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Ökolandbau-Entwicklung global, EU-weit, regional

Die Entwicklung des Ökolandbaus wurde von einer Diskussionsrunde im Bio-Kompetenzzentrum der Anu­ga beleuchtet. Moderator Gerald Herrmann bezifferte den weltweiten Bio-Markt auf  50 Milliarden Euro. 22 Milliarden des Umsatzes werden in den USA und 20 Milliarden in Europa als Hauptmärkte realisiert.

„Weltweit werden nur rund ein Prozent des Lebensmittel-Umsatzes mit Bio gemacht. Wir brauchen einen Sprung, um Bio nach vorne zu bringen“, gab Herrmann zu bedenken und  stellte nachahmenswerte Beispiel für Bio-Erzeugung und -Vermarktung vor.

Die BESH-Gruppe betreibt Bio lokal und global. Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) zählt in Hohenlohe 1.100 Landwirte, davon arbeiten 420 biologisch. „Wir haben uns die regionale Entwicklung zur Aufgabe gemacht und arbeiten nach dem Solidarprinzip“, erläuterte BESH-Vorsitzender Rudolf Bühler. Mit einem eigenen Schlachthof, Metzgerei und Verkaufsstellen haben die Bauern mehrere Stufen in einer Hand und damit eine bessere Wertschöpfung.

Schweine-Fleisch ist das Hauptprodukt der BESH. Der übliche Marktpreis liegt bei 1,44 Euro/Kilo Schlachtkörper. Die BESH zahlt ihren Mitgliedern 1,80 Euro für Hällisches Qualitätsfleisch und für Bio 3,10 Euro. Die kleinstrukturierte Landwirtschaft kann gegenüber der industriellen Landwirtschaft nur durch höhere Preise für Qualitätsfleisch ihre Existenz sichern.

Den gleichen Ansatz verfolgt Bühler mit Projekten im Ausland. In Kerala/Indien startete er 2001 ein Gewürzprojekt mit lokalen Kleinbauern. „Wir setzen auf die Potenziale der Bauern indem wir eine Abnahmegarantie geben und 50 bis 100 Prozent über dem Marktpreis zahlen. 2004 initiierte Bühler ein Paprika-Projekt in Serbien, das nach gleichem Muster organisiert ist. 

Zur Herstellerstrategie zählt auch die Entwicklung der Absatzseite. Einkaufsleiter Christof Wörner vom Groß-Caterer Aramark ist Partner von BESH. Aramark vertritt eine nachhaltige und regionale  Bio-Strategie in dem preisaggressiven Markt der Betriebskantinen. Mit klassischem Marketing wird in den Kantinen für das Bio-Essen Überzeugungsarbeit geleistet. Stolz ist der Aramark-Chefeinkäufer auf den hohen regionalen Anteil von 30 Prozent: „Wenn sie daheim den Kühlschrank aufmachen, müssen sie erst einmal auf soviel kommen“.

Ex-Bioland-Präsident Thomas Dosch sieht auch die Agrar-Politik in der Pflicht: Es darf nicht alles allein dem Markt überlassen werden. Was nicht verantwortbar ist, sollte ordnungspolitisch verboten werden“. Nachhaltigkeit ist in Zeiten knapper werdender Rohstoffe gefragt. „Vor dieser Dis- kussion braucht Bio keine Angst zu haben“, meint Dosch, denn Bio ist per se nachhaltig.

Der Bio-Anteil von rund vier Prozent im Handel sei noch viel zu gering. Der Umsatz erhöht sich mit der Verfügbarkeit. „Wenn ein Kunde auf einer Großfläche 55 Minuten laufen muss, um einen Warenwert von 25 Euro an Bio-Produkten zusammenzutragen, fehlt es noch an der Präsenz der Bio-Produkte“, gibt Dosch zu bedenken.

A.G.

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