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Istas gibt Bio eine Chance

Aus Toom wurde ein Privates Rewe Center mit erweitertem Bio-Angebot

Der selbstständige Einzelhändler Ingo Istas hat in Köln-Rodenkirchen einen Toom-Regiemarkt übernommen und zu einem privaten Rewe Center umgestaltet. Zu seinem Konzept gehört ein erweitertes Bio-Sortiment. 2.000 Bio-Artikel bietet er auf 3.800 Quadratmeter Verkaufsfläche seinen Kunden an. Insgesamt stehen 50.000 Artikel in dem Verbrauchermarkt einschließlich Non-Food. Bio war bei Toom dünn gesät. Istas startete fast bei Null.

„Es gibt nicht viele private Rewe Center, teilt der Lebensmittelkaufmann Ingo Istas mit. Istas hat aus dem Großflächen-Discount einen qualitätsorientierten Verbrauchermarkt gemacht. Der Rewe-Kaufmann hat den Markt mit seiner Mannschaft um Marktleiter Thibault Freytag umgebaut.

Niedrigere Regale mit 1,80 Meter Höhe schaffen eine hochwertige Ausstrahlung. Das Sortiment wurde umgestaltet und aufgeweret. Mehr  Qualität, Regionalität und Bio gibt es jetzt an dem Standort mit hoher Frequenz.

„Das Publikum ist gemischt“, sagte der Lebensmittel-Kaufmann. Durch den ehemaligen Toom ist der Standort preisorientiert geprägt. Das neue Format zieht natürlich mit der Zeit anspruchsvollere Kunden an.

Rewe-Kaufmann setzt auf Bio

Das erweiterte Bio-Angebot hat Istas in den ersten drei Monaten 2013 eingeführt. Die Kunden müssen die Bio-Produkte erst finden, und die Bio-Produkte ihre Kunden. Der Einzelhändler ist auf dem richtigen Weg. Die Einkaufsstätte setzt sich durch. Die Bio-Umsatzzahlen wiesen im Jahr 2013 deutlich nach oben. Von Anfang bis Ende 2013 ist der Bio-Umsatz in dem Markt um 60 Prozent gewachsen. „Die Leute rufen nach Bio“, so Istas.

Der Reweaner betreibt seit Jahrzehnten im 25 Kilometer entfernten Lechenich bereits einen Supermarkt mit erweitertem Bio-Sortiment. Bio ist dort etabliert, und die Umsätze natürlich höher als im Rewe Center in Rodenkirchen.

Istas hat mit Demeter einen Handelsvertrag abgeschlossen und führt bio-dynamische Produkte. Die Mitarbeiter werden vom Verband geschult, damit sie Demeter erklären können. Der Name Demeter hat auch außerhalb der Naturkost-Szene einen Klang und findet im qualitätsorientierten Handel eine Klientel.

Auch Rewe intern wurden die Istas-Mitarbeiter schon zwei Tage bio-geschult und zwar bei Temma. „Meine Mitarbeiter waren begeistert. Wir sind aber kein Naturkostfachhandel“, stellt er klar.

Der Kaufmann entwickelt sein Bio-Sortiment selbst. Dazu informiert er sich auch auf der Biofach in Nürnberg, wenn die Messe  nicht auf Karneval fällt. Dann ist der Rheinländer unabkömmlich.

Für ein kompetentes Bio-Sortiment ist der Kaufmann auf Streckenlieferanten angewiesen. Von ihnen erwartet er Disziplin und eine funktionierende Warenwirtschaft. Falsche EAN-Nummern, nachlassende Qualität und Fehlartikel sind häufige Ursachen für ein Scheitern von Bio-Produkten. Auch unangekündigte Preiserhöhungen durch niedrigere Grammaturen mag er gar nicht.

SEH will Bio-Umsatz tätigen

„Der Markt hat noch viel Potenzial bei Bio, und wir wollen den Umsatz auch tätigen“, sagt der Kaufmann. Istas will die Produkte einfach, schnell und unkompliziert ins Regal bringen. „Ich will aber auch sehen, dass  der Hersteller etwas für sein Sortiment tut und mehr Verkostungen macht oder unterstützt“, sagt der Unternehmer.

Er nutzt die moderne Informationstechnik, um den Verkauf zu fördern. An Säulenständern sind iPads, die  Rezepte anzeigen, angebracht. „Infos und Werbematerial muss aber von den Lieferanten kommen“, fordert Istas. Dann hat er die Möglichkeit, Produkte am POS bekannt zu machen.

Beim Bio-Wein hat Istas durchgesetzt, dass seine Lieferanten das Demeter-Logo und Auszeichnungen nach vorn holen. „Wenn ich das deutlich auslobe, verkaufe ich mehr. Der deutsche Verbraucher ist so gestrickt.
Demeter, Bio und Auszeichnungen müssen sichtbar sein und dürfen nicht auf dem Rücken­etikett versteckt werden“, weiß der Kaufmann.

Bei Bio-Wein hat er mit 80 Artikeln ein kompetentes Sortiment aufgebaut. Die Großhändler VivoLoVin und Bionysis, die Rewe und Weingüter wie Zwölberich beliefern den Markt.

In Rodenkirchen hat Istas beim Trockensortiment in den Gängen jeweils mittig einen Bio-Block platziert und gebrandet. So hat der Kunde bei jeder Warengruppe einen Mini-Block. Beim Obst und Gemüse wählt er den gängigen Weg der Blockbildung innerhalb der Abteilung. Bio O+G liefert die Rewe West.

Rund 50 Artikel bietet er hier den Kunden. Da hat er einige Kollegen, die hier besser aufgestellt sind. In Bio ist die Banane der Renner. 15 bis 20 weitere Früchte von Zitrus bis zum exotischen Granatapfel sind zu haben.

Bio ist überwiegend verpackt und dadurch optisch gegenüber konventionellen Aufbauten etwas im Nachteil. Istas ist kein Plastik-Freund. Zum Thema Plastik-Tragetaschen abschaffen sagt er: „Plastiktüten sind unser meistverkaufter Artikel. Wir können sie nicht verbieten. Ich kann dem Kunden aber eine Belohnung geben, wenn er seine Einkaufstasche mitbringt“. Auch die Plastiktüten-Ära wird einmal zu Ende gehen.

Dachmarken für Grundsortiment

Die Dachmarken Rewe Bio, Bio Gourmet, Rinatura und Campo Verde bilden das Grundsortiment bei Trocken-Produkten. Das bringt mit einem überschaubaren Aufwand rund 600 gängige Artikel ins Regal.

Das biologische Frühstücksangebot ist bei Istas abwechslungsreich. Kaffee deckt der Markt mit Gepa, Darboven und Rewe Feine Welt ab. Yogi-, Gepa-tee und mehr gibt es in Bio-Qualität. Bei Honigen bietet der Kaufmann reichlich Auswahl, neben dem regionalen Imker Görgens sind noch Gepa, Bio Gourmet und Breitsamer erhältlich. Süße Nuss- und Schoko-Aufstriche von Bio-Gourmet und Gepa bereichern das Sortiment.

Müsli ist eine starke Disziplin der Bio-Hersteller. Das wird auch in Rodenkirchen sichtbar. Die modernen Varianten von MyMüsli und Whole Earth sind am Start. Der Klassiker Kölln ist vorhanden, Rinatura und die Bio-Marke Bauck.

Für das Bio-Mittagessen stehen Teigwaren von Campo Verde, Bio-Gourmet und Rewe Bio zur Verfügung. Die Nudelsoßen und Pesto kommen von Rinatura, Campo Verde und La Selva.

Regional und Bio ist eine Kombination, die der Händler unterstützt: „Regionales Bio ist das Beste. Und der Kunde kauft das“. So regionale Produkte verfügbar sind, haben sie Erfolg im Regal. Istas arbeitet mit den Landmarkt Direktvermarktern zusammen und bekommt von dort auch biologische Produkte. Bei den Gewürzen ist Bio-Urgestein Heuschrecke aus dem nahen Troisdorf für ihn ein regionaler Lieferant: „Heuschrecke läuft außergewöhnlich gut“.

Nachhaltigkeit belohnen

Im Mopro-Regal hat der Kaufmann einen neun Meter langen Bio-Block gestaltet. „Das funktioniert nicht ganz so gut, wie wir gedacht haben“, berichtet er. Hier ist die Zuordnung der bessere Weg. Die biologische weiße Linie ist mit den Marken Andechser, Söbbeke, Schrozberg und Rewe Bio recht umfangreich. Söbbeke engagiert sich inzwischen im SEH und baut dort seine Position in NRW gerade aus.

Bio-Fleischlieferant ist Thönes, der in Wachtendonk am Niederrhein ebenfalls im Bundesland Nordrhein-Westfalen zuhause ist. Die Metzgerei ist mit einem SB-Sortiment vertreten.

Bio-Fleisch in Bedienung plant  Istas im Laufe des Jahres 2014 einzuführen. Dazu will er den Markt zertifizieren lassen. „Das ist mir sicherer. Da haben wir einmal den Aufwand, und dann ist es gemacht“, sagt der Kaufmann. So kann im Markt Convenience wie marinierte Steaks oder Spieße hergestellt werden.

Mit einem Thekenmeter Bio-Rindfleisch will das Rewe Center starten. Mit 48 Meter hat er die längste Fleischtheke im Vertriebsgebiet der Rewe West. Eine Fischtheke betreibt Istas ebenfalls. Nachhaltigen Wildfang mit MSC Siegel bekommt der Kunde hier. Fisch aus biologischer Aquakultur ist für 2014 geplant.

Bio-Käse in Bedienung

In der Käsetheke bietet das Rewe Center maximal 30-Bio-Artikel an. Zuck, Söbbeke, Landlinie und Fromi sind hier Lieferanten. Das Sortiment wechselt 14tägig bis auf die Kernsorten. In Prepacking ist Bio ebenfalls vertreten.

Trotz Demeter Handelsvertrag stehen ihm fachhandelstreue Marken nicht zur Verfügung. Der Großhandel beliefert ihn nicht mit den entsprechenden Produkten. „Fragt ein Kunde nach einem solchen Produkt, kaufe ich es bei Temma, den Bio-Supermärkten der Rewe ein. Da verdiene ich dann nichts dran. Das ist aber mein Problem“, erklärt er.

Bio erfordert ein gewisses Engagement und bringt nicht immer den schnellen Erfolg. Frischen Tofu von Taifun, und Viana hat er eingeführt. „Hier habe ich noch Abschriften. Aber ein Jahr ziehen wir das durch, sonst bin ich Unterlasser, nicht Unternehmer“, sagt Istas. Die Vegetarier und Veganer südlich von Köln können die Verkaufsstelle im Laufe des Jahres noch entdecken und dem Sortiment zum Durchbruch verhelfen.

Kühlpflichtige Suppen im Becher von Pick-a-Pea und Suppenglück, beide aus NRW, sind neu an dem Standort und kommen gut an. Diese Produkte für die schnelle Küche haben sich auf Anhieb durchgesetzt. „Die Suppen laufen wirklich gut“, so der Kaufmann. Feinkostsalate von Käpplein gehören zur frischen Convenience. Diese modernen Produkte passen ins städtische Umfeld.

Auf frisches Bio-Brot verzichtet das Rewe Center aktuell. „Nebenan ist eine Bio-Bäckerei. Da nehme ich Rücksicht darauf. Leben und leben lassen“, erklärt der Inhaber.

Anton Großkinsky

Rewe Center Istas
Hauptstraße 128
50996 Köln-Rodenkirchen

Eröffnet:                2013
Marktleiter:            Thibault Freytag
Mitarbeiter:            85
Verkaufsfläche:      3.800 qm
Kassen:                 14
Parkplätze:            250
Artikelanzahl:        50.000
davon Non-Food:   15.000
davon Bio-Artikel:  2.000
Umsatz:                22 Mio. €
Bio-Umsatzanteil:  4 Prozent

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