Mit Bio-Frische punkten
Dem LEH bieten sich Chancen zur Profilierung gegenüber dem Discount
Die Bio-Welle hat inzwischen auch die deutschen Großmärkte erfasst, berichtete Fruchthändler Peter Grundhöfer auf dem 3. Bio Handels-Forum in einer Diskussionsrunde. Sie versorgen überwiegend Wochenmärkte und Großverbraucher und bieten dem selbständigen qualitätsorientierten Handel Bio-Zusatzsortimente, die die Zentralen der Ketten nicht vorhalten. Peter Grundhöfer, Fruchthändler aus Frankfurt, verteilt von seinem Logistikzentrum O + G an den LEH und betreibt im Frischezentrum Frankfurt, wie der einstige Großmarkt heißt, einen Verkaufsstand mit konventioneller und biologischer Ware.
Peter Grundhöfer, Fruchthändler aus Frankfurt17 Großmärkte haben sich in der GFI (Gesellschaft zur Förderung der Interessen der deutschen Großmärkte) zusammengeschlossen. Mit Werbung und Öffentlichkeitsarbeit werden Image und Bedeutung der Großmärkte gestärkt. 140 Händler auf den deutschen Großmärkten führen inzwischen ein Bio-Sortiment.
Peter Grundhöfer, der jahrzehntelange Erfahrung im Fruchtgeschäft besitzt, warnte davor, die Fehler der Vergangenheit im Verkauf von Bio-Produkten zu wiederholen: "Wir müssen Bio lieben und pflegen, sonst wird es scheitern. Nur wer es auf seiner Stufe richtig macht, wird auf Dauer Erfolg haben." Das Unternehmen Grundhöfer selbst beliefert den Discount nicht.
Über die Rolle der preisaggressiven Teilsortimenter im Bio-Geschäft ist er sich im Klaren: "Vier bis acht Hauptartikel wird der Discounter gut und frisch machen und die Oberhand gewinnen. Der Fachhandel und die Supermärkte müssen mehr tun". Erdbeeren, Himbeeren und aus regionaler Erzeugung müssen Vollsortimenter und Spezialgeschäfte tagesfrisch führen.
Podium: (v. li. n. re.) Peter Grundhöfer, Heinrich Kirchner, Bruno Jöbkes und Frank Möckel
Moderation der Diskussionsrunde: Toralf Richter, Bio Plus AGModerator Toralf Richter zeigt die aktuelle Lage auf: Die Bio-Sortimente sind trockenlastig mit wenig Wurst, Fleisch und Käse und müssen weiter entwickelt werden. Dabei kann sich der Vollsortimenter mit Bio-Frische vom Discount abheben. Edeka-Kaufmann Heinrich Kirchner aus Alzenau hat keine Angst vor Preisdruck: "Wir setzen auf Hochwertigkeit, auch konventionell. Obst und Gemüse war für uns der Bio-Einstieg". Kirchner hat mit Frische gepunktet: So hat er zweimal den Deutschen Fruchtpreis gewonnen und zweimal die goldene Selly. Das war zum Großteil dem einmaligen Bio-Fruchtsortiment zu verdanken.
Bruno Jöbkes von der Großschlachterei Thönes Natur Der Handel kann sich mit frischem Bio-Fleisch und -Wurst profilieren, wenn ein Metzger hinter der Theke steht, der das Sortiment mit Überzeugung vertrittt, wie Geschäftsführer Bruno Jöbkes von der Großschlachterei Thönes Natur ausführte. Der Preisabstand zum konventionellen ist hoch;
Beratung, Service und Qualität müssen das rechtfertigen. Thönes bietet ein Vollsortiment für die Theke und die Selbstbedienung. "Wenn der Handel breite Angebote macht und nicht nur die Kernartikel führt, zeigt er Kompetenz und lockt die Kunden", weiß Jöbkes aus Erfahrung.
Der selbstständige Edeka-Händler Kirchner hat Bio-Fleisch eines regionalen Anbieters in Hessen ins Sortiment aufgenommen: "Bio-Fleisch erfordert Erfahrung. Wir haben gute Erfolge", bestätigt der Kaufmann. Kirchner räumt aber ein, dass die Abschriften bei O+G und Mopro höher sind als im konventionellen: "Wenn man Bio voranbringen will, muss man Geld in die Hand nehmen."
Frank MöckelWer Bio-Wurst im Sortiment hat braucht auch Bio-Brot. Die Glockenbäckerei, ein Produktionsbettrieb der Rewe, backt frisches Brot. "An 240 Backständen haben wir begonnen. Nach dem Erfolg im Vorkassen-Bereich haben wir das Sortiment ausgedehnt auf verpackte biologische SB-Ware in den Märken", erklärt Frank Möckel. Dabei laufen Brot und Brötchen am besten: "Mit Süßgebäck tun wir uns schwer." Hier gilt wie beim Fleisch: Kompetenz durch Schulung von den Führungskräften bis zu den Fach-Verkäuferrinnen lautet das Erfolgsrezept.
Anton Großkinsky
Impuls-Vortrag Peter Grundhöfer:
3bhf_2008_09_16_5_O+G.mp3 (2.66 MB)
Experten-Gespräch moderiert von toralf Richter: