Bio-Tee aus dem Kräutergarten
Genossenschaft hat in die Produktion investiert
Der Kräutergarten Pommerland blüht in Mecklenburg-Vorpommern, wie der Name schon sagt. Mit losen Kräutertees ist das Unternehmen aus dem Lassaner Winkel im Naturkosthandel vornehmlich im Norden und Osten Deutschlands vertreten. 400.000 Euro hat das Unternehmen in den letzten zwei Jahren in den Ausbau der Produktion gesteckt und macht jetzt Umsatzsprünge nach oben.
Anbau, lagern, trocknen, mischen, abpacken, vertreiben ist das Geschäft des Kräutergarten Pommerland in Pulow an der Ostsee. Dazu hat die Genossenschaft mit 77 Mitgliedern 2004 eine alte LPG-Anlage gekauft und seit 2009 für ihre Zwecke umgebaut. Neben Produktionsanlagen hat das Unternehmen auch in eine zweite größere Trocknungsanlage investiert, wie Geschäftsführerin Christiane Wilkening berichtet.
Mehr als 400.000 Euro sind in den vergangenen Jahren in den Umbau geflossen, und jetzt stehen Dachsanierung und Errichtung einer Photovoltaikanlage mit 270 Kilowatt Leistung an: „Solarenergie ist für uns das Günstigste, denn gerade im Sommer brauchen wir viel Strom für die Trocknung der Kräuter“, erklärt Christiane Wilkening.
Zehn Hektar eigener Anbau
Der Boden an der Ostsee ist karg. Mit sandigem Lehm, lehmigem Sand hat es das Feld-Team um Christiane Icke zu tun. Wenig Regen und viel Sonnenschein gibt es in der Region. Hier bewirtschaftet die Genossenschaft zehn Hektar Bio-Anbaufläche. 1,5 Hektar sind mit Kräutern bepflanzt. Gründüngung und Getreide gehören noch zur Fruchtfolge.
Neun Tonnen frische Kräuter werden im Schnitt pro Jahr geerntet. 1,5 Tonnen Masse bleiben nach der Trocknung übrig. Brennnessel, Zitronenmelisse, Apfelminze, Johanniskraut, Malve und Ringelblume zählen zu den Pflanzen, die kultiviert werden. Zu Tee verarbeitet werden insgesamt 40 - 50 Kräuter, etwa 15 Prozent davon aus eigenem Anbau.
„Am Anfang dachten wir, alle Kräuter hier anbauen zu können, aber bei der großen Menge und Vielfalt ist das gar nicht möglich. Nicht alles gedeiht hier bei uns, und wir haben nicht die Kompetenz für so viele verschiedene Kräuter.
Wir schließen Anbauverträge mit Kräuterbauern in Brandenburg und Hessen, Bayern und Österreich, und haben einen großen Partner in Westpommern, Polen. Andere Kräuter kaufen wir von Händlern zu“, klärt Wilkening auf. Der Einkauf und die Koordination mit Produktion und Verkauf ist Sache von Roswitha Dürkopp.
Kräutergarten Pommerland versteht sich als Teemanufaktur. Nach der Ernte werden die Kräuter maschinell gerebelt. Hier werden die Blüten vom Stengel getrennt. Danach wird getrocknet. Anschließend werden die Kräuter gelagert, bis sie gemischt werden. „Das geschieht noch per Hand. Wir sind auf der Suche nach einer Teemisch-Maschine“, teilt die Geschäftsführerin mit.
Danach wird abgepackt in durchsichtige PP-Beutel. Pommerland packt großblütige, farbenprächtige Tees ab. Versendet wird per Spedition oder Paketdienst.
Die Teesaison läuft von September bis April. Im Sommer wird weniger Tee getrunken. Kräutergarten Pommerland produziert jedoch rund ums Jahr, ist also immer lieferfähig.
Spezialisiert auf Kräutertee
2005 hat die Genossenschaft beschlossen, sich auf Tee zu spezialisieren und die bis dahin noch produzierten Fruchtaufstriche, Chutneys und Getränke aus dem Sortiment zu nehmen. Mit der Spezialisierung kam der Erfolg:
Seit 2006 schreibt das Unternehmen schwarze Zahlen und erreichte 2012 mit einer Steigerung von über 23 Prozent rund 430.000 Euro Umsatz. Das sind noch bescheidene Summen, denn das Unternehmen ist langsam, aber stetig gewachsen, und es geht weiter aufwärts.
In drei Jahren könnte der Umsatz schon siebenstellig sein. Vertrieben wird in erster Linie über den regionalen Naturkostgroßhandel. Einer der Vertriebspartner ist Ecoplus, der den Bio-Kräutertee aus Pommerland auch in den selbstständigen Lebensmitteleinzelhandel trägt.
Das Sortiment besteht aus 20 Lebensmitteltees mit poetischen Namen: Blütenregen, Elfentraum oder Nachtfeuer heißen die Klassiker für Frühstück, Tag und Abend. Mit Frühlingsdüfte, Sommerland, Herbstgold und Winterlicht sind vier Jahreszeitentees im Sortiment. Drei Wellness- und Fastentees sind dabei und einige Monotees wie Zitronenverbene, Apfel- und Orangenminze.
Fünf Sorten gibt es seit einem Jahr im Kannenbeutel. Der leicht fruchtige Sonnengruß und der Familien-Abendtee Sternenklang gehören dazu. Wie der Name sagt, sind die Beutel für eine kleine Kanne gedacht und daher auch gut geeignet für Hotel und Gastronomie. In einer Schachtel befinden sich zwölf Beutel zu je 2,5 Gramm.
Die Teemischungen wurden bisher von den Kräuterexpertinnen Simone Schaefer und Anita Grüebler entwickelt. Sie haben die Kräuterkompetenz, die für erfolgreiche Produkte erforderlich ist. „Man braucht Wissen über die Wirkungen der Kräuter, auch wenn wir keine pharmazeutischen Tees herstellen.
Unser Tee muss gut riechen, gut schmecken und gut aussehen. Natürlich muss sich das Produkt auch rechnen“, klärt Wilkening über die Anforderungen bei der Produktentwicklung auf. Jede Mischung bekommt einen zugkräftigen Namen wie Drachenglut oder Venusmond. Das ist die Sache von Christiane Wilkening, die für Marketing und Vertrieb zuständig ist.
Kräutergarten Pommerland ist eine Frauenwirtschaft, alle zehn Festangestellten sind weiblichen Geschlechts. „Kräuter sind eher Frauensache. Auch Kräuterkurse werden überwiegend von Frauen besucht und angeboten“, berichtet Wilkening. 2001 wurde die Genossenschaft in dem von hoher Arbeitslosigkeit und Abwanderung geprägten Gebiet nahe der polnischen Grenze gegründet.
„Es gibt hier keine Bauern, nur einen riesigen agrarindustriellen Betrieb. Wenn es mehr kleinere landwirtschaftliche Familienbetriebe gäbe, hätten mehr Menschen Arbeit.
Dann könnte ein vielfältiges bäuerliches Landleben,“ meint Wilkening, die sich neben Kräutergarten Pommerland im Netzwerk Kräuter, Kunst und Himmelsaugen für die regionale Entwicklung im Lassaner Winkel einsetzt und 2012 zusammen mit zwei anderen Betrieben den Zukunftspreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern für Regionale Wertschöpfung erhalten hat.
Anton Großkinsky