensmitteln dürfte Bio, Fairtrade und die Pro Planet-Artikel rund 0,75 Milliarden Euro von 26 Milliarden Euro Lebensmittel-Umsatz in Deutschland ausmachen. Ein Bio-Sortiment von mehr als 1.000 Artikeln, rund 50 fair gehandelte der Gepa und 80 nachhaltige Produkte mit dem Pro Planet Siegel hat der Markt am Stadtrand von Mainz vorzuweisen. Der Großteil des Sortiments von 18.000 Artikeln trägt keine Siegel über Nachhaltigkeit.

Im Vorkassen-Bereich des Mainzer Marktes empfängt Werners Backstube die Kunden mit Brot und Brötchen, die nach Bioland-Richtlinien hergestellt werden. In einem separaten Aufbau boten die Werner-Verkäuferinnen belegte Bio-Brötchen an. Das ist im LEH selten zu sehen und wäre regelmäßig und flächendeckend bei Rewe angeboten ein Fortschritt.

Die Obst- und Gemüseabteilung macht mit 35 Artikeln ein ansehnliches und ausgewogenes Bio-Angebot. Dazu zählen auch Kohl und Salate. Rucola und Eisberg sind in Bio im LEH oft zu finden. Aber hier ist mit Romana und Feldsalat mehr Abwechslung dabei. Am Tag des Fischer-Besuchs sah die Abteilung schmuck aus. Den Grünen zog es zum grünen Bio-Sortiment. Er genoss den Duft der Bio-Melonen und des Fenchels. Ein Block fasst das Bio-Obst und Gemüse zusammen. Aber einige wenige Artikel sind auch zugeordnet.

Bio auch in der Backstation

Das Bio-Fam Fleischprogramm der Rewe wird gefahren. In SB kann hier der Bedarf an Rind, Schwein und Geflügel gedeckt werden. Die Hauptartikel Hackfleisch und Gulasch sind da. Die beliebten Teilstücke wie Brust und Schlegel von Bio-Hähnchen und -Pute ebenfalls.

Das umfangreiche Sortiment an Bio-Backwaren der Rewe eigenen Glocken-Bäckerei präsentiert der Markt in einem Sonderaufbau mit Verkostung. Frische Brote für SB, Ware zum Fertigbacken und haltbare Brote werden angeboten. In der Backstation kann der Kunde auch auf sechs Bio-Produkte, drei Brote und drei Brötchen, zugreifen. Die Teiglinge kommen von der Bäko.
Grünes Brot und Brötchen aus der Backstation.

An den Bedientheken gibt es einige Bio-Podukte. Die Käsetheke bietet drei Bio-Sorten und im Prepacking sind es noch einmal drei. Käse ist also noch ausbaufähig. In der Fischtheke wird Bio-Fisch von Deutsche See präsentiert. Das Hauptprodukt Bio-Lachs ist selbstverständlich dabei, ebenso Dorade aus ökologischer Fischzucht in Griechenland.

Das biologische Fairtrade-Sortiment der Gepa wurde zum Thema Nachhaltigkeit herausgestellt und Verkostung angeboten. Denn nur ein fairer Handel ist nachhaltig. Wenn der Bauer seine Kosten nicht mehr decken kann und in die Schuldenfalle marschiert, aufgibt und in die Stadt in die Elendsviertel zieht, ist das wenig nachhaltig. Das ist die soziale Seite der Nachhaltigkeit.

Die große Mehrheit der Produkte ist nicht ökologisch. Unter einem ökologischen Dach der Handelsimmobilien müssen die Produkte dringend grüner werden. Allein mit der Bio-Eigenmarke und einigen wenigen Dachmarken kann das schwer gelingen. Es fehlt die Vielfalt der Herstellermarken aus der Biobranche. Sie wirtschaftet schon lange nachhaltig und kann ihre Erfahrungen und Glaubwürdigkeit in den Handel ohne langen Aufbau-Zeitraum einbringen.

Anton Großkinsky

[ Artikel drucken ]