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Wilder Fisch aus Küstenfischerei

Die Marke Wild Ocean steht für nachhaltigen Fisch in Premium-Qualität

Wilder Fisch aus Küstenfischerei © Demeter Felderzeugnisse
Mit mechanischen Handleinen holen die isländischen Kleinfischer ihren Fang aus der Tiefe. Lazaro Campuzano, Vertriebsleiter bei Demeter-Felderzeugnisse, hat sich vor Ort selbst mit den Methoden vertraut gemacht.

Illegale Fänge, Überfischung, Beifang und ein stundenlanger Todeskampf in Netzen: Die konventionelle Fischerei ist mit zahlreichen Problemen behaftet. Mit der Marke Wild Ocean will die Erzeugergemeinschaft Demeter-Felderzeugnisse eine Alternative bieten und ein Pendant zu Bio für Fisch aus Wildfang etablieren.

„Wir wollen zeigen, dass man den Fischfang nicht verteufeln muss – dass man ihn auch im Einklang mit der Natur ausüben kann, anstatt sie auszubeuten“, erklärt Lazaro Campuzano, Marketing- und Vertriebsleiter bei Demeter-Felderzeugnisse die Motivation des Unternehmens.

Als die Marke vor 20 Jahren ins Leben gerufen wurde, kamen gerade immer mehr Fisch-Produkte mit MSC-Zertifikat auf den Markt, das von Unilever initiiert wurde. „Nicht gerade vertrauenserweckend“, so Campuzano. Umstrittene Methoden wie etwa der Einsatz von Grundschleppnetzen sind bei MSC nicht zwingend untersagt. Demeter-Felderzeugnisse habe sich stattdessen auf die Suche nach Fisch aus einer wirklich nachhaltigen Herkunft gemacht – nach Fischern, die sich wie ein Bio-Landwirt um seinen Hof um ihren Fang kümmern.

Wildfang per Leine in Kleinstmengen

Fündig wurde der Bio-Hersteller in Island, wo schon sehr früh strenge Fischerei-Richtlinien eingeführt wurden. Der Fischfang ist hier wirtschaftlich elementar und es gibt noch Kleinfischer, die wirkliche Kleinstmengen im 100-Kilo-Bereich fangen. Mit mechanischen Handleinen ohne lebende Köder holen sie ihren Fang aus der Tiefe. Durch einen Schnitt durch die Kehle sofort getötet, werden die Fische direkt auf Eis gelegt und bleiben so frisch, bis der Fischer seinen Fang – normalerweise um die 80 bis 100 Fische – zurück zum Hafen bringt.

„Dadurch gibt es auch eine andere Qualität als bei Großfischern, wo die Fische übereinander im Netz zerdrückt werden und vor dem Erstickungstod stundenlang ums Überleben kämpfen, sodass Stresshormone ausgeschüttet werden“, erklärt Campuzano. Manche Großfischer frosten die Fische sofort an Bord – „das ist die einfachste Methode“ –, was aber zur Folge hat, dass sie zum Filetieren wieder aufgetaut und dann ein zweites Mal gefrostet werden müssen.

Kommen die isländischen Fischer zurück zum Hafen, müssen sie ihre ganze Ladung abgeben, inklusive des Beifangs. So weiß die staatlich beauftragte wissenschaftliche Forschungsstelle, was vor sich geht – in welche Gegenden die Fische abwandern, wo es kritische Bestände gibt und wo es zur Regeneration der Fische Verbotszonen braucht, die umfahren werden müssen. „Das ist alles super ausgeklügelt und komplett kontrolliert“, betont Campuzano. Bei Zuwiderhandeln können nach der isländischen Nachhaltigkeitsgesetzgebung richtige Strafen verhängt werden – Sanktionsgelder oder sogar ein einjähriges Fischereiverbot.

Genaue Dokumentation und Rückverfolgbarkeit

Wie alle anderen Käufer muss Wild Ocean seine Ware ersteigern. „Es ist schon eine aufwendige Geschichte“, gesteht der Vertriebschef. „Aber wir handeln ja keine Riesenmengen.“ Außerdem entspreche die isländische Kleinfischerei den unternehmenseigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit und stelle ein echtes Äquivalent zu den Idealen von Bio dar. Und das soziale Leben in Island werde durch die Nachfrage nach küstennah gefangenem Fisch erhalten. Da alles genau dokumentiert wird, sind die Themen Rückverfolgbarkeit und Transparenz kein Problem. Die Papiere über die Herkunft des Fischs bekommt man beim Kauf mitgeliefert.

„Wir warten, bis wir ein paar tausend Kilos zusammenhaben“, so Campuzano. Dafür brauche es drei bis vier Versteigerungen. Anschließend kommt die Ware schon filetiert und gefroren nach Deutschland und wird hier nur noch geschnitten.
Tiefkühl-Kabeljau, -Seelachs, -Schellfisch, -Goldbarsch und -Garnelen aus nachhaltiger Küstenfischerei hat Wild Ocean aktuell im Angebot. Ein eigenes Siegel auf der Packung sorgt dafür, dass die Fangmethode ‚gefangen mit Haken und Langleine‘ auf einen Blick erkennbar ist. Bis vor kurzem war auch noch Scholle erwerbbar, aber weil die Fangmengen zur Regeneration abgesenkt wurden, hat das Unternehmen sie fürs Erste aus dem Sortiment genommen. Zu den Filets gibt es auch Convenience wie Fischstäbchen und Burger – frei von Bindestoffen, Geschmacksverstärkern und Aromen.

Der Lachs kommt nicht aus Island, sondern aus Alaska, wo ebenfalls sehr früh angefangen wurde, die Fischerei gesetzlich zu verankern und ein nachhaltiges System zu entwickeln. Auch hier wird der Fisch für Wild Ocean auf hoher See und in voller Lebenskraft einzeln mit der Leine gefangen, während der vitale Einzelgänger sich auf der Jagd befindet.

„Andere fangen den Lachs, wenn er zum Laichen zurück zum Fluss kommt, mit dem Netz ab“, weiß Campuzano. Beim letzten Gang vor dem Tod bilden die Tiere große Schwärme und schwimmen gemeinsam auf die Küste zu. So kann man mit einem Fang viele Tonnen auf einmal einholen. Je nachdem wie weit flussaufwärts das geschieht, nimmt die Qualität immer mehr ab, da der Lachs zur Wanderungszeit aufhört zu fressen. Wenn er dann gelaicht hat, ist er gar nicht mehr genießbar.

Beliefert werden mit Wild Ocean momentan vor allem Gastronomie und Naturkostfachhandel. Dem LEH seien die Produkte größtenteils zu teuer, aber bei einzelnen Edekas und Rewes gibt es den Premium-Fisch bereits zu erwerben.

Lena Renner

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