Start / Ausgaben / BioPress 69 - November 2011 / Der Schwarzwald ist ein Bioland

Der Schwarzwald ist ein Bioland

Molkerei-Geschäftsführer Karl Laible legt sich auch für Bio ins Zeug

Bei Schwarzwaldmilch aus Freiburg in Baden-Württemberg hat sich im letzten Jahrzehnt das Bio-Sortiment kräftig entwickelt. Die Bio-Milchmenge stieg gewaltig an. Außerdem stellte das Unternehmen die Bio-Marke Die Fallers auf Schwarzwaldmilch Bioland um. Der weltweite Bekanntheitsgrad des süddeutschen Gebirges ermöglicht eine bessere Vermarktung. „Die Umstellung führte zu keinen Einbußen beim Umsatz. Es gab auch wenig Kritik“, erläutert Geschäftsführer Karl Laible. Mit der Vorstellung einer lactosefreien Bio-Linie auf der BioFach 2011 setzte das Unternehmen weiter auf Innovation. In der Nische profiliert sich die mittelständische Molkerei.

Seit 2009 ist Karl Laible Geschäftsführer des 1930 als Breisgau Milchzentrale gegründeten Unternehmens. Mit einer Umfirmierung, einer neuen Butterei und der Einführung eines lactosefreien Bio-Sortiment ist er furios gestartet. 142 Millionen Umsatz hat das Unternehmen 2010 erwirtschaftet. 230 Millionen Kilo Milch pumpten die Tankfahrzeuge in die Silos, davon 16 Millionen Kilo Bio-Milch. Das entspricht einem Anteil von sieben Prozent. Die Molker verarbeiten sie fast komplett zu Schwarzwaldmilch Bioland, der Bio-Linie des Unternehmens.

Wo kommen plötzlich die ganzen Bio-Produkte im Supermarkt her? Auf die von Verbrauchern gestellte Frage liefert Schwarzwaldmilch eine Antwort. Als Karl Laible 2003 als Vertriebsleiter zur damaligen Breisgaumilch stieß, sammelte die Molkerei sechs Millionen Kilo Bio-Milch. Nur die Hälfte vermarktete sie biologisch. Die andere Hälfte wurde konventionell verkauft.

Weiße Bio-Linie aus Freiburg

1.430 Landwirte bilden die zwei Genossenschaften Breisgau/Südschwarzwald in Freiburg und Ortenau in Offenburg. In Offenburg wird Milchpulver hergestellt. Am Standort Freiburg wird ein Basis-Sortiment an Milchprodukten einschließlich Bio produziert.

„Wo geht es zu Schwarzwaldmilch?“ fragt der Fremde. „Meinen Sie die Milchzentrale?“ kommt vom Einheimischen die Frage zurück. Der neue Name ist noch nicht allen geläufig.
Bis 2010 firmierte das Unternehmen nämlich als Breisgaumilch Freiburg und Schwarzwaldmilch Offenburg.

Die Geschäftsführung taufte die Molkerei zu Schwarzwaldmilch und machte den Firmennamen zur Dachmarke. Schwarzwald ist zugkräftiger als Breisgau, der Landstrich um Freiburg. Die Molkerei hat ihr Vertriebsgebiet längst auf den Südweststaat, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern ausgedehnt.

Bio im Breisgau begann mit Die Fallers. Unter dieser Marke nach der gleichnamigen Fernsehserie startet die Molkerei mit einem Bio-Sortiment. „Da hat sich die Molkerei die Bekanntheit der Fernsehserie zunutze gemacht. Das war der Einstieg in Premium“, berichtet Laible.

Die Ausstrahlung der Marke Fallers ist auf das Sendegebiet des SWR beschränkt. Der Hahn im Logo wird international nicht verstanden: „Ein Chinese fragte mich auf eine Messe, ob Hühner Milch geben“, schmunzelt Laible. Das Logo zieren jetzt die Bollen des Trachtenhutes als Bildsymbol. Die Marke wird national erkannt, die Marke kommuniziert den Ursprung. Damit wird eine Expansion einfacher.

Regionale Bioland-Milch

Schwarzwaldmilch Bioland ist eine weiße Linie mit dem klassischen Sortiment an Milch, Butter, Sahne, Jogurt. Die Bio-Milch stammt aus dem Schwarzwald, Breisgau, Kraichgau und der Ortenau. Es wird nichts aus den Niederlanden, Polen oder Italien dazu gekauft. Laible setzt auf Transparenz der Herkunft. Der Wert Regionalität steigt in den Köpfen der Verbraucher immer weiter. „Wir senden an die Verbraucher in einer globalen Welt die Botschaft, dass wir nutzen, was die Region uns bietet“, wendet sich Laible an die Konsumenten.

Milch, Butter und Jogurt sind die drei absatzstärksten Produkte. Frische Trinkmilch ist in Bio ein starkes Produkt. Sie wird als Vollmilch mit 3,8 Prozent Fett angeboten und Fitmilch mit 1,5 Prozent abgefüllt. Als Gebinde dient die Braunglasflasche. Nur wenige Hersteller wählen noch das gefärbte Glas mit Lichtschutz.

Zudem ist Glas geschmacksneutral. Für empfindliche Nasen ist das durchaus von Belang. Wenn Glas, dann wünscht sich der LEH weiß, am liebsten stellt er den Getränkekarton ins Regal. Die Flasche unterscheidet Schwarzwaldmilch im Mopro-Regal vom Wettbewerb. „Ich glaube, wir können es durchhalten“, berichtet Laible.

In den vergangenen Jahren ist die ESL-Milch nach vorn marschiert. Schwarzwaldmilch Bioland präsentiert sie im Ein-Liter Giebel-Karton als Vollmilch und fettreduziert. Außerdem im kleinen 0,5 Liter Karton. ESL ist kühlpflichtig, hält aber länger als pasteurisierte Milch. In der Freiburger Molkerei wird die längere Haltbarkeit nicht durch Erhitzen auf 127 Grad erzielt, sondern durch die schonendere Mikro-Filtrierung. Ein Qualitätsplus für die Molkerei. Der Kochgeschmack bleibt garantiert aus. Er entsteht nur durch eine hitzebedingt leichte Karamelisierung der Milch.

Investition in eigene Butter-Maschine

2010 hat die Molkerei in eine eigene Butterei investiert. Grund war der Butterskandal. Die damalige Breisgaumilch ließ im Allgäu Butter herstellen. Die Verbraucher dachten, die Milch stamme aus den heimatlichen Gefilden und fühlten sich getäuscht. Als Konsequenz investierte das Unternehmen in eine eigene Anlage. Jetzt wird in Freiburg gebuttert. Hier entsteht die 250 Gramm Bio-Sauerrahmbutter.

Auf der BioFach 2011 hat Schwarzwaldmilch eine Lactose freie Linie vorgestellt. Im dritten Quartal kamen die Lac-Produkte auf den Markt. In Deutschland leiden rund 20 Prozent oder 16 Millionen der Bevölkerung an Laktoseintoleranz. In Schweden sind es nur zwei Prozent, in Südostasien dagegen 98 Prozent. Lactosefreie Milch entsteht durch den Zusatz von Enzymen, die den Milchzucker aufspalten.

„Wir besetzen eine Nische, die für die großen im Milchgeschäft uninteressant ist. In der Produktionstechnik sind wir hier weit vorn. Geschmacklich ist die Lactosefreie kaum mehr zu unterscheiden“, sagt Laible. Das Lac Bioland Sortiment umfasst Frischmilch, H-Milch, Vollmilch und Magermilch, Sauerrahm, Quark, Naturjogurt und Fruchtjogurt. Das Sortiment wird überregional vertrieben.

Die Bio-Produkte werden überwiegend in den Supermärkten im Südwesten vermarktet. Den Discount beliefert die Molkerei nicht. „Wir sind kein Betrieb, der sich durch Kostenführerschaft auszeichnet. Wir gehen einen anderen Weg und bieten ein breites Portfolio an Markenprodukten“, erklärt der Geschäftsführer.

Die Strategie ist auf Premium und regional angelegt. „Wir gehen nicht mit dem Preis runter, um mehr zu verkaufen“, teilt Laible mit. Fesseln sind der Molkerei schon durch die begrenzte Menge des Rohstoffes Bio-Milch angelegt. „Wir profitieren vom Regionaltrend und hoffen, dass das nachhaltig ist. In der Globalisierung braucht jeder auch einen Anker“, so der Molkerei-Chef.

Die Edeka Südwest und die Rewe Südwest sind wichtige Kunden. Die SB Warenhäuser von Globus, Real und Kaufland im Südwesten sind Handelspartner. Im Bio-Fachhandel ist die Molkerei über den regionalen Naturkost-Großhändler Rinklin vom Kaiserstuhl vertreten und erreicht dadurch Teile Bayerns. In badischen Alnatura-Märkten hat Schwarzwaldmilch Bioland inzwischen auch Einzug gehalten. „Das war eine Anregung der Verbraucher an uns. Die haben gefragt, warum bekommen wir hier eure Bio-Produkte nicht?“

Bio hat sich entwickelt

Bio ist zu einem wichtigen Zweig innerhalb der Gruppe herangewachsen. „Was uns die Landwirtschaft bietet, das wollen wir vermarkten. Wir sind hier klein strukturiert und dazu passt Bio. In den letzten Jahren hat sich Bio gesund entwickelt“, weiß der Molkerei-Chef.

Die Bauern profitieren selbstverständlich auch. Bei 44 Cent liegt der Milchpreis aktuell. „Die Tendenz ist gleich bleibend bis leicht steigend“, teilt der Geschäftsführer mit.

Mit Bio stieg die damalige Breisgaumilch in den Premium-Bereich ein und beeinflusste damit die Unternehmenskultur. GMO-frei ist bei Schwarzwaldmilch auch ein Credo für ihre konventionellen Produkte. Mit der herkömmlichen Weidemilch hat der Verarbeiter ebenfalls ein Qualitätsprodukt aufgelegt.

Anton Großkinsky

[ Artikel drucken ]