Bio-Tee
spricht Kenner und Bio-Neukunden an – Ein Überblick -
Bei Bio-Tee wird das AIDA-Prinzip Realität: Immer wieder neue Sorten wecken die Neugierde der Kunden. Auf den Packungen informieren die Hersteller über das Besondere an einzelnen Sorten. Das Beides zusammen animiert zum Kauf, und der Tee landet im Einkaufswagen.
Tee ist ein sympathisches und krisensicheres Produkt, von dem jeder über 25 Liter im Jahr trinkt. Die Tee-Importe stiegen 2008 um fast fünf Prozent auf 51.000 Tonnen, zum größten Teil aus China, Indien, Indonesien und Kenia. Immer mehr Verbraucher schätzen die Qualität von Bio-Produkten, zumal Tee ein ideales Einstiegsprodukt für Bio-Neulinge ist. Der Preis liegt per se auch nicht höher als der von konventionellen Produkten. Vielmehr bewegen sich Spezialitäten in Abhängigkeit von den Zutaten generell im gehobenen Preissegment. Bei den einfacheren Qualitäten ist das Preis-Leistungsverhältnis ebenfalls absolut vertretbar und wird vom Verbraucher akzeptiert.
Die Regale lassen sich in beeindruckender Vielfalt mit aromatischen reinen Tees und mit Mischungen für alle Lebenslagen und Altersgruppen bestücken. Durch ihre individuellen, attraktiven Verpackungen heben sich Bio-Tees im Einzelhandel äußerst positiv von den recht einheitlichen Päckchen im Discounter ab. Während manche Hersteller Tee plus Kaffee anbieten, haben sich andere auf Tee spezialisiert. Einige führen wenige und hochwertige Tees, zum Beispiel Leikfield Farms oder der Matcha-Erzeuger Shimodozono. Die Mehrheit punktet aber mit geschmackvoller Vielfalt. Zu erfahrenen Bio-Profis gesellen sich immer wieder jüngere Unternehmen. So stehen Kräutertees von Pfefferminze und Kamille über Fenchel bis zu Basen-Tees neben Schwarztee-Klassikern. Gleichermaßen gefragt sind Hagebutten-, Hibiskus- und andere Früchtetees, die durch ihre Farbe auch Kinder sehr ansprechen.
Innovative Sorten und Formen wecken Aufmerksamkeit.
Die diversen Mischungen entstehen dabei nicht willkürlich, sondern es liegt ein großer Erfahrungsschatz über die Wirkung und Verarbeitungsstabilität der Pflanzen zugrunde. Zusätzlich berücksichtigen die Hersteller aktuelle Trends. Unter anderem versetzen sie Rooibush und Honeybush, die sich in Reinform gut etabliert haben, jetzt häufiger mit weiteren aromatischen Komponenten.
Bekannt ist, dass die Verbraucher im Winter wärmende Sorten bevorzugen, etwa mit Ingwer und Gewürzen. Tee mit Rosen- und anderen Blüten sorgen dagegen ganzjährig für zart duftende Überraschungen. Und mit der Sonne erwacht der Appetit auf erfrischende Tees, die man heiß oder kalt genießen kann. Beispielsweise auf die Früchtetees Cranberry-Sanddorn und Granatapfel-Orange, die Ulrich Walter im Sommer herausgebracht hat.
Die neue Linie von der Bioteemanufaktur, der neuen Marke von Jürgen Serr, will gezielt Emotionen wecken und genussorientierte, qualitätsbewusste Kunden erreichen. Die Namen der fünf Tees verraten zugleich ihre ungewöhnlichen Rezepturen, beispielsweise ‚Verbene küsst Lemone’ oder ‚Rosmarin küsst Rose’.
Einen zusätzlichen Kaufanreiz stellen die modernen Aromaschutzpackungen dar. Jeder der mit einem Zipper wieder verschließbare Standbeutel enthält 15 sogenannte Origami-Bags®. Diese Filter lassen sich mit einer Papiermanschette zu einem voluminösen Teebeutel auffalten und in die Tasse hängen.
Andere Hersteller verfolgen eine eher spirituelle Richtung. So wurzeln zum Beispiel die 42 Bio-Tees von Golden Temple in der Yoga&Wellness-Bewegung. Zu den Produktlinien Yogi Tea, Chai, Ayurvedischer Kräutertee und Grüntee gesellen sich seit dem Frühjahr fünf Tao Teas.
Dabei handelt es sich um wohltuende Kräuter- und Blütenmischungen, in die Golden Temple Prinzipien aus dem chinesischen Taoismus einfließen lässt. Jede soll daher eines der Elemente Wasser, Erde, Feuer, Holz und Metall verkörpern. Zugleich unterstützen ausgewählte Blumen ein sinnliches Erleben von Black Mandarin, Ginseng Flower, Jasmine, Lotus und Rose.
Bei Maharishi Ayurveda aus Belgien ist die Bio-Auswahl zwar kleiner, doch spielt auch hier die Spiritualität eine Rolle. Wie der Name sagt, entsprechen die Tees der indischen Gesundheitslehre des Ayurveda. Drei Dosha-Tees im Aufgussbeutel bilden den Schwerpunkt des Sortiments und sollen jeweils ein Übermaß eines bestimmten Konstitutionstyps harmonisieren. Beispielsweise hilft der Vata Tee mit seiner speziellen Rezeptur aus indischen Gewürzen und Kräutern denjenigen, die Nervosität plagt. Neu hinzugekommen ist der verdauungsfördernde Digest Plus, den es bisher nur in konventioneller Qualität gab.
Einige ehemalige Mitarbeiter von Golden Temple haben im vergangenen Jahr die Firma La Alternativa gegründet, wobei das Angebot zunächst dem Fachhandel vorbehalten sein soll. Ihre elf Hari Teas nach alten vedischen Rezepten basieren auf Rosenblüten und Gelbwurz, das in Indien als Heilmittel gilt. La Alternativa teilt die Tees in die Kategorien mental, spirituell, inspirierend und körperlich ein, wobei jede auf ein bestimmtes Alltagsthema ausgerichtet ist.
So wie bei den phantasievollen Kreationen von Sonnentor aus Österreich und anderen Mitstreitern wecken Kurzbeschreibungen die Neugier der Verbraucher. ‚Geistesblitz’ mit Ingwer und Zitrone verheißt zum Beispiel ‚rosige Zeiten für graue Zellen’. Besonders außergewöhnlich: Die Hari Teas werden von Hand in zarte, metallfreie Baumwollbeutelchen abgefüllt, je16 pro Packung.
Um bei der Angebotsform zu bleiben, im Handel überwiegen auch bei Bio-Tee die bekannten Aufgussbeutel. Die Branche entwickelt sich jedoch beständig weiter. Einerseits sollen die hochwertigen Rohstoffe ihre sensorische Qualität optimal und dauerhaft entfalten, andererseits die Zubereitung an den modernen Haushalt angepasst werden. Davon profitieren die Neuheiten genauso wie die edlen Schwarz- und Grüntees.
Eine weitere Variante sind luftige Triangel-Beutel. Diese Sachets verwenden zum Beispiel der Kräuter- und Blütenpionier Sonnentor, Heumann und das Traditionsunternehmen Hornig für einige ihrer Tees. Die Kaffees und Tees von Hornig aus Österreich wurden bisher überwiegend national gehandelt, jetzt auch in Deutschland. Über Business Coffee kann der Handel Schwarz- und Grüntee, Rotbusch, Früchtetee, Mono- und Misch-Kräutertees beziehen, sei es in den metallfreien Sachets oder lose.
Silber steht für kostbar
Weikfield Products richtet sich bei der Angebotsform ihrer Marke Lakefield Farms primär nach den modernen Trinkgewohnheiten der Verbraucher. Die vier Sorten mit Schwarz- und Grüntee aus Indien, die über BioVLog vertrieben werden, sind daher als Pads in einer runden Silberdose erhältlich. Sie passen ebenso in Siebträgermaschinen wie sie sich auch einfach aufgießen lassen. Eine verspielte Pad-Variante für Kinder bietet übrigens Lebensbaum an: Je nach Teesorte wie ein Herz, Stern oder Fußball geformte Schwimmbeutel, die beim Aufgießen in der Tasse nach oben steigen.
Ebenso wie Weikfield wählt auch Samova aus Hamburg schicke Silberdosen für ihre außergewöhnlichen Mischungen, mit denen sie eine lifestyle-orientierte Käuferschicht als Zielgruppe erkannt haben. Sie füllen sie allerdings mit losen Tees, die zusätzlich in praktischen Refill-Einheiten erhältlich sind. Da vor allem teein-arme Sorten und Kompositionen mit mehreren Bestandteilen nachgefragt würden, setzt sich die bio-Range aus Kräutertees, Rooibush Varianten und einer Fruchtmischung zusammen. Grüntee-Chili sowie einige Schwarztees ergänzen das Angebot, für die wiederum reizvolle Namen gewählt wurden. Bei Speak french enthält zum Beispiel Zitronen Verbene oder Verveine. Die Franzosen trinken diesen Tee gern anstelle von Espresso als Digestif.
Ein dritter Silber-Freund ist die Biomanufaktur. Während die Emotion Teas für einen frischen Markenauftritt stehen, betonen bei Serr`s Original Premium Selection Silberdosen deren Hochwertigkeit. Kaufkräftige Kunden finden die Grün- und Schwarztee wiederum in Origami Bags. Die sechs Premium Kräutertees mit Kräutern aus Deutschland und Österreich gibt es dagegen entweder lose oder im bekannten Aufgussbeutel.
Bio schafft Vertrauen
Die lange Liste mit Pestizid-Höchstgehalten in den entsprechenden EU-Verordnungen macht bewusst, mit wie vielen Substanzen die Lebensmittelanalytiker rechnen müssen. Und dabei gelten Maximalwerte nur für zugelassene Mittel. Zu den wichtigsten Vorteilen von Bio-Tees zählt daher die kontrollierte Qualität der Rohstoffe. Mittlerweile wissen die meisten Menschen, dass sie hier keine Pestizidrückstände zu befürchten haben und dass sie durch den Kauf zur Erhaltung einer intakten Umwelt beitragen. Damit verbunden ist, dass die Pflanzen zum optimalen Zeitpunkt geerntet werden. Denn ohne chemische Dünger, Insekten- und Unkrautvergiftungsmittel ist dies der optimale und sicherste Weg zu Produkten in gleich bleibend hoher Güte. Außerdem setzen überzeugte Bio-Anbieter auf langfristige faire Partnerschaften mit den Landwirten.
Eine Vorreiterrolle hat hier die gepa übernommen, deren zahlreiche fair gehandelte Tees schon seit fast 35 Jahren der Landbevölkerung eine Zukunftsperspektive verschaffen. Durch den direkten Handel kommt der garantierte Mehrpreis auch wirklich bei den Bauern an. Das Sortiment zeichnet sich durch Transparenz bezüglich der Herkunft aus. Beispielsweise stammt die lose Grüntee Auslese im Beutel von Kooperativen aus Sri Lanka, ein neuer Schwarztee aus Wildsammlung im vietnamesischen Regenwald.
Die Kombination fair & bio ist bei Tee und Kaffee fast durchgängig gegeben. Unabhängig von einem zusätzlichen Siegel pflegen jedoch auch zahlreiche Bio-Hersteller faire Partnerschaften mit ihren Lieferanten – in der Ferne ebenso wie vor der Haustür.
Auch Oasis übernimmt eine Vorreiterrolle und zwar mit Steviagesüßtem Bio-Tee. Dieser natürliche Pflanzenstoff dient zwar in seiner Heimat Südamerika schon lange zum Süßen. Als neuartige Lebensmittelzutat fällt der Stoff jedoch unter die Novel Food-Verordnung und durfte in der EU daher nur als Badezusatz eingesetzt werden. Dabei bietet Stevia viele Vorteile: eine Süßkraft, die 300 mal größer als die von Zucker ist, fast keine Kalorien und Verträglichkeit für Diabetiker. Nach einigen anderen Ländern hat die Schweiz kürzlich eine Zulassung als Lebensmittel erteilt. Und hierzulande hat sich jetzt Oasis gemeinsam mit Mensch & Natur durchgesetzt und darf fünf aromatische Sor-ten Kräuter-Früchtetees mit dem ‚Honigkraut’ verkaufen. Eine Innovation, die vielleicht ja demnächst süße Kreise zieht.
Bettina Pabel