Start / Ausgaben / BioPress 64 - August 2010 / Bio-Garten Abruzzen

Italien

Bio-Garten Abruzzen

Obst und Gemüse für den deutschen Einzelhandel

Der Selbstversorgungsgrad bei Bio-Obst liegt in Deutschland bei rund 20 und bei Gemüse bei 40 Prozent. Italien ist ein blühender biologischer Obst- und Gemüsegarten. Die Erzeugung übersteigt den Verbrauch bei weitem. Für den deutschen Handel ist das Mittelmeer-Land eine Quelle für das grüne Bio-Sortiment. Lieferanten wie Euro Ortofrutticola und Aureli aus den Abruzzen streben auf den lukrativen deutschen Markt.

In San Salvo in der Region Abruzzen ist die Erzeugergemeinschaft Euro Ortofrutticola del Trigno zu Hause. Von den rund 1.000 Mitgliedern arbeiten etwa 100 nach den Regeln des biologischen Anbaus. Geerntet werden Stein-, Kernobst und Trauben. Die Saison beginnt im April mit Bio-Kirschen. Im Mai geht es weiter mit Aprikosen. Steinobst, das in Deutschland nur im kleinen Unfang in Bio-Qualität geerntet wird, ist die wichtigste Gruppe für Ortofrutticola.


Die Bio-Produkte werden an einem eigenen Standort abgepackt. Die Landwirte liefern das Bio-Obst in blau­en Kisten an. Dadurch wird biologische von herkömmlicher Ware unterschieden. Reinigen, sortieren, verpacken, lagern, kommissionieren sind die Arbeitsgänge. Verpackt wird das Bio-Obst überwiegend in Plastik-Schalen, die das Produkt schützen und Blick auf die Ware gewähren. Innerhalb von eineinhalb Tagen gelangt die leicht verderbliche Ware in den Handel.

Geerntet wird nach dem Reifegrad, den die Kunden vorgeben. Der deutsche Handel verlangt aufgrund der längeren Transportwege vorzeitig geerntete Früchte. Auf dem italienischen Markt sind vollreife Früchte gefragt. Kunden sind der Großhandel, Lebensmittelfilialisten und Verarbeiter, zum Beispiel Keltereien.


Karin Lehmann von Lehmann natur in der italienischen Region Abruzzen bei der Genossenschaft Euro Ortofrutticola, li. Vewaltungsdirektor Antonio Del Re, re. Vertriebsleiter Piero Spidalibri.
Die Genossenschaft fördert die Umstellung auf Bio-Anbau. Hier liegt die Zukunft des grünen Sortiments. Sie unterhält eine Abteilung für die Beratung und Schulung der Bauern. Ein Handbuch hilft den Bio-Neubauern, die Umstellung zu meistern.

Die Dünge- und Pflanzenschutzmittel für den Biologischen Anbau verteilt die Genossenschaft und übernimmt auch die Kosten. Damit wird Unregelmäßigkeiten vorgebeugt. Die Genossenschaft kontrolliert selbst, ob die Mitglieder die Regeln der EU-Öko-Verordnung einhalten. Zusätzlich gibt es externe Kontrollen, damit Bio drin ist, wo Bio drauf steht.

Die Bauern gründeten die Genossenschaft 1971. Der Zusammenschluss ist keine reine Erzeugergemeinschaft, sondern eine soziale Gemeinschaft mit Freizeitangeboten. In den Familien herrscht ein großes Gemeinschaftsgefühl mit gegenseitiger Verantwortungsbereitschaft mit dem Ergebnis von sozialer Kontrolle auch für die Bioprodukte.


Auf Anbau und Verarbeitung von Karotten hat sich der Familienbetrieb Aureli spezialisiert. Das Agrarunternehmen mit Sitz in Ortucchio nahe dem Nationalpark Abruzzen hat einen hohen Bio-Anteil von 40 Prozent. Hier im Fucino-Becken, einem trocken gelegten See, liegt ein wichtiges Gemüse-Anbaugebiet in Italien. Auch Aureli bezieht Ware von dort. Reste aus der Verarbeitung werden an die Wildtiere im nahen Park verfüttert.

Für die unterschiedlichen Anforderungen wie Frischmarkt und Saft werden die passenden Sorten angebaut. Die Vertragsbauern kultivieren gelbe, orange und schwarze Karotten-Sorten in den verschie­denen Anbaugebieten Italiens.

Ein Teil des gelben Gemüses wird zu frischer Convenience geschnitten. Julienne für Salate ist die bekannteste Variante. Stücke zum Rohverzehr, Spiralen und Baby-Karotten, in Deutschland auch als Fingermöhrchen bekannt, sind weitere Produkte. Die Babykarotten werden aus einer Sorte mit weichem Kern geschnitten und geschält. Sie sind als Imbiss auch für Kinder geeignet: Karotten statt Kaugummi. Aureli verpackt sie in einer bedruckten Folie mit großen Sichtfenstern. Die Schälreste werden als Spiralen für dekorative Salate angeboten.


Bio-Karottensaft ist ein wichtiges Produkt. Abgefüllt wird in hochwertige Glasflaschen. So werden 200 Milliliter Portionsflaschen, die sich als Pausen-, Reiseverpflegung und für Automaten eignen, angeboten. Außerdem gibt es die 700 Milliliter Haushaltsgröße. Neben dem reinen Karottensaft mischt der Familienbetrieb Multisäfte. Das Unternehmen ist exportorientiert: 50 Prozent des Umsatzes werden im Ausland gemacht. Europa, Nordamerika und Asien sind die Märkte.

Anton Großkinsky

 

 

 

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