Start / Ausgaben / BioPress 74 - Februar 2013 / Vom Eintopf bis Veggi-Kreationen

Vom Eintopf bis Veggi-Kreationen

Nicht jeder Verbraucher erwartet klassische Fleischgerichte

Dass in Bio-Fertiggerichten immer mehr Potenzial steckt, zeigt die zunehmende Auswahl. Das Sortiment geht in die Breite und bietet längst für jeden Geschmack etwas. Der Kaufmann kann seine Regale mit ansprechenden Komplett- und Teilfertiggerichten bestücken, die glaubwürdige Bio-Qualität mit Convenience vereinen.

Wo würden Sie auf der Suche nach einem Fertiggericht zuerst schauen? Für viele Kunden heißt die Antwort: im Tiefkühlschrank und -truhe. Tatsächlich reihen sich dort diverse fertig vorbereitete Einzelkomponenten an Pizzen, Pasta, komplette Pfannen- oder Fischgerichte aneinander. Vor allem unter den Pizzen haben seit ein paar Jahren auch Bio-Hersteller ihren Platz im allgemeinen Lebensmitteleinzelhandel gefunden, zum Beispiel Wagner, Ökofrost oder Demeter-Felderzeugnisse.

Letztere bieten bei ihren bio inside-Produkten seit ein paar Monaten drei handgemachte italienische Holzofen Pizzen an, unter anderem die Pizza Verdura mit gegrilltem Gemüse und echtem Parmesan. Auch bei Ökofrost mit den Marken Biopolar und Biocool findet der Handel verschiedene Pizzen. Diesmal teils vegetarisch, teils mit Fisch und teils mit Wurst.

Die beiden etablierten TK-Großhändler und -Hersteller sorgen aber auch in anderen Kategorien mit neuen Ideen regelmäßig für Aufmerksamkeit. So präsentierte Demeter Felderzeugnisse zur letzten BioFach ein veganes Chilli non Carne, Ökoland dagegen indisches Chicken Curry und Palak Paneer.

Mit gleich vier Neuprodukten kommt Ökoland jetzt den Freunden von Flammkuchen entgegen, die den bisherigen Lachs-Flammkuchen ergänzen: klassisch nach Elsässer Art, würzig mit Lauch und echtem Bergkäse, edel mit Lachs und Spinat und süß mit Äpfeln und Zimt.

Das Unternehmen verdeutlicht zugleich gut, dass der wachsende Erfolg mit Bio-Produkten fast immer auf mehreren Säulen fußt. Zum einen dem Engagement für nachhaltige und soziale Projekte, wobei die Biopolar-Produkte mit Fisch, Meeresfrüchten und Fleisch auch Naturland-zertifiziert sind. Zum anderen können sich die Vertriebspartner auf ständige Verfügbarkeit, zuverlässige Frische und praxisnahe Verkaufsunterstützung verlassen.

Der zweite große Bereich, den Verbraucher mit Fertiggerichten verbinden, stellen die klassischen Komponentengerichte dar. Als langjähriger Partner des Handels lassen sich hier vor allem die Kurhessischen Fleischwaren kff nennen.

Die Fuldaer, die auch Private Label produzieren, ergänzen schon seit einigen Jahren ihre Fleischerzeugnisse mit einem vielseitigen und abwechslungsreichen Sortiment an frischen Fertiggerichten in 350 Gramm-Tiefziehschalen mit Pappschuber. Zur Auswahl stehen typische Lieblingsmahlzeiten, die sich durch hochwertige Zutaten auszeichnen ohne Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und ähnliche Zusatzstoffe.

Liebhaber der traditionellen Küche finden zartes Putengeschnetzeltes in Sahnesauce mit Reis. Berufstätige eine vegetarische Reispfanne mit Mungobohnen, junge Leute ihre Currywurst. Rechtzeitig zur BioFach werde man zudem wieder Neuheiten präsentieren, verspricht kff. Wie stets mit kurzen Vorlaufzeiten bei der Bestellung und flexibler Logistik.

Nicht nur für den vegetarischen Donnerstag

Vegetarische Bio-Fleischalternativen bilden eine weitere attraktive Bereicherung des Kühlregals. Die Bio-Branche hat hier mit Tofu aus garantiert GVO-freien Sojabohnen, würzigem Seitan aus heimischem Getreideeiweiß und eiweißreichen Süßlupinen eine eigenständige Warengruppe entwickelt und dort nach wie vor quasi Alleinstellung inne. Die  Auswahl wächst kontinuierlich. Von der optischen und geschmacklichen Qualität der Produkte zeugen auch die DLG-Prämierungen, die zur Prüfung eingereichte Produkte immer wieder erzielen.

Der konventionelle Handel öffnet sich diesem Bereich jedoch eher zaghaft. Dabei ließen sich mit den vegetarischen Snacks vor allem in Innenstädten leicht neue und jüngere Kunden gewinnen, etwa mit den Tofu- und den würzigen Wheaty-Seitan-Produkten von Topas. Hergestellt ohne Ei, Milch und sonstige tierische Zutaten gehört Topas zu den Unternehmen, die dem aktuellen Trend nach veganen Lebensmitteln entgegen kommen.

Eine pfiffige Idee vor allem für die jüngere Generation stellen die sogenannten Wheaty Vegankebabs in den Sorten Gyros, Curry und Döner dar, die sich minutenschnell und einfach in der Pfanne zubereiten lassen. Als herzhaftes Bratstück hat Topas zudem im Dezember eine fix und fertig gewürzte und gerollte Rosmarin-Roulade auf den Markt gebracht.

Die Produkte haben durch den herzhaft pikanten Geschmack und ihren kernigen Biss durchaus einen fleischähnlichen Charakter. Umsteiger sollen auf diese Weise Vertrautem begegnen. Vegetarier und Flexitarier, bildungsorientierte Familien und junge Erwachsene sieht auch Purvegan (ehem. Albert Hess) als Hauptzielgruppen an.

Nach 30 Jahren Erfahrung in der Produktion von vegetarischen Lebensmitteln umfasst das ansprechende Portefolio heute neben gewürzten Tofustücken Grill-Tofu und innovative Teil-Fertiggerichte mit Lupine. Obwohl wieder mit vertrauten Bezeichnungen wie Burger, Schnitzel oder Filet versehen, stellen sie echte hochwertige Fleischalternativen dar. Noch sind herzhafte Lupinenprodukte im Unterschied zu Tofu und Seitan ansonsten kaum im Handel zu finden.
Vorteile wie deutscher Anbau, hoher Eiweißgehalt und Ballaststoffreichtum sprechen durchaus dafür. Dabei lassen sich die Neuheiten im Rahmen von Verkostungen, Rezeptvorschlägen und Angeboten problemlos vorstellen.

Trocken nur im Regal, vollwertig im Geschmack

Vollwertige, vegetarische Bio-Trockenfertiggerichte haben sich dagegen längst gut etabliert. Dementsprechend ist auch die Menge der Anbieter gestiegen. Dazu zählen unter anderem Hübner, Davert und die Antersdorfer Mühle. Bei Davert, die mit einem kleineren Angebot unter der Marke Davita auch im bio-affinen konventionellen Handel vertreten sind, stehen Pfannengerichte und sogenannte Eintopf-Ideen zur Wahl.

Regionaltypische Getreidearten, aromatische Gewürze und sorgfältig aufeinander abgestimmte Rezepturen sorgen für möglichst authentische, aromatische Geschmackserlebnisse. Das verdeutlichen etwa die kürzlich eingeführten Trendsorten Thaicurry- und Taboulé-Pfanne. Gleichzeitig hat Davert das Design der gesamten Range aufgefrischt, die dadurch optisch noch besser mit den Eintopf-Ideen harmonisiert. Diese wiederum überraschen durch ausgefallene Kreationen, bei denen Bohnen, Erbsen und Linsen mit exotischen Gewürzen verfeinert werden.

Schon die Bezeichnungen, etwa Erbsen-Topf Indisch oder Linsen-Topf Thailändisch, sollen die Verbraucher neugierig machen. Wie die Pfannengerichte lassen sie sich mit Wasser und etwas Fett äußerst leicht zubereiten.

Suppen und Eintöpfe bilden eine weitere Gruppe an Fertiggerichten. Weder zu salzig noch fade, sorgen Bio-Produkte für eine gesunde, wohlschmeckende Abwechslung. Das Angebot reicht von klassischen Dosen über frische Suppen bis hin zu Trockensuppen. Für Suppen aus dem Kühlregal spricht der frische, natürliche Geschmack. So steht auch bei den Suppen in Bioland-Qualität von Tress der Geschmack an erster Stelle.

Das Familienunternehmen verfolgt dabei mit dem Markennamen Die Küchenbrüder das Konzept, personifizierte Marken anzubieten. Die bekannten Rezepte haben stets ihr spezielles Extra. So verwenden die Köche für ihre Linsensuppe die seltenen, geschützten Alblinsen, oder sie verfeinern die Kürbissuppe raffiniert mit Ingwer.

PUR Bio Feinkost aus Köln ist dagegen sowohl mit Suppen und Eintöpfen als auch mit Tagesgerichten und Burgern auf dem Markt. Die unter Schutzgas abgepackten Frischeprodukte liefert die Manufaktur bisher hauptsächlich an Bio-Bistros, wobei die Auswahl zweimal wöchentlich wechselt und mindestens drei verschiedene Suppen und Eintöpfen bzw. Tagesgerichte mit und ohne Fleisch umfasst. Für die Selbstbedienung bietet PUR ebenfalls eine Reihe an Eintöpfen an. Dank der MAP-Abpackung in 400-Gramm-Schalen weisen sie eine Mindesthaltbarkeit von zehn bis 20 Tagen auf.

Wesentlich länger halten sich natürlich die pasteurisierten Konserven, die unter anderem bei Naba, Zimmermann Bio und im Fachhandel bei Ökoland zu finden sind. Naba versorgt mit der Marke Reichenhof den Einzelhandel und mit NaBio den Fachhandel inklusive tegut, produziert aber auch Private Label. Wie immer mehr Bio-Hersteller verzichten sie bei den Eintöpfen jetzt auf den Einsatz von Hefe. Ein Fähnchen auf den Dosen hebt die umgestellten Rezepturen deutlich hervor.

Nachdem der Schwerpunkt bisher auf Klassikern wie Linsen- und Gemüsetopf oder Tomatencremesuppe liegt, entwickelt Naba derzeit ein neues Konzept. In diesem Zusammenhang sollen auch saisonale und exotische Suppen ins Sortiment aufgenommen werden.

Nudelsnacks, Würzmischungen und Trockensuppen im Beutel gelten als Paradebeispiel für Convenience, lassen sich zugleich auch mehr oder weniger den Fertiggerichten zuordnen. Da gibt es etwa von Asia Natur verschiedene vegane Instant-Nudelsuppen nach Sezuan-Art. Und Merschbrock & Wiese ist mit Fertigsuppen unter der eigenen und unter Fremdmarken auf dem Markt. Mit Spargelcreme-, Tomaten-, Gemüse-Nudel-, Buchstabennudel- und Zwiebelsuppe in Bio wollen sie den Kunden eine gute Alternative zu den konventionellen Top-Sellern bieten.

Die Suppen eignen sich dabei ebenso als schnelles Mittagessen für Berufstätige wie als Vorspeise oder zum Abschmecken von Hauptgerichten. Das gilt auch für die diversen Trocken-Halbfertiggerichte, die durch die benötigten Zutaten automatisch eine Nachfrage im Frischebereich nach sich ziehen.

In diesem Segment führt Merschbrock & Wiese unter anderem Fix-Beutel für Sauce Bolognese, Gulasch und Lachsgratin. Unterschiedliche Länderküchen findet man unter anderem bei Beltane. Dabei enthalten die Packungen jeweils zwei separat zuzugebende Gewürzmischungen, die auf diese Weise ihre Aromen noch besser entfalten können. Auch Ulrich Walter/ Lebensbaum ist in diesem Bereich aktiv. Mit den zuletzt neu eingeführten vier Produkten für klassische Leibgerichte stehen mittlerweile acht Genießer Fix-Würzmischungen zur Aus­wahl.

Bettina Pabel

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