Rewe
Weitere Vierlinden gepflanzt
Die Rewe eröffnet am Unternehmenssitz in Köln den zweiten Bio-Supermarkt
Mit der Eröffnung der ersten beiden reinen Bio-Supermärkte unter dem Namen „Vierlinden" in Düsseldorf im April und Köln im September verleiht die Rewe-Gruppe ihrem Engagement für biologische Lebensmittel einen Schub. Auf Verkaufsflächen ab 700 Quadratmetern finden Kunden ein Voll-Sortiment von 7.000 Artikeln. Das Angebot entspricht dem eines konventionellen Supermarktes mit allen Warengruppen und Bedienung bei Brot, Fleisch, Wurst und Käse. Pro Jahr sollen zwei bis drei weitere Standorte in Nordrhein-Westfalen dazu kommen.
Ende September eröffnete der Handelskonzern an der Aachener Straße einen 720 Quadratmeter großen Bio-Supermarkt. Der innerstädtische Standort beherbergte zuvor schon einen Rewe-Markt. 20 Parkplätze gehören zu dem Vierlinden, der als Nahversorger fungiert. Etwa die Hälfte der alten Kunden sind dem Geschäft treu geblieben, neue wurden dazu gewonnen. Mit der Frequenz ist Biokonzept, wie die Betreiber-Gesellschaft heißt, bisher zufrieden.
Die Waren werden anspruchsvoll präsentiert. Helle Gänge, warme Holzfarbtöne und überschaubare Regale sorgen für eine ruhige Optik des Marktes. Service ist nicht nur ein Wort: 30 Mitarbeiterinnen stehen den Kunden für Bedienung und Beratung zur Verfügung. Der Bio-Supermarkt hat kundenfreundliche Öffnungszeiten von 8 bis 20 Uhr an Werktagen.
Vollsortiment mit 7.000 Produkten
Aus einem rund 7.000 Bio-Produkte umfassenden Voll-Sortiment kann der Kunde wählen. Das Angebot reicht von Obst und Gemüse, Milchprodukten, Fleisch, Käse und Wein bis zu Babynahrung, Hygieneartikeln und Naturkosmetik. Die klassischen Naturkost-Marken sind vertreten. Allos war bei der Eröffnung mit einer Verkostungsaktion präsent. Söbbeke, Bio-verde, Davert, Ökoland und Voelkel stehen in den Regalen, um nur einige Namen zu nennen. Aber auch die Bio-Eigenmarke Füllhorn mit mittlerweile 400 Artikeln wird geführt. Ebenso die LEH-Marke Gut & Gerne. Hierin unterscheidet sich Vierlinden von den anderen Bio-Supermärkten.
Für die Preisbewussten gibt es Monatsaktionen. Karotten wandern dann zum Beispiel für ein Euro/Kilo und Demeter-Äpfel für zwei Euro/Kilo in den Einkaufskorb. Das sind faire und familienfreundliche Preise. Kampfpreise wie sie die Naturkostszene vor Eröffnung des ersten Vierlinden in Benrath befürchtet hatte, sind dies nicht.
Der Rundgang beginnt mit Obst und Gemüse. Bunt und vielfältig sieht das Angebot aus, das von dem Großhändler Landlinie aus dem nahen Hürth beschafft wird. Danach kommt ein langes Regal mit gekühlter Frische: Ein Füllhorn von Milchprodukten, Wurst, Convenience, Fisch und vegetarischer Kost steht zur Wahl. Hier wird Frische groß geschrieben.
Auch bei Tiefkühlkost wird nicht gekleckert. In Truhe und Regal sind Backwaren, Fisch, Gemüse, Fleisch, Kartoffelprodukte, Fertiggerichte und Pizzen vorhanden. Der Markt orientiert sich an den Bedürfnissen des modernen Kunden in der Großstadt.
Profilierung mit Bedienung und Beratung
Bedienung wird ebenfalls groß geschrieben. Backbord betreibt die Brot-Theke, die mit einem Bio-Bistro kombiniert ist. Eine Salatbar, ein wechselndes Angebot an Suppen und ein warmes Tagesessen bringen Kundschaft. Besonders die gegrillten Hähnchen haben sich zu einem Anziehungspunkt entwickelt. Delikate Wurst und Fleisch werden appetitlich an einer Theke präsentiert. Thönes und der italienische Feinkost-Großhändler Di’Gennaro gehören zu den Lieferanten.
Ein Schmuckstück ist die Käsetheke, die der gelernte Koch Peter Philipps verantwortet. 160 Sorten übersichtlich geordnet von Frisch-, über Weich- bis Schnitt- und Hartkäse liegen aus. Die Frischekäse-Zubereitungen werden selbst hergestellt. Verkostungen und geschultes Personal sollen den Kunden zufrieden stellen. Der Schwerpunkt liegt bei Premium und Spezialitäten. Die einfacheren Qualitäten bekommt der Verbraucher im SB-Regal.
Fünf Prozent trägt eine Käsetheke im Schnitt zum Umsatz bei. Philipps erwartet einige Punkte mehr: Acht Prozent hat sich der Käse-Enthusiast zum Ziel gesetzt. Hauptlieferant ist die ÖMA, aber auch regionale kleinere Käsereien kommen zum Zug. Service und Beratung für die Premium-Produkte, die pro 100 Gramm zwischen 1,30 und 3,50 Euro kosten, wird groß geschrieben. Hier wird Käse zelebriert. „Der Kunde soll sich wohlfühlen", formuliert der Abteilungsleiter den eigenen Anspruch.
Als nächstes Schmuckstück folgt die Weinabteilung von Florian Steiner, der den passenden Tropfen zum Käse hat. Ein kleines Weinfachgeschäft ist im Supermarkt integriert. Es fehlt hier nur noch offener Wein aus dem Fass. Der Schwerpunkt liegt auf Deutschland. Die europäischen Weinnationen sind ebenfalls stark vertreten. Auf Übersee wird bewusst verzichtet. Bei einem Literpreis von vier Euro kann man einsteigen und bei mehr als 30 Euro endet die Skala. Im oberen Bereich wird nur über Beratung verkauft. Jedem Wein liegt ein schriftlicher Tipp zum Mitnehmen bei. Ein Marketing-Instrument, das sich die Weinabteilung selbst ausgedacht hat. Verkostungen sind selbstverständlich. Bei der Eröffnung war Battenfeld-Spanier aus Rheinhessen da und servierte Proben seiner vier weißen Rebensäfte, mit denen er bei Vierlinden gelistet ist.
Der Markt ist reif
„Vierlinden steht für gesunde Ernährung, hochwertige Produkte und ein verändertes Verhältnis zu Lebensmitteln. Immer mehr Kunden schätzen diese Werte und setzen einen positiven Kreislauf in Gang: Denn je größer die Nachfrage desto mehr Märkte, desto höher Akzeptanz und Angebot. Von dieser Entwicklung profitieren Handel, Verbraucher und Produzenten gleichermaßen. Der Markt ist reif für reine Bio-Supermärkte",
erklärte Vierlinden-Geschäftsführerin Elke Rieckh. In Nordrhein-Westfalen will die Rewe-Tochter Biokonzept weitere Bio-Supermärkte eröffnen. „Wir halten das dichtbesiedelte und kaufkraftstarke Bundesland für eine sehr gute Ausgangsbasis", betonte die Geschäftsführerin.
Für die Rewe-Gruppe ist die Eröffnung des zweiten Bio-Supermarktes – der erste wurde im April in Düsseldorf-Benrath eröffnet – ein logischer Schritt. Bereits seit 1988 bietet die Gruppe ihren Kunden unter Füllhorn in mehr 3.000 Supermärkten der Formate Rewe, Minimal oder Toom eine biologische Alternative.
„Auf Verkaufsflächen von 1.200 bis 1.500 Quadratmetern fehlt es im klassischen Supermarkt am Platz, um die Vielfalt der Vierlinden-Biosupermärkte zu bieten. Derart umfassende Sortimente können nur in einer eigenen Vertriebsschiene präsentiert werden", erläuterte Elke Rieckh die Entscheidung für das Vierlinden-Konzept.
Beliefert wird Vierlinden von Naturkost West, Landlinie, Rapunzel und Biogarten. Der nationale Bio-Großhändler Dennree ist nicht dabei, ohne dass das Sortiment darunter leidet. 25 regionale Erzeuger und –Verarbeiter konnten gewonnen werden, die den Markt beleben und unverwechselbar machen. Die Gepa lockte vor der Tür mit ihrer fahrbaren Espresso-Bar. Die Herzberger-Bäckerei aus Fulda war am Eröffnungstag ebenfalls mit Verkostungen präsent. Unter den Vierlinden finden sich Anbieter genug ein.
Ende 2004 gab es in Deutschland rund 250 Bio-Supermärkte mit Verkaufsflächen von 200 bis 900 Quadratmetern. 40 Bio-Supermärkte, Fachgeschäfte und Reformhäuser wurden im Vorjahr neu eröffnet. Das Format floriert.
Anton Großkinsy