Start / Ausgaben / BioPress 57 - November 2008 / Mit Bio-Frische punkten

Mit Bio-Frische punkten

Dem LEH bieten sich Chancen zur Profilierung gegenüber dem Discount

Die Bio-Welle hat inzwischen auch die deut­schen Großmärkte erfasst, berichtete Fruchthändler Peter Grundhöfer auf dem 3. Bio Handels-Forum in einer Diskussionsrunde. Sie versorgen überwiegend Wochenmärkte und Großverbraucher und bieten dem selbständigen qualitätsorientierten Handel Bio-Zusatzsortimente, die die Zentralen der Ketten nicht vorhalten. Peter Grundhöfer, Fruchthändler aus Frankfurt, verteilt von seinem Logistikzentrum O + G an den LEH und betreibt im Frischezentrum Frankfurt, wie der einstige Großmarkt heißt, einen Verkaufsstand mit konventioneller und biologischer Ware.


Peter Grundhöfer, Fruchthändler aus Frankfurt
17 Großmärkte haben sich in der GFI (Gesellschaft zur Förderung der Interessen der deut­­schen Großmärkte) zu­sam­mengeschlossen. Mit Werbung und Öffentlichkeitsarbeit werden Image und  Be­deu­tung der Großmärkte ge­stärkt. 140 Händler auf den deutschen Großmärkten füh­ren inzwischen ein Bio-Sortiment.

Peter Grundhöfer, der jahrzehntelange Erfahrung im Fruchtgeschäft besitzt, warnte davor, die Fehler der Vergan­genheit im Verkauf von Bio-Produkten zu wiederholen: "Wir müssen Bio lieben und pflegen, sonst wird es scheitern. Nur wer es auf seiner Stufe richtig macht, wird auf Dauer Erfolg haben." Das Unternehmen Grundhöfer selbst beliefert den Discount nicht.

Über die Rolle der preisaggressiven Teilsortimenter im Bio-Geschäft ist er sich im Klaren: "Vier bis acht Hauptartikel wird der Discounter gut und frisch machen und die Oberhand gewinnen. Der Fach­handel und die Supermärk­te müssen mehr tun". Erdbeeren, Himbeeren und aus regionaler Erzeugung müssen Vollsortimenter und Spezialgeschäfte tagesfrisch führen.


Podium: (v. li. n. re.) Peter Grundhöfer, Heinrich Kirchner, Bruno Jöbkes und Frank Möckel


Moderation der Diskussionsrunde: Toralf Richter, Bio Plus AG
Moderator Toralf Richter zeigt die aktuelle Lage auf: Die Bio-Sortimente sind trockenlastig mit wenig Wurst, Fleisch und Käse und müssen weiter entwickelt werden. Dabei kann sich der Vollsortimenter mit Bio-Frische vom Discount abheben. Edeka-Kaufmann Heinrich Kirchner aus Alzenau hat keine Angst vor Preisdruck: "Wir setzen auf Hochwertigkeit, auch konventionell. Obst und Gemüse war für uns der Bio-Einstieg". Kirch­ner hat mit Frische gepunktet: So hat er zweimal den Deutschen Fruchtpreis gewonnen und zweimal die goldene Selly. Das war zum Großteil dem einmaligen Bio-Frucht­sortiment zu verdanken.


Bruno Jöbkes von der Groß­schlachterei Thönes Natur
Der Handel kann sich mit frischem Bio-Fleisch und -Wurst profilieren, wenn ein Metzger hinter der Theke steht, der das Sortiment mit Überzeugung vertrittt, wie Geschäftsführer Bruno Jöbkes von der Groß­schlachterei Thönes Natur aus­führte. Der Preisabstand zum konventionellen ist hoch;
Beratung, Service und Qualität müssen das rechtfertigen. Thönes bietet ein Vollsortiment für die Theke  und die Selbstbedienung. "Wenn der Handel breite Angebote macht und nicht nur die Kern­artikel führt, zeigt er Kompetenz und lockt die Kunden", weiß Jöbkes aus Erfahrung.

Der selbstständige Edeka-Händ­ler Kirchner hat Bio-Fleisch eines regionalen An­bieters in Hessen ins Sortiment aufgenommen: "Bio-Fleisch erfordert Erfahrung. Wir haben gute Erfolge", be­stätigt der Kaufmann. Kirchner räumt aber ein, dass die Ab­schriften bei O+G und Mo­pro höher sind als im konven­tionellen: "Wenn man Bio voranbringen will, muss man Geld in die Hand nehmen."


Frank Möckel
Wer Bio-Wurst im Sortiment hat braucht auch Bio-Brot. Die Glockenbäckerei, ein Produk­tionsbettrieb der Rewe, backt frisches Brot. "An 240 Backständen haben wir begonnen. Nach dem Erfolg im Vorkassen-Bereich haben wir das Sor­timent ausgedehnt auf verpackte biologische SB-Ware in den Märken", erklärt Frank Möckel. Dabei laufen Brot und Brötchen am besten: "Mit Süßgebäck tun wir uns schwer." Hier gilt wie beim Fleisch: Kom­petenz durch Schulung von den Führungskräften bis zu den Fach-Verkäuferrinnen lautet das Erfolgsrezept. 

Anton Großkinsky

Impuls-Vortrag Peter Grundhöfer:

3bhf_2008_09_16_5_O+G.mp3 3bhf_2008_09_16_5_O+G.mp3 (2.66 MB)

 

Experten-Gespräch moderiert von toralf Richter:

3bhf_2008_09_16_6_Supermarkt_Frische.mp3 3bhf_2008_09_16_6_Supermarkt_Frische.mp3 (11.04 MB)

[ Artikel drucken ]