Bio-Süßwaren: Eine süße Verführung, die sich für alle Seiten lohnt
Das Angebot an Bio-Süßwaren ist breit gestreut und reicht vom Klassiker Schokolade bis zum Kaugummi. Nicht nur in Confiserien und Feinkostläden findet sich süße Bio-Qualität, sondern auch in Weltläden, Drogeriemärkten, Reformhäusern oder sogar Apotheken. Die meisten Kunden werden jedoch über den Lebensmitteleinzelhandel erreicht.

Foto: Ritter
„Bio wird viel mehr mit Genuss gleichgesetzt als früher. Und wenn zum Beispiel eine Bio-Schokolade zu unserem Qualitätsniveau passt, dann nehmen wir diesen Mehrwert gern auf.“ Das sagte Andreas Hohmann bei der Eröffnung der Aschaffenburger Hussel-Filiale und steht mit dieser Meinung nicht allein. Vor allem Schoko-Artikel haben gute Absatzchancen. Am Markt hat sich der Trend zu Edelschokoladen durchgesetzt.
Die zahlreichen Bio-Anbieter zeichnen sich dabei durch eine stetig wachsende Vielzahl an Sorten aus, die schon durch ihr Äußeres Genuss versprechen. Um die Umschlagshäufigkeit für die hochwertigen Bio-Produkte zu erhöhen, sollte der Handel möglichst eine breite Auswahl und diese selbstverständlich und offen präsentieren. Zumal viele Hersteller attraktive Displays und diverse weitere Verkaufsförderungsmaterialien zur Verfügung stellen. Nicht zu vergessen sind natürlich auch Verkostungen…
Eine Auswahl zum Dahinschmelzen
Foto: RitterBei Gesprächen auf der BioFach äußerten die meisten Hersteller, dass Bitter- und Zartbitter-Sorten, die Renner des letzten Jahres, nicht mehr so deutlich an der Spitze stünden. Ebenso wie beim Wein, erfreuten sich dagegen die süßeren Varianten wieder reger Nachfrage. Aufmerksamkeit zu erregen sei jetzt außerdem mit weißer Schokolade und mit Spezialitäten, die durch Nüsse, Gewürze oder Früchte verfeinert sind. So gesellt sich etwa bei Ecofinias björnsted-Sorten zu den Topsellern Feine Bitter 85% und Feine Bitter Ecuador inzwischen auch die Weiße Vanille.
Zwischen zwei und um die zwanzig variiert die Zahl der von den meisten Herstellern angebotenen Geschmacksrichtungen. Eine Ausnahme macht Zotter aus Österreich mit insgesamt rund 200 Artikeln, wozu allein 70 ausgefallene handgeschöpfte Schokoladen gehören. Dagegen beschränkt sich zum Beispiel Sarotti auf die Sorten Zartbitter und Vollmilch, die sich dafür durch eine Ausformung als großformatige Flachtafel auszeichnen.
Kaufleute mit begrenztem Platzangebot machen mit wenigen, klassischen Sorten nichts verkehrt. Nach wie vor werden diese gern gekauft. Die gepa hat ihr Sortiment 2009 nicht nur einem Relaunch unterzogen, sondern zugleich auf 22 Sorten erweitert. Auch sie haben dabei eher klassische Sorten wie Ganze Mandel oder Traube-Nuss in ihr Sortiment aufgenommen. Dem Spezialitäten-Trend kommt das Fair-Handelshaus ebenfalls entgegen, unter anderem mit Chili Blanc, Kardamom oder Fleur de Sel. Andere Firmen, wie Ritter-Sport, Meybona, Ecofinia, Rosengarten, Naturata oder BioArt liegen anzahlmäßig im Mittelfeld.
Nicht minder kreativ als bei den Rezepturen zeigen sich die Hersteller in punkto zielgruppengerechter Gestaltung. Mal sind es die gefragten großen Flachtafeln, bei denen das feine Aroma der Bio-Produkte besonders gut wahrnehmbar sein soll. Mal quadratische Tafeln, die viele Verbraucher sofort mit dem Namen Ritter-Sport verbinden. Als Geschenkartikel oder einfach als kleiner Luxus für zwischendurch bieten sich daneben Kleintafeln an, wie sie etwa Zotter und seit einigen Monaten Ecofinia im Portefolio haben.
Dank der eigenständigen modernen Aufmachung und Geschmacksrichtungen sollen die vier Music Player-großen ichocs mit 40 Gramm von Ecofinia dabei vor allem die junge Generation ansprechen. Zotter wendet sich dieser Zielgruppe ebenfalls zu, und zwar mit einer ebenso aufmerksamkeitsstarken als CD-geformten Serie erreicht. Interessant ist noch eine weitere Erfindung von Zotter, die Labooko. Dabei handelt es sich um eine Packung aus zwei unterschiedlichen Schoko-Sorten zu je 35 Gramm, die mit einer Schleife verbunden sind.
Alternativ und gleichfalls ideal für eine Sonderplatzierung im Kassenbereich, eignen sich die diversen Riegel. Dazu zählen unter anderem die langen Schoko-Sticks von Chocolat Schönenberger aus der Schweiz sowie die kompakten Riegel von Meybona oder Shokomonk mit den Sorten Kokos, Chili und Ingwer. Die junge Marke Biokolade der Goethe Schokoladentaler Manufaktur setzt bei ihren neun handwerklich hergestellten Riegeln auf auffällige Kissenpackungen. Die hochpreisigen Sorten entsprechen dabei genau den oben erwähnten Geschmackstrends, unter anderem mit weißer Schokolade plus schwarze Johannisbeere oder Vollmilch plus Nougat und Aprikose.
Eyetracking mit attraktiven Formen und besonderen Verpackungen führt nicht selten zum Kauf. So fallen auch die neuen, von Hand betreuten und verpackten Collage-Tafeln von Meybona in einer Verpackung mit Sichtfenster sofort ins Auge. Hierzu gehört etwa die Sorte Orange-Haselnuss-Vollmilchschokolade, so überzeugt Rosengarten mit Joghurt-Erdbeer-Knusper, Zartbitter-RosaPfeffer und anderem. Insgesamt bietet Rosengarten sechs Sorten, edel als Bruch im Klarsichtbeutel verpackt.
Schon beim Öffnen von solchen Bio-Schokoladenspezialitäten erleben die Genießer Vorfreude, so genannte flow experience. Da bei den Bio-Schokoladen auch entsprechende Qualität und Erfahrung dahinter steht, wird die Erwartung nicht enttäuscht.
Die Zutaten sind das A & O
Zotter und die Goethe Schokoladen Manufaktur gehören zu den Herstellern, die ihre Produkte frisch herstellen. Aus Qualitätsgründen beginnen erstere zum Beispiel immer erst nach einer Sommerpause. Der direkt importierte Rohkakao müsse je nach Herkunft und Sorte unterschiedlich geröstet, gemahlen, gemischt und conchiert werden, um die Geschmacksnuancen voll zur Geltung zu bringen, erklärt Sprecherin Michaela Nieke.
Beste Bio-Zutaten und eine darauf abgestimmte Verarbeitung sind auch für Alfred Ritter Vorraussetzung für Qualität. Bei der Sorte Traube Cashew, einer von fünf insgesamt, kommen daher gleich vier verschiedene Kakaosorten aus Nicaragua, der Dominikanischen Republik, Peru und Ecuador zum Einsatz. Hochwertige Zutaten sind das eine, der Verzicht auf künstliche Aromen, Soja-Lezithin oder Fremdfette ist das andere, was generell für hochwertige Bio-Schokolade spricht.
„Unsere Zielgruppe sind alle Schokoladenliebhaber, die auf Genuss setzen und dabei bewusst auf die Herkunft der Rohstoffe und die Verarbeitung achten“, heißt es stellvertretend für die meisten Anbieter bei Sarotti. Tatsächlich hat der Fair-Aspekt den Bio-Schokoladen schon vor Jahren die Tür in den Biomarkt und längst auch im konventionellen Handel geöffnet. Zotter, die gepa und andere Firmen belegen ihr soziales Engagement mit dem FairTrade-Siegel.
Aber auch ohne Siegel beachten die überzeugten Bio-Unternehmen beim Bezug ihrer Rohstoffe wie Kakao, Rohrzucker oder Milch, Gewürze und Nüsse einen sozialgerechten Umgang mit den Lieferanten. Oft kaufen sie zum Beispiel direkt bei den Erzeugerkooperativen und nicht vom Spotmarkt ein oder haben gar eigene Anbauprojekte ins Leben gerufen. So bezieht Alfred Ritter beispielsweise einen Großteil des Kakaos aus seinem Caconia-Projekt in Nicaragua, das den dortigen Kleinbauern durch Fairness und Umweltschutz eine sichere Zukunft sichern soll.
Die Barry Callebault-Tochter Sarotti unterstütze im letzten Jahr ein Baumprojekt in Tansania. 3.000 Kleinbauern wurden dabei junge Kakaobäume zur Verfügung gestellt. Außerdem wurde für jede verkaufte Aktionstafel ein weiterer Kakaobaum gepflanzt und für jeden Klick auf der Internetseite spendete die Firma noch einen Schattenbaum.
Schokolade ist ein wichtiger Bestandteil in zahlreichen Süßwaren
Da gibt es unter anderem die vielen gemischten Riegel, etwa die Sesam- und Kokosnussriegel mit dunkler Schokolade von BioZeit. Die gesamte Linie ist vegan, laktose- und glutenfrei, und mit alternativen Süßungsmitteln wie Dattelsirup gesüßt. Außerdem kommt Schokolade immer wieder in Snacks und Konfekt zum Einsatz. Beispielhaft nennen lassen sich hier die Balleros und Kakaobohnen von Zotter oder die Sojaknabberlinge von Landgarten.
Letztere ergänzen diese seit kurzem mit schokolierten Früchten. Verpackt in einer augenfälligen Standbox, locken unter anderem Cranberries in weißer Orangenschokolade. Rohrzucker und Kakao stammen dabei aus fairem Handel. Gesunden Genuss versprechen außerdem die zahlreichen durch eine zarte Kakaohülle veredelten Nüsse und Früchte von Stellisch. Das Traditionsunternehmen verpackt ihre zimtigen Vollmilchschokoladenkugeln, Joghurt-Schoko-Cashewkerne und anderes in handliche Folienbeutel.
Pralinen für charmante Gelegenheiten
Neben diversen Saisonartikeln – aktuell die Weihnachtssortimente, wie sie Dr. Quendt, die Nürnberger Bio Originale, Flemming, Lanwehr oder Rosmarin Bioback im Angebot haben – basieren auch die meisten Pralinen auf Edelkakao. „Bio-Pralinen sind teuer, aber ihren Preis absolut wert.“ So äußern sich eigentlich alle, die sie einmal verkostet haben.
Aufwändig in Handarbeit hergestellt, überzeugen sie durch gleich bleibend hohe Qualität in Aussehen und Geschmack. Das nötige Know-how besitzt zum Beispiel die Confiserie Imping. Sie stellen ihre pur Bio Pralinés mit frischen, möglichst regionalen Zutaten her.
20 verschiedene Pralinés als lose Ware, sowie Mischpackungen in kleinen 8er Blistern und auch die Classic Collection in größeren Geschenkverpackungen umfasst das Sortiment zur Zeit. Zur Wahl stehen nicht nur Kreationen mit heller oder dunkler Kuvertüre, sondern auch mit oder ohne Alkohol.
Foto: RitterDwersteg, Zotter, Lanwehr und neuerdings auch die Nürnberger Bio Originale sind ebenfalls mit einem feinen, aber kleineren Pralinenangebot präsent. Aus Qualitätsgründen will der Nürnberger Traditionsbetrieb seine Nougatpralinen im gemischten Bodenstandbeutel zunächst nur als Winter-Saisonware anbieten. Inhaber Stefan Aster sieht hier gerade den Bio-kompetenten Lebensmitteleinzelhandel als guten Multiplikator, um neue Zielgruppen zu erreichen.
Bio-Gebäck überzeugt Kinder und Erwachsene gleichermaßen
Foto: EcofiniaFleming bedient den Fach- und Reformhandel nicht nur mit Weihnachtsartikeln, sondern gehört auch zu den zahlreichen Herstellern von Keksen. Das Sortiment ist typisch für fast die ganze Branche: Bio-Qualität stellt jeweils die Basis dar, während zeitgemäße und bewusste Rezepturen die Genussfokussierung stützen.
So verbackt Whole Earth zum Beispiel das nussige Inkakorn Amaranth. Viele Hersteller vermeiden die Hauptallergene und verzichten wie Rinatura auf Ei. Gewürze oder ätherische Öle sind stets natürlichen Ursprungs, und nicht zuletzt verzichten die Hersteller auf Phosphate und gehärtete Fette. Dadurch liegen die Kekse im Gegensatz zu billigen Massenprodukten nicht schwer im Magen. Einen spannenden Weg schlägt dabei La Viva ein und unterstützt Bekömmlichkeit und Aromabildung bei ihren krossen Naturgebäcken durch den Einsatz von Bierhefe.
Foto: SchönebergerDie Bemmchen, Dinkelchen, Russisch Brot und mehr von Dr. Quendt wecken bei vielen Menschen Erinnerungen an früher. Tatsächlich liegt den Bio-Produkten eine langjährige Backtradition mit Dresdener Ursprung zugrunde. Mit den neuen Russo Stica hat der Familienbetrieb trotz des schon sehr großen Süßwarenangebots jetzt ein weiteres Nischenprodukt lanciert. Die edel verpackten Russisch Brot Sticks mit halbseitiger Schokohülle eignen sich ideal als Fingerfood, empfiehlt das Unternehmen. Ebenfalls neu im Sortiment, das auch von der bioVLog vertrieben wird und so den Weg in den LEH findet, ist die Russisch Brot Variante mit Kokos. Ab September will Dr. Quendt schließlich noch ein Schichtgebäck mit Ingwer, Aronia-Gelee und Edelmarzipan in die Regale bringen.
Naschen ohne Aromen aus dem Labor
Das Angebot an Bio-Süßwaren wie Bonbons, Fruchtgummi oder Lakritze ist im Handel noch recht überschaubar. Doch lassen sich auch für dieses Segment gute Produkte finden und den Kunden deren Bio-Vorteile kommunizieren. Neben einem Einsatz von Rohzucker und Honig statt Raffinade und Sirup, ist hier vor allem die Aromatisierung zu nennen: Überzeugte Bio-Hersteller arbeiten ausschließlich mit natürlichen Aromen, die, soweit erhältlich, gleichfalls aus ökologischem Anbau stammen.
Eggers und Sohn setzen bei ihren acht Sorten Biobons-Fruchtgummis natürliches Fruchtaroma ein. Auch Wiedenbauer mit gefüllten bio4you-Bonbons verwendet echtes Menthol, Ingwer und weitere Kräuter und Gewürze.
Ähnlich arbeitet Biovita, die mit einer breiten Range aus Bonbons, Brausepulver, Lutscher, Traubenzucker und mehr vertreten sind. Damit das Äußere dem Inhalt entspricht, verdankten die scheibenartigen Orangenbonbons zum Beispiel ihren Geschmack echtem Orangenöl.
Weingummi und Co. herzustellen, wie es die Verbraucher aus der konventionellen Schiene kennen, ist ohne chemische Hilfsstoffe allerdings nicht leicht. Georg Rösner mit seiner LEH-Marke Bio Primissimo und der Fachhandelsmarke Ökovital gehört zu denen, die sich dieser Aufgabe erfolgreich stellen.
Bei den Rösner-Naschereien, seien es Saure Stäbchen, Cola Fläschchen oder Fruchtsaftbären mit oder ohne Gelatine, kommt auch Gluten als typischer Trägerstoff für Aromen nicht in die Tüte. Wie der Blick auf den Markt zeigt, bemerken die konventionellen Konzerne das Interesse der Verbraucher an solchen natürlichen Aromen. War die Bio-Branche schon beim Ersatz synthetischer Farbstoffe durch Fruchtsäfte Vorreiter für einen Massentrend, so versuchen neuerdings auch Konventionelle dem Bio-Vorbild nachzueifern.
Bettina Pabel