Start / News / Bio-Tops / Umweltverbände fordern Kurswechsel in der Pestizidpolitik

Pestizide

Umweltverbände fordern Kurswechsel in der Pestizidpolitik

Offener Brief an Minister Rainer

Sechs Umweltverbände wenden sich heute mit einem offenen Brief an Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer. Sie kritisieren die Streichung des Zukunftsprogramms Pflanzenschutz und der dafür vorgesehenen 1,66 Millionen Euro und fordern den Minister auf, sich klar für eine Reduktion des Pestizideinsatzes einzusetzen.

Beteiligt am Appell sind das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL), das Pestizid Aktions Netzwerk (PAN Germany), die Deutsche Umwelthilfe (DUH), das Umweltinstitut München, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Sie fordern, die Vereinbarungen der Zukunftskommission Landwirtschaft und die Vereinbarungen des Koalitionsvertrages zur Pestizidreduktion umzusetzen. Beim Zulassungsprozess müsse das Umweltbundesamt weiterhin Vetorecht haben.

„Pestizide sind eine Gefahr für Mensch und Umwelt. Wirkliche Antworten liegen in Agrarökologie und ökologischem Landbau“, erklärte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. Er fordert Minister Rainer auf, den Pestizideinsatz deutlich zu verringern und Bauern dabei mit Beratung und Förderung zu unterstützen.

Auf das Problem des Pestizid-Abdrifts weist BEL-Geschäftsführerin Anja Voß hin. „Über die Luft gelangen Pestizide auch auf Bio-Flächen und richten dort Millionenschäden an, die die Bio-Branche allein schultern muss.“ Dadurch werde nicht nur der rückstandsfreie Anbau, sondern auch die Wahlfreiheit der Verbraucher bedroht.

Scharfe Kritik kommt auch vom DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Der Landwirtschaftsminister verzögert systematisch die Reduzierung gefährlicher Pestizide wie Glyphosat, duckt sich aus der Verantwortung und ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse“, meint er. Die DUH werde mit Hilfe ihrer 2023 gestarteten Klagen für die Reduktion des Einsatzes giftiger Pestizide sorgen.

„Chemisch-synthetische Pestizide sind ersetzbar“, betont Susan Haffmans von PAN Germany. Das zeigten die ökologische Landwirtschaft und der integrierte Pflanzenschutz (IPM). Das Landwirtschaftsministerium müsse dafür konkrete und verbindliche Pestizidreduktionsziele festlegen und die Forschung unterstützen.

„Unter dem Vorwand, Bürokratie abbauen zu wollen, werden derzeit wesentliche Errungenschaften des Umweltschutzes frontal angegriffen“, stellt Fabian Holzheid, Politischer Geschäftsführer des Umweltinstituts München, fest. Gerade in Zeiten vieler Umweltkrisen brauche es starke Behörden, die unabhängig prüfen und auf Basis hoher wissenschaftlicher Standards entscheiden. Das Umweltbundesamt leiste dafür unverzichtbare Arbeit und müsse gestärkt statt entmachtet werden.

[ Artikel drucken ]

Ticker

Das könnte Sie auch interessieren

Offener Brief gegen Wiederzulassung von Pendimethalin

Umweltinstitut München und Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft pochen auf Vorsorgeprinzip

Am 11. Juli 2024 steht der Herbizidwirkstoff Pendimethalin auf der Tagesordnung des Ständigen Ausschusses für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (SCoPAFF) der Europäischen Union. Weil eine abschließende Neubewertung des Stoffes noch aussteht, soll die Zulassung voraussichtlich um ein weiteres Jahr verlängert werden. In einem offenen Brief an Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Umweltministerin Steffi Lemke fordern das Umweltinstitut München und das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL) die Bundesregierung auf, gegen die Wiederzulassung zu stimmen.

09.07.2024mehr...
Stichwörter: Gesundheit, Pestizide, Umwelt, Verbände, Agrarpolitik, NABU, Pestizid-Zulassung, BUND, pan-germany, Umweltinstitut München, Offener Brief, Deutsche Umwelthilfe, Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V., Umweltbundesamt, Pestizidausstieg, Alois Rainer

Grünes Licht für Glyphosat?

Umweltschützer kritisieren neue Bewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gab heute bekannt, dass sie in ihrer Risikoeinschätzung zu Glyphosat „keine kritischen Problembereiche“ feststellen konnte, es gebe allerdings noch einige Datenlücken. Umweltorganisationen kritisieren, dass die EFSA bei ihrer Bewertung zahlreiche unabhängige wissenschaftliche Studien vernachlässigt habe, die Glyphosat mit schwerwiegenden Gesundheits- und Umweltproblemen in Verbindung bringen.

06.07.2023mehr...
Stichwörter: Gesundheit, Pestizide, Umwelt, Verbände, Agrarpolitik, NABU, Pestizid-Zulassung, BUND, pan-germany, Umweltinstitut München, Offener Brief, Deutsche Umwelthilfe, Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V., Umweltbundesamt, Pestizidausstieg, Alois Rainer

Petition ‚Raus aus der Pestizid-Ära‘ gestartet

Bündnis ruft zum Pestizid-Ausstieg auf

Petition ‚Raus aus der Pestizid-Ära‘ gestartet

Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL) hat eine Petition initiiert, mit Hilfe derer Verbraucher politischen Druck für den schrittweisen Ausstieg aus chemisch-synthetischen Pestiziden aufbauen können. Sie begleitet einen Offenen Brief, mit dem sich bereits im Juli über 100 Organisationen und Einzelpersonen, darunter zahlreiche Bio-Unternehmen, an Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer und Bundesumweltminister Carsten Schneider gerichtet haben.

17.09.2025mehr...
Stichwörter: Gesundheit, Pestizide, Umwelt, Verbände, Agrarpolitik, NABU, Pestizid-Zulassung, BUND, pan-germany, Umweltinstitut München, Offener Brief, Deutsche Umwelthilfe, Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V., Umweltbundesamt, Pestizidausstieg, Alois Rainer

Einsatz von Flufenacet bis Ende 2026 erlaubt

Deutsche Umwelthilfe und PAN Europe protestieren

16.07.2025mehr...
Stichwörter: Gesundheit, Pestizide, Umwelt, Verbände, Agrarpolitik, NABU, Pestizid-Zulassung, BUND, pan-germany, Umweltinstitut München, Offener Brief, Deutsche Umwelthilfe, Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V., Umweltbundesamt, Pestizidausstieg, Alois Rainer

Deutsche Umwelthilfe klagt gegen Zulassung TFA-bildender Pestizide

Sorge um Ewigkeitschemikalien im Grund- und Trinkwasser

23.10.2025mehr...
Stichwörter: Gesundheit, Pestizide, Umwelt, Verbände, Agrarpolitik, NABU, Pestizid-Zulassung, BUND, pan-germany, Umweltinstitut München, Offener Brief, Deutsche Umwelthilfe, Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V., Umweltbundesamt, Pestizidausstieg, Alois Rainer

Deutsche Umwelthilfe fordert Verbot von drei TFA-bildenden Pestiziden

Zulassungswiderruf für Banjo, Brodal und Luna Experience beantragt

25.08.2025mehr...
Stichwörter: Gesundheit, Pestizide, Umwelt, Verbände, Agrarpolitik, NABU, Pestizid-Zulassung, BUND, pan-germany, Umweltinstitut München, Offener Brief, Deutsche Umwelthilfe, Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V., Umweltbundesamt, Pestizidausstieg, Alois Rainer