Reis
Nachhaltige SRI-Methode
Biologisch angebauter Fairtrade Reis aus Indonesien
Im März 2007 erfuhr die junge indonesische Künstlerin Emily Sutanto von einigen Reisbauern, die in West-Java versuchten, nach einer neuen Methode biologischen Reis anzubauen. Bürokratische Hürden machten es den Farmern jedoch unmöglich, ihren Reis zu vermarkten. Zum einen war zu dieser Zeit Reisexport aus Indonesien generell problematisch, da die heimische Produktion nicht ausreichte, um die eigene Bevölkerung zu versorgen. Stattdessen mussten 30 Prozent des Bedarfs importiert werden. Zum anderen waren biologische Anbaumethoden in diesem Teil der Welt nahezu bedeutungslos. Sutanto, die sich zu dieser Zeit in Europa befand, kehrte zurück in die Region Tasikmalaya, ungefähr fünf Autostunden von Jakarta entfernt, um die engagierten Farmer zu unterstützen.
Bereits nach zwei Jahren hatten sich mehr als 2.300 Reisbauern unter Anleitung der engagierten jungen Frau organisiert und eine Kooperative gegründet. Im Oktober 2009 lagen endlich alle nötigen internationalen Zertifizierungen vor, um den Fair-Trade-Bioreis nach internationalen Standards zu exportieren. Emily Sutanto, mittlerweile Geschäftsführerin der Kooperative, erhielt im vergangenen Jahr die Auszeichnung als eine der „10 Most Powerful Women of Indonesia 2010“.
Die nachhaltige Methode, nach der die indonesischen Reisbauern aus der Java-Kooperative ihren Reis anbauen, nennt sich SRI (System of Rice Intensification) und wurde mit Unterstützung der Cornell Universität USA entwickelt. Die Kriterien von SRI sind strenger als beim üblichen Bio-Anbau: So werden beispielsweise jüngere Setzlinge in größeren Abständen gepflanzt, um ein kräftigeres Wurzelwerk zu erzielen. Außerdem wird das Reisfeld nicht geflutet. Auf diese Weise wird der Methan- Ausstoß reduziert und die Mikroorganismen, die den Boden fruchtbarer machen, bleiben erhalten. Dadurch und durch den selbst produzierten Biodünger verbessern sich das Wachstum der Wurzeln und die Aufnahme von Nährstoffen. Die vulkanische Bodenbeschaffenheit und die ausschließliche Bewässerung mit Bergquellwasser tragen dazu bei, dass der Reis besonders reich an Mineralien ist.
„Wir möchten dieses Projekt unterstützen und weiterentwickeln und damit unseren Beitrag zum nachhaltigen Reisanbau der Zukunft leisten“, berichtet Stefan Fak, Reisimporteur aus Berlin, der Emily Suntanto und ihre Kooperative im vergangenen Jahr auf seiner Asienreise kennen gelernt hat. Unter dem Label Sunria vertreibt der gebürtige Österreicher ab sofort drei der biologisch angebauten Reissorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Pandan, Tropical und Tempelreis heißen die erlesenen traditionellen Reis-Spezialitäten, die der 38jährige erstmals auf der diesjährigen Anuga vorgestellt hat. Der Reis wird noch vor Ort verarbeitet und vakuumverpackt. Die Ein-Kilogramm-Packs werden in individuellen Stofftaschen angeboten, die von den Frauen der Bauern hergestellt werden. „Dadurch minimiert sich zwar unsere Gewinnspanne, aber es ist uns wichtig, dass die Reisbauern weitgehend direkt von unserem Absatz profitieren“, erklärt Stefan Fak.
Im Rahmen des Sunria-Projekts werden die Farmer der Kooperative intensiv und regelmäßig von Fachkräften geschult. Neben dem nachhaltigen Reisanbau unterstützt Sunria in der Java-Region ein Projekt zum organischen Gewürzanbau. „Wir möchten den Bauern helfen, die Wertschöpfungskette vom Gewürzanbau über die Gewürztrocknung zur Gewürzmanufaktur in direkter Nachbarschaft zu den Reisfeldern selbst durchzuführen,“ erklärt Stefan Fak. Sunria wird die Finanzierung eines solaren Tunneltrockners zur qualitativen Trocknung der Gewürze unterstützen und Schulungsmaßnahmen für die Farmer mit Mitteln aus dem Fair Trade Fonds vorantreiben. Weitere Infos unter www.lotao.com/sunria.
Drei Sorten Sunria-Reis
Die drei biologisch angebauten Sorten Pandan, Tropical und Tempelreis von einer Erzeugergemeinschaft in Indonesien sind im deutschen Handel erhältlich.
Sunria Pandan ist ein Mittelkorn-Reis mit einem ausgeprägten Aroma. Selbst in getrocknetem Zustand duftet er nach dem tropischen Grüngewächs Pandan. Der Reis wird gern als Gastgeschenk gereicht. In gekochtem Zustand ist der Pandan locker, leicht, aromatisch duftend und passt zu Suppen und Stews oder kann als Reispfanne mit Fisch und Gemüse serviert werden.
Sunria Tropical besteht aus einer Mischung aus pinken, roten und schwarzen Reiskörnern, die besonders reich sind an Mineralstoffen – insbesondere Eisen und Antioxidantien. Der Tropical Reis verändert seine Farbe während des Kochens in ein wunderschönes Lila. Ein sanftes Fruchtaroma macht den Tropical zu einer passenden Ergänzung für Grillgerichte oder Salate.
Sunria Tempelreis war vor 1.000 Jahren lediglich Dewri Sri, der indonesischen Reisgöttin, vorbehalten. Der Reis galt als eine der besten Reissorten Indonesiens. Nach einem Vulkanausbruch wurde das Saatgut des Tempelreises jedoch vernichtet und die Sorte geriet in Vergessenheit. Im Jahr 2010 führten Bauern nahe einer alten Tempel- Anlage in Java Grabungsarbeiten durch und entdeckten dabei eine mit Reiskörnern gefüllte Schatulle. Er wird seitdem in West- Java wieder angebaut. Der Tempelreis hat einen sehr hohen Anteil an Proteinen und Ballaststoffen. Durch seine leichte Kakaonote ist er speziell für Salate, Eintöpfe und sogar Müslis geeignet.
Bio-Bauern mit Eifer dabei
Interview mit Emily Sutanto
Die Künstlerin leitet eine Kooperative von 2.300 Reis-Bauern in Indonesien. Nachhaltigen Anbau nach der SRI-Methode bezeichnet Sutanto als den langfristig richtigen Weg.
bioPress: Warum haben Sie sich entschieden, in Ihr Heimatland zurückzukehren und den biologischen Reisanbau voranzutreiben?
Sutanto: Der Eifer und der Enthusiasmus mit dem die Bauern ihre Idee vorantrieben, und die Leidenschaft und Freude, mit der sie die neuen Anbauformen ausprobierten, haben mich fasziniert. Ich wollte einen Beitrag leisten, um die Welt zu verbessern und diesen Bauern eine angemessene Honorierung ihrer Arbeit gewährleisten. SRI ist eine Anbaumethode, die nachhaltig und umweltschonend ist, der richtige Weg für eine langfristige sichere Versorgung. Die bürokratischen Mühlen unseres Landes mahlen langsam und ich weiß, was dazu gehört, innovative Ideen durchzusetzen.
bioPress: Warum ist die SRI-Methode in Indonesien und anderen asiatischen Regionen nicht weiter verbreitet?
Sutanto: Das liegt zum Teil daran, dass die meisten Farmer Indonesiens nach der Methode anbauen, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Da unser biologischer Reis mittlerweile international bekannt ist und nachgefragt wird, beginnen allmählich auch die benachbarten Bauern, sich für SRI zu interessieren.
bioPress: Im Supermarkt in Jakarta gibt es keinen biologisch angebauten Bioreis zu kaufen – warum nicht?
Sutanto: Die Menschen in Indonesien denken nach wie vor, dass Reis besser ist, je weißer er aussieht. Das Bewusstsein für biologische Anbaumethoden sowie vollwertige Ernährung ist hier noch nicht verbreitet. Erst wenn den Einheimischen bewusst wird, dass unser farbiger Bio-Reis im Ausland anerkannt und gut zu verkaufen ist, wird die Akzeptanz steigen.