Lebensmittelbranche
Bühne frei für die Food-Zukunft
Digitale Spotlight-Session des Symposiums Essen + Trinken nimmt neue Wege der Lebensmittelbranche unter die Lupe

Am 25. September hat das Symposium Essen + Trinken (SET) eine digitale Session veranstaltet, in der vier Experten zentrale Spannungsfelder und Entwicklungen in der Lebensmittelbranche beleuchteten. Auf der Agenda standen der Dualismus zwischen Maximierung und Rückbesinnung, Innovationsbarrieren und der Status quo von Künstlicher Intelligenz in der Lebensmittelwirtschaft.
„Ernährung per se ist ein sehr polarisierendes und emotionales Thema“, stellte der Food- und Nachhaltigkeitsexperte Dan Anthes im ersten Vortrag fest. In Deutschland fühlten sich 42 Prozent der Menschen durch andere Ernährungsstile angegriffen.
Im Großen und Ganzen lasse sich dabei heute ein Dualismus zwischen Maximierung und Rückbesinnung erkennen. Die Anhänger von ersterem verstünden das Thema Ernährung rein funktionell, losgelöst von einer Notwendigkeit von Natur und Landwirtschaft. Mit dem Ziel der Selbstoptimierung versuchten sie beispielsweise ihre Proteinaufnahme zu maximieren. Auf der anderen Seite stünden die ‚Romantiker‘, die sich eine kleinbäuerliche Landwirtschaft wünschen, die Natur verherrlichen und sich das Credo von ‚weniger‘ und dafür ‚bewusster‘ auserkoren haben.
Bei genauerer Betrachtung ließen sich viele verschiedene Trends und Gegentrends ausmachen – wie etwa ‚Fast Food‘ vs. ‚Slow Food‘, ‚convenient‘ und ‚Do it yourself‘, natürlich und synthetisch. „Veränderungsprozesse sind nie linear“, hob Anthes hervor. Stattdessen entstehe Zukunft oft aus einer Synthese von Trends und Gegentrends. Das zeige sich etwa in flexitarischen Produkten mit 50 Prozent Fleisch und 50 Prozent pflanzlich oder Bewegungen wie ‚Local Exotics‘ – der Lokalisierung exotischer Speisen, zum Beispiel Miso aus Gerste, und ‚Newstalgia‘ – der Neuinterpretation traditioneller Klassiker. Aus solchen Spannungsfeldern entwickelten sich neue Esskulturen und zukunftsfähige Modelle.
Wie schwer sich Innovation in Unternehmen durchsetzt, zeigten Jochen Matzer, Geschäftsführer von Food Harbour Hamburg, und Carsten Leo Demming, Studiengangsleiter BWL-Food Management an der DHBW Heilbronn, mit der neuen Studie ‚Bridging Barriers to Innovation: Reloaded‘. Darin haben sie einen historischen Tiefstand im Bereich von Innovationen festgestellt. Als größte Barriere ließ sich die Struktur der Unternehmen samt Silo-Denken und Bereichsegoismen identifizieren. Abteilungen arbeiteten isoliert nebeneinander, es fehle der notwendige Austausch. „Erst wenn Teams funktionsübergreifend zusammenarbeiten und eine gemeinsame Vision teilen, entsteht Raum für Neues“, so Matzer.
Auch was Künstliche Intelligenz angeht, so sei diese noch nicht in den Bereich von Forschung und Entwicklung durchgedrungen. Ihr Einsatz zur Optimierung von Produkten liegt nach dem ‚Digital Food Monitor‘ in Deutschland bei null Prozent, wie Studienautor Hendrik Haase eröffnete. Zwar rangiere Deutschland weit vorne bei der Nutzung von ChatGPT, Schlusslicht sei die Bundesrepublik jedoch in puncto Training und Weiterbildung. Dabei sehen 75 Prozent der Lebensmittelbranche großes Potenzial in KI. Genutzt wird sie bisher allerdings vor allem für Werbung und Marketing. Nur vier Prozent halten die politische Unterstützung im Bereich von KI für ausreichend und rund die Hälfte wünscht sich mehr Förderprogramme. „Man muss sich an Künstliche Intelligenz heranwagen – und Schritt für Schritt hineinwachsen“, meint Haase.
Die Spotlight-Session wurde vom Symposium Essen + Trinken als Impulsgeber und Einstimmung für das Event ‚Connect‘ veranstaltet, das am 10. März 2026 in München stattfinden wird – mit einem Dreiklang aus Konferenz, Food Arena plus Sense Lab und Networking.
Hier finden Sie das Programm sowie die Möglichkeit zur Anmeldung für das Connect 2026.