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Bundesamt erlaubt Cholera-Kartoffel

Rostocker Forscher dürfen das Gen-Gemüse jetzt im Freilandversuch testen. Es soll künftig Impfstoffe

BERLIN taz  Es ist eine umstrittene Premiere: Forscher der Universität Rostock haben Gene eines Cholerabakteriums in Kartoffeln eingeschleust. In den nächsten Tagen werden sie die Kreationen, die Impfstoffe produzieren sollen, im Freiland testen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat dafür jetzt die Genehmigung erteilt. Denn anders als viele Experten sieht die Behörde "keine Gefahren für Mensch und Umwelt".

Inge Broer, Professorin für Agrobiotechnologie an der Universität Rostock, leitet das Projekt. Sie wird nun 9.000 Arzneiknollen auf einen Acker des Agrobiotechnikums Groß Lüsewitz in der Nähe der Hansestadt pflanzen. Ihre Hoffnung: Künftig ersetzen die neuartigen Pflanzen die herkömmliche Pharmafabrik. Impfstoffe werden dann nicht mehr gespritzt, sondern gegessen.

Doch viele Bürger und Verbände sind besorgt. Insgesamt hat die Bonner Zulassungsbehörde 1.800 Einwendungen erhalten. Die Absender finden die neueste Generation der Grünen Gentechnik riskant - zumal es sich um Nahrungspflanzen handelt. Zu den Kritikern gehört auch Burkhard Roloff vom Umweltverband BUND in Mecklenburg-Vorpommern.

Roloff fürchtet, dass sich die Medizinkartoffel unbemerkt ausbreitet und "die Cholera-Gene im Essen landen". So könnten beispielsweise Wildschweine die Laborknollen ausgraben und verschleppen, erklärt er. Das größte Problem: Keinen Kilometer entfernt von Broers 2.200 Quadratmeter großem Versuchsterrain liegt der "Kartoffelzuchtgarten Deutschlands", wie Roloff ihn nennt: Das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung Gatersleben pflegt dort eine Genbank für die beliebte Sättigungsbeilage der Deutschen.

Das Bundesamt ficht das allerdings nicht an. Dessen Mitarbeiter argumentieren: Broers Pflänzchen trügen nur einen winzigen Teil des Seuchenerregers. Und die Sequenz des Erbgutes sei für sich genommen ungefährlich - " ein ungiftiges Eiweiß". Außerdem hätten sie den Wissenschaftlern Sicherheitsmaßnahmen auferlegt: Die Forscher sollen die Designerkartoffeln gleich nach ihrem Dienst für die Wissenschaft vernichten. Zudem müssen die Biotechnologen das Feld einzäunen.

Roloff beruhigen diese Vorkehrungen nicht: Er will die Genkartoffel nun per Eilantrag an CSU-Bundesagrarminister Horst Seehofer stoppen.

taz vom 16.6.2006, HANNA GERSMANN

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