Biologischer Konsum
Dresdner Genossenschaft setzt auf Nachhaltigkeit
Mit Bio-Wurst aus Dresden kann der Konsum in der Alaunstraße aufwarten. Eine prominente Kopfplatzierung für biologische Premium-Teigwaren zeigt den Stellenwert der Produkte auf.
Konsum Dresden in Sachsen hat eine mehr als 100 Jahre alte Tradition. 1888 gründeten Bürger eine Genossenschaft, die sie mit Lebensmitteln versorgte. Zwei Kriege und die DDR hat die Genossenschaft überdauert. Nur während der NS-Zeit war sie verboten. 28.300 Mitglieder zählt sie heute. Die Genossenschaft betreibt 39 Märkte in Dresden, Sachsen und neuerdings in Franken. Mit einem Umsatz von rund 3,5 Millionen Euro liegt der Bio-Anteil bei etwa drei Prozent. Der Gesamtumsatz lag 2009 bei rund 105 Millionen Euro. Das Bio-Wachstum lag 2008 bei 31 Prozent, 2009 bei 17 Prozent. Am stärksten gewachsen ist Bio-Fleisch und -Wurst in Bedienung mit 160 Prozent. Überdurchschnittlich haben sich bei den Dresdnern Bio-Getränke mit mehr als 20 Prozent und Tiefkühlkost mit rund 25 Prozent entwickelt.
1999 begann Konsum mit der Vermarktung von Bio-Butter und -Milch. Inzwischen gibt es eine Auswahl von 1.900 Bio-Produkten. Vorstand Roger Ulke ist bemüht, neben dem nationalen Sortiment, Bio aus dem Bundesland Sachsen zu bieten. Rund zehn Prozent der Bio-Produkte sind regionalen Ursprungs.
2009 wagte das Unternehmen den Schritt zur Bio-Zertifizierung. Damit kann nun auch Käse und Fleisch aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) verpackt, biologische Frischkäse-Zubereitungen selbst hergestellt oder Obst und Gemüse geschnitten werden.
Aktionen für Bio
Bio wird im Konsum nicht stumm verkauft. Mit Aktionen wird darauf aufmerksam gemacht und Wirkung erzielt, wie der zweistellige Bio-Anteil beweist. In den Dresdner Filialen gab es im Juni 2009 eine Biowoche. „Ursprünglich & köstlich“ wurde als Motto ausgegeben. Bio-Schinken wurde verkostet, Wein probiert. Bio-Lieferanten standen den Kunden Rede und Antwort.
2009 beteiligte sich das Handelsunternehmen zum zweiten Mal an der fairen Woche. Die Genossenschaft versucht damit, den fairen Handel ins Bewusstsein der Verbraucher zu rücken. Die dritte Welt ist im Internet-Zeitalter nicht mehr so weit weg und virtuell aus dem eigenen Wohnzimmer heraus leicht zu erreichen. Unter dem Motto „Gesundes Schulfrühstück mit Bio-Produkten aus Sachsen“ machte der Filialist 2008 mit an der Aktion „Bio-Brotbox“. Konsum engagiert sich hier für eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung von Schulkindern. Natürlich sollen auch die Eltern auf die Bedeutung eines sinnvollen Pausenbrots aufmerksam gemacht werden. Sächsische Bio-Unternehmen schlossen sich der Aktion an. Damit wurde zusätzlich ein Bewusstsein für regionale Lebensmittel gefördert.
In der Alaunstraße der Dresdner Neustadt residiert der Bio-Vorzeigemarkt der Genossen um Vorstand Roger Ulke. Studenten, Künstler, Anwälte, Werbeagenturen und Touristen teilen sich die Neustadt. „Bio ist sehr gefragt hier“, weiß Marktleiter Ingo Tippelt. Der Markt wurde 2008 mit einer Selly preisgekrönt. Die Auszeichnung wirbt noch heute im Markt für das Bio-Engagement der Dresdner.
Das Sortiment ist groß genug um Auswahl zu bieten. Bio ist auch an den Bedienungstheken zu haben. Auch an das oft vernachlässigte Thema Bio-Fleisch und Wurst an der Theke haben sich die Sachsen getraut. Mit italienischer Bio-Feinkost und einem umfangreichen Öko-Wein-Angebot gibt es auch etwas für Genießer.
Bio zieht sich durch die Warengruppen. Im Trockensortiment steht zusätzlich ein Bio-Block. Der Kunde wird mit einem grün hinterlegten Preisschild zu den Bio-Produkten geführt.
Der Hauptlauf beginnt mit Obst und Gemüse. Hier ist nur ein Bio-Grundsortiment von einem Dutzend Artikeln vorhanden. Bio-O+G ist, was Sortimentsfülle betrifft, nicht das Aushängeschild der Dresdner. Die Ware kommt vom Dresdner Fruchthof. „Wir würden das Sortiment ausbauen, wenn mehr Ware zur Verfügung stünde“, betont Ulke. Er will mehr und ist dran an dem Thema.
Greno als biologisches Basis-Sortiment
Es folgt der Bio-Block. Im Trockensortiment bilden die 800 Bio-Greno-Produkte die Basis. Die Bio-Zentrale ist mit Gut & Gerne und der neuen Marke mit BZ dabei, die mit Convenience und mediterranen Produkten edle Akzente setzt. Dem fairen Handel ist mit der Gepa ausgiebig Platz eingeräumt. Bei den Marmeladen setzt Den Gamle aus Dänemark mit seinen drei Bio-Sorten Erdbeere, Schwarze Johannisbeere und Orange einen weithin unbekannten Akzent. Bio-Gourmet rundet das Angebot nach oben ab.
In einer Sonderplatzierung werden Nüsse, Kerne und Trockenfrüchte von Kobima aus Kornwestheim/Baden-Württemberg präsentiert. Im Tchibo-Regal ist der Bio-Genuss gerade ausverkauft. Der Aktionspreis von 4,99 statt 5,99 Euro hat seine Wirkung gezeigt.
Alb-Gold Teigwaren, das nicht weit entfernt in Riesa mit einem Tochterunternehmen produziert, präsentiert seine Bio-Produkte einschließlich der Nudelsoßen. Die Wagner Bio-Gewürze haben sich im LEH weitgehend etabliert. Daneben gibt es in Bio-Qualität noch Easy Gourmet aus Wiesbaden in der Mühle.
Die biologischen Kräutersalze von Bad Reichenhaller werden in der Alaunstraße auch angeboten. Und Bio-Produkte der Industriemarken wie Knorr und Kölln werden geführt. Die Dittmann-Marke belbio ist mit mediterranen Konserven wie Oliven vertreten. Für anspruchsvollere Kunden hat die Genossenschaft italienische Bio-Feinkost des Stuttgarter Großhändlers DiGenaro im Sortiment. So werden einige Olivenöle der gehobenen Preisklasse oder Reis mit getrockneten Pilzen präsentiert.
Süßwaren aus der Region
Bei den Süßwaren darf natürlich Dr. Quendt aus Dresden mit seinen Bio-Produkten nicht fehlen. Bio-Schokolade von der Gepa und Ritter Sport wird geführt.
Auch Saisonware des Nürnberger Lebkuchen-Fabrikanten Wicklein ist erhältlich. Daneben hat Konsum noch einige Spezialitäten wie französische Suppen in der Flasche von Longloys zu bieten. Die Flaschen mit dem AB-Siegel bieten im Vergleich mit der hierzulande üblichen Dose Sicht auf das Produkt.
In den Tiefkühltruhen sind einige Bio-Produkte vorhanden. Ganz wichtig ist natürlich Pizza; die „Naturlust“ kommt von Wagner. Ardo Bio-Gemüse vereinfacht das Kochen. Die Kräuter von Bio Freeze sind erhältlich. Von Coppenrath & Wiese liegen TK-Brötchen zum Aufbacken in der TK-Truhe.
Im Kühlregal ist ebenso Bio zu finden, zum Beispiel die frischen Säfte von Nature’s best. „Die verkaufen wir hier gut“, berichtet der Marktleiter. In der Dresdner Neustadt gibt es ein Publikum, das bereit ist, den Preis für Gutes zu zahlen. „Wir sind hier in einem Studentenviertel. Die Menschen geben Geld für Bio aus“, so Tippelt.
Am besten sortiert ist der Markt in der Alaunstraße bei Fleisch und Wurst. Vorwerk Podemus aus Dresden (siehe bioPress Nr. 60/Aug. 2009) liefert Bedienungs- und SB-Ware. 13 Sorten Bio-Wurst gibt es in Bedienung und noch einmal 20 in SB, darunter auch italienischen Schinken von DiGennaro. Biologisches Rind- und Schweinefleisch wird außer an der Theke noch in Selbstbedienung verkauft.
An der Theke sind vier Sorten Bio-Käse erhältlich. Dazu kommen noch einmal vier im Prepacking. Bio-Spezialitäten mit Edelschimmel oder Kräutern bilden das Bedienungssortiment. Die Standard-Käse gibt es geschnitten im Kühlregal. Zu den Stärken des Marktes gehört die Wein-Abteilung mit zahlreichen Bio-Tropfen aus den europäischen Wein-Nationen und aus Übersee. Natürlich sind auch die lokalen Weine des sächsischen HofLössnitz vertreten.
Konsum-Vorstand Roger Ulke präsentiert die Bio-Steigerungsraten.
Bio-freundliches Klima in Dresden
Die Dresdener Neustadt mit einem biofreundlichen Klima erleichtert es dem Lebensmittelfilialisten, mit einem umfangreichen Bio-Sortiment zu punkten. „Zwölf Prozent Bio-Umsatz sind es hier. Im Schnitt machen wir bei Konsum drei Prozent. In der Neustadt wohnen Leute, die sich gutes Essen leisten und auch Studenten, die bewusst einkaufen“, weist Vorstand Roger Ulke auf die Besonderheit des Standortes hin.
Das spielt sich in einer Handelslandschaft ab mit einem Discount-Anteil von 73 Prozent. „Wir sind glaubhaft bei Bio. Unser Anspruch ist, das größte Bio-Sortiment in Dresden zu bieten mit vielen Produkten aus der Region“, erklärt Ulke den Erfolg.
Der Kaufkraft-Index liegt bei 91, also unter dem Bundes-Durchschnitt. Im Vergleich mit den anderen ostdeutschen Städten ist es aber ein recht guter Wert. Das erklärt die stärkere Lust auf Bio in der Stadt an der Elbe.
Nicht an allen Konsum-Standorten läuft Bio so gut, nicht überall gibt es das gesamte Sortiment mit 1.900 Bio-Produkten. In den westdeutschen Standorten in Nürnberg und Erlangen wird ebenfalls das gesamte Bio-Sortiment gefahren. Dort herrscht höhere Kaufkraft als in Dresden.
Konsum betreibt Nachbarschaftsmärkte und ist nicht auf der grünen Wiese zuhause. Der Vorstand hat die Kleinfläche wieder entdeckt und mit Genia ein Konzept entworfen, das multipliziert werden soll. 3.600 Artikel mit viel Bio, wie Ulke sagt. Da gibt es alles – auch Non-Food, aber wenig Auswahl. „Da kann der Konsument mit gutem Gewissen einkaufen. Er wird von einem kleinen Team bedient und bekommt viel Convenience“, so Ulke.
Der künftige Kunde kauft nachhaltig im Nahbereich passend zu seinem Lebensstil. Deshalb arbeitet auch Konsum ökologisch. Das fängt mit der Auswahl der Lieferanten an. 102 kommen aus Sachsen, darunter eine Reihe von Bio-Lieferanten. Das geht weiter beim Betrieb der Verkaufsstellen, die energiesparend betrieben werden.
Die Kühlregale haben Glastüren, um Kälteverlust zu vermeiden. Das aktuelle Beleuchtungssystem spart 35 Prozent im Vergleich zu den vorher eingesetzten Lampen. Bei einer Verkaufsstätte mit rund 1.000 Quadratmeter macht sich das auch ökonomisch bemerkbar. Da werden im Monat Stromkosten für einen runden Tausender eingespart. Die Dieselfahrzeuge des Fuhrparks sind mit Partikel-Filter ausgerüstet. Bio wird nicht nur nachhaltig produziert, sondern auch nachhaltig transportiert.
Anton Großkinsky
Konsum Dresden
Alaunstraße 21 01099 Dresden
Sortiment: 14.000 |