Bio Konserven

Immer was zu Hause

Im Bio-Bereich waren Konserven lange Zeit verpönt – nur frische Kost entsprach der „reinen Lehre“. Doch wünschen sich mittlerweile viele Kunden Convenience, weil es in der Küche schnell gehen soll oder man keine Möglichkeit hatte, einkaufen zu gehen. Und da kommt die Konserve gerade recht! Sie ist deswegen auch in fast allen Sortimenten zu Hause.

Das Wort Konserve kommt vom lateinischen „conservare“, und das heißt „bewahren“. Damit ist der Vorteil der Konserven schon umschrieben: Die Lebensmittel bleiben haltbar – oft über viele Jahre. Methoden dafür gibt es einige: Trocknen, Salzen, Zuckern, Säuern, mit Alkohol Versetzen, Tiefgefrieren – oder Erhitzen und das Nahrungsmittel sofort luftdicht im Glas oder der Dose verschließen. Diese letzte Art des Haltbarmachens  – und damit das, was man landläufig unter Konserve versteht – entdeckte der Koch und Konditor Francoise Nicolas Appert im Jahr 1804. Den Durchbruch schaffte die Konserve allerdings erst 1851 auf der Londoner Weltausstellung, als der Inhalt einer 38 Jahre alten Dose verkostet wurde und der Geschmack noch immer überzeugte. Angeblich ließen sich anschließend Adelige und Wohlhabende ganze Menüs nur noch aus Konserven zusammenstellen.

Konserve oft besser als frische Ware

Freilich verlor die Dosenkost an Ansehen, als die Wissenschaft feststellte, dass Vitamine bei der Erhitzung verloren gehen. Dies wurde im Laufe der Zeit wieder relativiert: Wenn zum Beispiel Gemüse zum optimalen Zeitpunkt erntefrisch verarbeitet wird, dann ist der Vitamingehalt oft sogar höher als bei Ware, die lange beim Anbauer, im Handel und/oder in der häuslichen Küche gelegen hat.

Inzwischen sind die Diskussionen weit gehend verstummt, weil Dose und Glas ihren Weg gingen und aus den Haushalten nicht mehr wegzudenken sind. Sie sind fester Bestandteil in der Vorratshaltung und sorgen dafür, dass eine Mahlzeit bequem zubereitet werden kann. Man denke zum Beispiel an Kompott aus dem Glas: kein Schälen, Schnippeln und Kochen, sondern Deckel ab und Genießen. Oder an den wohltuenden Griff zur Konserve, wenn man geschälte oder passierte Tomaten für die Soße braucht. Konserven finden sich deshalb in allen Sortimenten, zum Beispiel auch bei der Feinkost (siehe in diesem Heft „Bio-Feinkost: Von allem nur das Beste“).

Eine Marke – made in Bio

Ein Unternehmen, das sich im konventionellen Bereich einen guten Namen bei Gemüsekonserven gemacht hat, ist die Bonduelle GmbH. Das Unternehmen tat bereits 2001 den Sprung in das Bio-Sortiment und war nach eigenen Angaben der erste große Markenartikler für verarbeitetes Gemüse, der bereits Anfang 2002 seine Bio-Produkte mit dem Bio-Siegel kennzeichnete. Die eigenen Qualitätsansprüche gehen, so Bonduelle, über die der EG-Öko-Verordnung hinaus: In Zusammenarbeit mit den Produzenten werden die einzelnen Stufen von der Auswahl des Saatgutes bis über die Ernte hin zur direkten und schonenden Verarbeitung durch Bonduelle kontrolliert. Nur Landwirte, die nach den Verordnungen des organisch-biologischen Landbaus arbeiten, werden als Vertragspartner akzeptiert. Mittlerweile gibt es fünf 370-ml-Gläser mit Bio-Ware für den klassischen Lebensmittelhandel (Gemüsemischung Mexiko, Knackiger Gemüsemais, Erbsen, Erbsen mit Möhrchen und Grüne Brechbohnen).

Gewünscht: Mehr Regalplatz

Die Marschland Naturkost GmbH, Otterndorf, produziert seit mehr als zehn Jahren Bio-Sauerkonserven wie Gewürzgurken, Rotkohl, Sauerkraut, Rote Bete und Salate sowohl für den Handel als auch für die Industrieverarbeiter. Neu im Programm sind Bio-Rohkostsalate, Bio-Ananas und Tropischer Fruchtcocktail in Bio-Qualität. Die Verpackungsform ist Glas. Viele Jahre stellte das Unternehmen exklusiv die Marken „Bergquell Naturhöfe“ und „Martin Evers“ her und produziert seit 2001 die eigene Marke „Marschland Naturkost“. Sie ist das Label für den Naturkost-Fachgroßhandel, für den konventionellen LEH steht die Marke „Bio Fit“ zur Verfügung. Zudem werden auch Handelseigenmarken bedient.

Kontakte mit dem konventionellen LEH bestehen zu Rewe, Edeka (auch zu den regionalen Großhandlungen), Tengelmann, Tegut, Coop Kiel und  Bela. „Im Rahmen der BSE-Krise gab es eine Reihe von Einlistungen bei Handelspartnern, die sich dann leider nur vorübergehend mit Bio in unserem Sortiment beschäftigt haben“, erinnert sich Vertriebsleiter Reiner Koch. Mittlerweile sei die Nachfrage aber wieder größer geworden, vor allem aus dem Ausland. „Probleme haben wir immer wieder mit der Preisakzeptanz im Einzelhandel, weil die Bio-Rohstoffe  einfach erheblich teurer sind.“  Koch kritisiert, dass die LEH-Ketten unter ihrer eigenen Bio-Marke nur bis 200 Produkte führen. „Hier wünschen wir uns ein weiteres Öffnen für weitere Bio-Erzeugnisse im Markt, also mehr Regalplatz“.

„Ein Segmentder Zukunft“

Schon 1987 taten die Fleischwerke E. Zimmermann GmbH & Co. KG, Thannhausen, den Schritt in den jungen Bio-Markt. Das Traditionsunternehmen setzte dabei auf sein in mehr als einhundert Jahren gewonnenes Know-how und auf den Partner Bioland. Dessen Verbandsbetriebe liefern die Bio-Zutaten für die gesamte Range. Das Bio-Wurstsortiment umfasst Leber-, Jagd- und Schinkenwurst, Lyoner, Wiener Würstchen und Gulaschsuppe. Neu seit November 2005: Bio-Bohneneintopf mit frischem Gemüse und Bio-Rindfleisch.

Neu ist auch das Convenience-Produkt „Bio-Gemüse-Rösti mit Amaranth“ – nicht in der Dose, sondern in einer Hartschale mit signalstarkem Etikett für das SB-Regal. Eine Packung à 200 Gramm enthält fünf 40-Gramm-Röstis. Zielgruppe der kleinen, herzhaften Gemüsesnacks sind Kinder (Hauptmahlzeit) sowie Erwachsene (knusprige Beilage zu Hauptgerichten und Salat oder als vollwertige Zwischenmahlzeit).

Die Produkte werden von allen Vertriebstypen des konventionellen LEH geführt. Das Unternehmen unterstützt die Vermarktung mit POS-Material, Zweitplatzierungsdisplays, Deckenhängern, Regalstopper, Verkostungen und Werbung in Printmedien und im Internet. „Der Bio-Markt wächst stark. Es ist ein Segment mit Zukunft, da der Konsument immer mehr auf gesunde Ernährung achtet“, weiß Bettina Felix vom Produktmanagement. „Die Nachfrage nach Bio-Produkten wird in der Zukunft steigen. Mit dem positiven Aufschwung wollen wir mitwachsen und schauen zuversichtlich in die Zukunft.“

Gemüse und Obstin Glas und Dose

„Sehr hoffnungsvoll“ sieht auch Rainer Doppler von der Firmengruppe Anderst, Jagenbach/Österreich, in die Zukunft. Das Unternehmen ist in Europa mit Bio-Frischgemüse am Markt und vertreibt hauptsächlich direkt. Bio-Konserven unter der Marke „Austrian Finest“ – diverse Bio-Salate sowie gegarte und geschälte Biokartoffel in Klein- und Großverbrauchergebinden – sind relativ neu und werden derzeit nur in Asien angeboten. Der deutsche Markt, so Doppler, werde gerade bearbeitet.

Das niederländische Unternehmen Do-it bv, AK Barneveld, liefert unter der Marke „La Bioidea“ geschälte Tomaten, Tomatenstücke, Bohnen (Borlotti-,  Schwarze, große weiße, Cannellini- und Kidney-Bohnen) sowie Kichererbsen in Dosen. Im Glas sind Passata und Passata mit Basilikum, Tomatenkonzentrat, geschälte Tomaten, Ratatouille, Tomatensoßen (Bolognese, Basilico, Siciliano, Champignon), getrocknete Tomaten auf Öl, Tomatenketchup, Pesto (Rosso, Genovese, Siciliano) sowie grüne Oliven (mit Kräutern, mit Paprika, mit Knoblauch) und schwarze Oliven zu haben. Der Bezug geht über Großhändler.

Interesse an einer Belieferung des konventionellen LEH bekundet Pripa Exotic Fruchtimport, Wörthsee. Das Unternehmen liefert Ananasstücke in eigenem Saft, Fruchtcocktail in Ananassaft, Kokosnussmilch und -creme in Gläsern und Dosen. Die Produkte stammen aus kontrolliert biologischem Anbau aus Sri Lanka. Das Unternehmen geht zuversichtlich in die Zukunft, denn, so erwartet Geschäftsführer Priyantha Palihawadana: „Der Verbraucher wird immer bewusster einkaufen. Die Nachfrage nach biologisch kontrollierten Produkten wird weiter steigen.“

lse Raetsch

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