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Biolandbau in Europa und weltweit

Neueste Trends und Zahlen zeigen weiteres Wachstum

Auf dem Organic Forum der Anuga 2019 wurden von der FiBL-Expertin Helga Willer erste Trends der Entwicklung von Biolandbau und Biomarkt 2018 verkündet. Noch war die Auswertung nicht beendet, aber alle bereits verfügbaren Zahlen zeigten ein übereinstimmendes Bild: Das Wachstum von Biofläche und Biomarkt geht weiter, sowohl in Europa als auch weltweit.

Seit 20 Jahren trägt das Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL in Zusammenarbeit mit der Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen IFOAM-Organics International alle verfügbaren Daten zum ökologischen Landbau und zum Biomarkt aus der gesamten Welt zusammen. Unterstützt werden sie dabei auch vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), dem International Trade Centre – einer UNO-Behörde - der und der NürnbergMesse, welche die  Biofach veranstaltet. Hier werden traditionell in jedem Frühjahr die neuesten Auswertungen dem Fachpublikum vorgestellt.

Bio weiter im Aufschwung

Bereits im Oktober letzten Jahres äußerte sich Helga Willer  zu ersten Trends bei den wichtigen Indikatoren wie ökologischer Anbaufläche oder den Umsätzen im Bio-Handel. Sie brachte positive Nachrichten für die Biobranche mit.

Nach den letzten konsolidierten Daten waren es 2017 weltweit knapp 70 Millionen Hektar, die ökologisch bewirtschaftet wurden, ungefähr 1,4 Prozent der gesamten Agrarfläche. In Europa waren es fast 15 Millionen Hektar. Die Biofläche sei auch 2018 in vielen Ländern stetig angewachsen.

Anwachsende Flächen beim ökologischen Landbau

Deutschland lag 2017 mit acht Prozent  auf Platz 10 der nach Größe der Biofläche geordneten Länder. Die neuen Zahlen zeigten, dass auch hierzulande der Ökolandbau weiter zugelegt hat. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland hat sich 2018 um 10,8 Prozent auf rund 1,5 Millionen Hektar vergrößert. Förderlich für das Wachstum sei, dass die EU offiziell den Anteil des Öko-Landbaus auch als Indikator für das Erreichen der UNO-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) ansehe. Auf die EU bezogen stehe der Öko-Anteil bei 7,2 Prozent (2017).

Weltweiter Biomarkt wächst weiter

Die größten Umsätze im Biohandel werden in Nordamerika (ca. 44 Prozent des globalen Biomarktes), Europa und inzwischen China gemacht. Deutschland ist mit einem Anteil von elf Prozent der zweitgrößte Biomarkt weltweit.

Nach den neuesten Zahlen seien die Wachstumsraten besonders hoch in Frankreich und Dänemark. Auch in Italien und Deutschland gebe es ein weiteres stetiges Wachstum.

Der globale Biomarkt, der 2017 bei etwa 92 Milliarden Euro lag, dürfte weniger stark als in der Vergangenheit zugelegt haben.

Auch beim Anteil des Biomarktes am Gesamtmarkt der jeweiligen Länder zeigt sich der Wachstumstrend von Bio. In Dänemark liegt der Anteil bei 11,5 Prozent, in Schweden bei 9,6 Prozent in 2018. Mehrere Länder kämen jetzt an die zehn Prozent-Grenze.

Immer mehr Bioeinkäufe im LEH

Und wo kaufen die Kunden ihr Bio? Der LEH sei der am schnellsten wachsende Vermarktungskanal für Bio. Der Trend sei in allen erfassten Ländern gleich. Inzwischen gehe weit über die Hälfte der Bio-Waren über die Ladentheken des Lebensmitteleinzelhandels, in Dänemark gar mehr als 90 Prozent. Nur in Frankreich als Ausnahme betrage der Marktanteil des LEH immer noch unter 50 Prozent.

Generell werde die Zusammenarbeit zwischen LEH und den verschiedenen Bio-Anbauverbänden immer wichtiger. Die Kooperation zwischen Bioland und Lidl sei da nur ein Beispiel. Außerdem differenziere der LEH immer stärker in verschiedene Bio-Sortimente, von Basic bis Premium.

Zusätzlich zum LEH gewinne die Außer-Haus-Verpflegung stark an Bedeutung. Umfragen, etwa aus Frankreich und auch Deutschland, bestätigen den Bedarf. Leider gebe es aber allgemein nur wenige Zahlen zur Außer-Haus-Verpflegung.

Die Bio-Produktion nehme stärker zu als bisher. Dennoch liegt das Wachstum der Flächen unter dem des Biomarktes. Helga Willer sieht daher steigende Bio-Importe in der Zukunft.

EU-Bio-Importe erstmals nachvollziehbar

Seit 2018 werden die in die EU importierten Waren elektronisch erfasst und inzwischen erstmalig ausgewertet. Im Jahr 2018 importierte die EU danach insgesamt 3,3 Millionen Tonnen Bio-Lebensmittel.

Ein großer Teil der Bio-Importe stammt aus China: über 13 Prozent aller eingeführten Waren, auf das Gewicht in Tonnen bezogen. Dann folgen Ecuador, die Dominikanische Republik, die Ukraine und die Türkei mit jeweils zwischen acht und neun Prozent liegenden Werten. Bei etwa einem Viertel der Waren handele es sich um tropische Früchte, Nüsse und Gewürze, gefolgt von Futtermitteln.

Helga Willer wies am Ende ihres Vortrages noch einmal darauf hin, dass inzwischen Daten zum Ökolandbau auch als interaktive Visualisierungen zur Verfügung stehen (https://statistics.fibl.org). Außer Visualisierungen bezogen auf die verschiedenen Nutzpflanzen sollten hier demnächst auch die Bio-Schlüsselzahlen wie Anbauflächen, Biomarkt usw. interaktiv zur Verfügung stehen. Ein weiteres Ziel für die Zukunft sei es, mit Hilfe von immer mehr verfügbaren Daten und ihrer Auswertung irgendwann bei der Betrugserkennung helfen zu können.

Auf der Biofach 2020 werden die neuesten Zahlen zum Biolandbau weltweit vorgestellt. Das Biolandbau-Statistikjahrbuch 2020 ist am FiBL-Stand auf der Biofach erhältlich, und es kann ab Mitte Februar über https://www.organic-world.net/yearbook/yearbook-2020.html abgerufen werden.

Elke Reinecke
 

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