Italien
Italien
Zuverlässigkeit und Garantien für den Bio-Markt
Getreide, Oliven, Gemüse, Wein, Zitrusfrüchte, Honig. Mit diesen und anderen Erzeugnissen aus ökologischem Anbau gehört Italien zu den wichtigsten Versorgern des deutschen Bio-Marktes. Etwa 1,1 Millionen Hektar werden ökologisch genutzt; fast 50.000 Unternehmen beteiligen sich am lukrativen Bio-Handel.
Die Beliebtheit der italienischen Küche, das Aroma der in einem optimalen Klima gereiften Lebensmittel sowie die breite Auswahl tragen zum dauerhaften Erfolg des italienischen Bio-Angebots bei. Doch in letzter Zeit sorgten Meldungen von unzulässigen Rückständen oder anderem Missständen immer wieder für Unruhe. Davon, dass Italien solche Vorfälle sehr ernst nimmt und wie es darauf reagiert, erfuhren die Zuhörer im Vortrag "Reliability and Guarantee for the Organic Market" auf der BioFach.
Italien auf der BioFach
Roberto Pinton vom italienischen Bio-Dachverband FederBio (Federazione Italiana Agricultura Biologica e Biodynamica) sprach von 25 Missständen, die im vergangenen Jahr aufgedeckt worden waren. Davon kamen 21 Fälle in Deutschland ans Licht. Obswohl man bei FederBio keine Rückstandsproben oder Zweitproben zur eigenen Analytik mehr bekommen konnte, übernähmen sie dafür die Verantwortung.
Die Meldungen seien nur direkt an das italienische Ministerium weitergeleitet worden, sagte Pinton. Damit auch FederBio bei solchen Missständen rechtzeitig und angemessen reagieren könnte, müssten die jeweils betroffenen Staaten enger zusammenarbeiten und die Informationen schneller weitergeben. Zugleich sprach er sich für eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den Verfahren der Behörden einzelner europäischer Staaten aus.
Die "Zertifizierungsgemeinschaft" bei FederBio besteht momentan aus 15 Zertifizierungs- und Kontrollstellen. Von diesen seien neun nach EN 45011/ ISO 65 akkreditiert und fünf nach IFOAM, war zu erfahren. Einerseits arbeite man stets daran, die Qualität der von ihnen durchgeführten Analysen weiter zu verbessern und für kontinuierlichen Wissenstransfer zu sorgen. Andererseits führten alle wichtigen Distributionsstellen auch selber regelmäßige Qualitätskontrollen durch. Auf den Feldern würden Proben von Früchten, Blättern oder dem Boden genommen, gefolgt von weiteren Untersuchungen in den Betrieben.
Auf der Basis der in zweijähriger Arbeit bei den Kontrollstellen und Distributeuren gesammelten Informationen über Rückstände wurde ein sogenanntes Memorandum entwickelt. Ziel des Projektes war es, die Qualität und Glaubwürdigkeit der Bio-Produkte sicher zu stellen. Neben den verbesserten Kontrollen sollte vor allem stets eine lückenlose Zusammenarbeit entlang der Produktionskette garantiert werden. Unter anderem müssten die Inspektoren beziehungsweise Kontrolleure jetzt in einer Liste über autorisierte Personen geführt werden, hieß es weiter.
Für die beteiligten Labore sei zudem eine Zertifizierung nach ISO IEC 17025 erforderlich. Zu den von FederBio initiierten Maßnahmen gehörten weiterhin Seminare über den ökologischen Landbau, die Förderung von Projekten, die Erforschung neuer Techniken und regelmäßige Treffen der Unterzeichner.
Inwieweit die Mitglieder bei FederBio von den Aktionen des Memorandums profitieren können, wurde am Beispiel des Handelsunternehmens Brio sowie der Kooperative Apofruit und deren Partner vorgestellt.
Abschließend gab es dennoch einige Tipps für die Importeure: so sollten sie zum Beispiel keine ungewöhnlich preiswerten Produkte kaufen und solche bevorzugen, die von ihnen bekannten Herstellern stammen. Und Verträge sollten sie sicherheitshalber nur mit den Organisationen abschließen, die die Glaubwürdigkeit und Rückverfolgbarkeit ihrer Waren sicher stellen können.
Bettina Pabel