Italien
Vielfältige Bio-Region Abruzzen
Typische Produkte aus Italien für die Welt
Italien ist ein Land mit großer Bio-Anbaufläche und kleinem Binnenmarkt. Die Hersteller arbeiten für den Export. Die Region Abruzzen hat mit der ICE (Italienisches Außenhandelsinstitut) in Düsseldorf eine Exportförder-Kampagne für Bio-Produkte gefahren. Der Bio-Tisch ist mit Wein, Olivenöl, Kaffee, Süßgebäck, Pasta, Fisch, Käse, Obst und Gemüse reich gedeckt. Die Abruzzen in Mittelitalien gehören zu den weniger bekannten Gebieten. Gerade deshalb kann der Handel dort authentische Bio-Produkte entdecken.
Die Abruzzen erstrecken sich über den Osten Mittelitaliens. Das Gebirge steigt von der Adria auf bis zu 2.900 Meter Höhe an. Auf rund 21.000 Hektar wird biologische Landwirtschaft betrieben. Auf 3.000 Hektar gedeihen Bio-Weintrauben und auf 1.500 Hektar befinden sich biologisch bewirtschaftete Olivenhaine. 1.350 Bio-Landwirte und 190 Verarbeiter schaffen regionale Bio-Produkte.
Suchten Spezialitäten in den Abruzzen: Großhändler und Lebensmittleinzelhändler aus Deutschland: Siegfried Kewitz (l.), Rainer Schmidtke (2.v.l), Oliver Speicher (2.v.r), Jessica Jäckle (r.)Der Export von Bio aus den Abruzzen wird in Deutschland mit Aktionen in der Gastronomie und im Handel unterstützt. Für Weinproben und Verkostungen werden staatliche Mittel bereit gestellt, um die Abruzzen bekannt zu machen. Die Bio-Hersteller sind in Italien exportorientiert. Den kleinen Betrieben fehlt oft die Marktkenntnis. Auch können Verpackungsfehler oder andere Kleinigkeiten, den Vertrieb erschweren.
In der Hügellandschaft entlang der Adria gedeihen Oliven und Trauben. In den höheren Lagen ist Viehwirtschaft angesagt. 4.700 Hektar Bio-Weiden gibt es. Gregorio Rotolo lässt in den Bergen um Scanno bei L’Aquila seine Schafe weiden und stellt Bio-Weichkäse und -Pecorino her. Rotolo verkauft im eigenen Hofladen und betreibt ein weiteres Geschäft in der Altstadt von Scanno. Außerdem versendet er den Bio-Käse auf telefonische Bestellung oder via E-Mail.
Italien gilt als Qualitätsführer und erfolgreichster Vermarkter von Olivenöl. Antonella Ciarcelluto bewirtschaftet biologische Olivenhöhe auf zehn Hektar Fläche.
Neben dem Bio-Siegel tragen ihre Flaschen auch das DOP-Zeichen der EU. Die Dritta ist eine von der EU-geschützte typische Sorte aus der Region. Die Bäume stehen im Umland von Pescara. Der Bauernhof betreibt keine eigene Ölmühle. Abgefüllt wird von 0,25 Liter bis zu Drei-Liter-Großverbraucher-Gebinde.
„Olivenöl-Königin“ Atonella CiarcellutoCiarcelluto bietet aromatisierte Öle an mit einem Rosmarin-Zweig im Fläschchen. Das sieht dekorativ aus und eignet sich als Geschenk. Oliven und Olivenpaste im Glas sind mit einer Stoffabdeckung dekoriert, das sieht nach Handarbeit aus und kann ebenfalls verschenkt werden. In Österreich ist das Biologische DOP-Öl bereits auf dem Markt; in Deutschland noch nicht. Für den halben Liter zahlt der Endverbraucher rund sieben Euro.
Die Betriebe arbeiten zum Teil gemischt. Olio Corvino aus Vasto presst in der Hauptsache konventionell, stellt aber auch ein Bio-Olivenöl her in einer mittleren bezahlbaren Qualität. Die 0,75 Liter dürften in Deutschland im Supermarkt bei sieben Euro liegen. Corvino füllt auch noch in Flaschen mit 0,5 Liter und Ein-Liter ab. Für Großverbraucher gibt es Fünf-Liter-Kanister.
Anxanum aus der Nähe von Chieti konzentriert sich auf Qualität. Der Betrieb ist in der Umstellungen auf Bio. Im Slow Food-Führer von 2009 ist sein Olivenöl aufgenommen worden. Bei Prämierungen hat Anxanum ebenfalls schon Preise errungen. Ein Öl mit DOP (Geschützte Ursprungsbezeichnung) aus der Sorte Gentile ist im Sortiment. Außerdem ein Öl, das mit Zitronen zusammen gepresst wird und damit ein komplettes Würzmittel abgibt.
Käsefachfrau Jessica JäckleAdi aus der Nähe von Chieti liefert Bio-Honig aus Italien im 400 Gramm Glas mit zeitgemäßen Etiketten. Orangenblüten und Eukalyptus gehören zu den Sorten, die in Deutschland nicht gewonnen werden können.
Dolciaria Castellana produzieren in der Nähe der Regionshauptstadt L`Aquilla Süßgebäck nach italienischer Art. Biscotti, Cantuccini und Amaretti werden auch in einer biologischen Variante hergestellt. Die Tradition beginnt bereits bei den Zutaten: Mehl, Eier, Zucker und Öl für die Süßwaren stammen nach Auskunft des Unternehmens aus den Abruzzen. Auf dem deutschen Markt besetzen diese Produkte nur eine kleine Nische.
Zur Adria gehört auch Fisch. Maritalia ist ein konventioneller Fischverarbeiter, der eine kleine Bio-Linie aufgebaut hat und marinierte Produkte anbietet. Die Bio-Produkte wurden bereits auf Messen vorgestellt. Sie sind kühlpflichtig und vergrößern das kleine biologische SB-Fischsortiment, das auf dem Markt ist.
Italien ist das Land der Kaffee-Röster. In Giulianova in der Region Abruzzen röstet Marcafè auch ein kleines Bio-Sortiment aus Arabica-Sorten. Espresso aus Naturland-Anbau wird als ganze Bohne und gemahlen in der 250 Gramm-Packung angeboten und zusätzlich in Pads. Marcafè hat einen deutschen Importeur und verkauft in acht weiteren europäischen Ländern.
Herkunft zählt bei Bio. Die Abruzzen setzen auf Regional-Produkte mit starkem Heimatbezug. Zum Teil durch DOC und DOP von der EU geschützt.
Anton Großkinsky
Nativ Extra die Spitze des Geschmacks
Die Güteklassen für Olivenöl sind von der EU in der Verordnung Nr. 1234/2007 festgelegt. Aus der langen Liste sind für Bio-Öle die beiden Qualitäten Nativ und Nativ extra als höchste Stufen interessant. Fehlen diese Prädikate ist das Bio-Olivenöl gewöhnlich.
Natives Olivenöl
Nativ darf sich nur Olivenöl das kaltgepresst und schonend hergestellt wurde nennen. Keine anderen Verfahren als Waschen, Dekantieren, Zentrifugieren und Filtrieren dürfen bei der Verarbeitung angewendet werden. Zwei weitere Kriterien kommen dazu.
• Der Säuregehalt darf höchstens zwei Prozent betragen.
• Leichte sensorische Fehler sind erlaubt.
Durch Wärmebehandlung lassen sich geschmackliche Fehler beseitigen. Ein desodoriertes Öl darf aber nicht mehr als nativ bezeichnet werden. Verstöße können durch Analyse festgestellt werden, da sich das Öl chemisch durch die Wärme verändert.
Natives Olivenöl Extra
Für Natives Olivenöl Extra gilt das gleiche Herstellungsverfahren wie für nativ. Allerdings gelten in zwei Punkten höhere Anforderungen an die Königin des Olivenöls:
• Der Säuregehalt darf maximal 0,8 Prozent betragen
• Sensorische Fehler darf es keine haben.
DOP (Denominazione D’Origine Proteta)
Italienische Olivenöle genießen zum Teil das DOP-Prädikat. Das ist eine EU weit geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) Das Gebiet um Pescara hat diesen Schutz. Anbau und Verarbeitung muss komplett in der geschützten Region erfolgen. Nur die typischen Sorten Dritta, Toccolana und Leccino dürfen verarbeitet werden. Die Erntezeit ist auf den 20. Oktober bis 10. Dezember festgelegt, um nur einige der Vorschriften zu nennen.