Thailand
Tropische Bio-Vielfalt
Thailand hat Reis und andere gesunde Produkte zu bieten
Die Thailändische Küche gilt als besonders gesund und erfreut sich großer Beliebtheit auch in Deutschland. Der thailändische Ausdruck für essen - kin kao - bedeutet wörtlich „Reis essen“, egal um welche Art von Speise es sich handelt. Reis ist das Grundnahrungsmittel in Thailand und besonders der einheimische Jasminreis (Kao Hom Mali) ist beliebt. Reis war auch das erste Bio-Produkt, das 1992 aus der Provinz Surin im Nordosten Thailands als Fairtrade Produkt nach Europa exportiert wurde. Inzwischen werden jährlich rund 19.000 Tonnen Bio-Reis in zertifiziertem Anbau produziert, 40 Prozent davon für den Exportmarkt im Wert von 4,7 Millionen Euro, die restlichen 60 Prozent für den heimischen Markt (6,9 Millionen Euro).
Produktion von Bioprodukten in Tonnen (2005)
Reis: |
18.960 |
andere Feldfrüchte: |
2.041 |
Gemüse und Kräuter: |
4.618 |
Früchte: |
3.747 |
Sonstiges: |
49 |
Gesamt: |
29.415 |
Der thailändische Ökosektor hat seine Anfänge Ende der achtziger Jahre, als sich aufgrund von Preisverfall und intensivem Einsatz von synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln eine Gruppe von Bauern und Verbänden zum „Alternative Agriculture Network (AAN)“ zusammenschloss. Durch nachhaltige Bewirtschaftung sollte nicht nur die ländliche Entwicklung verbessert, sondern auch gesunde Lebensmittel hergestellt werden.
Die Initiative weckte in vielen Teilen des Landes Interesse. Gleichzeitig hat das Wachstum des Biomarktes in Europa und den USA, mit den sich daraus ergebenden Exportmöglichkeiten weitere Wachstumsimpulse für die thailändische Bio-Landwirtschaft ermöglicht.
Aus dieser Situation entstanden zwei Strömungen, eine die sich auf die Bio-Exportmärkte konzentrierte und eine andere, die im Kontext der regionalen Entwicklung auch auf den Inlandsmarkt setzte.
Unterstützung für Bauern
Ein wichtiger Akteur und Pionier im Inlandsmarkt ist die 1993 gegründete Green Net Cooperative, die Bauern bei der Vermarktung ihrer Bio- und FairTrade- Produkte unterstützt. Mit inzwischen rund 1.100 Mitgliedern ist die Green Net Cooperative einer der größten Hersteller und einziger Großhändler von Bio-Produkten in Thailand.
Die derzeit über 20 Produktarten (Gemüse, Obst, Reis, Tee, Baumwolle etc.) werden über rund 40 Einzelhandelsgeschäfte in Bangkok und anderen Großstädten verkauft. Zusätzlich exportiert Green Net FairTrade Produkte nach Europa, davon jährlich 800 Tonnen Bio-Jasminreis.
Für den Bereich Forschung, Qualifizierung und Förderung des Ökolandbaus wurde im Jahr 2002 die Earth Net Foundation gegründet. Sie unterstützt die Entwicklung von Erzeugergemeinschaften, betreibt Verbraucherinformation und bietet Schulungen, Exkursionen, Feldversuche und viele mehr.
Um den Marktzugang der Kleinbauern zu erleichtern wurde bereits 1995 der ACT (Organic Agriculture Certification Thailand), eine thailändische Ökokontrollstelle, ins Leben gerufen. Zunächst wurden nur chemiefreie Produkte aus der Landwirtschaft zertifiziert. Nach Einführung der eigenen ACT Ökolandbau Richtlinie 1999 wurde diese als Equivalent zur EU Verordnung anerkannt. Seit 2000 ist der ACT IFOAM akkreditiert. Nach wie vor ist er die einzige private thailändische Ökokontrollstelle, die inzwischen 37 Prozent der Bio-Fläche Thailands zertifiziert.
Zertifizierung gratis
Die zuständige Akkreditierungsbehörde in Thailand (National Bureau of Agricultural Commodity and Food Standards) erlaubt zudem allen Abteilungen unter dem „Ministerium für Landwirtschaft und Genossenschaften“ kostenlosen Zertifizierungsservice anzubieten. Diesen Service bieten die Abteilungen Pflanzenbau, Reis, Aquakultur und Tierhaltung und zertifizieren derzeit etwa 13 Prozent der Ökofläche, allerdings ausschließlich für den heimischen Markt. Die restlichen 50 Prozent werden von ausländischen Kontrollstellen zertifiziert. Die seit 1991 im Land tätige und aktivste davon ist Bioagricert aus Italien, mit eigenem Büro in Thailand. Im Lauf der Zeit sind Naturland und BCS (Deutschland), Soil Association (Großbritannien), IMO (Schweiz), OMIC (Japan), Control Union (Holland) und Ecocert (Frankreich) dazu gekommen.
Zudem wurde in den letzten Jahren die Certification Alliance gegründet. Dies ist ein partnerschaftliches Netzwerk von Kontrollstellen in Asien und Europa, um für die heimischen Produzenten möglichst billige Kontrolle und Zertifizierungsdienstleistungen nach internationalem Standard anbieten zu können. Der ACT hat die Rolle des Sekretariats für die Alliance übernommen.
Das nationale Bio-Logo „Organic Thailand“ wurde 2002 vom Thailändischen Agrarministerium eingeführt. Gleichzeitig wurden fünf Pilotprojekte zum Anbau verschiedener Bio-Kulturen geschaffen, in Zusammenarbeit mit Bauern, Experten, Konsumentengruppen und dem Privatsektor. 2004 gingen hieraus 440 Betriebe auf 1.763 Hektar hervor, die kostenlos zertifiziert wurden. Das Logo wird für Produkte vergeben, die nach den nationalen Richtlinien zertifiziert wurden. Da diese international nicht anerkannt sind, wird das Logo nur im heimischen Markt verwendet. Hier ist es sowohl bei Konsumenten als auch Produzenten bekannt und weit verbreitet.
Vertrieb über Supermärkte
Bio-Lebensmittel werden in Thailand mittlerweile hauptsächlich über konventionelle Supermärkte oder Hypermärkte verkauft. Dazu gehören internationale Ketten wie Carrefour, aber auch lokale Ketten wie Tops supermarkets, die aufgrund gestiegener Verbrauchernachfrage eigene Bereiche für „bio“, „hygienisch“ und „frei von Pestiziden“ eingerichtet haben. Allerdings ist vielen Käufern die Abgrenzung dieser unterschiedlichen „health foods“ nicht immer klar. Die ersten Vermarktungskanäle von Bio waren kleinere Läden wie „LemonFarm“, die in sieben Läden in Bangkok eine größere Auswahl an Biolebensmitteln sowie andere „health foods“ anbieten.
In Bangkok werden für die Mitglieder einer „community supported agriculture“ Bio Abokisten angeboten. In den Städten Chiang Mai, Surin und Yasothorn gibt es außerdem regelmäßig Bio-Bauernmärkte. Eine Besonderheit stellt der Biomarkt in Chiang Mai dar. Aus einer Initiative zwischen Bauern und Konsumenten wurden eigene Ökorichtlinien entwickelt, die genau auf die Gegebenheiten in der Region zugeschnitten sind. Die Northern Region Organic Standard Organization zertifiziert die Produktion, auf dem Markt werden Kunden auf Infotafeln über das System informiert.
Insgesamt hat die Entwicklung des thailändischen Biomarktes einige Hochs und Tiefs hinter sich. Der Zusammenbruch der heimischen Wirtschaft 1999 führte dazu, dass mehr Betriebe umstellten, weil synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel teuer und der Export von Bio-Produkten damit rentabler wurde.
Gleichzeitig verlangsamte sich die Entwicklung des heimischen Biomarktes aufgrund der niedrigen Wirtschaftskraft der Bevölkerung. Das aktive Engagement der Thailändischen Regierung für Ökolandbau seit den frühen 2000-er Jahren unterstützte die Umstellung auf Öko für Export- und Heimischen Markt. Die Ölkrise Mitte der 2000-er Jahre ermutigte wie schon zuvor die Krise 1999 die Umstellung auf Ökolandbau, verlangsamte aber gleichzeitig die Entwicklung des lokalen Marktes.
Alles in allem hat sich die Ökofläche in Thailand zwischen 2001 und 2006 rasant von 2.100 Hektar auf 22.550 Hektar zertifizierter Fläche entwickelt. Dies hauptsächlich durch die gestiegenen Absatzmöglichkeiten in den boomenden Biomärkten Europas und der USA.
So initiierten große thailändische Unternehmen Anbauprojekte und beauftragten Wissenschaftler und Regierungsbehörden, um die Bauern bei der Umstellung zu unterstützen. Die Entwicklung hat sich seit 2007 durch die unklare politische und wirtschaftliche Situation wieder verlangsamt. In der Provinz Buriram wurde ein Bio-Jasminreis Projekt mit tausenden von Bauern aufgegeben, weil das Ministerium die finanzielle Unterstützung strich.
Nationale Öko-Strategie entwickelt
Zudem gab es 2007 eine Trockenheit was zu einer 20 Prozent geringeren Reisernte führte. Die stabilisierte politische Lage sowie positive Ereignisse wie die Entwicklung eines Master und Doktorandenkurses in ökologischer Landwirtschaft an der Thammasat Universität und die Entwicklung einer nationalen Ökostrategie durch das National Organic Agriculture Development Committee scheinen den Aufwärtstrend nun wieder zu unterstützen.
Zwei Drittel der thailändischen Ökofläche nimmt Reis ein. Daneben wächst aufgrund der klimatischen Bedingungen eine Vielzahl exotischer Früchte. Im Jahr 2005 wurden 3.700 Tonnen Bio-Früchte produziert, allerdings fast vollständig für den heimischen Markt.
Exportiert werden bisher Mango, Papaya, Bananen, Longan, Ananas und Kokosnuss. Bio-Gemüse und Kräuter werden hauptsächlich in Zentralthailand und der Provinz Chiang Mai im Norden des Landes angebaut: Blattgemüse, Salate und chinesische Gemüsesorten für den heimischen Markt. Über die Hälfte der 4.600 Tonnen sind Gemüse wie Spargel, Babymais, Okra und Auberginen für den Export.
Zusätzlich wird in Thailand auf 33 Hektar Bio-Aquakultur betrieben. Fünf Gruppen haben mit der Bio-Garnelenzucht begonnen, zwei davon sind bereits zertifiziert: Eastern Organic Prawn Aliance/Sureerath und Kungkrabaen Bay Royal. Insgesamt werden momentan 1.000 Tonnen Bio Garnelen produziert, das sind weniger als ein Prozent der von Thailand exportierten Garnelen Menge.
Longan Früchte, in Thailand Lamyai genannt, sind Verwandte der Litschi und reifen zwischen Juli und August. Sie zählen zu den absoluten Rennern auf thailändischen Märkten während ihrer kurzen Saison. Hauptan- baugebiet ist die Provinz Chiang Mai in Nordthailand, da der Longanbaum, wie der Litschibaum, ein gemäßigtes Klima mit einer kühlen Jahreszeit braucht.
Die Longan Frucht enthält reichlich Vitamin C, sowie Calcium und Eisen. Am besten schmeckt sie roh, wird aber auch in Thai Currys gekocht, getrocknet oder als Saft oder Tee verwendet. Man sagt ihr eine stärkende, antikanzerogene Wirkung nach. In der traditionellen chinesischen Medizin wird getrocknete Longan unter anderem bei Schlafstörungen und Stress eingesetzt.
Prokchon Promgungwahn bewirtschaftet bereits in der dritten Generation einen Longan Obstgarten in der Provinz Chiang Mai. Zusätzlich besitzt er einen Verarbeitungsbetrieb, der 2006 neu ausgestattet wurde. Promgungwahn Ltd. ist Mitglied des „Northern organic longan cluster“, das aus 21 Betrieben besteht, die auf insgesamt 88 Hektar Bio-Longan produzieren. Promgungwahn übernimmt Ernte und Verarbeitung für die Erzeugergemeinschaft. Verarbeitung und Anbau sind von der thailändischen Kontrollstelle ACT zertifiziert.
Bio-Kokos für den Export
Kokosnüsse in all ihren Variationen sind fester Bestandteil der thailändischen Küche. Exportiert werden frische und auch getrocknete Früchte, sowohl im Gebinde als auch in Endverbraucherpackung. Für den heimischen Markt wird zusätzlich angepflanzt.
Sie werden im Süden des Landes in Küstennähe angebaut. In der Provinz Chant-haburi, südöstlich von Bangkok wird ein komplettes Tal ökologisch bewirtschaftet. Auf einer Fläche von insgesamt 352 Hektar wachsen Kokospalmen für die Merit Food Products Co., Ltd.
Die 1993 gegründete Firma verarbeitet die Kokosnüsse der eigenen Plantage zu nativem Kokosöl, Kokosraspel, Kokosmilch, Kokoswasser und Kokos-Fruchtsaft Mischgetränken, fast ausschließlich für Märkte in Australien/ Ozeanien, den mittleren Osten, Europa und USA.
Anbau und Verarbeitung sind von ACO (Australien Certified Organic Pty.Ltd) nach Australischen Standards sowie der EU-Richtlinien, NOP und JAS zertifiziert.
Das Mittelständische Unternehmen exportiert Rohprodukte, produziert aber auch für Endverbraucher.
Die Palette an Bioprodukten aus Thailand umspannt außerdem Kaffee, Rohrzucker, Tapiokamehl, Erdnüsse, Sojabohnen und Sesam. Aus dem Spa-Bereich produziert Chiang Mai Organic Spa Co. Ltd. als erstes Unternehmen in Thailand seit 1998 bio certifizierte Planzenseife und ätherische Öle.
Im Oktober 2005 wurde ein thailändischer Bio-Handelsverband gegründet, die Thai Organic Trade Association (TOTA), mit dem Ziel den Ökosektor in Thailand zu stärken. Mitglieder sind im Markt aktive Unternehmen und Hersteller von Bioprodukten für den heimischen sowie Exportmarkt. Aktuelle Entwicklungen wird die TOTA während eines Seminars im BioFach Kongress 2010 zum Thema „Sourcing organic products in Thailand“ am 19. Februar von 15 bis 16 Uhr im Raum Krakau darlegen.
An einem Gemeinschaftsstand auf der BioFach werden acht thailändische Firmen vertreten sein, die fast die gesamte Palette an Exportprodukten abdecken. Während der ersten drei Tage wird von der GTZ Thailand ein Match Making mit Europäischen Firmen organisiert. Ansprechpartner in Deutschland ist die Beratungsfirma Organic Services.
Susanne Krause
Produktgruppe |
Für den Export zertifizierte Produkte aus Thailand |
Reis | Jasminreis (rot, weiß), Klebreis |
Nüse, Leguminosen | Erdnüsse, Sojabohnen, Sesam |
Gemüse | Verschiedene frische Gemüse, Babymais, Spargel |
Obst | Mango, Bananen, Papaya, Longan, Kokosnuss, Ananas |
Getränke | Kaffee, Maulbeertee |
Sonstiges | Rohrzucker, Tapiokamehl, Kokosprodukte, Palmöl, Glucose |
Aquakultur |
Langostino (Tiger prawn) |
Kosmetik | Pflanzenseife |