Mestemacher
Mestemacher zieht Bilanz für 2015: Rekordumsatz von 151 Millionen Euro
Appell: Umsetzung der Trilog Öko-Reformvorschläge für neues EU-Bio-Recht verhindern

Teilnehmer am Expertengespräch: Marten Freund, Inhaber der Schlemmer-Markt Freund Lebensmittelmärkte GmbH und Dr. Inna Levkovych, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Agrarmärkte des Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in Halle (Saale).
Die Großbäckerei Mestemacher hat 2015 mit ihren Tochtergesellschaften einen Rekordumsatz von 151 Millionen Euro erreicht. Mit SB-verpackten Brotsorten wie Pumpernickel, verschiedenen Vollkornbrotsorten, internationalen Brotspezialitäten und Tiefkühlkuchen sowie Müsli-Spezialitäten konnte das Unternehmen um über 4 Prozent gegenüber 2014 wachsen. Das bedeutet einen Mehrumsatz von rund 6 Millionen Euro. Damit habe sich das Unternehmen deutlich besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Der Exportanteil halte sich weiterhin auf 24 Prozent der Gesamtumsätze, sagte Albert Detmers, geschäftsführender Gesellschafter in der Mestemacher-Gruppe bei der Jahrespressekonferenz am 29. Januar im Parkhotel Gütersloh.
Mestemacher und Detmers Getreide-Vollwertkost sind seit 1985 aktive Verarbeiter von Bio-Zutaten zur Herstellung von Bio-Vollkornbroten und Bio-Müslis. Bio-Brot und -Backwaren von Mestemacher haben nach wie vor einen Anteil von 20 Prozent, Detmers Getreide-Vollwertkost produziert nunmehr zu 90 Prozent Bio-Müslis. Die Herstellung konventioneller Müslis wurde in das Tochterunternehmen BENUS Spólka z.o.o. nach Polen ausgelagert.
Bedrohung durch die geplante neue Bio-Verordnung der EU
Die Familiengesellschafter der Mestemacher-Gruppe, Albert Detmers, Prof. Dr. Ulrike Detmers, Fritz Detmers und Helma Detmers sehen die Reformvorschläge für eine neue Bio-Verordnung mit Sorge. Der Entwurf der kleinen Kommission Trilog sieht vor, dass Bio-Produkte bereits bei einer minimalen Kontamination durch Pestizide oder Lagerschutzmittel als Nicht-Bio-Ware dezertifiziert werden sollen. Sollten spezielle Grenzwerte bei Kontaminationen festgelegt werden, würde das bedeuten, dass Bio‐Bauern, deren Produkte Pestizidrückstände ausweisen, weil etwa der konventionelle Nachbar Pflanzenschutzmittel verwendet und diese auch den Bio‐Acker kontaminieren, seine Produkte nicht mehr als ‚Bio‘ vermarkten kann.
Mit dieser widersprüchlichen Entscheidung zu Grenzwerten stiegen Rechtsunsicherheit und Unsicherheit für Investitionen für Bio‐Bauern und die ökologische Lebensmittelwirtschaft, so Albert Detmers. Die Unternehmen Mestemacher und Detmers fordern die Entscheider auf, Rechtsklarheit und Investitionssicherheit für die nachhaltige Wirtschaft zu garantieren. Sie erwarten ebenfalls die Weiterentwicklung gegenseitiger Anerkennung von Bio‐Standards mit Drittstaaten. Nur so könne der Bio‐Import sichergestellt werden. Die Drittstaaten erhielten Devisen und könnten damit Arbeits‐ und Lebensverhältnisse verbessern.
Rekord-Investitionen
Für das Wirtschaftsjahr 2015 sind Rekord-Investitionen in Höhe von 9,8 Millionen Euro durchgeführt worden. Die Planung für 2016 liegt bei 6,5 Millionen Euro. Die Investitionssummen flossen in Technik zur Steigerung der Energieeffizienz, in die Rationalisierung zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und in Ersatzinvestitionen sowie räumliche Erweiterungen. So wurde 2015 der Aufbau eines neuen Verwaltungsgebäudes in Gütersloh realisiert.
Problem: Rationalisierung von Roggen
Im Jahresdurchschnitt 2014 wurden pro Monat über 13 Millionen Brotpackungen zum Verkauf im SB-Brotregal hergestellt. Dafür wurden monatlich über 2.000 Tonnen Getreide, hauptsächlich Roggen, verarbeitet. Da der Roggen bei Mestemacher spezifische Anforderungen für das Backen erfüllen müsse, sei im abgelaufenen Erntejahr das für Mestemacher spezifische Angebot deutlich geringer als die Gesamternte an Roggen gewesen, sagte Albert Detmers. Die Rationalisierungen innerhalb der Produktion hätten dafür gesorgt, dass die Preise stabil bleiben konnten. Dadurch hätten Mehrkosten für Personal, Logistik, Heizkosten und Kartonagen kompensiert werden können.
Risikofaktoren seien auch in Zukunft die volatilen Preise für relevante Rohstoffe, Witterungseinflüsse und die sinkende Anbaufläche für Roggen. Ein Problem sei nach wie vor, dass der weltweite Roggenanbau weiter schrumpft. Laut Deutschen Bauernverband ist die Anbaufläche für Roggen im vorigen Jahr um 6.800 Hektar zurückgegangen. Mestemacher befürchtet deshalb als Roggenvollkornbäcker eine Fortsetzung der Preissprünge. Aufgrund der Verknappung der Anbauflächen für Roggen rechne man damit, dass guter und backfähiger Brot-Roggen eher knapp wird.
Aerzener Brot und Kuchen GmbH
Die Aerzener Brot und Kuchen GmbH gehört seit 2002 zur Unternehmensgruppe Mestemacher. Das Kernsortiment Tiefkühlkuchen und Brot für das Segment Preiseinstieg vertreibt Aerzener national und international. Hauptabsatzgebiet ist Deutschland mit dem Vertrieb über den deutschen LEH, insbesondere im Bereich der Eigenmarken. Neu entwickelt wurden 2015 handwerkliche Kuchen, die tiefgekühlt an den LEH geliefert werden. Zuwachs bei Neuheiten gibt es auch beim Sortimentstyp Knusperscheiben aus Bio- und Nicht-Bio-Zutaten.
BENUS Spólka z.o.o.
Eine weiterhin gute Entwicklung verzeichnet das polnische Tochterunternehmen BENUS Spólka z.o.o. Diese konnte ihre Umsätze von 7,7 Millionen Euro in 2014 auf über 8,6 Millionen Euro in 2015 erhöhen und hat ihre Distribution am polnischen Markt dadurch weiterhin deutlich ausgebaut.
Geplanter Umsatz für 2016
Für 2016 plant die Firmengruppe wegen der unwägbaren Wirtschaftslage im In- und Ausland und der noch nicht ganz absehbaren Auswirkungen der Backstationen im LEH mit dem gleichen Umsatz in Höhe von 151 Millionen Euro.