Lajos kann Bio
Der Einzelhändler aus dem Odenwald besticht mit Kompetenz
1.300 Bio-Artikel hat der Selbstständige Einzelhändler (SEH) Franz Lajos in seinem E-aktiv Markt in Reinheim im Odenwald zusammen getragen. Das ist kein großes, aber ein anspruchsvolles Sortiment geworden. Eine prächtige Bio O+G Abteilung mit mehr als 100 Bio-Produkten ist das Prunkstück. Mit Bio-Frische punktet Kaufmann Lajos auch bei Molkereiprodukten und Backwaren. Ein Schwachpunkt ist die biofreie Fleischtheke, die aber konventionell hochwertig und kompetent ist, auf dem Niveau eines guten Fleischereifachgeschäftes. Auch Tiefkühlkost und Trockensortiment sind hervorragend mit Bio bestückt.
Mit Klemmbrett und grüner Marktschürze steht er da in seinem Markt: Der Endfünfziger Franz Lajos seit 20 Jahren erfolgreicher Lebensmittelhändler in dem Odenwald-Städtchen Reinheim. „Die grüne Schürze ist unser Markenzeichen. Alle männlichen Mitarbeiter tragen sie“, erzählt er. Das hat seinen Grund: „Blumen sind mein Hobby. Die kaufe ich selbst auf dem Blumenmarkt in Griesheim ein. Dort kaufen auch die Fachgeschäfte ein. Ich mache 2,5 Prozent meines Umsatzes allein mit Blumen.“
Im November 2008 hat der Markt mit 1.650 Quadratmeter Verkaufsfläche die Türen geöffnet. Das erste Jahr lief glänzend. „Besser als wir erwartet haben“, freut sich Lajos. Er hatte in der Vergangenheit schon viel geleistet. 500 Meter entfernt betrieb er 20 Jahre lang einen kleinen Supermarkt mit 600 Quadratmeter äußerst erfolgreich. Auf der Kleinfläche schaffte er einen Umsatz von rund 8.400 Euro pro Quadratmeter im Jahr. Damit spielte er in der Rangliste der Edeka Südwest ganz vorne mit.
Das Produktangebot bei Kaufmann Lajos ist enorm vielfältig: Saisongebäck in Bio beispielsweise oder Wild-Fisch in Bio-Panade aus der TK-Truhe.
Mit Service und Frische zum Erfolg
Der neue größere Markt setzt mit einem Quadratmeter-Umsatz von rund 5.500 Euro die Erfolgsgeschichte fort. 1,6 Millionen Euro hat er an dem Standort investiert. 200.000 Euro mehr als nach der Edeka-Planung. „Ich habe Wanzl-Regale genommen. Die sehen einfach besser aus. Außerdem habe ich viel mehr Kühlfläche als üblich. Aber mir war es wichtig, mich gleich komplett zu präsentieren und nicht später nach zu investieren. Höhere Personalkosten als im Durchschnitt habe ich auch. Aber durch bessere Umsätze hole ich das wieder rein“, erläutert Lajos die Qualitätsstrategie. Umsatz-Maximierung statt Kosten-Minimierung ist das Prinzip des Odenwälders. Die Rechnung ist aufgegangen: „Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung des Marktes und mit Bio.“
Genaue Bio-Zahlen kann er keine beziffern, weil die Möglichkeit der Auswertung fehlt. „Den Bio-Anteil kann ich ihnen nicht sagen. Aber ich weiß, dass es gut läuft. Wir haben geringe Abschriften. Das sehe ich an der Dispositionsliste. Die Direkt-Lieferanten sagen mir, dass wir einen guten Abverkauf haben“, erzählt Vollblutkaufmann Lajos.
In dem 18.000 Einwohner zählenden Reinheim mit den Stadtteilen Spachbrücken, Georgenhausen und Zeilhard wohnen besser Verdienende, die im nahen Darmstadt arbeiten und im Odenwald zuhause sind. Der Standort birgt genug Kaufkraft, um auch Bio-Produkte verkaufen zu können. In Bahnhofsnähe liegt der E aktiv zentral und bietet 100 Parkplätze, so dass der Wocheneinkauf erledigt werden kann. Durch die innerstädtische Lage hat er zudem die Funktion des Nahversorgers.
„Im alten Markt haben wir Bio im begrenzten Umfang angeboten“, so Lajos. 400 Produkte waren es. Jetzt auf fast dreifacher Fläche hat er ganz andere Möglichkeiten und nutzt sie mit der dreifachen Artikelzahl. „Bereits im alten Markt haben mich Kunden auf mehr Bio angesprochen. Warten Sie ab bis der neue Markt kommt“, hat ihnen der Inhaber geantwortet.
Bio-Ideen gesucht und gefunden
Er hat sich viele Märkte angeschaut und Ideen gesucht. „Mit tegut habe ich mich intensiv beschäftigt“, sagt er. Bei seinen Überlegungen ist ein Bio-Sortiment mit 1.300 Artikeln herausgekommen, mit dem er seine Position im Wettbewerb am Standort Reinheim weiter stärkt. Konkurrenz heißt hier nicht Discount, sondern qualitätsorientierter Filialist.
Dabei geht er den Weg der konsequenten Zuordnung mit Ausnahme von Obst und Gemüse. Bei ihm gibt es kein Gepa-Regal. Der Kaffee des Fairhandelshauses steht direkt neben den entsprchenden herkömmlichen Industrie-Produkten. „Der Kunde findet Bio besser, wenn es neben anderen Produkten im Regal steht. Wir haben viele Stammkunden, die wissen, was wo zu finden ist, und da stelle ich dann auch Bio mit dazu“, fährt der Händler fort. So konsequent umgesetzt ist die Sortimentsplatzierung bei Bio selten zu sehen.
Der Lehrsatz „Bio gleich teuer“ wird dabei nicht unbedingt bestätigt. Die biologischen Andechser Trinkjoghurts zum Beispiel sind eben nicht 20 Prozent teurer als ein herkömmliches Marken-Produkt, sondern 20 Prozent günstiger. Der Bio-Wertkost Pudding im Kühlregal schlägt das konventionelle Oetker-Produkt ebenfalls im Preis.
Die Obst und Gemüse-Abteilung ist ein Schmuckstück. 15 Prozent trägt O+G zum Umsatz bei, auch dank der Bio-Artikel. In der Frucht-Abteilung pflegt eine geschulte Mitarbeiterin permanent die Regale und berät die Kunden. Mitten in der Abteilung ist ein mächtiger Bio-Block mit fast 100 Artikeln aufgebaut.
Wer sich in der Supermarkt-Welt mit dem Fruchtsortiment profilieren will, muss sich Bio zuwenden, sonst spielt er nicht in der ersten Liga. Die Ware kommt vom Edeka-Fruchtkontor und vom Stuttgarter O+G-Großhändler Ecofit. Geschäftsführer Hans Jörg Schrade liefet mehr als 20 Produkte direkt. Der Bio-Großhändler hat in eine eigene Verpackungsanlage investiert, um Kundenwünschen gerecht zu werden.
Ein bunter Bio-Garten
Das Gros des grünen Bio-Sortiments ist verpackt, einige Produkte wie Möhren und Äpfel gibt es auch lose. Da sind nicht nur Tomaten und Gurken zuhause, auch Kraut und Rüben werden hier gehandelt: Winter- und Wurzel-Gemüse in Bio-Qualität für die Kochfans und Freunde ausgewogener und gesunder Ernährung. Wirsing, Rote Beete, Steckrüben und Pastinaken in Bio-Qualität sind erhältlich. Neben Bio-Wertkost vom Edeka-Fruchtkontor gibt es die Regionalmarke Unsere Heimat der Edeka Südwest. Bio-Rucola und Feldsalat sind zum Beispiel im Programm.
Auch schwierige tagesfrische Salate wie Romana und Eichblatt rot oder grün werden gehandelt und auch Verbandsware wie Lauch von Bioland. Bei Bio-Äpfeln hat der Kunde Auswahl zwischen Elstar, Pinova, Gala und Cox. Es gibt sie lose und verpackt. „Äpfel laufen lose besser“, so Lajos. Neben den heimischen Früchten gibt es Mangos aus Spanien, Avocados und Ananas aus Übersee. Seit kurzem werden Kaki geführt. Die Ananas tragen den dreistelligen Nature & More Code des holländischen Bio-Fruchthändlers Eosta und können per Internet zurückverfolgt werden bis in den Ursprung nach Ghana. Bio-Ingwer aus China ist ebenfalls im Sortiment.
Auch Orangen, Clementinen und Zitronen werden lose angeboten. Ein bunter Bio-Garten ist hier entstanden. Im Vorkassenbereich ist die Edeka eigene K+U Bäckerei vertreten. Bio wird beworben: An einem Tag pro Woche gibt es 15 Prozent Rabatt. Das kurbelt den Verkauf mächtig an. Fünf Bio-Brote sind im Sortiment. „Bio verkaufen wir gut. Da bleibt fast nie was übrig“, weiß Thekenchefin Teutenberg.
Die Region spiegelt sich in dem Markt ebenfalls wieder. Frisches Bio-Brot liefert die Vollkornbäckerei Dieburg. Die Backwaren werden in Selbstbedienung verkauft. Vom Berghof, einem demeter-Betrieb, bezieht der Edeka-Markt acht Sorten Ziegenkäse, der anspruchsvoll in einer Sonderplatzierung präsentiert wird. In Bedienung gibt es noch einmal 15 Sorten Bio-Käse aus Kuh- oder Ziegenmilch bevorzugt aus der Schweiz und Deutschland. Weich-, Schnitt- und Hartkäse findet der Verbraucher dort. Die hessische Kelterei Elm steuert Bio-Glühwein, -Punsch, Apfelwein, Cidre und vitaVerde Bio-Fruchtsäfte zum Sortiment bei. Die Brauerei Schmucker aus dem Odenwald bereichert das Getränke-Sortiment um ein Bio-Pils, das im Sechser-Pack verkauft wird.
Im Mopro-Regal gibt es neben dem Andechser Sortiment, die weiße Linie von Schwarzwälder Bioland aus Freiburg. Von Berchtesgadener Land ist demeter-Milch vorhanden. Auch Milchersatz-Produkte aus Soja von Alpro sind in Bio-Qualität vertreten.
Bio-Fleisch nur in SB
Wurst und Fleisch gibt es nur in SB trotz einer kompetenten Fachabteilung mit einem Metzgermeister und einer -meisterin. Das Bio+ Fleisch-Programm von Vion mit den wichtigsten Produkten von Rind und Schwein liegt in der Kühltruhe. Die neue Bio-Dosenwurst der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall tut sich noch etwas schwer neben dem konventionellen Regionalangebot. Als Glas-Ware gibt es die Meica Bio-Würstchen.
Im Trockensortiment deckt Bio den Preiseinstieg ab, Rinatura den Bio-Vollwert-Bereich. Bio-Gourmet vertritt die Feinkost-Schiene und Verival bietet eine dreistellige Zahl von Hauptprodukten aus dem Trockensortiment an mit dem Schwerpunkt bei Müslis. Bode ist mit seiner Naturkost an Nüssen, Kernen, Saaten, Hülsenfrüchte ebenfalls gut vertreten.
Bei Bio-Knabber-Artikel sind im Südwesten Mayka, Huober und Praum die Platzhirsche. Mayka hat im zweiten Halbjahr 2009 zwei neue Sorten Chips auf den Markt gebracht. Beim Süßgebäck hat Praum viel Platz im Regal erobert, umgeben von der Grabower LEH-Linie und Whole Earth aus Freiburg.
Umfangreiches Bio-Teesortiment
Bei den Heißgetränken glänzt der E aktiv mit einem umfangreichen Bio-Tee-Sortiment von der Gepa, Yogi-Tee, Frutec und der Edeka-Eigenmarke Bio-Wertkost. Die Industriemarken mit Bio-Range sind ebenfalls gut vertreten: Angefangen von Müsli-König Seitenbacher, der auch vier Bio-Varianten dabei hat, über die Pema und Mestemacher mit haltbarem Bio-Brot und funny frisch bei den Knabberartikeln.
Dr. Oetker und Ruf sind mit biologischen Backzutaten, Mischungen und Desserts im Regal. Hengstenberg versorgt die fein-saure Bio-Schiene. Bei den Konserven hat auch Biofit einen großen Auftritt mit Sauer-, Gemüse und Fruchtkonserven. Besonders stark zeigt sich der Markt bei Bio-Reis. 24 Sorten sind zu zählen. Aber auch Spezialitäten wie den Rigoni Apfelzucker bei den Süßmittel hat Lajos im Programm.
Tiefkühlkost ist nicht unbedingt eine Bio-Domäne und im LEH eher wenig entwickelt, aber der Einzelhändler aus Reinheim hat hier ein ansehnliches Sortiment zusammengetragen. Meeresfrüchte von Escal aus Frankreich, bei den Kartoffelprodukten hat er von McCain die biologischen Land-Kartoffeln (Country Potatoes), die Schwarmstedter Bio-Puffer und Rösti, die Lutosa Kartoffelschnitze.
Bei Pizza ist die Wagner Bio-Linie Naturlust in der TK-Truhe, von Moin kommen TK-Backwaren. Die Coppenrath & Wiese TK-Brötchen sind zu haben. Von Natural Cool werden Bio-TK-Früchte geliefert. Demeter Felderzeugnisse ist mit der Wild Ocean Fisch-Linie vertreten. Bio-Eis gibt es von den drei Herstellern Raccelli, NaturIce und Tofutti. Diese Bio Eis-Vielfalt ist der bioPress-Redaktion im Supermarkt bisher noch nicht begegnet.
„Für mich ist der Bio-Boom nicht vorbei. Die Glaubwürdigkeit muss rüber gebracht werden“, meint Lebensmittelhändler Franz Lajos. Leute wie der Edeka-Kaufmann können das vermitteln.
Anton Großkinsky
E-aktiv Markt Lajos Öffnungszeiten: Mo – Sa 8 – 21 Uhr
Eröffnung: 4.11.2008 |