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Anuga

Mit gutem Beispiel voran

Preisverleihung auf der Anuga: Selly für den „Bio-Markt des Jahres“ kam an beim Handel

Zwei Überraschungen gab es beim Handelswettbewerb „Biomarkt des Jahres". Bei den Großflächen über 5.000 Quadratmeter war die Globus SB-Warenhaus Holding aus St. Wendel eine bisher unbekannte Bio-Größe. Und in der kleinen Kategorie bis 1.500 Quadratmeter ist der Bernkasteler E-aktiv Markt ebenfalls ein Aufsteiger. Meist trugen diejenigen die Preise heim, die seit Jahren als exzellente Bio-Vermarkter bekannt sind. 57 Unternehmen hatten sich an dem von der CMA initiierten Handelswettbewerb beteiligt. Die Anuga in Köln war die angemessene Bühne für die Preisverleihung.


Die Selly gab es getrennt nach den Vertriebskanälen LEH und Naturkosthandel in jeweils drei Kategorien nach Fläche in den Farben Gold, Silber und Bronze. Achtzehn Preise waren zu holen, nur 16 verlieh die gestrenge Jury. Im LEH wurden für die Großfläche zwei Sellys nicht vergeben. Ein Zeichen für die Defizite im LEH, der die Discounter kopiert und imitiert, anstatt das Thema biologische Lebensmittel ernsthaft anzugehen. Dabei erschließen sich gerade für die Großfläche zusätzliche Möglichkeiten der Wertschöpfung durch Bio. Dort gibt es Regal-Platz und aufgrund der hohen Frequenz Kundschaft für Premium-Artikel.

Sortiment und Präsentation der Bio-Produkte im Handel sind häufig lieblos bis altbacken. Inzwischen sind Bio-Produkte jedoch Teil eines modernen Lebensstils. Diejenigen Händler, die das nicht nur erkannt, sondern umgesetzt haben, waren aufgerufen, sich um die Preise zu bewerben.

Resonanz war gut

„Ich bin erleichtert, dass das Konzept funktioniert hat. 57 Bewerbungen für den ersten Anlauf sind gut", bilanzierte CMA-Bio-Marketingreferent Carsten Ziebell. Die Resonanz bei der Preisverleihung auf der Anuga war ebenfalls erfreulich: 150 Gäste fanden sich im kleinen Auensaal ein. Die ausgezeichneten Unternehmen kamen mit großen Abordnungen. Die Freude war teils überschwänglich. Ein Zeichen, dass die Arbeit der Jury als kompetent empfunden wurde. Nicht akademisch abgehoben, sondern praxisorientiert agierten die Juroren. Diejenigen, die an sich arbeiten, wissen jetzt, wo sie stehen in der deutschen (Bio-) Handelslandschaft.

Tegut vorne, gefolgt vom SEH der Edeka, mittlere wie Karstadt, Globus und Famila sind ebenfalls gut. Die Rewe hinkt etwas hinterher, von der Metro ist nichts zu sehen. Das Kaufland verkauft und schweigt.


Im kleinen LEH bis 1.500 Quadratmeter erhielt der E-Neukauf Jungjohann aus Flensburg den ersten Preis. Dieter Jungjohann hat in seinem Markt eine Sonderfläche mit „Edkar’s Bio-Shop". Aber auch außerhalb des Shop-in-Shop hat er in Bedienung und im SB-Sortiment Bio-Artikel platziert. Mit 2.500 Artikeln überzeugt er mit einer großen Zahl an Bio-Artikeln. Dabei sind das nicht Dubletten im Trockensortiment, sondern tatsächlich eine Auswahl in allen Warengruppen. Lieferant ist nicht die Edeka-Großhandlung, sondern der Naturkost-Großhändler Dennree. Die Edeka bietet diese Fülle und Auswahl nicht. Jungjohann muss isch bei diesem Konzept jedoch für ein Shop-System verpflichten, er darf die Biomarken nicht seine herkömmlichen Sortimente mischen.

Die silberne Selly ging an tegut-Wiesbaden. Der Markt fungiert als Nahversorger zieht aber durch sein Bio-Angebot auch Kunden aus anderen Stadtteilen an. Mit 2.000 Artikeln ist der regionale Filialist den nationalen Ketten weit voraus. Dazu Bio-Fleisch und Backwaren aus eigenen Produktionsbetrieben und einer vollständigen Integration von Bio ins Sortiment ohne Bio-Block oder Ecke, wie immer die Ghettos genannt werden. Das Fuldaer Unternehmen war unter den Preisträgern erwartet worden. Die Familie Gutberlet hat mit ihrer Bio-Vermarktung schon internationale Bekanntheit erlangt. Wenn im Ausland von Bio im deutschen LEH geredet wird, fällt der Name tegut.

Kleiner tegut trägt Gold davon


Bei Thomas Römer, Marktleiter im tegut Wiesbaden war die Freude groß: „Wir haben nur 500 Quadratmeter, da ist es ein klein bisschen schwerer, sich gegen die Größeren durchzusetzen, die genügend Platz für Bedientheken haben. Mit unserem Konzept, auf kleinstem Raum 1600 Bio-Artikel vorzuweisen, glaube ich, sind wir auf dem richtigen Weg."

Bronze holte der E-aktiv in Bernkastel-Kues. Inhaber Markus Petereit ist Neuling bei Bio. Während die anderen Teilnehmer aus dem LEH der Fachöffentlichkeit seit längerem bekannt sind, war die Bio-Kompetenz des Lebensmittelkaufmanns erstmals durch bioPress Nr. 44 in den Blickpunkt gerückt worden. Der selbstständige Einzelhändler hatte mit dem Frucht- und Thekenpreis schon zuvor seine Fähigkeiten bewiesen. In den drei Jahren seit Bestehen des Marktes hat Petereit schon viel erreicht und wird ständig besser. Ein heißer Anwärter auf künftiges Gold. Betreibt er doch inzwischen in dem Markt eine eigene Bio-Kaffeerösterei und entwickelt sein Bio-Sortiment rasant weiter.

Tegut in Jena wurde mit Gold in der Kategorie LEH 1.500 bis 5.000 Quadratmeter ausgezeichnet. Die Juroren stuften den Markt als vorbildlich ein für eine moderne Bio-Vermarktung. Karstadt Dresden, mit Silber in dieser Kategorie prämiert, punktete mit hochwertiger Präsentation und löste den Premium-Anspruch von Bio-Produkten ein. „Das ist eine Anerkennung von Fachgremien, die uns unsere Kompetenz bestätigen. Wir sind eine Feinkostabteilung und vermitteln im konventionellen Bereich das riesige Thema Genuss, und da schließen wir Bio mit ein", sagte Marktleiterin Gabriele Werner.


Der Famila Handelsmarkt Kiel in Dannenberg erhielt Bronze. Die Niedersachsen begegnen dem Erklärungsbedarf von Bio-Produkten mit einer Schulung fürs Personal und einem Leitsystem, das die Kunde zu den neuen Produkten führt. Der Supermarkt baut auf die Bio-Dachmarke BioGreno seines Bio-Großhändlers und ergänzt deren Sortiment mit Produkten anderer Bio-Marken. Das Verkaufskonzept für Bio-Waren ist umfassend. Dies ist nicht nur an den umfangreichen Werbemaßnahmen für Bio-Produkte zu erkennen, sondern auch an der Ausbildung der Mitarbeiter: Auszubildende werden teilweise direkt bei den Erzeugern geschult.

Der Globus in Saarbrücken-Güdingen wurde mit der Selly in Gold in der Kategorie über 5.000 Quadratmeter bedacht. Die Saarländer hatten bisher noch keinen Namen in der Bio-Vermarktung, sind aber dabei, sich einen zu machen. Bioprodukte werden in Beilegern, Handzetteln und Hausradio beworben. Ein Leitsystem gibt den Kunden Orientierung. „Wir wussten, dass wir gewonnen haben, aber nicht, ob es Gold, Silber oder Bronze ist.

Wir werden damit Werbung in unserem Faltblatt machen, was immerhin über 100.000 Mal verteilt wird, auch in Frankreich, und ich denke, dass der Kunde, der uns noch nicht als Bio-Versorger kennt, jetzt auch zu uns kommt", bemerkte Frank Hubig, Bereichsleiter Lebensmittel in Güdingen, stolz.

Naturkostläden haben eine Chance

Bei den Naturkostläden hat sich gezeigt, dass das Format noch nicht ausgereizt ist, wenn es professionell und ideenreich umgesetzt wird . Der kleine Biolandmarkt Vienhues in Willich als Goldpreisträger bis 150 Quadratmeter wartet sogar mit einer Spielecke auf. Silber-Gewinner Bio Markt & Bistro in Oldenburg/Holstein rundet sein Angebot mit einem Bio-Lieferservice ab. Der mit Bronze prämierte Ritterhof in Waltenhofen-Oberdorf glänzt mit einem umfangreichen Weinangebot.


In der Kategorie Fachhandel bis 300 Quadratmeter überzeugte Gut Wulksfelde in Tangstedt mit einem großen Angebot selbst hergestellter Lebensmitttel. Ausschlaggebend war das kundenorientierte Sortiment, das den Wünschen immer angepasst wird. Georgs Laden in Melle verhalf die vorbildliche Weinabteilung mit zu Silber.

Bei den Bio-Supermärkten gab es jeweils Gold für Biolüske in Berlin und für Basic in Essen. Bei Lüske gefiel das Lifestyle orientierte Konzept mit Erlebnis-Einkauf. Basic schaffte durch eine übersichtliche Präsentation, geschulte Mitarbeiter, Sonderplatzierung und Kundentransparenz den Sprung nach ganz oben. Das genossenschaftliche Konzept der EVG Landwege eG in Lübeck brachte eine Silberne Selly. Zu den Genossen zählen Verbraucher und Erzeuger, so dass ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Erzeugern und Handel entsteht. Eine Bronzemedaille wurde wegen zweier goldener nicht vergeben.

Die Preisträger im Fachhandel zeigten vorbildliche Konzepte auf. Feinkost, besondere Frische, eigene Herstellung und Zusatzleistungen sind die Erfolgsrezepte des Handels. Sylvia Pfaff vom EHI in Köln sprach ermunternde Worte: „Bio ist gut positioniert". Die Kleinflächen haben ihrer Auffassung nach eine Chance. Zumal sich bei Bio die Preisstellung ändern wird. Durch größere Produktion und breitere Distribution wird sich der VK annähern. Zwölf Prozent war ein Bio-Frühstück bei einem Preis Vergleich teurer, wie sie berichtete.

2006 wird wieder der „Biomarkt des Jahres" gesucht. Die neue Ausschreibung wird auf der BioFach präsentiert, die Selly-Preisträger dann auf dem Bio-Handelsforum am 11./12. September 2006 in Köln gekürt.

Anton Großkinsky

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v.l.n.r.: Matthias Boller (Tofutown Viana & Soyatoo!), Martha Krieger (Riedenburger Brauhaus), Bernd Drosihn (Tofutown Viana & Soyatoo!), Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (Schweisfurth-Stiftung), Volker Krause (Bohlsener Mühle), Horst Reinking (Bauerngut Fleisch- und Wurstwaren GmbH), Susanne Hintz (Bohlsener Mühle), Joachim Lücke (Bauerngut Fleisch- und Wurstwaren GmbH), Parlamentarische Staatssekretärin Ursula Heinen (BMELV), Joachim Weckmann (Märkisches Landbrot GmbH), Michael Kuper (Ökodorf Brodowin Meierei GmbH & Co. Betriebs KG), Christoh Deinert (Märkisches Landbrot GmbH), Stephan Weber (Bauerngut Fleisch- und Wurstwaren GmbH), Peter Grothues (Koelnmesse)

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