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Neue Wege im Bio-Foodservice

Der Bio-Großhändler Epos bringt bio-regional in die Küchen

Neue Wege im Bio-Foodservice © EPOS Bio Partner Süd GmbH
„So regional wie möglich und sinnvoll“ ist die Devise des Bio-Großhändlers Epos. Rund 20 eigene LKWs sind für die Belieferung von Großverbrauchern in Bayern, Baden-Württemberg und Südhessen unterwegs.

Im vergangenen Herbst hat der Bio-Großhändler ‚Epos Bio Partner Süd‘ einen neuen Regionalstandort in Kornwestheim bei Stuttgart eröffnet. Mit insgesamt vier Logistikplattformen in Baden-Württemberg und Bayern will das Unternehmen nun Großverbraucher in ganz Süddeutschland auf möglichst kurzen Wegen mit Bio-Ware versorgen – wo machbar aus der Region. Geschäftsführer Hermann Oswald gibt Einblick ins Geschäft des Großhändlers und analysiert die jüngsten Bio-Entwicklungen im Foodservice.

Gut 100 Mitarbeiter gehören heute insgesamt zur Epos-Gruppe; geboten wird ein Bio-Vollsortiment mit über 10.000 Artikeln aus dem Frische-, TK- und Trockenbereich; der Umsatz liegt bei 25 Millionen Euro. Regionale Logistiklager gibt es nun in München und Nürnberg, Überlingen am Bodensee und Kornwestheim.

„Jeder Standort hat eigene Subunternehmen, die exklusiv für uns unterwegs sind“, erklärt Hermann Oswald. Insgesamt kommt der Großhändler auf rund 20 LKWs, die meisten davon eher kleinere Fahrzeuge der Gewichtsklasse 12 bis 18 Tonnen. „Innenstädte mit zu großen Fahrzeugen anzufahren wäre unpraktisch“, so der Geschäftsführer.

Durch den neuen Standort in Kornwestheim könne Epos Baden-Württemberg nun komplett abdecken. Nördlich von Kornwestheim reiche der Vertrieb bis nach Südhessen, inklusive Mainz und Frankfurt, im Süden würden auch Betriebe am Alpenrand beliefert: von Salzburg bis zum Kleinwalsertal.

Das Sortiment ist an allen Standorten fast identisch, die Hauptplanung geschieht im Zentrallager, regionale Artikel werden anschließend dazukommissioniert. 20 Prozent des Angebots beläuft sich auf Obst und Gemüse, zu einem geringen Teil bereits küchenfertig, nochmal 20 Prozent ist Tiefkühlware. Die Belieferung von frischen Backwaren lasse sich momentan logistisch nicht realisieren.

Regionale Wertschöpfung zwischen Anspruch und Wirklichkeit

„Wir wollen Bio mit Gesicht bieten“, betont Oswald – am besten bis hin zu den Erzeugern von Obst und Gemüse. Epos‘ Anspruch sei es, verbindlich mit den Landwirten zusammenzuarbeiten und ihnen eine Abnahmegarantie zu bieten. Um jeden seiner Standorte herum hat der Großhändler heute Erzeugernetze aufgebaut, um wirklich regionale Ware ausliefern zu können. Die meiste regionale Wertschöpfung werde mit Kartoffeln und Gemüse, Paprika, Fenchel oder Zucchini, erzielt. Auch Eier würden so regional wie möglich bezogen, und zum Sortiment gehöre Mehl von kleinen, regionalen Mühlen.

Die Lieferung von Obst spiele demgegenüber eine vergleichsweise geringe Rolle, benötigt werden etwa Äpfel, Birnen, Bananen und Mandarinen für die Kita- und Schulverpflegung. „Äpfel bieten wir in jeder Verarbeitungsform, möglichst auch in verschiedenen Gebindegrößen, je nach Anwender und Bedarf“, berichtet Oswald. Viele der benötigten verarbeiteten Artikel seien allerdings nicht aus der Region verfügbar, ebenso wie bei verarbeitetem Gemüse.

„Es gibt keinen einzigen Betrieb in Süddeutschland, der TK-Gemüse liefert“, bedauert Oswald. Pommes aus der Region könne man beziehen – allerdings nicht in Bio-Qualität. Auch Apfelmus sei für Epos in seinem Einsatzgebiet nicht in professioneller Größe zu bekommen. Einen Anbieter dafür habe man nun immerhin in Südtirol gefunden. Beim Apfelsaft sei es dem Großhändler gelungen, Artikel mit den regionalen Bio-Zeichen von Baden-Württemberg bzw. Bayern ins Sortiment zu bekommen.

Qualität hat ihren Preis

Allgemein fährt Epos nach der Devise „so regional wie möglich und sinnvoll“. Gerade im Fleischbereich habe Regionalität ihren Preis und sei nur umsetzbar, wenn die Kunden bereit sind, diesen auch zu zahlen. Bei den Eiern zeigt sich der Lieferant konsequent und bezieht ausschließlich Verbandsware aus Deutschland – „auch wenn EU-Bio-Eier aus Osteuropa billiger wären.“ Auch bei der H-Milch habe sich das Naturland-Fair-Siegel als Standard etabliert. Höhere Qualität sei allerdings auch mit Risiko verbunden: Bekommt ein Konkurrent bei einer Ausschreibung den Zuschlag, liege die Wahl aller Wahrscheinlichkeit nach im niedrigeren Preis begründet.

Damit, dass aktuell oft mehr Wert auf regional als auf Bio gelegt wird, sei auch Epos konfrontiert. „Die regionale Landwirtschaft zu erhalten ist wichtig, aber durch die Umstellung auf Ökolandbau wird auch der Erhalt des Betriebs sichergestellt. Bio ist ein Mittel gegen Höfesterben!“, meint Oswald. Sind kleinteilige, dezentrale Strukturen einmal verschwunden, sei es extrem schwierig, sie wieder aufzubauen. Auch die Verarbeitungsstrukturen vor Ort – wie Mühlen, Bäcker und Metzger – fielen damit weg. „Und einen neuen Hof aufzubauen ist viel schwieriger, als einen bestehenden auf Bio umzustellen.“

Ein knappes Drittel seiner Ware liefert Epos in die Betriebsgastronomie, ein knappes Drittel geht in Hotels und Gastronomie und ein gutes Drittel in Schul- und Kinderverpflegung. Durch Corona haben sich die Anteile dem Großhändler zufolge allerdings etwas verschoben: Weil mehr Leute Homeoffice machen, gibt es weniger Esser in den Kantinen; dafür hätten die Bereiche Gastronomie und Schulverpflegung zugenommen.

Bio fasst Fuß im Foodservice

„Der konventionelle Foodservice hat Bio lange Zeit nicht ernst genommen“, stellt Oswald fest. Da sei der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel schon viel weiter. Durch die politischen Impulse der letzten Jahre habe sich aber etwas getan: „Mehr Einrichtungen müssen, können oder wollen jetzt Bio kaufen und der Foodservice will mit seinem Angebot mithalten. Wir sind in der Sichtbarkeit angekommen. Ein Bio-Sortiment ist zum Wettbewerbsfaktor geworden.“

Manche Küchen, die mit Bio anfangen wollen, kommen als Neukunden zu Epos; andere bleiben bei konventionellen Händlern, die auch Bio im Angebot haben. „Wenn jemand mehr umstellen will als Reis, Nudeln oder Müsli, zum Beispiel auch Obst und Gemüse, Fleisch und Milchprodukte, ist die Zusammenarbeit mit ei-nem Bio-Händler auf jeden Fall sinnvoll – egal ob als Hauptlieferant oder als Ergänzung“, erklärt Oswald.

Gleichzeitig rät er Küchen dazu, auf die Qualität ihrer Ausschreibungen zu achten, um aus einem möglichst breiten Angebot wählen zu können. Schreibe eine Küche zum Beispiel gemischte Ware mit 50 Prozent Bio, 50 Prozent konventionell aus, entgehe ihr unter Umständen das günstigere Angebot eines Bio-Händlers.

AHV-Siegel bringt neue Chancen

Politisch sei Deutschland bei Bio in der AHV trotz des grünen Landwirtschaftsministeriums der letzten Jahre noch nicht so weit, wie es kommuniziert werde. Auch in öffentlichen Küchen beurteilt Oswald das Angebot als längst nicht so groß wie angekündigt. „Ohne intrinsische Motivation setzt sich in der Außer-Haus-Verpflegung fast keiner für hohe Bio-Anteile ein“, bemerkt der Geschäftsführer. Für die weitere Entwicklung müsse sich außerdem die Bio-Verfügbarkeit verbessern. „Das Thema Bio in der AHV ist noch zu klein, um Druck auf dem Acker zu erzeugen. Der Effekt hängt noch am Himmel.“

Kooperation gefragt

Mit Blick auf die Zukunft lasse sich die wirtschaftliche Situation in der Außer-Haus-Verpflegung momentan äußerst schwer einschätzen. Große Systemgastronomen seien erfolgreich und es gebe viel Kannibalisierung.
„Wir selbst haben noch Wachstumspotenzial, aber unsere logistischen Möglichkeiten sind auch begrenzt“, meint der Geschäftsführer. Daher könne es durchaus Sinn ergeben, über neue Kooperationsstrukturen nachzudenken. Wenn ein konventioneller Händler auf der Suche nach bestimmten Bio-Produkten ist, signalisiert Epos Bereitschaft zur Zusammenarbeit.

„Wir haben ein Selbstverständnis als Marktmacher“, betont Oswald. In den letzten Jahren ging es für den Großhändler mit knapp zehn Prozent Wirtschaftswachstum voran. 2024 sei Epos vor allem mit Innenschau beschäftigt gewesen – zum Beispiel für die neue Standortentwicklung in Kornwestheim. Dieses Jahr will das Unternehmen sich aber wieder mehr nach außen engagieren, neue Kunden gewinnen und in den Vertrieb investieren. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Lena Renner

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