Allianz zwischen Bioland und Reichenau-Gemüse
Die Reichenau-Gemüse eG wird in Partnerschaft mit Bioland ihren Bio-Anteil im Gesamtsortiment systematisch ausbauen. Einer der Genossenschaftsgärtner hat seine Mitgliedschaft im Bioland-Verband unterzeichnet und plant in Kürze den Bau eines drei Hektar großen Gewächshauses für die Produktion von zwei Millionen Bioland-Gurken im Jahr. Davon verspricht sich Johannes Bliestle, Geschäftsführer der Reichenau-Gemüse, wichtige Impulse für die weitere Entwicklung des Bio-Segments.
Für den 28jährigen Gartenbauingenieur Benjamin Wagner ist die vier Millionen Euro schwere Investition in ein neues Gewächshaus in der Nähe von Aach im Hegau eine strategische Weichenstellung, die er sich gut überlegt hat. „Mit der Entscheidung für Bioland und dem Ausbau unseres Bio-Angebots entsprechen wir den Anforderungen des Marktes“, weiß der Junggärtner.
Die 35 Hektar, die er bisher schon zusammen mit seinen Eltern nach dem EU-Biostandard bewirtschaftet hat, reichen in der bisherigen Struktur nicht aus, um den zukünftigen Herausforderungen des Marktes zu entsprechen. Der kleinstrukturierte Anbau mit den vielen, verstreut liegenden Gewächshäusern im Betrieb Wagner ist mittelfristig nicht mehr wettbewerbsfähig. Der Gartenbauingenieur hat deshalb außerhalb der Insel nach neuen Flächen gesucht, auf denen er den Betrieb nach modernen Methoden erweitern kann.
Für den Standort im Hegau sprachen nicht nur geeignete Flächen sondern auch, dass er hier die regenerativ erzeugte Energie für sein Gewächshaus gefunden hat: In unmittelbarer Nachbarschaft liegt eine Biogas-Anlage, deren Wärme, rund 15 Millionen KWh pro Jahr, bisher ungenutzt verpufft. Etwa 95 Prozent dieser Abwärme kann der Bioland-Gärtner für seine Kulturen nutzen und damit etwa 60 Prozent des Energiebedarfs des geplanten Gewächshauses decken.
Gerade im Biobereich ist die richtige Klimaführung entscheidend, um Schädlinge und Krankheiten der Kulturen in Schach zu halten. Zudem reduziert der Wechsel vom bisher intensiven, konventionellen Maisanbau hin zum Bio-Gemüse die Nitratbelastung des Grundwassers. Insgesamt schafft die Symbiose zwischen Biogas-Anlage und Bio-Gemüse-Anbau Vorteile für alle Beteiligten und die Umwelt.
Für die Vermarktung ist es ein entscheidendes Argument, dass Reichenau-Gemüse mit diesem Projekt ein kontinuierliches Angebot und kalkulierbare, große Mengen an Gemüse in Bioland-Qualität liefern kann.
Ab der Saison 2014 können von Anfang April bis Ende September Bio-Gurken im Gewächshaus geerntet werden. Über das Winterhalbjahr ist geplant, Feldsalat und weitere Salatsorten zu kultivieren. Abnehmer der Bio-Produkte sind bei der Reichenau-Gemüse der Fachhandel und der Lebensmitteleinzelhandel, dessen Anteil an den Bio-Umsätzen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist.
Für den Vertrieb der Bioland-Gurken haben die Reichenauer in der Edeka Südwest einen starken Partner gefunden, der die Bio-Gurken unter der Marke Unsere Heimat – echt & gut vermarkten wird.
„Mit dieser Kooperation entlang der Lieferkette machen wir den ökologischen Anbau hier fit für die Zukunft. Früher haben die Bio-Landwirte erst einmal produziert und dann die Käufer gesucht. Heute müssen wir uns viel mehr darum kümmern, die ganze Produktion vom Verbraucherwunsch und vom Absatz her zu entwickeln“, weiß auch Christian Eichert, Geschäftsführer des Bioland Landesverbands Baden-Württemberg.