Bio-Kaffee - Anbaukompetenz, die man schmeckt
Interview zum Thema Bio-Kaffee zum Tag des Kaffees am 28. September
Kaffee ist mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von über 140 Litern/Jahr das liebste Getränk der Deutschen. Und auch in den aufstrebenden Schwellenländern steigt der Konsum des aromatischen Muntermachers unaufhaltsam. Umso wichtiger ist es, dass die Kaffee-Bohnen ökologisch angebaut wird. Warum, das erklärt Pia Niehoff, Tochter eines renommierten Kaffee-Rösters und Kaffee-Expertin bei Bio-Pionier Lebensbaum.
Kaffee - Warum ist Bio-Anbau so wichtig?
Pia Niehoff: Kaffee wächst auf rund 10 Mio. Hektar Fläche in den Ländern rund um den Äquator - meist auf großen Monokultur-Plantagen, die nach konventionellen Methoden bewirtschaftet werden. Das entspricht nicht der Natur der schattenliebenden Kaffeepflanzen, die deswegen anfälliger für Krankheiten sind. Also muss oft mit Chemie nachgeholfen werden. Pestizide und chemische Dünger - das weiß jeder - beeinträchtigen das Bodenleben und belasten das Trinkwasser.
In der biologischen Landwirtschaft werden die Kaffeesträucher in Mischkulturen und unter großen Schattenbäumen angebaut. Das schützt die Kaffeepflanzen und ist zugleich eine wichtige Maßnahme gegen Erosion. Außerdem behalten Tiere ihren Lebensraum, ein gutes Beispiel ist eine Demeter-Plantage in Süd-Mexiko, von der Lebensbaum Kaffee bezieht. Dort finden Zugvögel in den Schattenbäume eine wichtige Rastmöglichkeit. Das trägt direkt zum Erhalt der Artenvielfalt bei.
Auf den Einsatz von chemischen Düngern und Spritzmitteln wird verzichtet. Stattdessen wird das Gleichgewicht von Flora und Fauna stabilisiert. Außerdem ist ein gesunder Boden ganz wichtig. Seine Vitalität wird in der ökologischen Landwirtschaft mit natürlichen Maßnahmen gefördert, z.B. hochwertigem Kompost.
Bei Lebensbaum gibt es neben biologisch angebauten Kaffees auch solche aus Demeter-Anbau? Wo ist der Unterschied?
Pia Niehoff: Im Demeter-Anbau gelten neben den Vorgaben für den biologischen Landbau weitere ganzheitliche Regeln bei der Kultivierung. Demeter-Landwirte achten beispielsweise bei Aussaat und den landwirtschaftlichen Arbeiten besonders auf die Rhythmen in der Natur. Außerdem stellen sie sogenannte Präparate aus Mist, Heilpflanzen und Mineralien her, die die Bodenfruchtbarkeit besonders nachhaltig steigern und zur Entwicklung des charakteristischen Aromas der Lebensmittel beitragen.
Geerntet wird zudem nur zu bestimmten Mondphasen. Die haben früher auch schon die Schiffsbauer berücksichtigt, um Holz zu ernten, das sich besonders gut für den Bootsbau eignet. Es handelt sich also um uraltes Erfahrungswissen, das auf nützliche Weise in die heutigen Landbau-Traditionen einfließt. Wir setzen aber nicht nur auf Kaffees aus kontrolliert biologischem oder biologisch-dynamischem Anbau weil wir damit Mensch und Umwelt schützen, sondern weil wir hier die Kaffee-Kirschen finden, die unseren hohen Qualitätsvorgaben gerecht werden.
Das heißt, man kann die Anbau-Unterschiede schmecken?
Pia Niehoff: Ja. Das Aroma eines Kaffees spiegelt das Klima und die Natur wider, in der er wächst.
Ein gesunder Boden und die Beschattung durch die hohen Bäume sorgen dafür, dass die Kaffeekirschen besonders behutsam reifen und ihr natürliches Aroma perfekt entwickeln können.
Darüber hinaus ist aber auch die sachgerechte Ernte ganz wichtig, die bei uns immer von Hand passiert: An einem Strauch können nämlich gleichzeitig Kaffee-Blüten sowie unreife und reife Kirschen sein. Nur wenn von Hand gepflückt wird, kann bei der Ernte schon eine qualitätsorientierte Auswahl der Kirschen stattfinden. Außerdem schützt die Ernte von Hand die Pflanzen. Bei der maschinellen Ernte werden Blätter und Äste von den Kaffeebüschen abgerissen, die später wieder aussortiert werden müssen.
Alles zusammen macht den feinen Unterschied aus, den man dann auch schmeckt!
Wie wichtig ist die Röstung dann noch?
Pia Niehoff: Eine gute Röstung ist neben dem sachgerechten Anbau das A und O für einen hochwertigen Kaffee. Erst beim Rösten entfalten sich nämlich die kostenbaren Aromen im Kaffee. Hier ist es besonders wichtig, dass der Kaffee gleichmäßig durchgeröstet wird und nicht von außen verbrannt und von innen noch roh ist. Dies erreichen wir bei Lebensbaum durch die traditionelle Langzeitröstung, in der der Kaffee bei niedriger Temperatur langsam und schonend geröstet wird.
Zum Ende hin wird die Temperatur für den Feinbrand reduziert. Dadurch erreichen wir die gleichmäßige Durchröstung der Bohnen, was deren Körper betont und das Zusammenspiel der über 800 Aromen perfekt ausbalanciert. Kaffees, die auf diese Weise geröstet werden, schmecken nicht nur besonders gut, sondern sind auch sehr bekömmlich.
Kaffee ist ein Naturprodukt und unterliegt natürlichen Schwankungen, daher werden bei den Röstungen immer wieder Proben gezogen zur Prüfung und Verkostung. Denn was am Ende zählt, ist trotz allem immer noch der Geschmack in der Tasse.