Heißer Tee mit Weltcharakter
Das Angebot an Bio-Tee wird nie langweilig, denn immer wieder kommen die Hersteller mit neuen Kreationen oder Verpackungsvarianten auf den Markt. Die Verbraucher greifen ganzjährig und in allen Vertriebsschienen gern zu. Vor allem bei Kräuter- und Früchtetees geht der Anteil an loser Ware dabei weiter zurück.

Foto: Herbaria
„Genuss ist Luxus des Alltags. Mit einem guten Tee oder Kaffee lässt sich manche Lebenssituation besser meistern“, weiß Renate Schatz, Geschäftsführerin von Oasis. Genuss verheißen sowohl ihre Tees und Kaffees wie auch die Mischungen und Monotees der vielen anderen Bio-Anbieter.
Die meisten haben einen großen Erfahrungsschatz in der Auswahl von ausgesuchter Qualität und dem Komponieren aromatischer Kräuter, Früchte oder Gewürze. Bewährte Rezepturen, etwa für heilsame Gesundheits- und belebende Frühstückstees, sind ihnen ebenso vertraut wie inspirierende ayurvedische Tees sowie echte Teesortierungen aus den besten Anbaugebieten der ganzen Welt. Verbunden ist dieses Wissen mit genauen Qualitätskontrollen der pestizidfrei angebauten und schonend geernteten Pflanzen.
Oasis setzt dabei soweit wie möglich Ware von Anbauverbänden wie Bioland oder demeter und gerne auch FairTrade-Ware ein, was sie aber nicht unbedingt ausloben. Seine Fortsetzung findet die Qualitätsorientierung in einer Verarbeitung, bei der aufwändige Handarbeit nach wie vor oft zum Tagesgeschäft gehört.
Die eigene Begeisterung für ihre Produkte zeigt sich bei erfahrenen Herstellern wie Oasis, Heuschrecke, Herbaria, Kräutergarten Pommerland – um nur ein paar zu nennen – außerdem darin, dass sie die einzelnen Rezepte selber entwickeln, mischen und abpacken.
Die Auswahl an Wellness- und anderen coffeinfreien Teemischungen wächst besonders deutlich. Bestes Beispiel sind hier die ayurvedischen Tees oder die gewürzten Chais. Wie man am Erfolg der Yogi Teas von Golden Temple sieht, zeigen sich die sonst zurückhaltenden Deutschen deren spiritueller Prägung durchaus aufgeschlossen gegenüber. Yogi Teas verdanken ihren Namen dem in der Szene sehr bekannten Yogi Bhajan, der diese altindische Rezeptur aus fünf Gewürzen weltweit populär gemacht hat.
Golden Temple ist über den Großhandel mittlerweile mit 44 Sorten dieser Gewürz- und Kräutertees flächendeckend in allen Vertriebsschienen vertreten. „Yogi Tee wurde ja auch für Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft gemacht“, begründet Sat Hari, Product & Marketing Advisor, die Offenheit gegenüber den verschiedenen Handelspartnern.
Kleine, beliebte Feinheiten wie die kurzen Yogaübungen auf den Tees werden zwar beibehalten, doch kommt das Unternehmen ansonsten immer wieder mit neuen Sorten heraus. Erst kürzlich hat Golden Temple außerdem einen Verpackungsrelaunch für die Linie der Yogi Teas durchgeführt. Die nunmehr verziert-verspielte Gestaltung verweist noch deutlicher als vorher auf den indischen Hintergrund der Kompositionen.
Einen festen Platz im Regal hat sich auch ihre Tao-Tea-Linie erobert, so dass sie demnächst ausgebaut werden soll. Zugleich widmet sich Golden Temple derzeit Pfefferminze, Fenchel, Kamille und ähnlichen traditionellen europäischen Kräutern.
Durch spezielle komplexe Kompositionen, zum Beispiel Kamille mit griechischen Bergkräutern, will die Firma sie in ein anderes, spannendes Licht rücken und auf diese Weise für neue Käuferschichten interessant machen. Ähnlich aufgemacht und zusammengesetzt wie die Produkte von Golden Temple sind auch die auf alten vedischen Rezepturen beruhenden Tees der Firma La Alternativa. Mit den beiden Marken Hari-Tea und Shoti Maa aus Kräutern, Blüten und Gewürzen sind sie aber momentan noch vorwiegend im Bio-Fachhandel vertreten.
Genauso interessant wie die Verpackung der beiden Marken präsentiert sich der Inhalt.
Sowohl auf das Motto als auch auf die geschmacksbestimmenden Zutaten wird bereits in der Produktbezeichnung hingewiesen, zum Beispiel Kraft & Wärme mit Salbei, Ingwer und Holunder.
Daneben haben viele weniger spezialisierte Anbieter vergleichbare Kräuter-Gewürzmischungen im Lieferprogramm, etwa Oasis mit ausgleichenden Dosha-Tees sowie Salus und Lebensbaum mit bekömmlichen indischen Chais mit Schwarz- oder Grüntee.
Lebensbaum, im Fachhandel nach wie vor Marktführer bei Bio-Tee und -Kaffee, ergänzt die bisher drei Chais seit diesem Herbst zum Beispiel um die Sorte Schoko Chai mit Kakaoschale, Zimt, Kardamom, Chili und Vanille. Ebenso wie Sonnentor, kommt Lebensbaum jedes Jahr mit bis zu 20 Neuheiten auf den Markt. Andrea Buley-Kandzi kennt zwei gute Gründe dafür: Alternative spannende Zutaten, die ganz neue Kreationen überhaupt erst möglich machen und die sich ändernden Bedürfnisse der Kunden. Mit neuen Teesorten und der Vielfalt wolle Lebensbaum keine schnellere Rotation im Regal bezwecken, so die Pressesprecherin weiter. Vielmehr wolle man so die Aufmerksamkeit von Bio- und von Umsteigerkunden gleichermaßen wecken. Manuela Raidl-Zeller von Sonnentor verweist in diesem Zusammenhang außerdem auf die Anforderungen des Handels, wo neben Qualität eben auch Innovationen gefragt seien. Und weiter: „Die Nachfrage an speziellen Produkten oder Mischungen ist nach wie vor am Steigen. Kreative Ideen werden den Markt sicher weiterhin beleben.“
Sprechende Namen für moderne Wohlfühltees
Ebenso wie die Gewürztees sind die boomenden Wellness- und Fitnesstees vorwiegend primär für Frauen konzipiert – was Männer aber nicht vom Kauf abhält. Auch diese Erfahrung hat nicht nur Renate Schatz von Oasis gemacht. Mit ihrer Tee-Marke Queensland versorgt sie schon seit Jahren den LEH, mit Oasis den Fachhandel, und mit Gourmet Tees im Aufgussbeutel jetzt beide Vertriebsschienen. Vor allem mit den relativ neuen GourmeTees im Aufgussbeutel kommt das Unternehmen dem Wellness-Trend entgegen. Fünf Sorten stehen zur Auswahl, wobei Namen wie Come to Balance oder Clear mind passend zum Motto der Serie Spirit of Chigong gewählt sind.
Emotion heißt die Wellness-Linie bei der Bioteemanufaktur. Wie ihre Schwarz- und Grüntees sind sie in den auffälligen, patentierten Origamibags abgefüllt und werden in einer edlen Silberdose angeboten. Ergänzend dazu gibt es mit Zipp-Verschluss versehene Nachfüllbeutel. Auf Nachfrage des Handels sei ein Abfüllen in die gängigen, preiswerteren Teebeutel aber durchaus möglich, heißt es bei der Bioteemanufaktur. Gerade erst habe man zum Beispiel den Grüntee mit Jasminblüten für tegut… zusätzlich in der Faltschachtel mit normalen Beuteln herausgebracht.
Aroma ja, aber mit Vorbehalt
Bio-Tees sollen auch ohne künstliche Aromastoffe einen intensiven Geschmack aufweisen. Nach wie vor erreichen die etablierten Hersteller dies durch eine geeignete Zusammenstellung der Zutaten, etwa mit kräftigem Hibiskus oder Gewürzfenchel. Manchmal ist es auch der Zusatz von echter Vanille oder anderen Gewürzen, der das intensive Flavour indirekt verstärkt.
Einige Unternehmen setzen aber mittlerweile doch Aromen ein, wenn auch eher für Produkte im Preiseinstiegsbereich. Selbstverständlich handelt es sich dabei um Bio- oder zumindest natürliche Aromen mit entsprechender Kennzeichnung. Rohstofflieferant Worlée, der mit Früchten und Kräutern die Industrie und mit fertigen Tees die Eigenmarken des Handels versorgt, hat aktuell drei solcher Sorten herausgebracht: Rooibosh Bratapfel, Vanille Chai und Kräutertee Baldrian.
In der kalten Jahreszeit mögen es viele Menschen gern etwas süßer. Bio-Anbieter zeigen sich hier ebenfalls offen, etwa indem sie milde Basispflanzen wie Honeybush verwenden. Einen anderen Weg geht Lebensbaum und verleiht einigen ihrer Früchte- und Kindertees mit Süßem Brombeerblatt den gewünschten Hauch Süße. Kalorienfrei süßt außerdem die Stevia-Pflanze, deren allgemeine Zulassung in Deutschland dicht bevorstehen dürfte und die sich bereits in fünf Tees von Oasis findet. Sie werden seit Monaten erfolgreich von bioVLog auch in den LEH vertrieben.
Renaissance für Kräuter
Der Geschmack soll sich frei entfalten können. Deshalb setzen Kräutergarten Pommerland und Fruteg auch bei coffeinfreien Tees auf lose Ware. Die beiden gehören zu den wenigen Anbietern, die den Verbrauchern durch ein Abfüllen in Klarsichtbeutel freie Sicht auf die enthaltenen Kräuter und Blüten gewähren. Vom „Blumenstrauß im Teeglas“ spricht Christine Wilkening.
Die couragierte Unternehmerin, die mit ihrem Kräutergarten zahlreiche Arbeitsplätze an der strukturschwachen Ostseeküste geschaffen hat, bietet gleich 20 verschiedene Sorten an. Zugrunde liegt diesen eine beeindruckende Vielfalt an heimischen und überwiegend vor Ort selbst angebauten Pflanzen. Neben den traditionellen Teepflanzen, finden sich in den Mischungen auch Anisysop, Drachenkopf und andere ausgefallene Kräuter.
Das Sortiment ist bei Kräutergarten Pommerland eingeteilt in Klassiker, Wellnesstees und Jahreszeitentees, die jeweils klingende und diesmal deutsche Namen tragen. Da gibt es etwa die Saisonsorte Winterlicht oder unter der Rubrik Wellness den Amabile Entschlackungstee. Für viele Kunden eine wichtige Zusatzinformation ist dabei die Kennzeichnung von homöopathieverträglichen Produkten.
Fruteg bedient den Handel einerseits mit rund 50 eigenen Kräuter-, Früchte-, Rooibosh-, Grün- und Schwarztees, liefert andererseits aber auch ganze Regalkonzepte mit Fremdmarken. So wie viele seiner Kollegen spricht Firmenchef Alfred Pawelka von einer wieder deutlich stärkeren Nachfrage nach Kräutertees und Teemischungen. Unter seinen regelmäßigen Neuheiten findet sich jetzt daher neben zwei aromatisierten Rooibosh-Tees und zwei duftenden Früchtetee-Mischungen auch ein basischer 49 Kräuter-Tee, ein traditioneller Klassiker in der Naturheilkunde.
Auch Lebensbaum hat ihre zwei erfolgreichen Sommer-Früchtetees mit Beeren, exotischen und einheimischen Obstsorten zusätzlich in der losen Variante auf den Markt gebracht und überlässt dadurch dem Verbraucher die freie Wahl. Ebenfalls auf ihrer Neuheitenliste steht die eigentlich bekannte Kräuterteemischung, die jetzt durch die klingende Bezeichnung Kräutersymphonie eine Auffrischung bekommen hat und zusätzlich im praktischen Maxibeutel für Kännchen angeboten wird.
Mit drei verschiedenen Kräuterteemischungen und sieben Sorten der originellen Wieder Gut-Linie und der Aktionssorte Tee für Jedermann sorgt Sonnentor aus Österreich für Aufmerksamkeit. Beide Anbieter betonen dabei den nachhaltigen, fairen Bezug ihrer Rohstoffe. So arbeitet Sonnentor einerseits mit 150 österreichischen Bauern zusammen und kann andererseits mit eigenen Kräuter-Anbauprojekten in Tschechien, Rumänien und Albanien den dortigen Bauern ein Einkommen sichern.
Ihre momentanen Renner seien Minze, Kräuter und Früchte, bestätigt H & S aus Thüringen den Trend. Bislang waren ihre Bio-Tees mit der nicht nur im Osten gefragten Traditionsmarke Goldmännchen vor allem mit eher schlichten Beutelpackungen und den mit Zeichnungen versehenen Märchentees auf dem Markt. Die zehn gängigsten Sorten hat das Unternehmen vor kurzem unter den neuen Serientitel Terra Incognita in neuer Aufmachung herausgebracht. Anders als sonst, wird hier gleich im Zusammenhang mit der Verkehrsbezeichnung das Herkunftsland genannt, etwa Fenchel aus Deutschland oder Kamille aus Ägypten.
Bei den echten Tees zeichnet sich dagegen momentan weniger Bewegung ab. Sie sollten jedoch ganzjährig in jedem gut sortierten Teeregal vorhanden sein. Nicht nur, weil auch immer mehr Geschäftsleute ihren Tag daheim oder unterwegs gern mit einem magenfreundlichen Tee beginnen. An Anbietern von gutem Bio-Tee herrscht kein Mangel, angefangen von Produkten in der Preiseinstiegs- bis hin zur Premiumklasse.
Neben Tee-Vollsortimentern wie Oasis, Fruteg, Bioteemanufaktur, Sonnentor, Lebensbaum oder H & S halten hier die gepa, Cha Dô und weitere erfahrene Spezialanbieter ein attraktives Sortiment bereit. Besonders in diesem Bereich herrscht dabei eine steigende Nachfrage nach fair gehandelter und gesiegelter Ware. Bei Fruteg trägt beispielsweise der neue China Güntee Chun Mee das FairTrade Siegel, fast alle sind es bei Cha Dô, und bei der Gepa mit 100 Prozent FairTrade-Ware sind mittlerweile 97 Prozent Bio-zertifiziert. Das Teehandelshaus aus Bremen Cha Dô ist mit Grünem, Schwarzem und Weißem Tee, sowie Oolong und Pu Erh Tee präsent und arbeitet aktiv daran, das Verständnis für wirklich hochwertige Ware weiter zu verbessern. Einen Einstieg bieten neben gutem Verkaufsförderungsmaterial und Printanzeigen wiederum interessante Neuheiten. Diesen Weg schlägt Cha Dô mit Wilde Weihnacht, einer Schwarzteemischung mit Zimtrinde aus Wildsammlung ein.
Tristesse im Teeregal war gestern
Ebenso anregend und abwechslungsreich wie die Geschmackspalette, zeigt sich das äußere Gewand. Mit Bio-Tees wird das Regal zu einem Blickfang. Je nach Zielgruppe gibt es edle Dosen, klassisch-schlichte Schachteln oder Beutel sowie die vielen Tees mit verspielten oder exotisch-verzierten Verpackungen.
Letzteres betrifft besonders die ayurvedischen Mischungen, während die diversen Wellness- und Kindertees sich durch einen liebevoll-individuellen Charakter auszeichnen.
Pfiffig ist dabei eine Idee, wie sie unter anderem Lebensbaum und Golden Temple hatten, die Ansichtsseite variabel in Quer- oder in Hochformat zu gestalten. Adventskalender-Tees, Geschenkdosen und ähnliche saisonale Zusatzangebote bringen weitere Abwechslung ins Regal. Und bei ausreichend Platz findet man bei Oasis und Sonnentor sogar dekoratives Geschirr; bei Fruteg praktische Tassenteefilter sowie Kandis.
Saftig, wärmend, heiß und aromatisch
Tees lassen sich gut und ohne viel Aufwand verkosten, was zugleich zum Verweilen vor dem eigentlichen Regal verleitet. Die meisten Hersteller bieten für solche verkaufsfördernden Maßnahmen aktive Unterstützung an, oft zusammen mit Plakaten und Endkunden-Flyern oder Rezepten. Nachfragen bei der Bestellung lohnt sich. Andere Heißgetränke laden gleichfalls zu stillen oder geführten Verkostungen ein.
Bekannt für geschmackvolle fertige Heißgetränke ist vor allem Voelkel. Für diese Saison haben sie zum Beispiel sieben verschiedene Saftkompositionen vorgestellt, unter anderem trendigen Granatapfelpunsch oder die Sorte Winter-Orange. Mit einem spanischen Glüh- wein gesellen sie sich zudem zu den anderen Anbietern der beliebten alkoholischen Variante.
Foto: Rotbäckchen
Aus dem Hause Rabenhorst kommt zudem der bekannte Heiße Rabe, ein Fruchtsaft mit Holunderblütenextrakt und Gewürzen. Aber auch die wertvollen Muttersäfte aus Holunderbeeren oder der Holunder Nektar könnten aufgewärmt genossen werden, empfiehlt das Traditionsunternehmen. Neu im Wintersortiment ist außerdem ein Kinder-Winterpunsch unter der Marke Rotbäckchen, der dank seiner Zusammenstellung aus sechs Fruchtsäften, Honig, Holunder- und Lindenblütenauszügen ideal auf den kindlichen Geschmack abgestimmt sei.
Herbaria zählt mit Monokräuter und Kräuterteemischungen, Gartentees sowie echten Tees wiederum zu den Tee-Vollsortimentern. Passend zur Winterzeit bieten sie jetzt zwei Gewürzmischungen für Tee, Apfelcidre, Punsch oder Glühwein an. Der Handel bekomme damit die Möglichkeit des Doppelnutzens und könne zum Beispiel die Hot Apple Cider-Mischung zusammen mit bio-Apfelsaft vermarkten, sagt Produktmanagerin Stephanie Landmann. Instantpulver für heiße Zitrone oder Holunderbeeren rundet das Programm ab, in Bio-Qualität gehört Fitné zu den wenigen Anbietern dieser praktischen Alternative für unterwegs.
Bettina Pabel