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Textilien

Ökofaire Mode ist im Kommen

Nach Bio-Lebensmitteln und Kosmetika rückt jetzt die grüne Mode in den Fokus. Dabei handelt es sich um hochwertige Textilien, die gut aussehen und zugleich unter Beachtung ökologischer und sozialer Maßstäbe hergestellt wurden.

Bei der Auswahl ihrer Kleidung werden die Menschen zunehmend sensibler. Neben den Berichten über genmanimulierten Baumwollanbau – in Indien rund 80 Prozent - schrecken Meldungen auf über den großen Verbrauch an Pestiziden – Baum­wolle wird nur auf vier Prozent der weltweiten Ackerfläche angebaut, aber mit rund einem Viertel der insgesamt eingesetzten Pestizide gespritzt.

Dazu kommt ein enorm hoher Wasserverbrauch, der beim Anbau beginnt und sich durch die ganze Produktionskette zieht. Immer wieder landen bedenkliche Chemikalien auf den Fasern, sei es beim Spinnen und Weben, Ausrüsten, Färben und Bedrucken oder Nähen.

Die Arbeitsbedingungen sind ein Kapitel für sich, denn Kinder- und Leiharbeit oder schlechte Bezahlung prägen noch immer den Alltag. Oft machen der fehlende Arbeitsschutz und die harten Methoden die Arbeiter krank.

Mit echten Naturtextilien auf der sicheren Seite 

Noch ist der Markt an Naturtextilien klein, doch er wächst ebenso wie das Interesse der Verbraucher. Vermehrt nehmen Unternehmen Naturtextilien in ihr Angebot auf. Versandhäuser wie Hess-Natur oder Otto sowie Weltläden und Bio-Supermärkte mit Nonfood-Abteilungen bekommen dabei zunehmend Gesellschaft durch neue Online-Shops, Spezial-Boutiquen oder Handelsketten wie Tchibo, H&M oder C&A und aktuell die Adler Modemärkte.

Wal Mart, die Schweizer COOP, REWE und andere sprechen schließlich dafür, dass auch der Lebensmitteleinzelhandel das in Naturtextilien liegende Potenzial erkennt.

Die Auswahl reicht von Basics wie Shirts, Wäsche und Strümpfen bis zu Fashion. Den Markt teilen sich Anbieter mit einem umfassenden Sortiment und Spezialisten für Strickwaren, Wäsche und anderes. Zur ersten Gruppe gehören zum Beispiel die Kollektionen für Damen, Herren und Kinder von Memo oder Living Crafts.

kindermode als idealer Einstieg

Windeln, Strampler oder Mützchen, gibt es bereits von Alnatura, Lotties oder Pickapooh und Bauer. Baby- und Kindermode werden aus schadstofffreier Bio-Baumwolle hergestellt, wovon besonders empfindliche oder zu Neurodermitis und Allergie-neigende Kinderhaut profitieren sollen.
Auch Funktionalität lässt sich heute  mit Öko-Mode verbinden. Ein interessantes Beispiel ist im boomenden Wellness-Bereich zu finden. Hier ist unter anderem Spirit of OM aktiv.  „Feng-Shui zum Anziehen“ nennt sich deren praktische, hautsanfte Kollektion aus T-Shirts, Tops, Jacken und Yoga-Kleidung, die unter bio-energetischen und ganzheitlich ethischen Feng-Shui-Prinzipien hergestellt wird, und die sich durch warme Ayurveda-Farbtöne auszeichnet. Neben Bio-Baumwolle kommt auch Walk-Schurwolle zum Einsatz.

Nachhaltige Textilien aus Hanf

Baumwolle ist zwar der bedeutendste Rohstoff für Naturtextilien, aber auch andere Fasern wie Wolle, Seide, Bambus, Leinen oder Hanf kommen zum Einsatz. Ähnlich wie Seide kühlt Hanfkleidung im Sommer und wärmt im Winter. Zu den wenigen Anbietern gehören die beiden Unternehmen Hempro International und Hemp Age, die Basics und Accessoires führen.

Zertifikate sichern die Transparenz 

Die meisten Anbieter lassen ihre Textilien im Ausland herstellen, wobei die Fasern manchmal von eigenen oder nahe stehenden Anbauprojekten stammen. Hemp Age und Hemp International etwa besuchen ihre herstellenden Partnerbetriebe in China regelmäßig persönlich und fördern dadurch die langjährige gute Zusammenarbeit.

Die Unternehmen achten darauf, dass ökologische und soziale Standards eingehalten und dokumentiert werden. Dieses Begleitzertifikat muss die Textilien während der ganzen, oft internationalen Produktionskette bis zum Endverkäufer begleiten.

Klarheit im Label-Gewirr

Zwar gibt es über 100 Öko-Labels, doch unterscheiden sich diese bei den angelegten Umwelt- und Sozial-Kriterien beträchtlich. Um echte Naturtextilien erkennbar zu machen, hat der internationale Verband der Naturtextilwirtschaft IVN Richtlinien und entsprechende Qualitätszeichen entwickelt:

  1. Global Organic Textile Standard (GOTS):  International einheitlich. Das Produkt muss mindestens aus 90 Prozent Naturfasern bestehen (ausgenommen Sportbekleidung, Socken, Leggins). Mindestens 70 Prozent müssen von Pflanzen oder Tieren aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft stammen (kbA, kbT).

  2. Naturtextil zertifiziert Best: noch strenger als GOTS. Textilien müssen aus 100 Prozent zertifizierten ökologischen Fasern hergestellt sein. Noch weniger zugelassene Farben, Hilfsmittel und Verfahren

  3. Naturleder zertifiziert: Leder darf nur von Tieren stammen, die zur Fleischgewinnung gehalten werden, Wildlebende und vom Aussterben bedrohte Rassen sind ausgeschlossen.

Die vollständigen Richtlinien finden Sie unter www.na­turtextil.com.

Ebenfalls etabliert und glaubwürdig sind das Naturland-Siegel und das Fairtrade Certified Cotton-Logo von Transfair für faire, soziale Arbeits- und Handelsbedingungen.

Bettina Pabel

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