800 Millionen Grenze geknackt
150 internationale Vertreter auf dem Naturkosmetik Branchenkongress
Elfriede Dambacher, die Organisatorin des Naturkosmetik Branchenkongresses in Zusammenarbeit mit der Nürnberg Messe, analysierte die aktuellen Marktentwicklungen. In den letzten beiden Jahren lag die Wachstumsrate in Deutschland bei rund zehn Prozent. Trotz etwas geringer erwartetem Wachstum von zirka acht Prozent in 2011 wird die 800 Millionenmarke überschritten.
Der Marktanteil der zertifizierten Naturkosmetik beträgt etwas über sechs Prozent. Ähnlich liegt der Marktanteil bei der nicht-zertifizierten, naturnahen Kosmetik, diese günstigere Mainstream-Kosmetik wächst allerdings im Moment schneller.
In diesem Segment wachsen Handelsmarken besonders überdurchschnittlich mit etwa 15 Prozent. Haut- und Haarpflegemittel stellen mit zwei Drittel des Umsatzes immer noch den Löwenanteil. Noch interessant sind Bade- und Duschzusätze. Diese Warengruppen in zertifizierter Qualität sollten in keinem Sortiment des Handels fehlen.
Bio- und fair zertifizierte Rohstoffe boomen in den Zutatenlisten, die Ingredienzien werden immer höherwertiger, vielfach herrscht Rohstoffknappheit. Nachhaltige und ethische Aspekte werden seitens der Kunden immer stärker verlangt, und greenwashing wird schnell abgestraft. Ethische und Faire Zertifizierungen der Rohstofflieferanten und der Marken- artikler werden den Kunden immer wichtiger, wie aus zahlreichen Beiträgen zu den weltweiten Trends hervorging.
Am Beispiel Verpackungen wurde die Berechnung einer CO2 Bilanz und den Ausgleichszahlungen dargestellt. Die verwendeten Kartonagen aus Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft sind auf dem Vormarsch und runden den ganzheitlich nachhaltigen Anspruch ab. Vom Institut für Marktökologie wurde eine neue Nachhaltigkeitszertifizierung vorgestellt, die zusammen mit der Sozialzertifizierung für Unternehmen (for Life) auf große Resonanz der anwesenden Firmen stieß.
Der Vertriebsweg LEH/Discounter kommt nach Drogerien, Naturkosthandel, Reformhandel und Apotheken mit nur etwas über sieben Prozent erst an fünfter Stelle! Hier besteht noch großes Potenzial, insbesondere wenn man es mit der Entwicklung bei Bio-Lebensmitteln vergleicht.
Vor allem durch geeignete Sortimentsgestaltung und Kompetenzbeweis mit Schwerpunkt auf zertifizierter Naturkosmetik und Ergänzung durch Handelsmarken können Umsatzsteigerungen erreicht werden.
Mehrere ausländische Märkte wurden untersucht. Als Beispiel sei Brasilien genannt. Dies ist bereits der drittgrößte Markt für Naturkosmetik in der Welt, mit einem Wachstum von 30 Prozent im letzten Jahr. Ähnlich stark war das Wachstum in Frankreich. Weltweit beträgt das geschätzte Marktvolumen 23 Milliarden Dollar.
Entscheidende Motivationen für Konsumenten sind die Aspekte frei von toxischen Inhaltsstoffen und gerade bei Pflegeprodukten die Freiheit von allergenen Aspekten. Durchgängige Marken- und Kommunikationskonzepte sind gefragt.
Aus der Marktforschung wurden hierfür die Zielgruppenanalysen vorgestellt. Dass sowohl die prestigeorientierte Luxusshopperin, die experimentierfreudige Trendsetterin als auch die naturbewusste Puristin mehrheitlich weiblich sind, überrascht kaum. Eine puristischere Einstellung auf den Konsum wurde vom Gottlieb Duttweiler Institut aus der Schweiz identifiziert. Der Rat des amerikanischen Ernährungspapstes Michael Pollan „Iss nichts, das mehr als fünf Zutaten enthält“ lässt sich auch auf die Naturkosmetik übertragen.
Die neuen Ladenkonzepte der neuform greifen die Positionierung gesund schön genießen auf und vermitteln den Kernzielgruppen junge Familien und Menschen in der zweiten Lebenshälfte beispielsweise durch beleuchtete Glasregale eine hohe Wertigkeit. Dem Lebensmittelhandel eröffnen sich durch Beachtung dieser Trends hier noch hohe Umsatzpotenziale.
Peter Schaumberger