Start / Ausgaben / BioPress 69 - November 2011 / Von Sandwiches to-go bis Eis

Von Sandwiches to-go bis Eis

Bio-Gastronomie in Aschaffenburg

Mit der Bio-Sandwich-Bar Twiggies in Aschaffenburgs Fußgängerzone ist das kleine, aber feine Bio-Angebot im Außer-Haus Verzehr um eine Attraktion reicher. Die frischen, üppig gefüllten Sandwiches verkörpern ein innovatives Konzept der vierHochvier GmbH, das Geschäftsführer Alfons Kreuzer bei der Eröffnung Anfang September vorstellte.

Außen knusprig, innen knackig, gesund und lecker solle das Angebot sein in der Bio-Sandwich-Bar. Daher bleiben die frisch gebackenen baguetteartigen Brötchen bis zur Bestellung vom bereits fertig garnierten Belag getrennt. Ganz nach Geschmack stellt sich der Kunde aus den vier Brötchensorten in einer Wärmevitrine und einer großen Zahl an Belagvarianten in einer gekühlten Glasvitrine sein Wunschsandwich zusammen.

Mittels eines speziellen Löffels, auf dem die ebenso liebe- wie kunstvoll arrangierten Kreationen liegen, werden sie so wie sie sind und direkt vor den Augen des Kunden auf das aufgeschnittene Brötchen gelegt und als Sandwich serviert. Diese Methode, bei der zwei zu eins werden, habe dann auch zu dem Namen Twiggies geführt, erklärte Kreuzer.

Die zunächst hoch erscheinenden Preise zwischen vier und acht Euro relativieren sich rasch. Schließlich bestehen die Sandwiches komplett aus Bio-Zutaten und ersetzen problemlos ein Mittagessen.

Außerdem locken statt der üblichen Leberkäs-Scheiben Rezepte von Deutschlands jüngstem Sternekoch Sören Anders. Der 25jährige ist überzeugt, dass auch das Auge mitisst. Von daher sollen die Kreationen einerseits durch intensiven, natürlichen Geschmack überzeugen und andererseits durch die harmonische, appetitliche Zusammenstellung.

Da gibt es etwa den Griechen mit Feta, Paprika, Gurke, Pfefferminzblättern und Oliven oder den veganen Japaner mit Räuchertofu, Cocktailtomaten, roter Paprika, Schnittlauchcreme und Gomasio. Personen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten haben im Twiggies eine reiche Auswahl. So sind sämtliche Füllungen frei von Gluten, ein Teil zusätzlich von Laktose, und auch bei den Baguettebrötchen gibt es ein glutenfreies.

Als Bioland-Partner hat das Unternehmen seine Lieferanten sehr bewusst ausgewählt. Neben der Grundversorgung durch den Großhändler Phönix beziehen sie Gemüse, Obst oder Eier von regionalen Bio-Höfen, Wurst und Fleisch von Alsfelder Biofleisch und die langen, fast viereckigen Brötchen als vorgebackene TK-Ware von der Bamberger Großbäckerei Gramss.

Mit Gramss habe man einen Partner gefunden, der in gleich bleibender Qualität und in größeren Mengen liefern könne, so Kreuzer. Schließlich soll das Konzept möglichst bald auf weitere Standorte ausgeweitet werden. Indem ein kleines Team das neue Angebot in den umliegenden Büros persönlich vorgestellt hat, ist VierhochVier sogar beim Marketing einen ungewöhnlichen Weg gegangen.

Ergänzt durch Mund-zu-Mund-Werbung scheint der Plan zu funktionieren, denn schon jetzt wird das Geschäft gut besucht. Vor allem junge Familien und Frauen ab 30 holen sich hier einen Frühstücks-, Mittags- oder Abendsnack.

Lernen durch Erleben

Nicht weit entfernt und nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt, befindet sich das Radieschenblatt. In dem Restaurant will Judith Kissel schon seit drei Jahren ihre Gäste „mit überzeugend leckeren, frisch gekochten Bio-Gerichten, gemütlich-stilvollem Ambiente und gut informierter, freundlicher Bedienung verwöhnen“.

Auf der Karte finden sich regionale Gerichte ebenso wie Mediterranes oder Orientalisches, ergänzt durch ein großes Frühstücks- und Kuchenangebot. Die knapp zwanzig Tische sind meist gut besetzt. Es gab aber durchaus auch Durststrecken, waren die rund 70.000 Aschaffenburger doch eher herzhafte Fleisch- oder Wurstgerichte gewöhnt.

Mittlerweile hat sich die Qualität des Bioland-Betriebes aber bis nach Frankfurt herumgesprochen. Kochkurse, Genießerabende, Kuchen zum Mitnehmen und mehr haben ihr Übriges getan, so dass das Radieschenblatt mit der frisch aus der Truhe gehobenen Eisdiele (Das Eis) jetzt sogar schon einen Ableger hat.

Unverkennbar italienisch geht es im Restaurant Buenissimo zu. 2009 von Elena Kilgenstein und ihrem Mann Marco gegründet, lockt hier die Kombination von Bio und Front-Cooking. Dazu kommen Extras wie täglich selbstgemachte frische Pasta oder Steinofenpizza.

Richtig gut laufe das Geschäft seit dem Umzug in größere Räumlichkeiten mit Terrasse im vergangenen Jahr. Abends ist die Chance auf einen freien Platz ohne Reservierung sogar gering, und mittags florieren die günstigen Gerichte der Mittagskarte genauso wie das to-go-Angebot.

Vor ein paar Jahren hatte sich die Auswahl an Bio-Produkten im Außer-Haus-Verzehr noch auf den Bio-Partnerschaftskaffee der ortsansässigen Kaffeerösterei Braun in einigen Cafés, Bäckereien und Lokalen beschränkt, den viele Menschen auch eher wegen des regionalen Bezugs wählten. Dann kam der Schlaraffenburger Bio-Apfelsaft von heimischen Streuobstwiesen hinzu. Saft ebenso wie Kaffee erfreuen sich weiterhin reger Nachfrage. Mit dem Gastro-Trio scheint Bio nun endlich den Durchbruch geschafft zu haben – die Aschaffenburger haben den überzeugenden Genuss schätzen gelernt.

Stichwort lernen: Die Mensa der Fachhochschule steigt jetzt ebenfalls auf Bio um. Den Anfang macht Reis, den es seit Semesteranfang ausschließlich Bio-Qualität gibt. Weiter sind da schon mehrere Kindergärten und Schulen mit Mittagsbetreuung, die von einem Aschaffenburger Bio-Caterer versorgt werden. Mit der Teilnahme an der Bio-Brotboxaktion zum Schulanfang könnten weitere Schulen aufspringen…

Bettina Pabel

[ Artikel drucken ]