Start / Ausgaben / BioPress 54 - Februar 2008 / Neue Biogetränke:

Neue Biogetränke:

Trendfrüchte & Mehrwert

Immer wieder überraschen Bio-Hersteller mit neuen Getränken, mal entsaften sie aktuelle Trendfrüchte, mal stellen sie interessante Mischungen zusammen. Oder sie kommen der Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln und/oder nach convenienten Angebotsformen entgegen. 


Exotisch
e Früchte liegen nach wie vor im Trend, was Pölz Alstaler Fruchtsaftgetränke aus Garching mit einem Mango-Nektar aufgreift. In letzter Zeit sind mit Ananas, Grapefruit, Pfirsich und der wiederentdeckten Birne damit fünf Neuheiten auf den Markt gekommen. Wegen der überzeugenden Barriereeigenschaften füllt Pölz Säfte und Nektare in ansprechenden Klarglasflaschen verschiedener Größe ab. Eine Ausnahme macht ein für den Export bestimmter Apfelsaft im 0,5 l-Karton.

Das Bio-Angebot soll anspruchsvolle Verbraucher erreichen, die bereit sind, für geschmacklich und gesundheitlich wertvolle Getränke einen adäquaten Preis zu bezahlen. Pölz ist bereits in konventionellen Vertriebsschienen wie den Großformen des organisierten Lebensmitteleinzelhandels vertreten, sieht dort aber noch erhebliche Steigerungspotenziale. Zumal man die Forderung nach schneller und unkomplizierter Verfügbarkeit erfülle. Geliefert wird entweder direkt oder über Getränkefachgroßhändler, überwiegend im süddeutschen Raum und im angrenzenden Ausland.

Andere Hersteller setzen primär auf heimische Früchte. Beispielsweise hat Falter im letzten Jahr drei Säfte mit Äpfeln von regionalen Streuobstwiesen lanciert: Apfel-Traube, Apfel-Mandarine und Apfel-Karotte. Der Apfelsaft stammt zu 100 Prozent aus der Region Rhein-Neckar und ist ein Produkt der Fördergemeinschaft regionaler Streuobstbau. Falter finanziert die Bio-Kontrollen, kauft das gesamte Obst zu fairen Preisen von den FÖG-Vertragspartnern auf und verarbeitet es. Unter anderem liefern sie an den LEH. Dort erreichten ihre Direktsäfte mit dem NABU-Qualitätssiegel gut diejenigen Verbraucher, die regionale Produkte schätzen und Bio als Zusatznutzen sehen.

Derartige Schutzprojekte gibt es auch andernorts. Etwa der 'Schlaraffenburger',  ein Ge­meinschaftsprojekt vom Landesbund für Vogelschutz mit der Stadt und dem Kreis Aschaffenburg. Nach fünf Jahren Anschubfinanzierung haben sich die Initiatoren als GbR selbstständig gemacht und vermarkten die Bioland-Produkte im regionalen Raum mit viel Erfolg. Das Portefolio aus naturtrübem Apfelsaft, Schorle, Wein und Cidre ergänzen seit diesem Winter ein Apfelsekt sowie ein Goldparmänenbrand.

Antioxidanzien und Vitamine in Rot


Reine Fruchtsäfte zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Körper auf leichte und  bekömmliche Weise mit wichtigen Nährstoffen versorgen. Besonders reich damit gesegnet sind manche roten Früchte, wie Acerolakirschen, Cranberry und Granatapfel. Auf der Suche nach gesundheitsfördernden Früchten sind andere Hersteller auf die Açai-Beeren aus dem Amazonasgebiet gestoßen. Die Tropenfrucht erlebt derzeit einen spektakulären Aufschwung in Form vitalstoffreicher Säfte.

Mit dem Bio-Produkt von der Firma Bio-Amazon, gegründet von Davert-Gründer Rainer Welke, wird zugleich ein ökologisches und soziales Programm zum Schutz des Regenwaldes und Existenzsicherung der einheimi­schen Bevölkerung umgesetzt. Der exotische Trunk ist in den Sorten Original, mit Ana­nas und Mango sowie Guarana er­hältlich. Sie werden in 0,33 Liter-Braunglasflaschen angeboten.

Granatapfelsaft gilt ebenfalls als gute Quelle für Vitamin C. Im praktischen 0,33 Liter Elopak bietet ihn unter anderem Lifestone und VitaVerde aus Flieden an. Lifestone verkaufte bislang vor allem über ihren Versandkatalog, doch besteht durchaus Interesse an einer Listung im LEH. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei dem neuen Apfel-Cranberry-Saft von FSP Frische mit der Marke Nature's Best um einen kühlfrischen Direktsaft. Die Säfte im Ein Liter-Giebelkarton stellen einen interessanten Blickfang im Moproregal dar und ergänzen seit Anfang des Jahres den Orangen- und Blutorangensaft.

Der Verbrauchertrend zu frischen Bio-Waren garantiere schnellen Umschlag, heißt es bei FSP. Das Unternehmen ist auch als Abfüller konventioneller Marken wie Hitchcock oder Valensina bekannt. Die Bio-Linie soll dem sogenannten LOHAS-Lebensstil entgegenkommen, also Verbrauchern,  die gesunde Produkte mit Nachhaltigkeit und Beständigkeit suchen. FSP vertreibt sie im klassischen LEH sowie im Bio-Fachhandel, wo sie die Distribution aber noch ausweiten wollen. Die Partner könnten dabei dabei auf das Know-How in Beschaffung, Verarbeitung und Transport der sensiblen, kühlpflichtigen Getränke verlassen.

Klein und fein


Auch junge Kunden profitieren von vitaminreichen Säften. Von Vitagermine aus Frankreich kann der Handel über bioVlog jetzt zum Beispiel einen Apfel-Trauben-Saft mit Acerolasaft beziehen. Er ergänzt die bisherigen Kinderprodukte und wird als Dreierpack à 200 Milliliter mit Strohhalm verkauft. Diese Portion lässt sich unterwegs auch von Kleinen gut bewältigen.

Daher bietet Rabenhorst ihre Rotbäckchensäfte für Kinder jetzt ebenfalls in dieser Gebindeform an. Gesundheitsbewusste Mütter, die auf Bio-Qualität ohne Zusatzstoffe Wert legen, finden die verschiedenen Rabenhorst-Säfte in Reformhäusern, Apotheken und Naturkostläden. Dagegen gibt es die Marke Rotbäckchen zusätzlich in dm- und Müller-Drogeriemärkten und ausgewählten LEH-Geschäften. Mit den Listungsdaten der Marke Rotbäckchen sei man sehr zufrieden und wolle LEH und Fachhandel bewusst selektiv beliefern.

Die Kunden können sich ebenso auf eine reibungslose Logistik verlassen wie auf Qualität und Kommunikation der Produkte.  Damit schon Kinder für eine gesunde Ernährung sensibilisiert werden, hat Rabenhorst sogar ein mobiles Theater mit einem lustigen Stück initiiert. Die kommenden Tourendaten können Verbraucher unter www.ein-koch-für-den-könig.de abrufen. Ihre alkoholfreie Glühwein-Alternative 'Heißer Rabe' mit stolzen sieben aromatischen Fruchtarten spricht dagegen jung und alt zugleich an. Um Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und das Aroma der naturtrüben Di­rektsäfte zu schonen, werden sie unter Vakuum heiß in Braunglasflaschen abgefüllt. Eine besondere Qualität erreiche man zudem durch gezielte Sortenwahl, etwa Alphonso-Mangos oder Holunder der Sorte Haschberg.

Mit Innovationen punkten

Ein typisches Frische-Produkt sind die boomenden Smoothies, bei denen bis auf Kern und Schale ganze Früchte verarbeitet werden. Neben Obst enthalten sie  manchmal auch Gemüse und Milchprodukte. Die praktischen Ganzfruchtsnacks zeichnen sich durch ihr weiches, sanftes Mundgefühl aus. In punkto Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe oder sekundäre Pflanzenstoffe übertreffen sie andere Säfte sogar noch. Um den Frischeaspekt zu nutzen, ist der größte Teil der Smoothies kühlbedürftig. Mittlerweile gibt es die Kleinpackungen aber auch in Aseptikpackungen. Smoothies im Angebot haben Voelkel, Söbbeke und Jacoby. Während die Fachhandelsmarke Söbbeke im Becher mit kultig modernem Design und Stülp­deckel abgefüllt ist, handelt es sich bei den nicht kühlpflichtigen Trink-Smoothies von Voelkel um moderne 0,33 Liter Long­­neckflaschen. Bislang haben sie die Sorten Ananas/Banane/Kokos, Mango/Maracuja und Kirsch/Banane im Programm.  Voelkel engagiert sich mit diesem Produkt für soziale und ökologische Projekte, zum Beispiel spenden sie pro verkaufter Flasche etwas an die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (www.dkjs.de).


Das Getränkepulver 'Heiße Zitrone' von Fitné aus dem Haus Logocos zählt zu den Nahrungsergänzungsmittel für die ganze Familie. Für den schnellen Vitamin-Spender mit Citrus Bioflavonoiden wurde Vitamin C aus Acerolakirschen isoliert. Momentan beliefert Logocos 14 Großhändler mit den handlichen Sachets; in konventionellen Vertriebsschienen sind sie nicht vertreten.

Mit dem Frühling naht oft der Wunsch nach einer Verjüngungskur für den Körper, was Biotta und Dinkula jetzt mit Kombipaketen unterstützen. Beide Hersteller setzen dabei auf eine breitgefächerte Distribution. Der Schweizer Safthersteller bietet zum Beispiel die Sorten Vita7, Digest, Tomatensaft oder Red Juice, Gemüse-Cocktail und Wellness Drink als sogenannte Wellness-Woche an. Leinsamen, Kräutertee sowie eine Anleitung vervollständigen den Karton mit elf Flaschen. Auch das Dinkula-Fastenpaket der Bäckerbrüder soll den Körper entschlacken und zugleich mit wichtigen Nährstoffen versorgen. Es besteht aus sechs Flaschen mit Dinkula Original sowie mit Aloe Vera und wird von verschiedenen Werbemitteln begleitet. Außerdem gibt es Dinkula-Wellnessdrinks nun mit verschiedenen Säften im Tetrapack à 200 und 125 Milliliter.

Erfrischung einmal anders


Die Getränkegruppe Hövelmann bringt zwei neue Produktlinien mit dem Bio-Siegel auf den Markt. Unter der Dachmarke Sinalco wurde im Dezember Sinconada eingeführt, ein leicht prickelndes Erfrischungsgetränk auf Basis von Gerstenmalzextrakt. Neben feinherbem, fruchtigen Holunder-Cranberry gibt es die exotischmilde Sorte Litschi. Die Vertriebspartner können je nach Bedürfnis zwischen einzelnen Mehrwegflaschen, Sixpacks im Marken-Mehrwegkasten oder Dual Tray-System für impulsstarke Platzierungen wählen. Die Viertelpaletten mit 270 Flaschen sind auf Mehrweg-Trays untergebracht, die gleichzeitig dem erleichterten Leergutrücklauf dienen. Der Endverbraucherpreis für ein Sixpack mit den modernen Longneckflaschen wird bei etwas über drei Euro liegen.

Während Siconada wie Mitbewerber Bionade vor allem junge trendbewusste Verbraucher ansprechen soll, richten sich Limonaden an Familien mit Kindern. Für Bio-Limos spricht der Verzicht auf Süßstoffe, Farb- oder Konservierungsstoffe. Hier sind die Rheinperle Limonaden von Römerwall in den klassischen Geschmacksrichtungen Orange und Zitrone auf den Markt gekommen. Das Unternehmen gehört ebenfalls zur Hövelmann-Gruppe.

Die 0,75 Liter PET Mehrwegflaschen werden aktuell im Kernmarkt NRW vertrieben, der zwölfer Marken-Mehrwegkasten ist für rund acht Euro erhältlich. Für den konventionellen Handel stehe die steigende Nachfrage nach Bio und damit die gute Verkäuflichkeit der Produkte mit angemessener Spanne im Vordergrund, heißt es dazu bei Hövelmann. Promotion am POS, Hörfunkwerbung und Gro­ßflächen­plakate sollen die Einführungsphase für beide Marken unterstützen.

Härtsfelder bietet sowohl ihre neue naturtrübe Zitronen-Limonade als auch die Bio Cola ohne Coffein und Phosphorsäure in 0,33 Liter Flaschen an. Im Biersegment war Härtsfelder ebenfalls aktiv und hat als dunkle Bierspezialität die Ökokrone black sowie die Premium Weisse eingeführt. Letztere  wurde auch bereits als Best of Bio-Bier 2007 prämiert.

Für die BioFach steht die in Deutschland relativ wenig be-kannte Brauerei mit zwei Bier-Mischgetränken in den Start-löchern. Härtsfelder erwartet dort neue Kontakte mit dem konventionellen LEH. Für Handelspartner sei es von Vorteil, dass durch das ausgeweitete Sortiment mehr Altersgruppen angesprochen werden, heißt es bei ihnen, Kinder und Jugendliche, Frauen und Liebhaber von Mischgetränken bis hin zum Bier-Genießer. 

Auf dem Biersektor herrscht eigentlich immer Bewegung, beispielsweise durch die zur Nordmann-Gruppe gehörende Stralsunder Brauerei. Unter der Marke Störtebeker vereinen sie vier neue Biere, unter anderem Bernstein-Weizen und alkoholfreies Weizen. Störtebeker ist im konventionellen Sektor eine gut eingeführte, erfolgreiche Marke für den regionalen LEH, Getränkemärkte und Gastronomie. Ziel sei aber, Schritt für Schritt alle Biere aus biologischen Rohstoffen zu brauen und eine regionale Wertschöpfungskette zu erreichen.

Als erste Brauerei Mecklenburg-Vorpommerns arbeitet Stralsunder nach Bioland-Kriterien. Gesellschafter Oliver Nordmann selbst liefert als Biobauer auf Rügen Bio-Braugerste und -Weizen. Um auszudrücken, dass sie faire Preise an die regionalen Landwirte zahlen, tragen die Störtebecker-Biere den Slogan 'Bier der Gerechten'.

Ein Alibi Bio werde es bei Handelspartnern, die Bio nicht wirklich ernst nehmen, nicht geben, heißt es intern. Partner seien all diejenigen, die Bio-Produkte qualitativ glaubwürdig präsentieren. Unter dieser Voraussetzung ist für die Stralsunder eine Diskriminierung einzelner Han-delswege nicht vertretbar. Wenn Produkte auf dieser Basis nachgefragt werden, warum sollten sie nicht in allen Schienen zu finden sein?

Bis auf Wein bahnen sich andere Bio-Alkoholika dagegen nach wie vor recht langsam ihren Weg, doch auch hier gibt es interessante Neuheiten. Zu nennen sind etwa der Birnendessertwein Mostello von der Edeldestillerie Farthofer aus Österreich oder der DLG-prämierte Pflaumenwein von der Katlenburger Kellerei. Letzterer ergänzt den Kirsch und Met, die unter anderem bei Edeka, Rewe, Metro sowie in Drogeriemärkten zu beziehen sind. Für den Vertrieb über den Fachhandel wurde eine eigene Marke entwickelt, die bei den bisher kontaktierten Fachhändlern auf positive Resonanz gestoßen sei. Katlenburger nennt für das Jahr 2007 generell Wachstumsraten von 70 Prozent.

Während Hohenlander aus Norddeutschland noch nach Handelspartnern für ihren Biokräuterlikör und Korn sucht, hat sich Dwersteg aus Steinfurt mit Orangen- oder Eierlikör und mehr schon gut etabliert. Dennree, Öko-Ring, Vivolovin, Naturian, bioVLog für den LEH und andere gehören zu den Großhändlern. Die Liköre mit edlem Life-Style Potenzial und gleichzeitigem Nachhaltigkeitswert, zum Beispiel über die Kombination bio + fairtrade, sind in der gehobenen Gastronomie, bei LEH-Filialisten, Wein- und Spirituosenfachhandel zu finden.

Bettina Pabel

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