In Sachsen steht die Bio-Wiege
Gäa baut Strukturen für ökologische Landwirtschaf tim Osten auf
Die biologische Landwirtschaft floriert in den östlichen Bundesländern. Verarbeitung und Konsum sind dagegen weniger entwickelt als in den alten Bundesländern. Die Wiege der biologischen Landwirtschaft in den neuen Bundesländern stand in Sachsen. 1989 gründeten Umweltaktivisten in der DDR kurz vor der Wende Gäa, Vereinigung ökologischer Landbau. 20 Jahre ist das jetzt her. Richtlinien, Beratung und Zertifizierung hat sich der Verband mit Sitz in Dresden unter der Bundesvorsitzenden Kornelie Blumenschein als Aufgabe gestellt. Gäa ist bei der IFOAM (Weltverband der Bio-Anbauverbände) akkreditiert. Die Mehrzahl der Mitgliedsbetriebe ist in Sachsen und den neuen Bundesländen beheimatet. Die Richtlinien unterscheiden sich von der EU-Ökoverordnung. So gibt es bei der Gäa zusätzlich Sozialkriterien. Regeln zum Naturschutz, zur Förderung der Artenvielfalt, und es sind weit weniger Zusatzstoffe erlaubt als nach den EU-Regeln.
Mit 340 Mitgliedern, die 33.000 Hektar bewirtschaften, ist Gäa klein im Vergleich zu Bioland mit 4.500 Mitgliedern aus ganz Deutschland. Die Gründer benannten Gäa nach dem griechischen Wort für Urmutter Erde. Im Juni feierte der Verband in Werratal in Thüringen den zwanzigsten Jahrestages seines Bestehens.
„Bei uns geht es hauptsächlich um den Strukturaufbau und die Qualitätssicherung. Die Vermarktung übernehmen Partner“, erklärt Vorsitzende Kornelie Blumenschein. 13 Verarbeiter (ohne Hofverarbeitung) und vier Handelsunternehmen hat die Gäa in ihren Reihen. Gäa hat eine Direktanerkennung durch Bio Suisse und kann den lukrativen Schweizer Markt beliefern.
ÖBS vermarktet Bio-Rohstoffe
Zur Vermarktung gründeten 14 Bauern aus den Reihen der Gäa die Erzeugergemeinschaft (EZG) Ökologische Bauernhöfe Sachsen (ÖBS). Inzwischen vermarkten 70 Betriebe mit 15.000 Hektar Ackerboden über die ÖBS. Das sind im Schnitt 210 Hektar pro Betrieb.
Geschäftsführer Steffen Mucha kauft für die Gesellschaft ein und verkauft die biologischen landwirtschaftlichen Rohstoffe. Druschfrüchte sind mit einer Menge von 8.000 Tonnen die Hauptprodukt-Gruppe. Weizen ist wiederum das wichtigste Einzelprodukt. Aber auch Futtergetreide wie Triticale wird angebaut. Zwei der Landwirte verfügen über ein Getreidelager mit Reinigungs- und Trocknungsanlagen mit einer Kapazität von 5.000 Tonnen. Die Rolle Mühle in Waldkirchen und die Vogtland BioMühlen in Plauen sind die wichtigsten Abnehmer. Geliefert wird ganzjährig Just in Time. Das setzt ein passendes Qualitätsmanagement und eine funktionierende Logistik voraus.
„Bio-Kartoffeln haben sich in den vergangenen Jahren zu einem attraktiven Erzeugnis entwickelt“, sagt Mucha. Sie werden überwiegend über die Naturland Marktgenossenschaft Lippetal-Lippborg, ebenfalls eine EZG, in den Handel gebracht. Größter Abnehmer ist Aldi bei lukrativen Erzeugerpreisen. Ein wichtiger Zweig ist Verarbeitungsgemüse. Die Bio-Erbsen dominieren hier, daneben spielen noch Bohnen und Karotten eine Rolle. ÖBS ist die einzige Bio-Erzeugergemeinschaft in Sachsen und eine von sechs in den neuen Bundesländern. Insgesamt gibt es rund 100 davon in ganz Deutschland.
Bedeutende Bio-Verarbeiter
Bio-Verarbeiter mit nationaler Bedeutung sind in Sachsen ansässig. Zwanzig sind von der Gäa zertifiziert. Frosta mit Elbtal Tiefkühlkost ist größter Verarbeiter für das kalte Bio-Sortiment.
Dr. Quendt aus Dresden hat eine mehr als hundertjährige Backtradition und ist nach dem Ende der DDR in den Bio-Markt eingestiegen. Der Kräutergarten Pommerland in Pulow mit seinem phantasievollen Teesortiment zählt zu den bekannten 20 Gäa-Herstellern.
Saftereien wie Walters mit Bio-Aronia und Schmieder Wein- und Fruchtsaftkelterei in Lichtenberg sind mit Bio-Frucht- und Gemüse-Säften auf dem Markt. Die Oppacher Mineralquellen füllen Bio-Erfrischungsgetränke ab. Das Weingut Hoflössnitz in Radebeul baut seine Trauben ökologisch an. Die Feinkäserei Zimmermann in Falkenhain stellt neben den konventionellen Produkten auch biologischen Ziegenkäse her.
Anton Großkinsky