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Besseresser werden Bioesser

Hilcona ist Marktführer im LEH bei frischer Bio-Pasta

{mosimage}Die Hilcona AG aus dem Fürstentum Liechtenstein ist zum Marktführer bei frischen Bio-Teigwaren im deutschen Lebensmitteleinzelhandel aufgestiegen. Vor drei Jahren hatte das Familienunternehmen Bio-Pasta auf den deutschen Markt gebracht.  Seit fast 20 Jahren produziert Hilcona Bio-Eigenmarken für den Schweizer Handel. In der EU konzentrieren sich die Liechtensteiner auf die Marke Hilcona. Das Unternehmen erwirtschaftete 2009 einen Gesamt-Umsatz von rund 230 Millionen Euro. Der Hersteller blickt 2010 auf eine 75-jährige Geschichte zurück.

„Die Ware wurde uns förmlich aus den Händen gerissen. Wir waren überrascht,wie schnell wir gelistet wurden“, erinnert sich Oliver Bank, Leiter Marketing bei Hilcona, mit Freude an den März 2007. Bio Ravioli, Spätzle und Gnocchi führten die Liechtensteiner damals im Kühlregal ein. 2008 folgten Tortelloni und Tagliatelle. Auch Pasta-Soßen brachte Hilcona 2008 ins Regal. „Das war zu früh und hat nicht funktioniert“, erzählt Bank.

2008 lief das Bio-Geschäft in Deutschland hervorragend. „2009 folgte eine gewisse Ernüchterung“, resümiert Bank. Hilcona wuchs zwar zweistellig um 17 Prozent im Segment der frischen Bio-Pasta, aber der Teil-Markt legte insgesamt nur noch um etwas mehr als zwei Prozent zu. Wettbewerber hatten Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich zu beklagen.

Den deutschen Markt für frische Bio Pasta beziffert Hilcona auf sechs Millionen Euro. Der Hersteller ist in Deutschland in dieser Gruppe Marktführer mit einem Marken-Marktanteil im Bio Pasta Segment von 35 Prozent. Das entspricht rund zwei Millionen Euro. Im konventionellen Markt hält Hilcona seit die führende Position und kann im heiß umkämpften und Handelsmarken-getriebenen Markt aktuell den Anteil auf knapp 20 Prozent ausbauen.

LEH wichtigster Vertriebskanal

Der LEH ist der wichtigste Vertriebskanal des Convenience-Herstellers. Den deutschen LEH hat das Unternehmen durchdrungen. Bei den nationalen Vollsortimentern Edeka und Rewe, in SB-Warenhäusern wie Kaufland und bei regionalen Filialisten wie Bünting ist das Bio-Sortiment erhältlich.

Die Supermärkte werden über Zentrallager oder über Strecke erreicht. „Unsere Bio-Produkte laufen im urbanen Umfeld am besten. Der moderne Stadt-Mensch hegt den Wunsch nach natürlicher Ernährung“, stellt Bank fest.

Acht Sorten frischer Teigwaren bietet der Hersteller an; davon sind fünf gefüllt und drei ungefüllt. Mit den Spätzle ist eine deutsche Ausprägung dabei. Die anderen zählen zum italienischen Stil. Ungefüllt sind die Spätzle, die Gnocchi aus Kartoffelteig und die Tagliatelle.

Gefüllt gibt es den Klassiker Ravioli und die Tortelloni, das ist der große Bruder der Tortellini. Die Bio-Füllungen sind fleischlos. Käse und Gemüse haben die Produktentwickler für die Füllungen gewählt. Tomaten, Spinat, Ricotta, Mozzarella und Frischkäse werden hierzu verarbeitet. Auf Fleischfüllungen verzichtete der Produzent bei Bio-Produkten mit Bedacht, weil Hilcona einen klaren Trend zur Fleischlosigkeit sieht. Als vegetarisch lobt Hilcona das Bio-Sortiment jedoch nicht aus wegen des Labs im Käse. 

Verpackt wird in Beutel mit Reiter für die Hängeplatzierung. Innen auf dem Reiter sind Rezept-Tipps aufgedruckt. Die Ravioli sind zu 250 Gramm, die Spätzle und Tagliatelle zu 300 Gramm und die Tortelloni 500 Gramm abgepackt. Die Preise reichen von 2,30 Euro für die kleine bis zu vier Euro für die großen Packungen. Die Preisklasse zwischen zwei und drei Euro wächst am stärksten nach Aussage von Marketing-Chef Bank.

Der deutsche Konsument gilt als preissensibel. Beim Bio-Kunden ist sie allerdings nicht so stark ausgeprägt wie beim Wellness- und beim Chilled Food-Käufer.

Kernkompetenz ist frische Pasta

Soweit als möglich werden Schweizer Rohstoffe mit Knospe (Bio Suisse) Zertifizierung verwendet. Die Hauptzutat für  die Teigwaren ist Bio-Hartweizen und wird aus Kanada bezogen, aber in der Schweiz verarbeitet. Er gedeiht in der Region am Rhein und Bodensee einfach nicht. Ausländischer Herkunft sind natürlich auch die Gewürze. Bio-Eier werden noch im Teig verarbeitet. Für die Füllung wird Schweizer Bio-Käse genutzt. Auch das Gemüse stammt aus heimischer Bio-Landwirtschaft. Bis zu zehn Zutaten werden pro Füllung gebraucht. „Frische Pasta ist unsere Kernkompetenz und macht 60 Prozent unseres Umsatzes aus“, berichtet der Marketingleiter.

Hilcona ist kein Bio-Anfänger. Auf dem Schweizer Markt ist der  Lebensmittelhersteller schon seit Anfang der 90er Jahre mit Gemüse aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA)  präsent. In der Schweiz läuft das Bio-Sortiment überwiegend als Handelsmarke. In den Export geht die Marke Hilcona. „In Deutschland und Österreich sind wir besonders stark; aber auch in den Benelux-Staaten. Unser Kern-Markt ist der DACH (Deutschland, Austria, Schweiz) Raum“, betont Bank.
Hilcona ist nicht nur Pasta-Spezialist, sondern Lebensmittelproduzent. Toni Hilti begann 1935 mit einer Konservenfabrik. TK-Kost, frische Pizza, Pasta-Saucen, tagesfrische Sandwiches und geschnittene Salate kommen aus dem Unternehmen mit zwei Produktionsstandorten und fast 1.000 Mitarbeitern.

Hilcona verspricht Qualität

Hilcona arbeitet für Besseresser. Unter dieses Motto passen kühlpflichtige Teigwaren aus kbA hervorragend. Die Liechtensteiner sind glaubwürdig durch 20 Jahre Bio-Erfahrung auf dem Heimat-Markt und durch ein Qualitätsversprechen für den Verbraucher: Künstliche Aromen, Farbstoffe, gehärtete Fette, Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker sind tabu auch für die meisten Produkte in der herkömmlichen Produktion. Der Sprung zu Bio ist so nicht mehr weit, da bereits weitestgehend ohne Zusatzstoffe gearbeitet wird, wie es die natürliche Bio-Produktion verlangt. Biologisch erzeugte Rohstoffe kommen dann als entscheidender Faktor noch dazu.

Frische Pasta hat für den Verbraucher den Vorteil einer kurzen Zubereitungszeit. Sie muss nur zwei bis drei Minuten in heißem Wasser erhitzt werden. Es geht allerdings im Gegensatz zur typisch italienischen Frischpasta auch ohne Kochen in heissem Wasser.

Bio-Ravioli und Co. lassen sich einfach in der Pfanne kurz braten, wie Hilcona in der eigenen Küche demonstriert. Zwei drei Minuten mit Sahne oder Brühe und Gemüse dünsten und schon ist ein leichtes Gericht fertig. Mit der Vorbereitung sind es zehn Minuten. Schneller geht es fast nicht. Mütter mit Kindern und wenig Zeit finden hier Anregungen. Besseressen, Bioessen und Schnell-essen funktioniert auch ohne Pommes frites und Hamburger.

Anton Großkinsky

 


 

Kurzinterview: Bio passt zu Hilcona

Die Hilcona AG aus Schaan in Liechtenstein hat in der Schweiz seit 1991 Bio-Erfahrung gesammelt. 2007 hat der Markenartikler diese Fähigkeit nach Deutschland getragen. Marketingleiter Oliver Bank hat die Bio-Pasta im deutschen LEH  eingeführt.

bioPress: Warum hat Hilcona ein frisches Bio-Pasta Sortiment entwickelt?

Bank: Die Einführung von Bio-Pasta im Jahr 2007 war für uns konsequent, da sie mit der Philosophie des Unternehmens nach nachhaltigen, ohne künstliche Zusatzstoffe erzeugten Lebensmitteln in Übereinstimmung ist. Wir können Bio und Bio passt zu uns.

bioPress: Gibt es besondere Faktoren in der Bio-Produktion von Hilcona?

Bank: Hilcona verfügt seit Jahren über große Bio-Kompetenz durch sein Engagement im Schweizer Handel unter dem Schweizer Öko-Sie­gel Bio-Knospe. Die Richt­linien werden streng eingehalten und auditiert.

bioPress: Welchen Zusatznutzen kommunizieren Sie dem Handel und den Verbrauchern?

Bank: Die Bio-Produkte von Hilcona entsprechen dem Wunsch moderner Verbraucher nach natürlichen, schmack­haften und unkomplizierten Produkten. Die Bio-Pasta von Hilcona ist zudem fleischlos, enthält maximal vier Gramm Fett pro 100 Gramm und ist in nur zwei Minuten zubereitet. Dabei braucht unsere Nassteigware im Vergleich zu den Italienern kein kochendes Wasser für den Erwärmungsprozess.

bioPress: Welchen Konsumenten definieren Sie als Zielgruppe?

Bank: Unsere Bio-Linie spricht vor allem qualitätsbewusste Verbraucher an, die auf  eine ausgewogene, hochwertige Ernährung Wert legen. Unsere Zielgruppe sind bewusste Genießer aller Altersgruppen und modernem Lifestyle und  ökologischem Gewissen.

bioPress: Wird frische Bio-Convenience vermehrt den Weg in den klassischen Handel finden?

Bank: Der Weg ist bereits geebnet. Bio ist in vielen Warengruppen bereits fester Bestandteil des klassischen LEH und des Discounts. Allerdings werden nicht alle Produkte und Marken überleben.

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