Es regnet Gold

Zum zweiten Mal fand der DLG-Test für Bio-Lebensmittel statt

Die DLG testete zum zweiten Mal die Qualität von Bio-Produkten in einer gesonderten Untersuchungsreihe und trägt damit dem starken Bio-Trend Rechnung.  "Indem man den Genuss in den Mittelpunkt stellt, wird die Wertschätzung von Lebensmitteln erhöht", sagt Rudolf Hepp von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) in Frankfurt am Main. Als Geschäftsführer des DLG-Testzentrums Lebensmittel weiß er, wovon er spricht.


Seit vielen Jahren untersucht die DLG Lebensmittel hinsichtlich ihrer sensorischen, chemischen und mikrobiologischen Qualität. Nur wenn die Produkte die strengen Kriterien erfüllen, verleiht die DLG eine der begehrten Auszeichnungen, die laut aktueller Umfragen einen immer höheren Stellenwert einnehmen. Anerkannte Qualitätsauszeichnungen  geben dem Verbraucher Sicherheit, helfen, sich zu orientieren und sich für oder gegen ein Produkt zu entscheiden.

Über 60 Prozent der Befragten neigen zu der Ansicht, dass guter Geschmack durchaus auch etwas kosten darf. Die Hersteller können anhand der DLG-Bewertung besser einschätzen, wo ihre Produkte im Vergleich zu Mitanbietern stehen. Für den Handel schließlich, sind solche Auszeichnungen ein wichtiges Instrument der Wertschöpfung. Es hat sich gezeigt, dass die Kaufakte zunehmen, wenn Produkte eine deutlich sichtbare DLG-Prämierung auf der Verpackung tragen. Mit entsprechenden positiven Folgen: Bei der Warengruppe Käse bedeutet eine Steigerung der Kaufrate zum Beispiel eine Absatzsteigerung von plus 116 Prozent.

Insgesamt testete die DLG 862 Bio-Produkte von 236 Herstellern, was im Vergleich zum ersten Wettbewerb einem Zuwachs von 24 Prozent entspricht. Nachdem die Einsender bereits beim ersten Mal erfreulich viele Prämierungen erhielten, war das Ergebnis im Jahr 2007 noch besser. Ganz offensichtlich haben die Teilnehmer sich nicht auf dem ersten Erfolg ausgeruht: Diesmal erhielt ein Drittel der Proben eine Gold-Prämierung, wobei Feinkost-Produkte mit einer Quote von 70 Prozent besonders herausragten. Das dürfte auch den Handel freuen, wo diese Warengruppe generell hohe Gewinnspannen verspricht.

Die Produkte kamen überwiegend aus Deutschland, teilweise auch aus Österreich, der Schweiz, Italien und Spanien. Zu den Einsendern gehörten sowohl Dachmarken-Anbieter wie die Bio-Zentrale oder Bio-Gourmet als auch Spezialanbieter wie Delinat mit Wein,  Egger`s mit Süßwaren, Bionade mit Erfrischungsgetränken oder Hanf & Natur. Kaufleute und Handelsketten wie Feneberg, Lidl, Norma und Rossmann beteiligten sich ebenso wie das Demeter Ökodorf Brodowin, die Teutoburger Ölmühle oder andere Erzeuger.
Während einige Hersteller einen breiten Querschnitt ihres Sortiments eingereicht hatten, waren es bei anderen bewusst ausgewählte Einzelprodukte mit optimalen Erfolgsaussichten. Der Drogeriemarkt Rossmann ließ zum Beispiele über 40 Artikel aus unterschiedlichen Warengruppen testen, die Bio-Zentrale sechs und BioGourmet drei.

Hohes Qualitätsniveau bestätigt


Untersucht wurden Produkte aus einem Dutzend verschiedener Warengruppen, von Brot und Feinen Backwaren, über Convenience, Wurst und Schinken oder Molkereiprodukten bis zu alkoholfreien Getränken.

Am stärksten waren die Backwaren vertreten. Hier ist es besonders wichtig, dass die Prüfer entsprechend geschult sind. Sie müssen unter anderem den Geschmack von ungewöhnlichen Getreidesorten, den besonderen Biss von Dinkelgebäck oder die Krumencharakteristik von Backferment-Broten kennen.
Die auch hier zu verzeichnende Zunahme an Prämierungen bestätigt die sehr guten Backqualitäten von Bioprodukten, welche ja auch immer mehr Verbraucher durch ihren Kauf anerkennen. Ausgezeichnete Brote und Feingebäcke kamen zum Beispiel von Herzberger, Glockenbrot oder der Naturkornmühle Werz, die nicht nur zahlreiche Produkte angemeldet hatten, sondern auch viele Zertifikate bekamen.

Der Medaillensegen kommt sicherlich dem Bekanntheitsgrad der gesamten Marke zu­gute. Ebenso dabei war natürlich die süße Schiene, etwa von Grabower Süßwaren oder der Keksfabrik Hans Freitag. Die Gebäcke nahmen häufig fast Feinkostcharakter an, sei es das Carrée Hauchzarte Knuspergebäck von der Bohlsener Müh­le oder die Schoko-Dinkel-Ku­geln von der Bio-Zentrale. Raffiniert auch das Bioland Knäckebrot Käse-Kürbiskern von Dr. Karg, das ebenfalls Gold bekam.

Schon lange finden sich im Bio-Bereich Spezialitäten, deren Qualität die strengen Zungen der DLG-Prüfer gleichfalls überzeugten. Dazu gehörten die pikante Chilischokolade von Ecofinia, Knabberhanf von Hanf & Natur, Tofuerzeugnisse von Albert's Tofuhaus und andere. Eco-Plus hat mit seinem außergewöhnlichen, feinen Angebot ebenfalls einen Trend erkannt. Sie vertreiben unter anderem den Gold-prämierten, nur mit Apfelzucker gesüßten Fiordifrutta Aprikosen-Aufstrich oder das Sahne-Pendant Oatly Hafer Cuisine.
Fertiggerichte wurden ebenfalls prämiert, beispielsweise von CoSa Naturprodukte  mit Bionor Bio-Bruschetta Arrabiata. Die Reihe an Beispielen mit höchstem Qualitätsniveau lässt sich lange fortsetzen: Nudelspezialitäten à la frische Dinkel-Schupfnudeln von Alb-Gold oder Pasta von D' Angelo, Geflügelspezialitäten von Wiesenhof, Jagdwurst mit Joghurt von kff,  Hällische Fleischwurst von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, und, und, und. Mit Blick auf die rege Beteiligung und das gute Gesamtergebnis heißt es auch bei der DLG, dass es dank besonderer Sorgfalt und handwerklichen Könnens trotz teilweiser Beschränkungen in der Bio-Produktion gelinge, sehr gute Produkte herzustellen.

Prinzip der DLG-Prüfungen

Das Lebensmittel muss festgelegte Qualitätskriterien erfüllen, was ein geschultes Sensorik-Panel anhand einer produktspezifischen Fünf Punkte Skala bewertet. Obwohl Bio-Lebensmittel nunmehr gesondert bewertet werden, unterscheiden sich die festgelegten Kriterien nicht von denen für konventionelle Ware.

Angesichts einer Reihe von Einschränkungen bei der Wahl von Zusatzstoffen spielt das handwerkliche und technologische Können insofern eine besonders wichtige Rolle, um sensorische Mängel zu vermeiden. Volle Punktzahl vergeben die Prüfer nur, wenn alles stimmt. Krümelt beispielsweise ein Brötchen beim Schneiden, bekommt es einen Punkt weniger. Ein grober Fehler, etwa ein gäriger Ge­schmack, führt zu zwei oder drei Punkten Abzug.

Unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus analytischen und rechtlichen Untersuchungen erfolgt gegebenenfalls die erhoffte Prämierung. Der betreffende Teilnehmer erhält ein Zertifikat und darf mit einer symbolisierten Medaille mit der Aufschrift "DLG prämiert" in Gold, Silber oder Bronze werben. Die Teilnahme ist freiwillig und kostenpflichtig, bringt den Herstellern aber klare Wettbewerbsvorteile. Vom Hersteller unter einem anderen Namen angebotene Erzeugnisse, das heißt Zweitmarken oder für andere hergestellte Erzeugnisse (Privat Label) sind zugelassen, wenn sie vom Herstellerbetrieb in die Endverpackung verpackt wurden.

Bettina Pabel

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