Start / News / Bio-Tops / Stillstand beim Exportverbot für gefährliche Pestizide

Agrarpolitik

Stillstand beim Exportverbot für gefährliche Pestizide

Verbände prangern Verschleppung an

Am morgigen Dienstag jährt sich die Ankündigung des Bundeslandwirtschaftsministeriums, mittels einer Verordnung ein Exportverbot für bestimmte gesundheitsschädliche Pestizide, die in der EU nicht eingesetzt werden dürfen, auf den Weg zu bringen. Nachdem das Ministerium einen Verordnungsentwurf erarbeitet hat, geht es in der Ressortabstimmung nicht voran. NGOs, Umweltverbände und Stiftungen fordern nun alle beteiligten Ressorts auf, den Entwurf in die Verbände- und Länderkonsultationen zu übergeben, damit die Verordnung schnellstmöglich in Kraft treten kann.

„Wirtschaftliche Interessen dürfen niemals Vorrang vor Gesundheit und Umweltschutz haben. Aus diesem Grund betrachten wir eine Blockade des angekündigten Pestizidexportverbots innerhalb der Bundesregierung sehr kritisch“, sagt Silke Bollmohr, Referentin für globale Landwirtschaft und Welternährung vom INKOTA-netzwerk. 

„Misereor-Partnerorganisationen dokumentieren weltweit Fälle eklatanter Häufungen von schweren Erkrankungen und Todesfällen in Gegenden mit hohem Pestizideinsatz. Wir können nicht länger zulassen, dass sich nachweislich jedes Jahr 385 Millionen Menschen an Pestiziden vergiften und 11.000 sogar daran sterben, vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika“, erklärt Sarah Schneider, Referentin für Welternährung bei Misereor.

„Deutsche Pestizidkonzerne wie Bayer und BASF machen Profit auf Kosten von Mensch und Umwelt. Verbotene Pestizide gelangen als Rückstände in Importprodukten zum Teil auch zu uns in die Regale der Supermärkte zurück. BUND-Zierpflanzentests zeigen regelmäßig eine hohe Belastung mit gefährlichen Pestiziden ohne EU-Zulassung. Diese Doppelstandards dürfen nicht weiter toleriert werden“, fordert BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel.

„Der Export hochgefährlicher Pestizide untergräbt Menschenrechte. Das deutsche Pflanzenschutzgesetz liefert die rechtliche Grundlage, um den Export bei uns verbotener Pestizide über eine Verordnung zu unterbinden“, stellt Susan Haffmans, Referentin für Pestizide und internationale Angelegenheiten bei PAN Germany, klar.

Dass dies mit EU- und Welthandelsrecht im Einklang steht, werde vom Rechtsgutachten ‚Umsetzung eines Ausfuhrverbots für bestimmte, gefährliche Pestizide aus Deutschland‘ belegt, das vom European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), der Heinrich-Böll-Stiftung, dem INKOTA-netzwerk, dem Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) und der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Auftrag gegeben und im September 2022 veröffentlicht wurde. Die praktische Umsetzbarkeit bewiesen Belgien und Frankreich, die den Export gefährlicher Pestizide bereits gesetzlich unterbinden. Statt am Export alter, gefährlicher Wirkstoffe festzuhalten, solle Deutschland in nicht-chemische Pflanzenschutzstrategien investieren und das Exportverbot als Innovations-Booster dafür nutzen, fordert Haffmann.

[ Artikel drucken ]

Ticker

Das könnte Sie auch interessieren

Bioland warnt vor weiteren fünf Jahren Glyphosat

Gravierende Umweltauswirkungen

Mitte Oktober entscheiden die EU-Mitgliedsstaaten darüber, die auslaufende Zulassung des Totalherbizids Glyphosat um weitere fünf Jahre zu verlängern. Die Europäische Kommission wird voraussichtlich morgen einen Entwurf zur konkreten Ausgestaltung einer weiteren Zulassung von Glyphosat vorlegen. Dazu ein Kommentar von Gerald Wehde, Leiter Agrarpolitik Bioland e.V.

14.09.2023mehr...
Stichwörter: Pestizide, Verordnung, Verbände, Recht, Export, Agrarpolitik, Gesetzgebung, Pestizidverbot, BUND, pan-germany, MISEREOR, INKOTA, Gutachten, ECCHR, Heinrich-Böll-Stiftung

Trinkwasser vor Belastung schützen

Verbändebündnis fordert Anwendungsverbot für chemisch-synthetische Pestizide

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) und Bioland e.V. fordern ein Anwendungsverbot für chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und die Ausweitung des Ökolandbaus in Einzugsgebieten, die der Trinkwassergewinnung dienen. Sie unterstützen entsprechende Pläne der europäischen Kommission.

04.11.2022mehr...
Stichwörter: Pestizide, Verordnung, Verbände, Recht, Export, Agrarpolitik, Gesetzgebung, Pestizidverbot, BUND, pan-germany, MISEREOR, INKOTA, Gutachten, ECCHR, Heinrich-Böll-Stiftung

Exportstopp für gesundheitsschädliche Pestizide

BMEL arbeitet an einem Verbot

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) plant ein Exportverbot für gesundheitsschädliche und in der EU nicht zugelassene Pestizide. Bisher dürfen diese Mittel in Deutschland zwar nicht mehr genutzt, allerdings weiterhin hier produziert und aus der EU exportiert werden. Das BMEL erarbeitet nun eine Verordnung nach dem Pflanzenschutzgesetz, um ein Exportverbot durchzusetzen.

13.09.2022mehr...
Stichwörter: Pestizide, Verordnung, Verbände, Recht, Export, Agrarpolitik, Gesetzgebung, Pestizidverbot, BUND, pan-germany, MISEREOR, INKOTA, Gutachten, ECCHR, Heinrich-Böll-Stiftung