Bio auf dem Land

Rewe:XL Hundertmark macht es in Rheinland-Pfalz möglich

Bio-Lebensmittel in der Eifel, an der Mosel, im Westerwald und im Hunsrück: Rewe:XL Hundertmark trägt in Rheinland-Pfalz Bio in ländliche Gebiete hinein. 1.800 Bio-Produkte bietet der Selbstständige Einzelhändler in den kleinen Gemeinden an. Ohne das Familien-Unternehmen gäbe es dort kein nennens­wertes Bio-Angebot. Die neun Märkte sind mit einer Verkaufsfläche von rund 2.000 Quadratmeter alle ungefähr gleich groß dimensioniert und sind als Vollsortimenter einschließlich Non Food konzipiert. Die Brüder Jörg, Dirk und Björn Hundertmark führen die Lebensmittelmärkte seit 2002.

Die Standorte in den Mittelgebirgen des Bundeslandes Rheinland-Pfalz sind alles andere als Bio-Hochburgen. Die Einwohnerzahlen liegen zwischen 3.000 (Kaisersesch) und 8.000 (Mendig). Das Einzugsgebiet der Standorte beträgt mit den umliegenden Dörfern 10.000 bis 15.000 Einwohner. Die Struktur ist somit ländlich.

Einen Bio-Anteil zwischen vier und sechs Prozent erreicht der Rewe-Händler dort. Damit liegt er im bundesweiten Durchschnitt und zum Teil leicht darüber. Bei einer Kaufkraft von zehn Prozent unter dem Bundesdurchschnitt ist das eine respektable Leistung. Konkurrenz machen  Discounter und das Lebensmittelhandwerk. Andere Vollsortimenter oder SB-Warenhäuser gibt es so wenig wie einen Naturkostfachhandel.

Bio-Dubletten aussortiert

„Früher hatten wir Blockplatzierung. Vor sechs Jahren haben wir im Sortiment zugeordnet“, erinnert sich Björn Hundertmark. Gleichzeitig wurden die Überschneidungen aussortiert. 50 Prozent der Produkte gab es doppelt. Zwei Hersteller, gleiches Produkt, gleiche Verpackung und gleicher Preis. Das ist keine wirkliche Alternative für die Kunden. In einem langen Prozess hat das Handelsunternehmen ein stimmiges und funktionierendes Bio-Sortiment aufgebaut. Ob Frische, TK, Trocken, Getränke oder Bedienungstheke: Bio ist überall. Bei Bio-Fleisch fehlt Schwein, Geflügel und Wurst in Bedienung. In den anderen Warengruppen ist Hundertmark gut aufgestellt.

Dem qualitätsorientierten Händler nimmt der Konsument Bio ab. Er kann das Sortiment glaubwürdig vertreten. 20 Mitarbeiter sind als Ernährungsberater geschult. In Kundenabenden wird ei­nem kleinen Kreis anspruchsvolle Sortimente wie Bio vorgestellt. „Das kann kein Discounter machen“, verweist Jörg Hundertmark auf seinen Vorteil. Der Erfolg ist natürlich nicht direkt messbar.

1.800 Bio-Artikel finden sich im 30.000 Artikel zählenden Vollsortiment. 400 Rewe Bio-Artikel bilden die Basis. Dazu kommen dann nochmals 1.400 Markenartikel, das Gros von der Bio-Zentrale. Hochpreisige Bio-Spezialitäten tun sich im ländlichen Raum naturgemäß schwer. Die Bodenständigkeit verhindert kulinarische Luftsprünge.

Grünes Sortiment mit viel Auswahl

Mit rund 60 Obst- und Gemüse-Artikeln in Bio-Qualität bietet Hundertmark seinen Kunden viel Auswahl. Er nutzt das gesamte Programm der Rewe. „O+ G ist bei uns die führende Bio-Warengruppe“, teilt Jörg Hundertmark mit. Auch Wintergemüse wie Wirsing, Weiß- und Rotkraut, das auf dem Frischmarkt kein Renner mehr ist, wird geführt. Zwischen drei Bio-Kartoffelsorten kann der Kunde wählen. Neben den Gemüsezwiebeln gibt es in Bio noch die edlen Schalotten. Die Bio-Karotten waren bei der Rewe aktuell mit 0,79 Cent für das Kilo in der Aktion. „Das ist ein guter Schritt, damit holt man die Produkte aus der Nische“, urteilt Jörg Hundertmark.

Die Region steuert wenig bei zum grünen Bio-Sortiment. Gartenbau gibt es in Eifel und Hunsrück nur wenig. Biologische Äpfel und Kartoffeln zählen zu den regional erhältlichen Produkten. „Was sie im Rheinland problemlos in Bio bekommen, gibt es hier nicht“, erläutert Jörg Hundertmark.

Die Rewe West beliefert die Hundertmark-Märkte über das Lager in Koblenz. Im Trockensortiment steuern die Gebrüder Franz Naturwarenhandel aus Saarbrücken einige Artikel bei. Regionale Lieferanten wie die Landmetzgerei Scharres mit Bio-Dosenwurst aus der Eifel kommen dazu.

Regionalität ist für die Kunden ein Thema geworden. „Skandale verunsichern die Leute. Die Kunden wollen regionale Produkte, wenn der Bezug nachvollziehbar ist“, erzählt Björn Hundertmark. Die Regionalmarke Eifel bietet neben konventionellen Produkten auch ein Bio-Sortiment. Das Problem ist die Verfügbarkeit. Menge und Logistik verhindern oft eine Belieferung.

Backwaren sind die Nummer zwei im Bio-Sortiment. Bei frischem Brot und Brötchen funktioniert die Regionalität. Die Bäckerei Lohner im Vorkassen-Bereich führt ein kleines Bio-Sortiment. Im Markt gibt es eine Sonderplatzierung der Barth Vollkornbäckerei aus Niederfell an der Mosel. Der Bio-Bäcker liefert täglich frisch an sechs Märkte des Handelsunternehmens ein ansprechendes, gut gehendes Sortiment zum vernünftigen Preis.

Regionales Bio-Rindfleisch

Auch Bio-Rindfleisch aus dem Hunsrück nehmen die Theken-Kunden an. Das Fleisch stammt vom Piemonteser Rind aus der gleichnamigen italienischen Region. Die Rasse zeichnet sich durch einen hohen Fleisch-Anteil aus. Es ist feinfaserig und damit zart auf der Zunge. Den Aufpreis von 20 Prozent für das Bio-Rindfleisch akzeptiert der Kunde. Metzgermeister Werner Wilhelm ist von der Qualität überzeugt: „Sie haben bei unserem Bio-Rindfleisch keinen Bratverlust.“

Schweinefleisch haben die Kaufleute probiert, aber es hat nicht funktioniert. „Bio-Schweinfleisch ist im Vergleich zum konventionellen viel intensiver im Geschmack. Außerdem ist der Preis-Unter-
­schied zu groß“, meint Jörg Hundertmark.

In der Käsetheke und im Prepacking führt der Rewe-Händler ein anspruchsvolles Bio-Sortiment mit 25 Sorten. Die Bio-Käserei Zurwies aus Baden-Württemberg ist zum Beispiel vertreten. Der Bornwiesenhof aus Rheinland-Pfalz vermarktet seine demeter-Produkte aus der eigenen Käserei hier heimatnah. Das ist eine gelungene Kombination aus Bio und regional auf Feinschmecker-Niveau. „Wir sind absolut zufrieden mit dem Bio-Käse“, sagt Björn Hundertmark.

Die Kühlregale sind seit August 2010 Energie sparend mit Türen versehen. „Die Bedenken, dass die Türen schlecht fürs Geschäft sind, haben sich nicht bewahrheitet. Die Energie-Einsparung ist aber erheblich“, berichtet Jörg Hundertmark. 

Im Mopro-Regal dominiert in Bio die Rewe Eigenmarke. Dabei ist der Mozzarella von Rewe Bio mit 60 Cent/100 Gramm deutlich preisgünstiger als der konventionelle vom Santa Lucia mit 80 Cent/100 Gramm. Bio ist nicht immer teurer. Moderne Milchgetränke wie Lassi steuert die Andechser Molkerei bei. „Andechser funktioniert gut“, weiß Björn Hundertmark.

Bio-Tofu hat sich durchgesetzt

Im Kühlregal ist der Tofu von VeggieLife zu einem festen Sortimentsbestandteil geworden. „Das läuft hervorragend. Wir haben vor zwei Jahren damit angefangen. Der Tofu hat sich gleich durchgesetzt“, lobt Björn Hundertmark. Die Feinkost-Salate haben in Bio nicht die Bedeutung wie im herkömmlichen Bereich. Rewe Bio bietet Geflügel-, Fleisch-, Nudelsalat und frische Aufstriche wie die Sorten Olive und Senf-Honig-Feige an. SB-Wurst deckt Rewe Bio mit acht Sorten ab. Vier davon tragen das Naturland-Zeichen, zwei Sorten die DLG-Goldmedaille.

Im Trockensortiment ist ein recht differenziertes und durchdachtes Angebot vorhanden. „Wir wollen zu jedem Artikel eine Bio-Alternative haben“, nennt Björn Hundertmark als Ziel. Die Brüder sind auf diesem Weg schon recht weit.

Bei den H-Produkten gibt es mit Soja- und Soja-Reismilch biologische Alternativen zu Kuhmilch. Pflanzliche Aufstriche sind eine Domäne der Bio-Hersteller. Produkte von Rinatura stehen in Kaisersesch im Regal. Der Lord of Tofu aus Lörrach ist mit Glas-Produkten im Trockensortiment vertreten.

Schwer tun sich die Bio-Süßwaren. „Hier hatten wir hohe Abschriften“, bedauert Björn Hundertmark. Schokolade von Gepa und iChoc wird akzeptiert. Bei Bio-Zuckerwaren sind die Verbraucher dagegen zurückhaltend. Biologisch geknabbert wird mit Reiswaffeln, Brezeln und Kräcker von Huober, der Bio-Zentrale und Whole Earth.

Bio deckt Verbraucherwünsche ab

Beim Kaffee sind einige Markenanbieter wie die Gepa mit Fair Trade und Bio präsent. Röst-Riese Tchibo hat sein Bio-Kaffeepulver ebenfalls platziert. Auch Darboven ist mit Bio und fair dabei, und Mount Hagen mit Espresso, löslichem und Getreidekaffee. Gemahlen oder als ganze Bohne, 250-, 500-Gramm- oder ein Kilo-Packung: Bio deckt hier verschiedene Verbraucherwünsche ab.

Bei den Konserven bietet der Markt in Kaisersesch reichlich Auswahl von BioFit und Thüringer Landgarten. Bei den Sauerkonserven wird mit Gewürzgurken, Cornichons, Silberzwiebel, Rote Beete, Rotkohl, Sauerkraut, Bohnen-, Sellerie- und Rohkost-Salat erstaunliche Vielfalt geboten.

Bei den Frucht-Konserven dominieren die Apfel-Produkte, die es mit Mango, Birne, Sanddorn und Rhabarber als Zusatz gibt. Süß- und Sauerkirschen und Ananas sind vertreten. Gemüsekonserven wie Bohne, Erbsen und Kichererbsen führt Hundertmark. Damit lässt sich der Großteil der Bio-Nachfrage abdecken.

Bei den mediterranen Konserven sind Produkte von Rinatura, der Bio-Zentrale und Hörrlein im Markt in Kaisersesch. Glasprodukte wie Kapern, Oliven, Artischocken, Knoblauch locken die Feinkost-Kunden. Björn Hundertmark wünscht sich in diesem Bereich noch mehr Auswahl.

Bei Bio-Teigwaren ist ein buntes Angebot im Regal: Seitz, Kattus, Rinatura, Bio-Zentrale und die glutenfreie Linie von Schnitzer bietet der Rewe XL seinen Kunden an. Eiernudeln, eifrei, deutsche und italienische Art, hell und Vollkorn sind im Sortiment. Da findet fast jeder seine Lieblingsform.

Bei den biologischen Backzutaten sind auch Spezialmehle aus Mais, Reis und Buchweizen erhältlich. Diese haben gemeinsam, dass sie glutenfrei sind. Zum biologischen Süßen gibt es neben dem weißen Rübenzucker von Diamant, Rohrrohzucker von Rewe Bio und Urzucker von Rinatura. Als alternatives Süßmittel wird Agavendicksaft gehandelt.

Für Desserts zum Anrühren ist das Ruf Bio-Sortiment mit Panna Cotta, Grießbrei und Milchreis vorhanden. Reis und Hülsenfrüchte liefern die Antersdorfer Mühle aus Niederbayern und Davita von Davert in Senden.

Müsli ist ein Renner im Bio-Sortiment. Entsprechend groß ist der Platz den Hundertmark dem Sortiment einräumt. Kölln, Antersdorfer Mühle, Bio-Zentrale und Whole Earth stehen im Regal.

Im kalten Sortiment können die Kunden zu biologischem Gemüse, Kartoffelprodukten, Fisch und Eis greifen. Rewe Bio bildet die Basis. Das Frosta Bio-Gemüse kommt dazu. followfish bietet biologische Garnelen und Lachs, und von Roggenkamp Organics kommt die Bio-Eiscreme in Konditor-Qualität.

Bei Bio-Getränken zeigt der Supermarkt aus Rheinland-Pfalz bei Wein seine Stärke. Dionysis ist mit einem Programm aus den europäischen Weinnationen vertreten. Natürlich sind Bio-Weingüter von der nahen Mosel in der Wein-Abteilung etabliert.

Mit viel Einsatz und Engagement zeigt Rewe:XL Hundertmark, dass Bio auch auf dem Land funktioniert. Wer seine Hausaufgaben in der Sortimentsarbeit macht, hat Erfolg. Die Erwartung wie in Bio-Hochburgen sollte der Kaufmann allerdings nicht hegen.

Anton Großkinsky

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