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Pflanzenschutz

Panorama-Bericht zum Bioanbau vor der Anuga

PAN Germany kritisiert unseriöse Presse

PAN Germany kritisiert die durch die Panorama-Beiträge vom 7. und 8. Oktober 2009 vermittelte Verharmlosung des chemischen Pflanzenschutzes in der konventionellen Landwirtschaft. Mit Statements wie „Bio ist auch gespritzt“ versucht Panorama den Eindruck zu erwecken, es gäbe keine Unterschiede zwischen dem Pflanzenschutz im konventionellen und im biologischen Anbau.

Pestizidrückstände in Lebensmitteln werden von Panorama als Problem von Gestern dargestellt, Daten über Pestizid-Rückstände in Lebensmitteln werden nicht präsentiert, Risiken von Mehrfachrückständen in Lebensmitteln und das Problem von Pestizidrückständen im Grund- und Oberflächenwasser bleiben unerwähnt. Der Unterschied zwischen dem konventionellen Landbau mit seinem System des intensiven Einsatzes chemisch-synthetischer Pestizide auf den einen Seite und dem kontrolliert biologischen Landbau mit seinen Verfahren des vorsorgenden und biologischen Pflanzenschutzes auf der anderen Seite, wird nicht einmal ansatzweise thematisiert.

Trotz umfangreicher Risikoabschätzung und Pestizidprüfverfahren sind auch in Deutschland immer noch Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft im Einsatz, die die Fortpflanzung und das ungeborene Leben schädigen können, die hormonell wirksam sind und neurotoxisch wirken und auch solche, die die Umwelt gefährden. Im April und Mai 2008 starben in Deutschland zehntausende Bienenvölker durch das chemisch-synthetische Pestizid Clothianidin, obwohl es der Gesetzgebung entsprechend zugelassen wurde.

Gerade erst 2009 wurde durch die jahrelange Anwendung chemisch-synthetischer Pestizide ausgelöster Parkinson als Berufskrankheit anerkannt. Die Situation ist so schwerwiegend, dass sich die EU veranlasst sah, 2009 Gesetze zu verabschieden, die alle EU-Mitgliedsländer verpflichten, die Risiken durch Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft zu reduzieren. Deutschland arbeitet derzeit der EU-Pflicht entsprechend an einem nationalen Aktionsplan zur Reduktion der Risiken des chemischen Pflanzenschutzes.

Der NDR Panorama Beitrag vom 7.10. mit dem werbewirksamen Titel „Geheimsache Bio“ versucht den Eindruck zu erwecken, dass die Biobranche ihre Versprechen nicht hält. Doch was verspricht der Bioanbau? Dass keine mineralischen Stickstoffdünger verwendet werden – stimmt; dass keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt werden – stimmt; dass die Biobranche als einzige auf genetisch veränderte Pflanzen und Tiere verzichtet – stimmt.

Die Verwendung von Kupfer im Pflanzenschutz ist in der konventionellen Landwirtschaft und auch im kontrollierten Bioanbau rechtlich erlaubt. Er wird von Seiten der Behörden, der Bioanbauverbände und der Umweltverbände intensiv diskutiert. Denn Kupfer ist zwar kein chemisch-synthetisches Pestizid, der aktive Eintrag größerer Mengen in die Umwelt ist aber angesichts seiner Umweltwirkung wo immer möglich zu vermeiden.

Die EU-Bioverordnung schreibt eine Ausbringungs-Höchstmenge von 6 kg Kupfer pro Hektar und Jahr vor. Die Bundesdeutschen Bioverbände bleiben mit maximalen Ausbringungsmengen von 3 kg bzw. 4 kg (für Hopfen) Kupfer und Jahr noch darunter. Dass dies der richtige Weg ist, hat auch der konventionelle Pflanzenschutz erkannt: Bei der Neuzulassung kupferhaltiger Pestizide für die konventionelle Landwirtschaft orientiert sich die Produktzulassung in Deutschland nun auch an den Vorgaben aus der biologischen Landwirtschaft.

In drei Fachgesprächen und während der Erarbeitung eines Strategiepapiers haben sich Vertreter der Ökoanbauverbände auf eine Strategie zur Reduktion des Kupfereinsatzes geeinigt. Ein Bündel von Maßnahmen soll dazu beitragen, dass die Kupferaufwandmenge zügig reduziert wird (kurzfristiges Ziel), und dass Alternativen entwickelt werden (mittelfristiges Ziel). Dieser Plan muss sicher weiter diskutiert werden, ihn nicht zu erwähnen ist jedoch journalistisch nicht integer.

Dass der biologische Anbau in der Gesamtbetrachtung im Vergleich zum konventionellen Anbau sehr viele positive Effekte erzeugt, wurde im Panorama-Beitrag ebenfalls nicht thematisiert. Auf der Grundlage einer Analyse von 66 wissenschaftlichen Studien konnte 2009 beispielsweise gezeigt werden, dass in biologisch bewirtschafteten Flächen im Durchschnitt 30% mehr Arten und 50% mehr Individuen vorkommen. In Zeiten des rapiden Biodiversitätsverlustes ist dies ein Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt, der durchaus erwähnenswert ist. Zudem ist Biolandbau durch den Verzicht auf chemisch synthetische Pestizide aktiver Gewässerschutz.

"Bio" ist dem Nischendasein entwachsen. Dies bedeutet, dass viele Landwirte auf chemisch-synthetische Pestizide, auf mineralische Stickstoffdünger und auf Gentechnik verzichten. Hierdurch gehen multinationalen Konzernen wie BAYER, SYNGENTA und MONSANTO zunehmend Einnahmen und vor allem Einfluss auf die Landwirtschaft verloren. Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum der Biobranche seit geraumer Zeit ein schärferer Wind entgegen weht.

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