Gesunde Bio-Erfrischungsgetränke
Innovation durch fermentierte Malzgetränke und alternative Süßung
Bionade hat in Deutschland einen Ansturm auf Bio-Erfrischungsgetränke ausgelöst. Dabei gibt es in der Naturkostbranche schon seit Jahren Bemühungen, gesunde Alternativen zu Fanta und Cola anzubieten, wie der Unternehmensberater Manfred Mödinger auf dem BioFach-Kongress ausführte. Gesüßte Getränke werden inzwischen von Ernährungsmedizinern als das Problem Nr. 1 für Übergewicht und Diabetes identifiziert. Die Bio-Branche hat gesunde und natürliche Alternativen entwickelt.
Ecodrinks ist der erste Getränkleverleger ausschließlich für BiogetränkeUmgangssprachlich wird heute unter Erfrischungsgetränken so ziemlich alles zusammengefaßt, was Wasser, Kohlensäure, Süße und irgendeine Form von Frucht, sei es Saft, Aroma der Fruchtsäure, enthält.
In der Biobranche ging es bei alkoholfreien Getränken (AFG) lange nur um Säfte. Es waren Biopioniere wie die Neumarkter Lammsbräu mit "Honey Saps" oder Biokeltereien wie Voelkel mit "BioZisch" die sich in den 90-er Jahren an die Entwicklung besserer Erfrischungsgetränke machten. "Das Ziel war es, an gesunden Lebensmitteln interessierten Eltern Angebote für ihre Kinder zu machen", betonte Manfred Mödinger, der namhafte Hersteller von Bio-Getränken berät.
Von Erfrischungsgetränken verlangt der Verbraucher nach den Ergebnissen einer Studie einen guten Geschmack, eine durstlöschenden Funktion, natürliche Inhaltsstoffe und wenig Zucker. Kinder wollen, dass diese Getränke süß und bunt sind.
Der zweitwichtigste Inhaltsstoff der meisten Bio-AFG ist Zucker. Bei der aktuellen Diskussion über dicke Kinder nimmt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) besonders süße Limonaden ins Kreuzfeuer, weil diese kaum Sättigungssignale hervorrufen. Die DGE hat 50 Studien zur Entstehung von Diabetes und Übergewicht ausgewertet und herausgefunden, dass der Konsum von Getränken mit zugesetztem Zucker, nicht aber der Konsum natürlich süßer Fruchtsäfte das Diabetesrisiko steigen lässt.
Zucker ist nicht gleich Zucker
Der Gesetzgeber hat die Unterschiede zwischen zugesetzten und natürlichen Zuckern sehr wohl beachtet. So regelt die seit 01.07.2007 geltende EU-health-claim-Verordnung, dass der Hinweis "Ohne Zuckerzusatz" bei Getränken zulässig, aber wegen möglicher Missverständnisse ein Hinweis auf den natürlichen Zuckergehalt erforderlich ist.
Für Bio-Erfrischungsgetränke gibt es nach der EG-Öko-Verordnung die Möglichkeit, künstliche Zitronensäure oder künstliche Milch- säure zu verwenden. Beide sind als Zusatzstoffe zugelassen. Sie sind zwar eine preiswerte Säuerungsmöglichkeit, aber nicht zwingend erforderlich. Zitronensäure kann die Einlagerung von Calcium in den Knochen behindern und Karies fördern.
Bio-Aromen sind im Kommen
Ein heikles Thema in der Biobranche ist der Einsatz von Aromen. Der Konsument erwartet ein Produkt, das schmeckt und wenig Kalorien hat. "Getränke, die nach dem Gesetz kalorien-arm sein und ohne künstliche Süßstoffe auskommen wollen, erreichen ohne den Einsatz von Aromen keine akzeptablen Geschmacksprofile", erklärt Getränke-Experte Mödinger.
Während bei Bio-Produkten synthetische und naturidentische Aromen verboten sind, sind sogenannte "natürliche Aromen" erlaubt. Doch diese Aromen müssen nicht aus der namensgebenden Frucht stammen. Chemische Farbstoffe sind bei Bio-Lebensmitteln verboten. Durch Karotten- Holunder- oder Rote Beete-Saft werden die Getränke bunt.
Der wichtigste Inhaltsstoff eines Erfrischungsgetränks genießt die geringste Aufmerksamkeit: das Wasser. Der Gesetzgeber verlangt lediglich Trinkwasserqualität. "Die ist wesentlich schlechter als uns in der Öffentlichkeit immer wieder weiß gemacht wird. Eine Vertrauensstufe höher ist sicherlich die Verwendung von natürlichem Mineralwasser als Getränkegrundlage", meint Mödinger.
Bei den Gebinden löst Pet immer mehr die Glas-Mehrwegfalsche ab. Für die Gastronomie und Tankstellen sind kleine Gebinde mit einer Portion gefragt. Neben dem Flaschen- und Kistenverkauf hat sich auch der Sechserpack etabliert.
Bio-Erfrischungsgetränke lassen sich in fünf Gruppen einteilen:
1. fermentierte Malzgetränke,
2. unfermentierte Malzgetränke
3. Biofruchtsaftgetränke und Schorlen
4. aus Grundstoffen gemischte Bio-Limonaden
5. Bio-Getränkespezialitäten
Gebraute Limonaden
Bionade ist die Mutter der gebrauten Limonaden. Der Bierbrauer Dieter Leipold entwickelte ein konventionelles Fermentationsgetränk und brachte es Mitte der 90er Jahre als Bionade auf den Markt. Gegen Ende der 90er Jahre wurde die Rezeptur auf biologische Zutaten umgestellt. Bei dem Kultgetränk wird Glucose durch Bakterien zu Gluconsäure vergoren, so dass künstliche Säuren als erfrischende Komponente überflüssig werden. Um die Gärung aufrechtzuerhalten, müssen Magnesium- und Calciumcarbonat zugesetzt werden. Die Gluconsäure wird mit Zucker, Wasser, Saft, Extrakten, Aromen und Kohlensäure zum Endprodukt ausgemischt.
Mit dem neuen fermentierten Erfrischungsgetränk Bios wird eine Malzwürze mit Milchsäurebakterien fermentiert. Für diesen Prozess müssen keine Zusatzstoffe eingesetzt werden. Die Malzbase wird mit Fruchtsaft, biozertifizierten Aromen, Mineralwasser und Kohlensäure ohne Zusatz von Zucker aus-gemischt. Das Getränk wird von der Stralsunder Brauerei nach Bioland-Richtlinien in den Geschmacksrichtungen Holunder-Traube, Red Apple, Lemon Grass und Orange-Ingwer hergestellt. Es wird durch den Getränkegroßhändler Ecodrinks in der Gastronomie, im Getränkehandel und im Lebensmitteleinzelhandel vertrieben.
"Den zahlreichen MeToo-Produkten ist gemeinsam, dass sie nicht in einem Fermentations-verfahren hergestellt werden, sondern dass ihnen Gerstenmalzextrakt zugesetzt wird", erläutert Diplom-Braumeister Mödinger. Da der Malzextrakt keine natürlichen Säuren enthält, müssen sie zugesetzt werden. Discounter und Supermärkte von Plus bis Rewe haben in ihren Handelsmarken Erfrischungsgetränke mit Malz.
Die Getränkegruppe Hövelmann hat unter der Dachmarke Sinalco, zu deutsch ohne Alkohol, das Malzgetränk Sinconada eingeführt in den Sorten Litschi und Holunder-Cranberry. Den Grundnutzen Erfrischung und runder Geschmack bieten laut Pressesprecher Thomas Münzer auch Produkte ohne Bio-Siegel. "Die Sicherheit, ein Produkt mit Zutaten aus unbedenklicher, ökologischer Erzeugung zu kaufen, steht im Vordergrund der Kommunikation", erklärt Münzer den Zusatznutzen. Die 0,33-Liter-Longneck-Flasche in der Hand vermittelt außerdem den psychologischen Zusatznutzen, natürlicher, gesünder und besser zu leben. Die Produkte werden durch Hörfunk-Werbung, Plakate und POS-Aktivitäten unterstützt.
Der Franken Brunnen aus Neustadt/Aisch nennt seine Malz-Limonade Bio Liebe. Die Franken setzen auf das praktische 0,5-Liter-Pet-Gebinde, das als Einweg oder Mehrweg erhältlich ist. Die drei Geschmacksrichtungen Holunder, Zitronengras und Kräuter sorgen für fruchtige Erfrischung.
Der Husumer Mineralbrunnen hat ebenfalls ein Bio-Erfrischungsgetränk mit Malzextrakt entwickelt. Bioaqa mit natürlichem Mineralwasser gibt es in den Geschmacksrichtungen Gra-natapfel und Lychee in der 0,7-Liter-Mehrwegflashe und in der 0,33-Liter-Longneck-Pet-Einwegflasche. Der Zuckergehalt liegt unter sieben Prozent und damit ist das Getränk nicht übersüßt.
Mit Verkaufshilfen unterstützen die Husumer Supermärkte und Getränkefachhandel. Das Produkt wird mit dem Schwerpunkt Norddeutschland bei der Edeka, Rewe, Kaufland und Bünting vertrieben. Die Husumer füllen auch Private Labels ab.
Schorlen aus Direktsäften
Bionade und Bio-Fruchtsäfte im Famila PforzheimBio-Fruchtsaftgetränke und -Schorlen kommen überwiegend aus Keltereien, die dafür auf ihre eigenen Säfte zurückgreifen können. Die erfrischende, saure Komponente wird aus Zitronen- oder Grapefruitsaft gewonnen. Kumpf Fruchtsaft aus Markgröningen in Württemberg hat in seinem Bio-Sortiment zwei Schorlen aus wertvollem Direktsaft: Apfel und Apfel-Beeren mit einem hohen Frucht-Anteil von 70 Prozent. Abgefüllt wird in 0,5-Liter-Mehrwegflaschen.
Voelkel bietet mit Bio-Naturell drei Schorlen ohne Zusatz von Süßungsmittel an. Dabei werden Direktsäfte mit Auszügen aus Blüten und Mineralwasser ohne Kohlensäure gemischt. Aromen werden ebenfalls nicht eingesetzt. Die Bezeichnung Naturell ist also zutreffend. Der Fruchtanteil liegt bei 40 Prozent. Birne-Rosenblüte, Birne-Holunderblüte und Traube-Lavendelblüte sorgen für neue Geschmackserlebnisse. Die Kelterei aus Höhbeck setzt auf die traditionelle 0,7-Liter Mehrwegflasche zum empfohlenen Verkaufspreis von 1,59 Euro.
Die Kelterei Müller aus Butzbach-Ostheim in Hessen und der Schwalbacher Mineralbrunnen setzen in Kooperation auf Äpfel von Streuobstwiesen. Der Apfelspritzer besteht zu 70 Prozent aus Direktsaft und ohne Zuckerzusatz. Das Wasser stammt aus dem Taunus. Müller bietet den Saft in der 0,33-Liter-Flasche an. Schwalbacher Mineralbrunnen vertreibt das Getränk in der klassischen 0,7-Liter-Glasflasche.
Aus Grundstoffen gemischte Bio-Getränke werden von Mineralbrunnen angeboten. Die Betriebe sind in aller Regel durch ihre technische Ausstattung nicht in der Lage, reine Säfte zu verarbeiten. Sie sind deshalb auf die Zulieferung von Konzentraten angewiesen, denen die Hauptzutat Mineralwasser sowie Kohlensäure und Süßungsmittel zugesetzt werden.
Portionsflasche für die Gastronomie
Die Adelholzener Alpenquellen aus Bayern bieten Schorlen mit 50 Prozent Frucht an. Bio-Apfelschorle, Bio-Apfel-Trauben-Schorle und Bio-Orange-Maracuja werden in verschiedene Gebindegrößen angefüllt: 0,25-Liter Glas speziell für die Gastronomie, 0,5-Lieter Pet Mehrweg für den Bio-Fachhandel, der 0,5-Liter Pet-Einweg und der 0,75-Liter-Einweg. Die Near-Water-Getränke Bio-Apfel-Lemongrass und Bio-Himbeer-Weißer-Tee enthalten fünf Prozent Frucht. Sie werden in der 0,5-Liter-Pet-Mehrwegflasche im Bio-Fachhandel verkauft.
Der Franken brunnen aus Neustadt hat unter seiner Marke Bio Liebe zwei leichte Fruchtschorlen im Sortiment. Mit einem Saft-Anteil von nur 40 Prozent ist die Schorle leicht und kalorienärmer als Varianten mit 50 oder 60 Prozent Saft. Der Durstlöscher ist in der 0,75-Liter-Pet-Mehrwegflache und wird im Zwölfer-Kasten abgegeben.
Die Härtsfelder Familienbrauerei Hald aus Dunstelkingen auf der Schwäbischen Alb stellt die Bio-Limonaden Haldina her. Bio-Lemon charakterisiert Inhaber Christoph Hald als fruchtig-frisch mit dem feinherben Geschmack der Zitrone. Bio-Cola ist ohne Koffein und damit für Kinder geeignet. Die Schwaben vertreiben ihre Produkte über den Naturkostgroßhandel und die Gastronomie.
Bio-Getränkespezialitäten sind Limonaden mit alternativen Süßungsmitteln oder speziellen Zutaten, die Aroma liefern.
Sambuco aus der Schweiz ist ein Erfrischungsgetränk, das in Deutschland von der bioVLog vertrieben wird. Das Erfrischungsgetränk aus Mineralwasser ist mit natürlichem Planzenextrakten angereichert und sorgt für eine spritzige Abwechslung auf dem Getränkemarkt. Die Sorten Holunderblüten und Kräuter werden in der leichten 0,5-Liter-Petflasche angeboten. Der empfohlene VK beträgt 1,09 Euro.
Neumarkter Lammsbräu zählt zu den Pionieren der gesunden Limonaden. Die Honey Saps in den Sorten Lemon, Orange-Apfel-, Apfel-Kirsche und Cola sind mit Honig statt Zucker gesüßt; das Cola ist zusätzlich koffeinfrei und damit für Kinder geeignet. Die neuen Saps Biogluxer sind mit der Verwendung von Bio-Aromen wiederum wegweisend.
Bei den Energie-Getränken kommen anregende Zutaten zum Einsatz. Groove Bio Energy Drink in der 0,33-Liter Petflasche enthält Koffein aus ungerösteten Kaffeebohnen. Natürliches Koffein ist anregend und hat eine nachhaltige Wirkung, mehr als die synthetischen Koffeine. Darüber hinaus enthält Groove eine abgestimmte Mischung aus Kräuterextrakten, die bekannt sind für ihre stimulierenden Eigenschaften.
Groove wird von der bioVlog vertrieben. Der unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 1,89 Euro.
Mad bat Bio energy aus Mühlhausen in Bayern ist einer der wenigen Bio-Energy-Drinks. Für geistige und körperliche Anregung sorgen Koffein aus biologischen Guarana- und Schwarztee-Extrakten.
Fruchtgeschmack kommt durch Apfel- und Zitronensaftkonzentrat aus ökologischem Anbau in das Getränk in der 250 Milliliter-Dose. Die süße Komponente kommt aus Bio-Zucker. Bei Öko-Test schnitt das Getränk mit der Note gut ab und ließ als Testsieger die Konkurrenz hinter sich. Bio bietet den besseren Geschmack.
Anton Großkinsky