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Bio-Netzwerk mit Landwirten in Rumänien

Cristina Bühler stellte rumänischem Landwirtschaftsminister ihr Projekt ‚Terra Nostra‘ vor

Cristina Bühler hat sich neben ihrer täglichen Arbeit als Leiterin des Regionalmarkts Hohenlohe in Wolpertshausen ein großes Ziel gesetzt: Mit ihrem Projekt ‚Terra Nostra Ecoland Farms‘ will sie den biologisch-dynamischen Anbau und die traditionelle bäuerliche Kultur in Rumänien fördern. Gemeinsam mit der Slow-Food Vorsitzenden Dr. Ursula Hudson und dem Koordinator von Demeter-International Dr. Reto Ingold stellte sie dem rumänischen Landwirtschaftsminister Achim Irimescu ihr Vorhaben vor.

„Das Konzept von ‚Terra Nostra‘ ist breit gefächert. Ziel ist es, rumänischen Landwirten die Möglichkeit zu bieten, ihre saisonalen und regionalen Bio-Produkte zu einem fairen Preis vor Ort, nach Deutschland und ergänzend über einen Online-Shop zu vermarkten“, sagte die gebürtige Rumänin. Starten soll das Projekt in der südlich gelegenen Stadt Băilești, im Kreis Dolj.

Mitarbeiter der Kooperationspartner Ecoland Herbs & Spices und Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) werden den örtlichen Landwirten künftig die Grundlagen des biologisch-dynamischen Anbaus vermitteln und ihnen während der Umstellung zur Seite stehen. Zudem würden sie die Dokumentation und Zertifizierung von Lacon durchführen lassen.

Der tiefgründige Schwarzerdeboden im Süden Rumäniens eigne sich besonders für den Anbau von Kräutern, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse, wie Melonen, Feigen, Tomaten und Auberginen, sagte Bühler. Eingesetzt werden solle ausschließlich traditionelles Saatgut aus der Region. „Neben der Förderung der solidarischen Landwirtschaft liegt mir eine saisonale und regionale Ernährung am Herzen. Deshalb wird es im Winter kein frisches, sondern eingelegtes Obst und Gemüse geben“, so Bühler.

In Rumänien gebe es heute kaum noch heimische bäuerliche Produkte im Handel. Rohwaren würden ins europäische Ausland exportiert und im Gegenzug Fertigprodukte importiert. „Damit die Verbraucher wieder Vertrauen in landwirtschaftliche Produkte aufbauen können, brauchen wir eine transparente, direkte Kommunikation. Die Käufer der ‚Terra Nostra‘-Produkte sollen über das jeweilige Etikett erfahren, von welchem Produzenten sie stammen.“

Als Vorzeigemodell diene Bühlers Hof in Rumänien, den sie bis 2017 auf Demeter umstellt. Er sei auch als Nucleus und Bildungseinrichtung für die Vermittlung von ökologischer und biologisch-dynamischer Landwirtschaft gedacht. Zurzeit wachsen auf ihren 60 Hektar in der Umstellungsphase Luzerne, die sie ab Feld vermarktet. In Zukunft werde sie dank eines neu installierten Bewässerungssystems auch Soja, Kräuter, Obst und Gemüse in Demeter-Qualität anbauen können.

Slow-Food-Prinzip

Der Grundgedanke, eine regionale Landwirtschaft und das traditionelle Lebensmittelhandwerk zu unterstützen sowie Wissen über die bäuerliche Kultur zu vermitteln, beruht auf dem Slow-Food-Prinzip. Durch die Kooperation mit ‚Terra Nostra‘ sieht Hudson eine Chance, das Konzept von Slow Food in Rumänien bekannter zu machen sowie Produzenten, Händler und Verbraucher zusammenzubringen.

Slow Food arbeite bevorzugt mit Demeter-zertifizierten Produzenten zusammen, weil sie unter anderem durch ihre biologisch-dynamische Anbauweise und artgerechte Tierhaltung eine Vorbildfunktion einnähmen, sagte Hudson. Weltweit habe Slow Food etwa 100.000 Mitglieder in 160 Ländern.

Demeter-International

Bühler betonte, dass die rumänischen Landwirte früher hauptsächlich Naturpräparate auf ihren Feldern einsetzten, wie es bei Demeter üblich ist.
Ingold hob hervor, dass sich Demeter-International für die Stärkung regionaler Strukturen einsetze und junge Startups wie ‚Terra Nostra‘ unterstütze. Bühlers Projekt sei ein interessantes Modell mit Aussicht auf Erfolg. Zudem biete ihr Regionalmarkt in Wolpertshausen die Möglichkeit, neue Demeter-Produkte, die aus klimatischen Gründen nicht in Deutschland wachsen, direkt zu vermarkten. Wenn die Resonanz der Landwirte, nach Demeter-Richtlinien zu produzieren, entsprechend hoch sei, sei auch der Aufbau einer Demeter-Organisation in Rumänien denkbar.

Vermarktung

Für die weitere Vermarktung der saisonalen Produkte direkt ab Feld hat Bühler ein Online-Shop-Konzept entwickelt: „Groß- und Einzelhändler sowie Endverbraucher im In- und Ausland sollen die Produkte ab 2018 online bestellen können“, sagte sie.

Künftige nachhaltige Partner aus Europa sollen auch die Möglichkeit bekommen, spezielle Bio-Produkte in Rumänien anbauen zu lassen. Die örtliche Logistik sei hervorragend. So sei der nächste Donauhafen 20 und der nächste Flughafen in Craiova nur 50 Kilometer entfernt. Durch den Verzicht von Zwischenhändlern profitierten Landwirte und Endkunden.

Minister stellte Fördermöglichkeiten vor

Minister Irimescu zeigte großes Interesse an dem Projekt. Er nannte Bühler zwei Fördermöglichkeiten: Die EU biete jungen Landwirten mit einem Startup eine Kofinanzierung für Bewässerungssysteme und landwirtschaftliche Maschinen von bis zu 90 Prozent bei Ausgaben von maximal einer Million Euro. Für das Errichten einer Lagerhalle mit Kühlung, Verabreitung und Kommissionierung würden 50 Prozent von maximal 1,5 Millionen Euro kofinanziert.

Auch das Interesse der benachbarten Landwirte ihres Hofs hat Bühler bereits geweckt. „Nächstes Jahr stellen schon die Nächsten auf Bio um und so können wir eine örtliche Erzeugergemeinschaft gründen“, sagte sie stolz.

Sina Hindersmann

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